Ausland.
Zürich, 14. Aug. Aus allen Teilen der Schweiz werden neuerdings starke Schneefälle gemeldet. In der Nähe von Luzern reicht der Schnee bis in die Thäler.
Remiremont, 14. Aug. Die Gipfel der umliegenden Berge sind mit Schnee bedeckt und aus den meisten Ortschaften wird über heftiges Schneegestöber berichtet. Das Thermometer ist unter Null gesunken.
Haag, 15. Aug. Der Prinzgemahl hatte kürzlich, wie der Sißcle erzählt, ein unangenehmes Abenteuer zu bestehen gehabt. Er besuchte hier eine Werft, und ein nach Java bestimmter Dampfkessel neuester Bauart reizte seinen Wissensdurst derart, daß er in das Innere des Kessels Hinabstieg, um ihn genau zu besichtigen. Plötzlich fehlte es zu dieser Besichtigung an dem nötigen Licht. Der Deckel des „Mannlochs" hatte sich geschlossen und ließ sich trotz aller Anstrengungen nicht wieder öffen. Nur durch Aufbrechen der Seitenwand des Kessels gelang es nacheinstündiger schwerer Arbeit den Prinzgemahl aus seinem sonderbaren Gefängnis zu befreien, das er gesund und munter verließ. Der Siöcle erinnert im Scherz an die bekannte Anekdote, in der eine Frau ihrem ebenfalls in den Dampfkessel gefallenen Gatten nur gegen sein feierliches Versprechen wieder heraushilft, sie nicht mehr prügeln zu wollen. Das Blatt meint jedoch nicht, daß es Königin Wilhelmina nötig hätte, ein solches Verfahren einzuschlagen.
Paris, 13. Aug. Siam ersuchte die französische Regierung um Ueberlassung eines höheren Beamten, welcher eine wichtige Verwaltungsstelle in Bangkok erhalten soll. Damit will Siam anscheinend die bevorstehenden Pariser Verhandlungen angenehm eiuleiten.
London, 15. Aug. Daily Expreß meldet aus Panzer: In Fez sei die Nachricht eingetroffen, daß der Stamm der Aijudzi im Atlas-Gebiet zwischen Fez und Tecla einen Aufruhr angestiftet hat. Der Gouverneur sei getötet, Frau und Kinder mitgeschleppt worden. Andere Beduinenstämme hätten sich dem Aufruhr angeschlosseu. Es werden blutige Kämpfe zwischen den Beduinen und den Truppen erwartet, welche die Regierung in der Stärke einer Division entsenden wird.
London, 14. Aug. Gerüchtweise verlautet, Lord Roberts beabsichtige als Oberstkommandierender zu demmissio- nieren. Er wurde vom König empfangen und soll diesem seinen Wunsch mitgeteilt haben. — Als Nachfolger des am 30. September 70 Jahre alt werdenden Lord Roberts wird der Herzog von Connaught genannt.
London, 14. Aug. Ueber die Reisepläne des königlichen Paares wird jetzt berichtet, daß der König und die Königin heute am Donnerstag nach.Cowes zurückkehren und daselbst bis zum 20. ds. Mts. verbleiben werden. Wie verlautet, soll der Monarch dort den Schah von Persien erwarten. Weiter ist bis jetzt nur gestimmt, daß der König einige Zeit auf Schloß Balmoral in den schottischen Bergen verbringen wird.
London, 14. Aug. Die Krönung König Eduards wird den englischen Staat 125,000 Lstrl. (2V- Mill. Mk.) kosten. Eine Wiederholung der Krönungsbeleuchtung vom Samstag fand am Sonntag und Montag statt, und abermals wogten Hunderttausende von Menschen in den Hauptstraßen auf und ab. Das Gedränge war vielfach geradezu lebensgefährlich, obwohl die Polizei während der Illumination in den Hauptstraßen jeden Wagenverkehr abgeschuitten hatte. Besonders in den späteren Abendstunden wurde unter dem Einflüsse der üblichen Trunkenheit und Radausucht das lärmende Element der vom Ostend der Metropole herbeigeströmten niederen Volksschichten allzusehr bemerklich. Eine Londoner Volksmenge ohne betäubenden und ohrenzerreißenden Lärm, ohne Gebrüll und Geben! und trunkenen Tanz-Orgieu in den Straßen ist gar nicht denkbar, und fehlte auch nicht bei dieser Keönungsfeier. Es werden übrigens noch verschiedene Unglücksfälle bekannt, die am Krönungstag selbst passierten. Im Hyde-Park stürzte ein Wachtmeister von einem kolonialen Reitercorps derartig von seinem Pferde, daß er mit zerbrochenem Schädel und gebrochenen Armen und Beinen bewußlos ins Hospital getragen werden mußte. In White- Hall verlor der Führer eines Motorwagens die Kontrolle über sein Fahrzeug, welches mit voller Wucht in eine Abteilung Infanterie hineinsauste und neun von den braunen Burschen mehr oder weniger schwer verwundete, so daß sie alle ins Hospital geschaft werden mußten, wo zwei mit zerschmettertem Schädel hoffnungslos darniederliegen. Noch viele andere Unglücksfälle, die allerdings nicht von großer Bedeutung waren, ereigneten sich unter dem Militär wie auch im Publikum, und auch ein paar Konstapler mußten ins Hospital wandern, weil sie von Pferden getreten oder von Wagen umgerannt worden waren.
London, 14. Aug. Der König ist von London abgereist, um sich ans seine Jacht nach Cowes zu bewegen. Wie verlautet, wird er in den nächsten Tagen eine Seefahrt an- treten. Auf den Aufenthalt an der Südküste Englands soll ein solcher in den schottischen Hochlanden folgen, der sich bls ln den Herbst erstrecken könnte.
London, 14. Aug. Kaum daß König Eduard nach Ueberwiudung aller Hindernisse gekrönt worden ist, so entsteht ihm auch schon ein Nebenbuhler, und zwar in dem Lande, in dem man über nichts erstaunen darf, in Amerika. Daselbst hat ein Mann, über den noch nichts näheres bekannt ist, als daß sein Name John Pope Hodnett ist, herausgefunden, daß er in direkter Linie von König Johann I. abstamme. Er soll die Absicht haben, seine Ansprüche auf den Thron geltend zu machen, und sich, wenn er damit durchgedrungen ist, Johann II. zu nennen. Demnach dürfte London abermals vergnügten Krönungstagen entgegensehen.
Krakau, 14. Aug. Nach einer hier eingetroffenen Privatmeldung wurde das Attentat auf den Gouverneur
von Charkow, Fürsten Obolenski, im Aufträge des revolutionären Zentralkomitees ausgeführt. Dieses hatte den Fürsten zum Tode verurteilt, weil er anläßlich der jüngsten Unruhen über zahlreiche Studenten so unmenschliche Prügelstrafen verhängte, daß diese unter den Händen der sie strafenden Kosaken als förmliche Fleischklumpen liegen blieben. Da Fürst Obolenski einen Dowepanzer getragen haben soll, kam er mit einer leichten Halswunde davon.
Korea, 14. August. Die Cholera nimmt einen bedrohenden Umfang an, sie verbreitet sich über ganz Südkorea.
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Lukas Meyer über den Burenkrieg.
Der kürzlich verstorbene Burengeneral Lukas Meyer ist einige Tage vor seinem Ableben von dem Londoner Korrespondenten der Chicago Daily News interviewt worden. Der General sagte im Wesentlichen folgendes:
„Die Buren haben von Anbeginn des Krieges genau gewußt, daß sie ihren Kamps selbst, ohne auswärtige Beihilfe, anszukämpfen haben würden. Ein Teil, aber nur ein geringer Teil meiner Landsleute hoffte allerdings, daß einige Mächte, namentlich die Vereinigten Staaten von Amerika, uns helfen würden; aber Joubert, Cronje, Botha, Delarey und Dewet haben nie auf Hilfe vom Ausland gerechnet und waren demnach später über die ablehnende Haltung der Vereinigten Staaten nicht enttäuscht.
Botha, Delarey und Dewet beabsichtigen, nach Amerika zu reisen, nicht, um dort Hilfe irgend welcher Art zu erbitten, sondern um amerikanische Farmen und Farmer zu studieren, wir haben die amerikanische Landwirtschaft immer als mustergültig betrachtet. Die Buren wollen in Südafrika bleiben; sie wollen in dem Lande ihrer Geburt auch ferner Gedeihen und Glück zu finden suchen. Noch ist das Land unser, wenngleich in Prätoria jetzt eine andere Regierung herrscht.
Ich glaube nicht, daß die in Südafrika bestehenden Rassenunterschiede so bald wieder zu einem Kriege führen werden. Wir Buren haben den Verlust unserer nationalen Unabhängigkeit allerdings nicht lächelnden Antlitzes hingenommen: wenn aber die britische Regierung alles das thut, was sie den Buren und Afrikandern versprochen hat, so werden Brite, Bur und Afrikander unter den neuen Verhältnissen friedlich neben einander wohnen.
Landwirtschaft, Handel und Verkehr.
Nagold, 16. August. Der heute hier abgehaltene Schweinemarkt war schwach befahren, Käufer waren jedoch genügend anwesend. Zugeführt wurden 24 Stück Saug- schweine, welche sämtliche verkauft wurden. Der Preis betrug 32—40 ^ pro Paar. Weiter wurden zugesührt 2 paar Läuserschweine, für welche Liebhaber nicht zu finden waren.
Der Verband Deutscher Knrzwaren und Posamenten- Geschäft zu Weimar hielt seinen diesjährigen Sommerkongreß von 23. bis 27. Juni er. in den drei größten Etablissements von Weimar ab. Die Generalversammlung sowie die reich beschickten Ausstellungen waren von etwa 250 Mitgliedern und deren Angestellten sowie von 100 Lieferanten besucht. Die wohlorganisierte Sonder-Ausstellung von gewissen Stapelartikeln, die bezüglich der Preise und Qualitäten jedesmal einer peinlichen Vorprüfung unterworfen werden, bot auch dieses Mal den Mitgliedern Gelegenheit. in den gangbarsten Artikeln und Schlagern der Saison äußerst vorteilhaft einzukaufen, wodurch sie in den Stand gesetzt werden, daheim, am Sitze ihres Geschäfts, jeder — auch der größten — Konkurrenz gewachsen zu sein.
Alles, was über den Rahmen der Sonder-Ausstellung hinausgeht. war auf der Haupt-Ausstellung vertreten, die allein die Säle zweier großen Etablissements für sich beanspruchte. Hier entfaltete sich in großen Zügen ein Bild der neuesten Erscheinungen der Mode. Durch übersichtliche Anordnung der verschiedenen Artikelgruppen wurde eine schnelle und vorzügliche Orientierung über die letzte Neuheiten und sonstiges Interessante des speziellen Branchenmarktes ermöglicht.
Die großartige Organisation dieses ersten und ältesten Einkaufsverbandes der Kurzwaren- und Posamentenbranche gestattete seinen Angehörigen, auf diesen Ausstellungen binnen kürzester Zeit ihre Hauptaufträge zu erteilen. Obgleich keinerlei Kaufzwang herrscht und zedes Mitglied ganz nach freiem Ermessen und Bedarf einkaufen kann, kommen infolge der gediegenen Vorbereitungen der Direktion so kolossale Umsätze zu Stande, daß es für die äußerst günstige Einkaufsgelegenheit keines weiteren Beweises bedarf.
Die letzte Jahresbilanz vom 31. Oktober v. I. wies folgende Umsätze auf:
o) aus Zentrallager-Bezügen .Mk. 1253 596,02
b) aus Delcrederebezügen „ 1708 635,48 Mk. 2962231,50
e) aus beiden Jahres-
Haupt-Ausstellungen . Mk. 433 472,00 ä) aus beiden Jahres-
Sonder-Ausstellungen „ 300445,15
e) aus Nachbestellungen „ 1315384,00
k) aus Sammelaufträgen
auf div. Stapelartikel „ 150696,00 „ 2199997,15
alle sonstigen, mit der Zentrale nicht ver- rechenbaren Geschäftsumsätze der Mitglieder nach fortlaufender Schätzung „ 8190072,00
Diese Zahlung sprechen für sich selbst, sowie für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Mitgliedes dieser bedeutenden Einkaufsgenossenschaft. Mitglied derselben ist in Nagold die Firma Hermann Reichert.
r. Stuttgart, 14. Aug. Die etwas günstigere Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, welche vor kurzem durchgedrungen war, hat nun wieder an der Börse dem alten Pessimismus das Feld räumen müssen infolge der allgemeinen Unsicherheit in der Eisenindustrie und der ungünstigen Berichte mehrerer Elektri- zitälsgesellschaften. Da auch von auswärts jegliche Anregung fehlte, zeigten die deutschen Börsen nur geringe Kauflust. Diese allgemeine Verstimmung sollte aber noch weitere Nahrung erhalten durch die unerwartete Nachricht von den enormen Verlusten der deutschen Genossenschaftsbank in Berlin. Wenn es sich auch hier um einen Einzelfall handelte, so hatte doch der ganze Bankenmarkt unter dem Druck der schlimmen Nachricht zu leiden; doch nahmen die Kursrückgänge keinen all zu großen Umfang an, da gleichzeitig auf dem Kohlenmarkte, ohne daß hiefür sachliche Gründe nahmhaft gemacht
werden konnten, eine mäßige Besserung hervortrat. Im weiteren Verlaufe zeige sich auch lebhafteres Interesse für Hüttenaktien, das sich bald auch auf den gesamten Montanmarkt und schließlich auch auf den Bankenmarkt günstig einwirkte, sodaß der schlechte Eindruck der Veröffentlichung der Deutschen Genossenschaftsbank wieder verschwand und selbst die Aktien dieses Unternehmens sich wieder etwas erheben konnten. In deutschen Staatspapieren vollzogen sich fortgesetzt Realisationen. Trotz schwächerer Meldungen aus London konnte sich die allgemeine Besserung, namentlich auf dem Montanmarkte, ziemlich gut behaupten, bis am Schluffe der Berichtswoche eine neue Abschwächung eintrat. Im einzelnen lassen wir hier einige Preisunterschiede gegenüber dem Schluffe der Vorwoche folgen: Staatsbahn —1,40, Lombarden -s- 0,70, Gotthardtaktien ff-1,40, Reichsbankanteilscheine — 0,50, Berliner Handelsgesellschaft — 1,20, Darmstädter Bank —1,30, Deutsche Bank —0,70, Nationalbank —0,70, Diskonto Kommandit — 1,50 österr. Kreditaktien —0,60, Köln- Rottweiler Pulverfabrik ff- 1, Dynamit Trust war behauptet, Boch- umer Gußstahl — 1,50, Dortmunder Union — 1, Laurahütte — 1,50 Gelsenkirchener ff-2,20, HarpenerZBergbau ff-0,40, 3°/,ige deutsche Reichsanleihe — 0,10 5"/„ige italienische Rente ff- 0,20, 4°/ffge ungar. Kronenrente war behauptet, Russische Banknoten ff- 0,05, der Privatdiskont fiel von 1'ff,//« auf IffZff- Auf den Petroleummärkten waren Tendenz und Preise unverändert. Auf den einheimischen wie den transatlantischen Getreidemärkten trat im allgemeinen eine feste Stimmung zu Tage. In Berlin stieg Weizen per Sept. von 155,75 auf 159, per Oktober von 154,75 auf 155,75 und per Dez. von 154,75 aus 155,25; Roggen stieg per Sept. von 138,75 auf 142, per Oktober von 134,75 auf 137,25 und per Dez. von 133,50 auf 135,25. In New-Aork war Weizen per Sept. mit 73^/. behauptet, ging per Dez. von 781/; auf 73ffz zurück und stieg per Mai von 73ffz auf 73ffg. Die Baumwollmärkte zeigen sowohl für Speku- lations wie für Konsumzwecke wieder etwas mehr Kauflust. Da gleichzeitig die Ernteberichte aus Amerika nicht mehr so günstig lauten wie vor dem, konnten die Preise bei der erhöhten Nachfrage eine mäßige Besserung erzielen. Für amerikanische Sorten stiegen die Preise im Durchschnitt um 4 Points. Auf dem Baumwollgarn- und Tüchermarkt ist das Geschäft immer noch still. Doch konnten sowohl Spinner als Weber die Preise der Vorwoche behaupten. Die Zuckermärkte hatten in der abgelaufenen Woche ein ziemlich festes Gepräge. Rübenzucker 88°/„iges Rendement, stieg in Hamburg per Aug. von 6.07'ff auf 6.15, per Sept. von 6.12ff, auf 6.15 per Okt. von 6.47lff auf 6.50, per Dez. von 6.62'ff auf 6.65, war per März mit 6.85 unverändert und stieg per Mai von 6.97ff. auf 7.—. Die Kaffeemärkte sprachen sich in matter Haltung aus. (looü .1 vs- r«,^s 8s.nws fiel in Havre per Sept. von 35.50 auf 35, per Dez. von 36 auf 35.50, per März von 36.50 und per Mai von 37.— auf 36.50.
r. Stuttgart, 16. Aug. (Schlachtviehmark t.) Zugetrieben wurden: 29 Ochsen 40 Farren 54 Kalbeln und Kühe 188 Kälber 251 Schweine. Unverkauft blieben: — Ochsen 9 Farren 32 Kalbeln und Kühe — Kälber — Schweine. Erlös aus ff, ko; Schlachtgewicht: für Ochsen 70—72 ff, Farren 54—57 ff, Kalbeln und Kühe 60—65 ff, Kälber 80—85 ff, Schweine 72—75 Verlaus des Marktes: Verkauf etwas träg.
Eingesandt für den Gesellschafter
von am. verit.
Es sind jetzt bald 4 Wochen verstrichen, seit Prediger Schrenk die letzte seiner Versammlungen in der Stadtkirche zu Nagold hielt. Die Wogen der Bewegung, die damals geschwind hoch gingen, haben sich wieder gelegt, und ernste Gemüter fragen sich: was ist geblieben von der Begeisterung, die so plötzlich bei dem Erscheinen dieses Mannes durch unsere Gemeinde ging? Fast will es scheinen, als habe der gesalbte Prediger wenig bleibenden Segen hinterlassen, einem segenverheißenden Regenschauer gleich, dessen ersehnte Spende jedoch alsobald von der heißen Sonne wieder aufgesogen wird. Doch der Schein trügt. Der Wahrheitsfreund läßt sich von der Oberfläche nicht sogleich beirren, mag dieselbe auch dem Auge nichts besonderes bieten. Edle Früchte wachsen meistens langsam und edler Same braucht tiefen Boden. Edler Same aber ist ausgestrcut worden in den 12 Tagen der Vorträge Schrenks; wo tiefer Boden ist, da wird er wachsen. Und es ist noch Boden in unfern Gemeinden ; es ist noch ein Bedürfnis vorhanden nach der lautern Milch des Evangeliums. Die uralte Botschaft des Heils hat noch Zugkraft, denn es giebt noch Menschen, die den Druck der Sünde empfinden und den beschwerlichen Dienst der Eitelkeit satt haben. Es finden sich ja freilich, wie vor 2 Jahrtausenden am ersten Pfingstfest, bei solchen Gelegenheiten Stimmen genug, die da rufen: „Sie sind voll süßen Weins!" aber zur herzlichen Freude gereicht es allen Freunden des Reiches Gottes, daß noch viele unserer Christen das Feuer des heiligen Geistes verstehen und redliche Seelen fragen: „Was sollen wir thun?" — Leider wird ja mancher in den Versammlungen Erwärmte wieder abkühlen; manche bessere Einsicht wird dnrch Mangel an Ueberwindungs- kraft vorläufig ohne Erfolg bleiben, die Menge wird ihren vorigen Weg nicht verlassen und den verhängnisvollen Traum des Selbstbetrugs weiter träumen; aber dennoch bleibt Segen übrig. Viele Ohren haben den alten trauten Heimatklang aufs neue gehört und ihr Glauben und Hoffen, Kämpfen und Dulden ist gestärkt worden; die Liebe des suchenden guten Hirten, des Freundes der „Zöllner und Sünder" ist manchem nicht bloß vorübergehend zu Herzen gegangen; der heilige Ernst des Bußpredigers hat bei diesem und jenem Nachdenken und Unruhe geweckt. Möchte diese Unruhe die Ursache zu einer seligen Ruhe werden und möchte jeder in den vergangenen Tagen Gesegnete halten, was er hat, damit das Werk Gottes in ihm fortgehe. Das Warten der Gerechten wird Freude werden und der Wahrheit verbleibt der Sieg. Für die Veranstaltung der Vorträge sei dem Nagolder Kirchengcmeinderat, besonders seinem geehrten Vorsitzenden herzlicher Dank dargebracht.
Konkurs-Eröffnungen. Stuttgart-Stadt: Marie Walker, Witwe des Martin Walker, Restaurateur. Heidenheim: a. B. Adolf Sachs, Kaufmann. Tuttlingen: Karl Kienle, Geflügelhändler.
Auswärtige Todesfälle.
Sulz OA. Nagold: Johannes Weidle, Bierbrauer, 78 I. a. Tuttlingen: Heim: Oberamksarzts Witwe, 75 I. a. Cannstatt: Parrer a. D., Karl Silcher, 78 I. a.
Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.