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Washington, 30. Oktober. Ein Telegramm des amerikanischen Generalkonsuls in Guatemala meldet, daß die Eniption des Vulkans Santa Maria fortdaure. Bei Gue- zaltenango seien vulkanische Massen in einer Höhe von 6 Zoll niedergegangen. Die reichen Kaffeepflanzungen an den Küsten lägen 7 Fuß unter Sand und Asche begraben. Aus dem Departement Tombador wird gleichfalls von einer vulkanischen Eruption berichtet.
San Franzisko, 30. Oktober. Eine am Kaffeegeschäft interessierte Firma erhielt aus Guatemala von ihrem dortigen Vertreter ein Telegramm, demzufolge die Kaffezone zerstört und die Verluste sehr erheblich seien.
San Franzisko, 31. Okt. Ein Kabeltelegramm des Präsidenten von Guatemala an den Konsul in San Franzisko besagt, es sei wahr, daß ein Ausbruch des Vulkans erfolgt sei; es ist aber kein Schaden angerichtet worden.
San Francisco, 31. Okt. Seit Februar d. I. sind hier 2330 Personen an der Bubonenpest gestorben. Unter der weißen Bevökerung waren während der letzten 2^2 Jahre 65 Todesfälle infolge Pest zu verzeichnen. Der Vorsitzende des Gesundheitsamts erklärte, man brauche sich nicht zu beunruhigen. Es sei eben unmöglich, in der Chinesenstadt gute Gesundheitsverhältnisse zu schaffen, außer wenn man sie niederreiße. Die Bevölkerung müsse die Chinesenstadt verlassen und diese dann niedergebrannt werden.
Aokohama, 31. Okt. Der Kaiser von Korea hat eine Favoritin namens Om zum Range der Kaiserin erhoben.
Louis Botha veröffentlicht eine Erklärung, welche dar- thut, aus welchen Gründen die Burengenerale die Reise nach dem Kontinent unternahmen.
Der französische Senat nahm nach Besprechung der Interpellation über die Schließung der Kongregationsschulen mit 163 gegen 90 Stimmen eine Tagesordnung an, in welcher die Erklärung der Regierung gebilligt wird.
Die italienische Regierung hat sich gegenüber dem schweizerischen Bundesrate mit der bedingungslosen Uebertragung der Konzession für die Eisenbahn von der Schweizer Grenze (Simplontunnel) bis Jselle an den Bund einverstanden erklärt. _
Fünfzehn Vertreter der Grubengesellschaften im Pas- de Palais haben im Prinzip einer Zusammenkunft mit den Delegierten der Arbeiter zugestimmt.
In Venezuela haben abermals unentschiedene Kämpfe zwischen Castros und den Rebellen stattgefunden.
Einige hundert Mann der früheren Burenarmee haben der englischen Regierung ihre Dienste in Somaliland an- geboten. _
Der vom japanischen Kabinett genehmigte Flotten- vermehrungsplan weist eine jährliche Ausgabe von 16,500,000 Jen für 10 Jahre auf und sieht u. a. den Bau von drei Schlachtschiffen, drei großen gepanzerten Kreuzern und zwei kleinen Kreuzern vor.
Eine Schreckensnacht.
Wir haben in der letzten Nr. d. Bits, bereits über den gefährlichen Brand in der Stralauer Straße in Berlin berichtet, bei dem eine große Anzahl von Menschenleben gefährdet war, die durch die aufopfernde Thätigkeit der Feuerwehr gerettet wurden. Die Schreckcnsszenen. die sich hierbei abspielten, schildert im folgenden der Berl. Lok.-Anz.:
Die Situation, welche der erste eintreffende Zug aus der nahen Fischerstraße unter Kommando des Brandmeisters Leybold vorfand, war die allerkritischste. Man denke: ein zweistöckiges Haus Alt-Berlins aus der Mitte des 18. Jahrhunderts; im Vordergebäude der Laden des C. F. Neu- mannschen Drogengeschäfts mit dem anstoßenden Lagerraum, ebenso wie der Keller angefüllt mit leicht entzündbarem und unter Umständen auch explosiblen Waren. Darüber Wohnräume in zwei Stockwerken; ein sehr schmaler und enger Hofraum; rechts die Seitenflügel und anstoßend ein Quergebäude. All es das mit Wohnungen besetzt; mit kleinen Treppen und wenig Fenstern, lnft- und lichtlos, ganz in der Manier unserer Altvorderen. Was einst neu und glänzend war, ist in 150 Jahren ausgedorrt und vermorscht. Und nun plötzlich Feuer im Hause! Ein Feuer, das im Hausflur zu knistern beginnt, wo acht Sack Naphthalin aufgestapelt lagen, das dann plötzlich mir der Gewalt einer furchtbaren Explosion den gesamten Vorrat aufflammen läßt. Wie bei einem Brillantfeuerwerk die Fruergarben, so schießen plötzlich unter schußähnlichem Geräusch zahllose Flammen die Treppe, die zu den Wohnungen führt empor, Tie lecken an den Thüren, den Fensterkreuzen und überfliegen mit Schnelligkeit des Blitzes den Hof. Schon klettern sie dort von der Schwelle des Hinterhauses bis zum First empor. Die im Schlafe überraschten Bewohner mit Frau und Kind sind abgeschnitten. Die Treppen sind mcht mehr passierbar. Jammergeschrei und Wehruf tönt durch das Haus weithin auf die Straße. Nun, Retter, Ms!!
In diesem furchtbaren Augenblick kommt der 20. Zug uns der Fischerstraße angesaust. Schon von weitem Feuerschein, Hilferufe, Menschen, die im Nachtgewandte sich weit ous dem Fenster lehnen. Auf der Straße aber eine sich
drängende atemlose Menge. „Endlich!" Der Offizier gibt schon im Wagen einen kurzen Befehl; die Mannschaften sehen einander in die Augen, man redet nicht viel in solchen Momenten. Schon fliegt das Sprungtuch vom Wagen.
Z wird in einer Viertelminute ausgebreitet. Das Publikum leistet willig Dienste. Aber sofort ruft der Offizier mit starker Stimme: „Oben bleiben! Keinesfalls springen!!" Und die Menge nimmt die Mahnung hundertstimmig auf: Oben bleiben!!". . . Die große mechanische Leiter dehnt und spreizt sich. Bereits werden die Helme der Feuerwehr im ersten und zweiten Stockwerk sichtbar. Und schon dringen durch den brennenden Hausflur, durch Flammen und giftige Dünste die Sappeure in oen Hof ein. Einen Augenblick später prasseln die Hakenleitern; durch die zersplitterten Fensterscheiben strecken sie ihre Fangarme weit in die Zimmer hinein. „Ruhe da oben, Du Verzweifelter, der Du hilflos auf dem feuerumbrandeten Dache umher irrst! Wir erlösen auch Dich!"
So setzt das Rettungswerk ein, trotz der schrecklichen Situation ohne Ueberhastung und planmäßig. Die Mannschaften dringen auf den Leitern in die qualmerfüllten Wohnungen. Ihre Aufgabe ist in erster Linie eine beruhigende. Sie ermahnen die Bewohner zum Ausharren; sie erklären ihnen, daß in jedem Augenblick ihre Li ge sich bessern muß, da reichliche Hilfe unterwegs ist. Aber die Situation wird schließlich verzweifelt, die Sekunden dehnen sich für die Bedrohten zu Ewigkeiten. So werden nach und nach sieben Personen, vom Vorderhaus aus über die schwankenden Hakenleitern in Sicherheit gebracht. Fast glaubt man das Rettungswerk beendet. Der numerisch schwache Feucrwehrzug, der in jedem Augenblick Unterstützung erwartet, hat angesichts der bedrohten Menschenleben noch nicht einmal an das Löschgeschäft denken können. Da aber ertönen wieder verzweifelte Rufe: Zwei Kinder sind noch im Hinterhause! . . . Sofort stürmen zwei Feuerwehrleute ins Haus, rutschen knieend die qualmerfüllten Treppen ab und bringen die beiden, die sich irgendwo niedergehuckt hatten, in Sicherheit.
Nachdem die Hauptarbeit gethan, will eine kranke Greisin in ihrer Aufregung plötzlich durch das Fenster ans die Straße. Aber sie läßt sich beruhigen und verbleibt im Zimmer, während die jetzt machtvoll einsetzenden Dampfspritzen Waffermasseu in die Glut schleudern und die Gewalt ihrer Strahlen das wie Zunder brennende alte Gebälk vollends auseinanderreißt.
Auf der Sanitätswache in der Brüderstraße hatten die Aerzte lange Zeit mit der Familie des Portiers Lawrenz zu thun, die schwer unter dem scharfen Qualm gelitten hatte. Der kleine Hans Lawrenz hat einen Guß brennenden Zinks, das von der Dachrinne träufelte, auf das Ohrläppchen bekommen, eine Ucberraschung, die nicht zu den Annehmlichkeiten dieses Daseins gehört. Er machte aber, nachdem der erste Schmerz vorüber war, ein ganz vergnügtes Gesicht und erklärte dem Arzt: „Ich Hab' mir so gefreut, daß ich auf dem Wagen der Feuerwehr fahren durfte!"
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Die Arbeiten der Feuerwehr, deren Thätigkeit es zu danken ist, daß bei diesem gefährlichen Schadenfeuer kein ernsthaftes Unglück zu verzeichnen ist, zogen sich bis in die Morgenfrühe hin. Mit dem Bewußtsein, redlich das Ihre gethan zu haben, konnten Offiziere und Mannschaften von der Brandstelle abrücken. — Leider sind auch bei diesem Brande wieder mehrere dieser Braven durch schwere Rauchvergiftungen, namentlich durch die so gefährlichen Naphthalin- Dämpfe, zu Schaden gekommen. Ein Mann der 1. Kompagnie mußte noch während des Brandes in ein Krankenhaus geschafft werden; heute morgen aber meldeten sich noch sechs weitere Wehrmänner krank, die aber in ihren Wohnungen behandelt werden. Wahrscheinlich dürften noch weitere Erkrankungen folgen.
Vermischtes.
„Tick-Tack." Der F. Z.wird geschrieben: Die Ver. Uhrenfabriken von Gebrüder JunghanS und Thomas Haller in Schramberg bringen soeben eine „Lehruhr" auf den Markt, der Frau Marie v. Ebner-Escheudach ein warmes Geleitswort an die Jugend mitgegeben hat. Für die letztere ist nämlich die Lehruhr „Tick-Tack" bestimmt: „Tick-Tack" wir deshalb nicht zusammengesetzt versandt, sondern in den einzelnen Bestandteilen. Beigegeben ist eine genaue Anweisung zur Zusammensetzung, sowie eine Tafel mit den Abbildungen der verschiedenen Uhrbestandteile. Die letzte Hand an das Werk zu legen und die Uhr als fertiges Ganzes aus ihren Teilen erstehen zu lassen, ist also Aufgabe der kleinen Leute, denen sie gewidmet ist. Und die Arbeit ist eine ebenso nützliche wie unterhaltende; sie bildet das Auge und die Hand und macht das Kind mit dem sinnreichen Mechanismus des Uhrwerks bekannt. Unterhaltende Lehrmittel gibt es heute gar manche, vom einfachen Baukasten bis zu der wirklich mit Dampf getriebenen Miniaturlokomotive. Was aber die „Lehruhr" von ihnen unterscheidet, ist, daß es nicht bei einer immerhin nützlichen lehrreichen Spielerei bleibt, sondern daß sie zu einem unmittelbaren praktischen Resultat führt; das Kind, das die keineswegs schwierige Aufgabe löst, empfindet nicht nur das Gefühl der Befriedigung über seine Leistung, sondern ist auch im Besitze einer hübschen, gutgehenden Schwarzwälder Wanduhr. Dem Schreiber dieser Zeilen, der schon seit vielen Lustren kein Kind mehr ist, hat der Versuch, den Uhrmachern ins Handwerk zu pfuschen, eine ganz willkommene Unterhaltung gebracht. — vr. v. 8.
Das Ende eines Tauergiingers. Aus Athen schreibt man dem Berl. Lok.-Anz.: Nach längerem Aufenthalt in Athen wandte sich der auf einer Fußwanderung begriffene Franzose Charles Wang der Stadt Janina zu. Unterwegs
wurde er jedoch von bulgarischen Räubern angegriffen. Sic mißhandelten den Wang zum Geleit mitgegebenen Soldaten und trieben ihn in die Flucht. Nun plünderten sie Wang selbst aus, schleppten ihn mehrere Tage mit sich herum und ließen den tief erschöpften Mann dann endlich frei. Nachdem sich der unglückliche Dauergänger nach seinem Eintreffen in Janina etwas erholt und sich neues Geld verschafft hatte, setzte er seine Wanderung fort. Außerhalb Janinas aber verirrte sich der Führerlose und ging elend zu Grunde. Karrenführer brachten seine Leiche nach Janina, wo der Unermüdliche die letzte Ruhe fand.
Landwirtschaft, Handel und Verkehr.
.Nagold, 1. Nov. Der heute hier stattgefundene Schweinemarkt war bezüglich der Läuferschweine schwach, bezüglich der Saugschweine sehr gut befahren. Die Handelslust war flau und die Preise nieder. Zugeführt wurden: 12 Stück Läuferschweine, wovon 1 Paar um SO TL und 1 Paar um 60 TL verkauft wurde. Ferner waren zu Markt gebracht: 60 Stück Saugschweine; hievon wurden 24 Stück abgesetzt. Der Preis belief sich auf 22—27 TL pro Paar.
r. Stuttgart, 1. Nov. (Schlachtoiehmarkt.) Zugetrieben wurden : 21 Ochsen 74 Farren 6S Kalbeln und Kühe 216 Kälber 414 Schweine. Unverkauft blieben: — Ochsen 31 Farren 32 Kalbeln und Kühe — Kälber SO Schweine. Erlös aus 4^ Schlachtgewicht: für Ochsen 71—73 ^ Farren SS—S9 ch, Kalbeln und Kühe 36—6S Z, Kälber 74—84 T Schweine 60-68 ^>. Verlauf des Marktes: Verkauf schleppend.
Hcrbstnachrichteu.
Bcutelsbach, 31. Okt. Käufe zu 100—115 TL. Vorrat noch ca. 100 Hl. Käufer erwünscht.
Großheppach, 31. Okt. Lese heute beendigt. Käufe zu 105, 110 und 112 TL. pro 3 Hl. Vorrat noch 500 Hl. gute Weine.
Korb-Steinrcinach, 31. Okt. Weitere Käufe zu 120, 122 und 125 TL. Vorrat noch ca. 2500 Hl. Käufer willkommen.
Winnenden, 31. Okt. Noch viele gute Reste feil. Käufer erwünscht.
Stetten i. N., 31. Okt. Preise gleichbleibend auf 100 Einige Käufe auch zu 105 und 108 -T. Noch viel Vorrat.
Eßlingen, 31. Ok. Ges.-Kelter: Lese beendigt. Noch Vorrat. Heute Käufe zu 138—150 ^ p. 3 Hl. Verkauf gut. Früher Eitel'sche Kelter: Noch ziemlich Vorrat. Preise nicht gestiegen. St. Bernhardt: Vorrat 60 Hl. Verkauf ordentlich. Liebersbronn: Vorrat 40 Hl. Heute verkauft zu 95—100TL pro 3Hl. Käufereingel. Rüdern: Vorrat 80 Hl. Käufe zu 110—130 ^ p. 3 Hl. Verkauf ordentlich. Käufer erwünscht. Wäldenbronn: Vorrat 60 Hl. Preise nicht gestiegen. Verkauf flott.
Hedelfingen, 31. Okt. Lese nahezu beendigt, Qual, gut. Verkäufe zu 110, 115 und 120 TL pro 3 bl. Noch viel Vorrat. Käufer erwünscht.
Fellbach, 31. Okt. Mittelgewächs 100—115 TL. Bergwein 1 Kauf zu 140 TL pro 3 kl. Lese heute beendigt. Verkauf ordentlich, aber noch viel Vorrat. Käufer erwünscht.
Rothenberg, 31. Okt. Käufe zu 120, 130, 135 TL p. 3 bl., noch Vorrat 300 Ick, Verkauf langsam. Käufer eingel.
Für November und Dezember, wie auch für November allein, nehmen sämtliche Postämter und Landpostboten Bestellungen auf den
Gesellschafter
immer noch an. — Der Preis für diese beiden Monate beträgt bei der Post 81 Pfg., für November allein 41 Pfg.
Literarisches.
Ein Band persönliche Erinnerungen an den Fürsten Bismarck, herausgegeben von Sidney WHilm an', ist soeben erscheinen, unv manches Neue, für den Gefühls- und Jn- teressenkreis Bismarcks Charakteristische bringen: auch das politische Gebiet wird nicht unberücksichtigt bleiben.
Friedrich Ludwig Jahn. Ein Lebensbild zu seinem SO. Todestag, dem 15. Okt, 1902, von G. Thu m m Ravensburg, Heilbronn. Karl Rembold. Der Verlag des Turnblatts aus Schwaben hat die erschienene Jahnbiografie aus der Feder seines bewährten Schriftleiters, Obecl. Thumm in Ravensburg, in Sonderabdruck als Broschüre erscheinen lassen. Das sorgfältig dnrchgearbeitete Karakter- bild hat schon bei seinem Erscheinen im Turnblatt so lebhaften Beifall gefunden, daß die Herausgabe in Buchform vielen Freunden der Turnsache willkommen sein wird.
Stuttgart und Umgebung in Wort und Bild. Bearbeitet von Gustav Slroehmseld. Enthält den Neuesten Plan von Stuttgart 1 Panorama vom Kernen (Albansicht), 1 Wegkarte von Stuttgart und Umgebung (die offizielle des Alvereins), 1 Ausschnitt aus der Generalkarte des Königreichs Württemberg, bearbeitet vom statistischen Landesamt, und ist sonach wegen dieser Karten- Beilagen von keinem anderen Führer erreicht, ebenssowenig in Bezug auf die Reichhaltigkeit seines Jllustrationsschmuckes. Wer nach Stuttgart reist, sich daselbst aufhalten muß oder eine Erinnerung an Stadt und Umgebung bewahren will, kaufe diesen Führer. Er ist der brauchbarste, inhaltreichste und dabei gleichzeitig ein kleines Prachtwcrk. Preis 2 TL
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