teilen zu können, daß durch den Edelsinn eines meiner Reichsräte, welcher die abgelehnte Summe zur Verfügung stellte, meine Regierung in die Lage versetzt ist, getreu den Traditionen meines Hauses und Volkes die Pflege der Kunst als eine meiner vornehmsten Aufgaben unentwegt fördern zu können. Jagdhaus Fischbach, 11. Aug.
Prinz-Regent von Bayern.
München, 14. Aug. Die Nachricht von dem Depeschenwechsel zwischen dem Kaiser und dem Prinzregenten wurde in der Nacht durch ein Extrablatt der Münch. Ztg. bekannt. In den Restaurants herrscht große Erregung. Man betrachtet den Inhalt des Kaisertelegramms als den Regenten verletzend. Von den Morgenblättern stimmen die Allgemeine Zeitung und die Neuesten Nachrichten der Kaiserdepesche bei.
Das klerikale Münchener Tagbl. bringt etwas bestürzt einen Artikel, worin es den Kaiser für schlecht informiert erklärt und betont, daß die Depesche ein nachhaltiges Festi- gungsmittel für alle treu und loyal gesinnten Bayern, das heißt für die ultramontanen bedeute. Dasselbe hebt die Zürückhaltung in der Antwort des Regenten hervor.
Die Münchener Zeitung schlägt sehr partikularistische Töne an, nennt die Haltung des Kaisers unpolitisch und für den Regenten befremdend.
Berlin, 14. Aug. Zu dem Telegrammwechsel zwischen dem Kaiser und dem Prinzregenten von Bayern schreibt die freikonservative Post: „Dieser Telegrammwechsel wird nicht verfehlen, überall das bedeutendste Aufsehen zu machen. Klar geht aufs neue aus dieser Kundgebung hervor, wie warm des Kaisers Herz für die Kunst schlägt und es begreift sich, wie in ihm ein Boeotiertum, wie es das bayerische Zentrum durch die bekannten Kunstabstriche bethätigte, die tiefste Entrüstung und Empörung Hervorrufen muß. Der Kaiser macht sich in diesem Falle in der That nur zum beredten Herold der Gefühle, wie sie alle gebildeten deutschen Herzen bei der Kunde von dem seitens des Zentrums gegen die Kunst in Bayern gerichteten Schlage durchbebte. Wir freuen uns, daß aus kaiserlichem Munde das Vorgehen von Parlamenten, welche die höchsten Zwecke der Menschheit als Schacherobjekte behandeln, vor aller Welt stigmatisiert worden ist."
Die antisemitische Staatsbürger-Zeitung sagt: „Das Telegramm des Kaisers, das die Angelegenheit leider auf das persönliche Gebiet hinüberleitet, obwohl es sich um eine Forderung des Staates handelt, erweckt die Befürchtungen, daß die Vorgänge dem Kaiser nicht ganz zutreffend vorgetragen wurden. Das Blatt hätte gewünscht, daß die Depesche des Kaisers nicht in dieser Form erfolgt wäre."
Der fortschrittlichen Vossischen Zeitung ist es begreiflich, daß der Kaiser die Ablehnung der Forderung für Kunstzwecke mißbilligt. Gleichwohl dürften die Meinungen über die Zweckmäßigkeit der Kundgebung geteilt sein.
Die demokratische Volkszeitung sagt: Formell ist die ultramontane Mehrheit des bayrischen Landtags in der Ablehnung der Forderungen zu Kunstzwecken berechtigt, allerdings geschah dies aus Rache für den Sturz Landmanns.
Endlich sagt der sozialdemokratische Vorwärts: Der Kaiser eilt, die bayrische Zentrumspartei der schnöden Undankbarkeit gegen das Haus Wittelsbach und den Prinzregenten anzuklagen, aber die telegraphische Eile kann nicht übersehen lassen,' daß die Anklage des Kaisers staatsrechtlich unberechtigt ist.
Ausland.
Budapest, 12. Aug. Die hiesige Polizei hat die Mitteilung erhalten, daß die Gendarmerie an der rumänischen Grenze drei berüchtigte Mädchenhändler verhaftet habe. Es sind dies der Predealex Lehrer Romulescu, ferner Simon Velyi aus Temesvar und dessen Geliebte Anna Schratt. Wie die Gendarmerie feststellte, wollte Romulescu mit gefälschten Pässen 12 Mädchen nach Rumänien bringen. Eine Hausdurchsuchung ergab, daß Romulescu schon seit Jahren beinahe mit sämtlichen ungarischen und orientalischen Mädchenhändlern in Verbindung stand und schon viele Hunderte Mädchen nach dem Orient gebracht hat. Velyi war vor zwei Wochen in Budapest, wo er mittels Inserat Mädchen mit Singstimme für das Galatzer Theater suchte. Er engagierte auch zwölf, darunter die Tochter eines Budapester Arbeiters Namens Anna Kreßler. Die Mädchen wurden
über Temesvar nach Predeal geführt, wo sie erfuhren, daß sie nicht für das Theater engagiert, worauf Anna Kreßler die Bande entlarvte.
Haag, 13. Aug. Wie verlautet, beabsichtigen die am Dienstag hier eintreffenden Burenführer Botha, Dewet und Delarey die von Krüger verwahrten transvaalischen Staats- aelder zu verlangen, um dieselben unter die Notleidenden in Südafrika zu verteilen.
Haag, 14. Aug. Die Königin der Niederlande zeigt sich jetzt wieder häufiger ihren Holländern. Dieser Tage ist sie in Begleitung ihres Gemahls vom Besuche bei der Königin-Mutter in Soestdijk nach dem Lustschloß Het Loo zu Wagen zurückgekehrt. Auf dem Gesicht der Königin ist, so berichtet man, keine Spur der überstandenen Leiden mehr zu entdecken.
London, 14. Aug. Der König besichtigte gestern nachmittag in Gegenwart der Königin, einer Anzahl fürstlicher Besucher, der indischen Fürsten und anderer Vertreter die indischen Truppen in den Anlagen des Buckinghampalastes. Die vielfarbigen Uniformen und der prächtige Aufzug der indischen Fürsten boten ein glänzendes Bild.
Scheveningen, 12. Aug. Präsident Krüger ist mit seinem Leibarzt und Adjutanten Bredell heute nach London zurückgereist. Er hat den Präsidenten Steijn, dessen Gesundheit dank der vollkommenen Ruhe bereits bedeutende Besserung zeigt, nicht noch einmal ausgesucht.
Messina, 13. Aug. Bei den weiteren Nachforschungen an der Küste von Calabrien wurde in der Nähe von Can- nitello ein zweites, wahrscheinlich ein französisches, Schiff gefunden. Man glanbt, daß die beiden aufgefundenen Schiffe infolge eines Zusammenstoßes während der Schlacht bei Strembeli gesunken sind.
New-Aork, 11. Aug. Da sich viele Japaner auf den amerikanischen Wake- und Midway-Jnseln im Stillen Ozean niedergelassen haben, schickte die Bundesregierung ein Kriegsschiff zur Untersuchung dorthin.
Washington, 14. Aug. Es verlautet hier, daß Deutschland dem venezolanischen Jnsurgentenführer Maco seine Absicht mitgeteilt hat, die Stadt Barcelona zu besetzen. Amerika erklärte, nicht protestieren zu wollen, sobald Deutschland versichere, keine Gebietsausdehnung zu beabsichtigen.
Manila, 13. Aug. Zwölf Eingeborene aus Bacotud überraschten mit Lanzen und Säbeln bewaffnet am Dienstag vor Tagesanbruch einen amerikanischen Vorposten bet Vicars und metzelten die Amerikaner nieder.
St. Helena, 12. August. Dampfer Herzog ist gestern abend mit 49 Gefangenen deutscher Herkunft von hier abgegangen.
Kalkutta, 12. August. Die indische Regierung wird, nachdem die Vermeffungsarbeiten jetzt beendet sind, sofort mit dem Bau der Eisenbahn an die persische Grenze beginnen. Von der Durchführung dieser Linie wird allgemein eine völlige Umwälzung im Handel Zentral-Asiens erwartet.
Ueber Unruhen an der afghanischen Grenze meldet ein Telegramm des Reuter'schen Bureaus aus Peshawar unter dem 11. Aug.: Der Mulla Sayad Akbar wiegelt die Stämme auf, in britisches Gebiet einzufallen. Ihre Belohnung sagte er, werde ihr Seelenheil sein. Eine Abteilung Waziris hat eine aus 20 Kameelen bestehende Karawane geplündert und eine Reisegesellschaft wurde Von-Asridis beraubt. Einige der Reisenden wurden getötet. Die Orakzais fielen in ein Dorf ein und schleppten 400 Rinder weg. Der Emir berief den Hadda Mulla nach Kabul, angeblich um ihn wegen' religiöser Dinge zu Rate zu ziehen. Aber der wirkliche Grund ist unbekannt. Es wird als bedeutsam erachtet, daß ein Greis, wie der Hadda Mulla, gezwungen wurde, in dieser Jahreszeit auf Reisen zu gehen. Zwischen den kriegerischen Stämmen Ghilzai und Zamindar entspann sich ein Kampf. Der Gouverneur von Kandahar führte eine Versöhnung herbei, aber verhaftete die Rädelsführer und schickte sie nach Kabul. Acht derselben sind erschossen und die übrigen eingekerkert worden.
Bom Kriegsschauplatz der Congregationen.
Landerneau, 11. Aug. Der Präfekt des Departements Finistöre sagte zu, der Regierung den Wunsch des Admirals Cuverville zu übermitteln, das Dekret über die Schließung
der geistlichen Schulen vor den Staatsrat zu bringen. Durch die Berufung an den Staatsrat würde ein Aufschub aller Verfolgungen eintreten. Die Nonnen versprachen, sich der Entscheidung des Staatsrates zu unterwerfen. Man erwartet heute abend in Lesneven die Antwort des Ministers. In Landerneau sind die gestern am Pensionat von St. Julien angelegten Siegel von Neuem abgerissen worden.
Paris, 14. Aug. Sappeuren gelang es, das Hausthor der Josefsschule in Concarneau zu zertrümmern, nachdem sich die Gendarmerie dort von der Bevölkerung hatte zurückdrängen lassen. Das Schulhaus in Plondanie! wurde von seinen Verteidigern mit einem Wassergraben umzogen. — Der wegen Ermutigung zum Widerstand vom Bischof abgesetzte Pfarrer Foumier zu Chartres erklärte, er werde das Pfarrhaus nicht früher verlassen, als bis ihn Militär vertreiben würde.
Paris, 13. Aug. In Morbaix ist gestern eine Kompagnie des 118. Infanterie-Regiments mit aufgepflanzten Bajonett und einem Geschütz eingezogen, um die Schließung der dortigen Klosterniederlaffung zu erzwingen; anwesend war auch ein Polizei-Kommissar und die Gendarmerie. Der Deputierte Graf de Mun und eine ungeheure Menschenmenge hielten den Platz vor der Schule besetzt. Graf de Mun protestierte gegen das-Schließungsdekret und erklärte, die Bevölkerung wolle nicht gegen die Armee kämpfen und bat den Kommandeur der Truppen, die Bajonette abnehmen zu lassen. Der Kommandeur willfahrte, die Truppen zogen sich unter Hochrufen der Menge auf die Armee von den Eingängen der Schule zurück. Graf de Mun öffnete die Schule und bat die Schwestern, der Gewalt zu weichen. Nachdem die Schwestern die Anstalt verlassen hatten, legte der Polizeikommissar die Siegel an. Die Nonnen begaben sich nach der Kirche.
Landwirtschaft, Handel Md Verkehr.
Calw, 13. Aug. Auf dem heutigen Viehmarkt gestaltete sich derVerkehräußerstlebhaft. InfolgeAnwesenheitvielerfremderHändler, die viel Vieh aufkauften, wickelte sich der Handel sehr rasch ab. Es waren zugeführt 31 Pferde und 357 Stück Rindvieh. Verkauft wurden insgesamt 250 Stück Rindvieh. Die Preise waren im Allgemeinen hoch. Für Ochsen wurden bis 1117 pr. Paar bezahle, für 1 Paar Stiere 7—900 ^ Auch auf dem Schweinemarkt ging der Handel lebhaft. Zugeführt waren 43 Körbe Milchschweine und 55 Stück Läufer. Bezahlt wurden für erstere 28—40 für letztere 45—90 ^ pr. Paar.
Stuttgart, 12. Aug. (Kartoffel- und Krautmarkt.) Zufuhr auf den Leonhardsplatz: 450 Zentner Kartoffeln, Preis per Zentner 3.50—3.80 ^ — Zufuhr auf dem Charlottenplatz: 800 Stück, Preis per 100 Stück 20—25 ^
r. Stuttgart, 15. Aug. (Schlachtviehmarkt.) Zugetrieben wurden: 25 Ochsen 102 Farren 142 Kalbeln und Kühe 334 Kälber 330 Schweine. Unverkauft blieben: 2 Ochsen 31 Farren 94 Kalbeln und Kühe — Kälber — Schweine. Erlös aus */, üg Schlachtgewicht: für Ochsen 70—72 ^s, Farren 55—58 Kalbeln und Kühe 60—66 Kälber 78—85 Schweine 68—70
Schiffsbericht. Der Postdampfer Vaderland der Red Star Linie, in Antwerpen, ist laut Telegramm am 11. August wohlbehalten in New-Aork angekommen.
Konkurs-Eröffnungen. Freudenstadt: Christian Möhrle, Engelwirt, in Oberthal, Gemeinde Baiersbronn. Ludwigsburg: Nachlaß des am 17. Juni 1902 gestorb. Friedrich Vollmer Fuhr- halters.
Auswärtige Todesfälle.
Herrenberg: Karl Christian Gerlach, Wagner, 67 I. a. Oberndorf: Alois Krayer, Hechtwirt, 35 I. a.; Reinhold Fix, Privatier, 88 I. 6 M. a. Freudenstadt-Madrid: Eduard Köhler, Privatier. Freudensladt: Anna Maria Zinser, 70 I. a. Heselbronn: Dorothea Großmann, geb. Beyer, 62 Jahre alt.
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Hiezu das Plauderstübchen Nr. 33.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.
AmMche und Wrivut-'Mekunntrnuchungen.
Zwangs-Versteigerung.
Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die auf Markung Jsels- hausen belegenen, im Grundbuch von Jselshausen Heft 53 Abteilung I Nr. 1 und 2 zur Zeit der Eintragung des Persteigerungsvermerkes auf den Namen des
Alexander Lohrer, Wagners in Gündringen,
eingetragenen Grundstücke Parzelle Nr.
319/1 12 u 17 gm Acker in Reutäckern,
319/2 12 a 17 gm Acker allda,
gemeinderätlich angeschlagen zu 360 ^
am Mittwoch, den 1. Oktober 19V2
nachmittags 3 Uhr,
ans dem Rathause in Jselshausen versteigert werden.
Der Versteigerungsvermerk ist am 4. August 1902 in das Grundbuch eingetragen.
Es ergeht die Aufforderung, Rechte, soweit sie zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuch nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls sie bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungs-
1 erlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt.
Nagold, den 14. August 1902.
Kommissär:
Gerichtsnotar Gaupp.
sind vorrätig bei ^
kl.^V.Xaisvr,
NaAvIä.
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llin KliltsI rum 8psr«n sind
i-Vürrs unä I/Isggi'8 empfohlen von
Supponvürfsl. Bestens
Friedr. Schund.
K. Amtsgericht Nagold.
In das
Güterrechtsregister
ist heute unter Nr. 27 eingetragen worden:
Wurster, Johann Georg, Bauer in Nothfelden,
Wurster, Anna Maria, geb. Großmann, daselbst.
Die Eheleute haben durch Ehevertrag vom 20. März 1900 ihr Güterrechtsderhältuis nach den für die früher in Württemberg bestandene landrechtliche Errungenschaftsgesellschaft maßgebenden Normen geregelt.
Den 13. Aug. 1902.
Amtsrichter:
Schmi d.
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