beträchliche Abfindungssumme zahlt. Bei dieser Sachlage kann nicht ausbleiben, daß das Verlangen nach Veröffent­lichung des geheimen deutsch-englischen Afrikavertrags sich wiederum geltend macht, der ja speziell auf Besitzveränder- ungcn in Südostafrika (Delagoa-Bai) sich bezieht.

Berlin, 14. Aug. Infolge der Bundesratsverordnung zum Schutz der Gastwirtsangestellten sind die Piccolos für die Abendkaffe's auf den Aussterbeetat versetzt. Die Vor­schriften über die Beschäftigung von Lehrlingen und jugend­lichen Personen unter 15 Jahren, insbesondere die Bestim­mung, daß sie nach 10 Uhr abends nicht mehr beschäftigt werden dürfen, hat die meisten Berliner Kaffeehausbesitzer bereits veranlaßt, auf die Annahme von solchen Lehrlingen überhaupt zu verzichten.

Berlin, 14. Aug. Die infolge der Beendigung des südafrikanischen Krieges nicht mehr gebrauchten, von Unter­händlern der englischen Regierung ausgekauften Esel werden jetzt zum Teil nach Berlin gebracht. Die englische Regie­rung zahlte den ungarischen Verkäufern eine Abfindung und die Händler haben nun von den besonders kräftigen Tieren an den Deutschen Tierschutz-Verein einen größeren Posten verkauft, von dem der erste Transport hier schon eingetroffen ist.

Berlin, 15. Aug. Ein deutscher Taubstummenkongreß findet am 18., 19. und 20. ds. Mts. hier statt.

Pforzheim, 11. August. Das VIII. Kreisturnfest des X. deutschen Turnkreises gestaltete sich in allen seinen Teilen zu einem wirklich großartigen Feste. Schon am Samstag nachmittag 4 Uhr traf der erste Verein ein und von da an folgte Zug auf Zug. Am Bahnhofe wurden die An­kommenden von der Stadtkapelle mit klingendem Spiel empfangen. Außer männlichen Turnern waren auch sehr viele weibliche eingetroffen, u. a. auch der Damenturnverein Straßburg. Bei Einbruch der Dunkelheit fand ein groß­artiger Fackelzug durch die festlich beleuchteten Straßen der Stadt mit anschließendem Fackerreigen auf dem Festplatz statt. Das Eröffnungsbankett im Saalbau gestaltete sich zu einem üöeraus glänzenden Fest. Als Vertreter der Stadt war Oberbürgermeister Habermehl und Bürgermeister Holz­wart erschienen; unter den Ehrengästen waren zu bemerken der Vorsitzende der deutschen Turnerschaft, der 76 Jahre alte Dr. Goetze-Leipzig, ferner Prof. Keßler, Vorsitzender des technischen Unterausschusses der deutschen Turnerschaft und die HH. Stadtrat Hoffmeister und Prof. Lachenmeyer als Vertreter des 11. Kreises (Schwaben), beide aus Stutt­gart, außerdem noch zahlreiche Vertreter des 9. und 10. Kreises, sowie auch Vertreter der Turnerschaft aus Linz a. D. Den Willkommengruß der Stadt Pforzheim entbot Ober­bürgermeister Habermehl. Dr. Goetze sprach über die Be­deutung des 8. Kreisturnfestes und forderte zu rastloser Weiterarbeit auf. Im Namen des Kreisausschusses begrüßte der Kreisvorsitzeude Wanner die auswärtigen Turner. Ein herzliches Grüß Gott aus Schwaben brachte Stadtrat Hoff­meister-Stuttgart. In der Frühe des Sonntags zogen schon gegen halb 6 Uhr die Turner in Kolonnen nach dem Festplatz, wo um 6 Ubr das Vereins-Wetturnen begann. Dasselbe bestand in Stabübungen und Gerätturnen, es dauerte ununterbrochen von 612 Uhr vorm, und fand seine Fortsetzung von 46 Uhr nachmittags. An demsel­ben beteiligten sich insgesamt 187 Vereine. Die Hebungen verliefen im Ganzen gut, einzelne Vereine leisteten beim Geräteturnen hervorragendes, die Stabübungen klappten fast durchweg. Der Fremdenzuzug war am Sonntag früh ein gewaltiger. Nach 2 Uhr erfolgte Aufstellung zum Fest­zug auf dem Platze vor der Turnhalle in der Jahnstraße. Ueber 200 Vereine mit Fahnen und Bannern beteiligten sich am Zuge. Denselben eröffnten Fanfarenbläser, Herolde und Feftrciter. Der Zug bot ein großartiges, farbenpräch­tiges Bild, wie ein solches die Stadt noch nie gesehen. Der Vorbeimarsch dauerte dreiviertel Stunden und beteiligten sich etwa 7000 Turner daran. Nachdem der Zug zum Fest­platz zurückgekehrt war, begannen gegen halb 5 Uhr die Massenstabübungen, an welchen sich über 4500 Turner be­teiligten. Die Uebungen, welche nach dem Kommando des Kreisturnwarts von 2 Vorturnern vorgemacht wurden, boten einen imposanten Anblick, und war nur eine Stimme des Lobes und der Bewunderung zu hören. Nach beendigter Uebung stimmten die Turner das LiedHoch Deutschland, hoch in Ehren" an, das mächtig über den gewaltigen Platz klang. An Gelegenheiten zu Vergnügungen aller Art mangelte es nicht und für leibliche Stärkung war durch die zahl­reichen Restaurationen in jeder Weise gesorgt. Am Abend war wiederum Festbankett im Saalbau, bei dem diesmal der Gesangverein Harmonie und die Kapelle des 3. Bad. Jnf.-Rcgiments Markgraf Ludwig Wilhelm Nr. 111 kon­zertierte. Kreisvertreter Wanner hielt die begeistert auf­genommene Festrede. Durch Darstellung lebender Bilder, turnerische Produktionen einzelner Vereine und Aufführung eines prächtigen Flaggenreigens wurden die Pausen wäh­rend der einzelnen Musikvorträge bestens ausgefüllt, sodaß auch dieser Abend den schönsten Verlauf nahm. Heute morgen präzis 6 Uhr begann das Einzelwetturnen, an dem sich über 1100 Turner beteiligten. Dasselbe zog ebenfalls wieder eine große Zuschauermasse an, wurde aber leider durch einen gegen 12 Uhr niedergegangenen Regenschauer gestört. An die Preisverteilung zum Vereinswetturnen, welche von abends Vs7 Uhr an auf dem Festplatz stattfand, schloß sich eine Festkneipe im Saalbau mit der Preisver­teilung im Einzelwetturnen an. Auch für heute Abend war ein sehr abwechslungsreiches Programm aufgestellt, das die Teilnehmer bis in die späte Nacht beisammen hielt. Ueber den Verlauf des Festes herrscht nur Eine Stimme der Be­st iedigung, dasselbe wird allen Teilnehmern in angenehmster Erinnerung bleiben.

Vom Bodensee, 12. Aug. In den Alpen hat es in den Höhenlagen von gestern auf heute geschneit. Am

Bodensee erschienen heute früh die Vorberge über 1200 m im Glanz des Neuschnees. Die Königin-Witwe Margherita von Italien ist gestern abend 5 Uhr 52 Min. mit größerem Gefolge von Romanshorn kommend in Lindau eingetroffen und hat im Gasthof zum Bayrischen Hof Absteigguartier genommen. Die hohe Frau hat heute einen Ausflug nach Bregenz unternommen und gedenkt in den folgenden Tagen auch Salem, Heiligenberg, den Hohentwiel u. a. m. zu be­suchen.

Aus dem Reichsland, 12. Aug. Seit etwa 14 Tagen weilt der französische Artilleriehauptmann Picard im Reichs­lande, und zwar um mit Genehmigung des Reichskanzlers auf den Schlachtfeldern von Weißenburg, Wörth, Saar­brücken u. s. w. sowie in der Gegend von Hagenau, Lauter­burg und Zabern kriegsgeschichtlichen Studien obzuliegen ein Beweis für das gute Einvernehmen, das zur Zeit und hoffentlich auch fernerhin zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich vorherrscht. Wie verlautet, handelt es sich um Richtigstellung von Jrrtümern, die im französischen Generalstabswerk bei der Darstellung der Schlachten von Weißenburg und Wörth unterlaufen sein sollen.

Aus Elsaß-Lothringen, 12. Aug. Von einem schweren Falle von Soldatenmißhandlung, welcher vor dem Metzer Kriegsgericht zur Aburteilung kam, berichten die Straßb. N. N.: Der Unteroffizier Rukowski und die Pioniere Brunk- mann und Balk vom 2. lothringischen Pionier-Bataillon hatten sich unter der Anklage zu verantworten, den Rekruten Mies gemeinschaftlich mißhandelt zu haben. Die Mißhand­lung geschah während der Uebung, welche das Bataillon im Laufe des Monats Juli in Straßburg abhielt. Am 14. Juli kam Unteroffizier Rukowski abends in angetrunkenem Zustande in die Kaserne zurück, und da er sah, daß Brunk- mann die Mies schlug, hetzte er den älteren Soldaten noch auf, den Mies wegen angeblicher Frechheit zu züchtigen. Er be­fahl dem Mies wohl 15 Mal, ins Bett zu gehen und wieder aufzustehen, schickte ihn auf den Ofen und den Schrank hin­auf, jagte ihn um den Tisch herum und traktierte ihn auch mit Faustschlägen und Tritten, wenn es nicht flott genug ging. Die wüste Szene dauerte etwa eine halbe Stunde. Als der Mißhandelte sich beim Feldwebel beschweren wollte, ließ der Unteroffizier ihn nicht zur Thür hinaus. Mies war etwa 5 Tage revierkrank. Als Soldat that er stets seine Pflicht, während Brunkmann, der Hauptkomplize des Unteroffiziers, bei Zivil und Militär schon oft bestraft war. Das Urteil lautete gegen Unteroffizier Rukowski auf 8 Monate Gefängnis und Degradation, gegen Brunkmann auf 4 Monate, gegen Balk auf einen Monat Gefängnis.

Heidelberg, 13. Aug. Heute, als am 100. Geburtstag Lenaus, wurde an dem Hause Nr. 146 der Hauptstraße, in dem der Dichter vom November 1831 bis März 1832 wohnte, eine Gedenktafel angebracht.

Rüdesheim, 13. Aug. In ungemein großer Aufregung befanden sich heute etwa 75 Damen und Herren, die mittelst Zahnradbahn von Rüdesheim zum Nationaldenkmal hinauf­fahren wollten, als an besonders steiler, gefährlicher Stelle das Verschlußventil des Zuges platzte, so daß der Kontre- dampf entwich und die besetzten Wagen mit großer Gewalt bergabwärts fausten. In einer Kreuzung gelang es dem Maschinenführer, den Zug zum Stehen zu bringen. Wäre dieses nicht gelungen, so würde der Zug den Abhang hinab- gestärzt und sämtliche Insassen verloren gewesen sein. Ein Passagier sprang ab und erlitt tätliche Verletzungen, eine Anzahl Damen wurde» ohnmächtig. Die übrigen stießen entsetzliche Hilferufe aus und waren selbst dann noch, als der Zug bereits hielt, nicht zu beruhigen. Nur durch die Kaltblütigkeit des Lokomotivführers ist großes Unglück ver­hütet worden.

München, 12. Aug. Zur Warnung teilt die M. A. Ztg. das folgende mit: Sehr häufig sieht man in den Tages­zeitungen Inserate, in denen gut situierten Personen jeden Stan­des, die sich in augenblicklicher Geldverlegenheit befinden, Dar­lehen in jeder Höhe gegen Aufnahme in eine Lebensversicherung angeboten werden. Auf diese unter Chiffre aufgegebcnen An­noncen melden sich öfter bessere Leute, Beamte rc., denen mit einem Darlehen gegen kleine monatliche Rückzahlung sehr gedient wäre. Es erscheint dann bei ihnen ein Herr, Agent irgend einer Lebensversicherung, und bietet dem Betreffenden ein Darlehen von einigen hundert Mark an, wenn er den Versicherungsantrag auf etliche tausend Mark unterschreiben wolle. Er sagt dem Darlehenssucher,nachpromptcrZahlungdererstenPrämie würde er ihm das gewünschte Darlehen aushändigen und giebt dies unter Umständen auch noch schriftlich. Jedoch wird auf dem Ver­sicherungsantrag nie diese Darlehensgewährung zur Bedingung gemacht. Kurze Zeit darauf wird auch die Prämie gewöhnlich prompt eingelöst und dann erscheint der Ag.nt mit dem Bemerken, daß seine Geldleute gerade jetzt nicht in der Lage wären, bares Geld zu geben. Er bietet nun demKunden" sein eigenes Accept an,daserjaüberallleichtdiskontierenkönne,läßtsichalsSicher­heit" noch von dem Kunden ein Gegenaccept in gleicher Höhe geben und verschwindet. Der nun Versicherte sucht vergeblich, das Accept zu diskontieren. Der Agent aber verkauft das Ac­cept des Kunden. Am Verfalltag wird das vom Agenten ge­gebene Accept nicht cingelöst. Der Versicherte aber, der nun auch nicht zahlen will, wird von der dritten Person, welcher der Wech­sel verkauft wurde, verklagt und zur Zahlung verurteilt. Als­dann wird er auch von der Versicherungsgesellschaft zur weiteren Einlösung der Prämien gerichtlich gezwungen. Es bleibt ihm also nichts übrig, als den ihm in der Form eines Darlehens an­gebotenen Betrag selbst zu zahlen und ebenso die Prämien laut Versicherungsbedingungen einzulösen. Der Agent hingegen hat ein glänzendes Geschäft gemacht; er hat die Provision von der Versicherung und das Geld auf den Wechsel seines Opfers aus­gezahlt erhalten, und nachdem er mehrere solcher Geschäfte ge­macht hat, verreist er wohin unbekannt. Dieser Schwindel

wurde in letzter Zeit mehrfach versucht und ist leider fast immer geglückt.

Dresden, 11. Aug. Vom König Georg berichten die Dresd. N. Nachr. als gut verbürgt aus den ersten Tagen seiner Regierung: Seine Räte legten ihm einige Erlasse zur Vollziehung vor, die er abzuändern für nötig hielt. Dies wurde aber für unmöglich erklärt, weil die Erlasse schon ins Land gegangen, ja sogar bei den amtlichen Blättern schon im Druck seien. Mit ernster Mißbilligung machte der König die Herren auf das Unstatthafte ihres Verfahrens aufmerksam und erklärte ein für allemal, er wolle nie und nimmer als bloßerJasager" seinen Namen unter die Ela­borate seiner Räte setzen, sondern er wolle selbst die Ent­scheidung in allen wichtigeren Fragen treffen.

Dresden, 13. Aug. Wie die Dresd. Neueste Nchr. aus dem benachbarten Osterwitz melden, ist in dem Befinden des sächsischen Kriegsministers v. d. Planitz heute morgen eine schlimme Wendung eingetreten. Die Bewußtlosigkeit des Patienten dauert infolge Gehirnkrämpfe an. Sein Tod ist stündlich zu erwarten.

Koburg, 12. Aug. Während der städtischen Kassen­revision entfernte sich plötzlich der Kassenassistent Klett. Die Prüfung der Kasse ergab einen Fehlbetrag von 2300 Mk. Klett wurde bald darauf im Walde erhängt gefunden.

Breslau, 13. Aug. Der Kanzleidiener Leichfeld sowie dessen 23jährige Tochter wurden unter dem Verdachte des- dreifachen Giftmordes verhaftet. In den Leichen der kurz, hintereinander verstorbenen zwei Kinder und der Ehefrau des Kanzleidiencrs wurden bei der Obduktion Arsenik gefunden. Leichfeld hat sich in der vergangenen Nacht in seiner Zelle entleibt.

Hamburg, 13. Aug. Die Hamburg-Amerika-Linie hat beschlossen, einen Riviera-Dienst einzurichten. Der Schnell­dampfer Cobra wird mit dem 15. Dezember d. Js. be--- ginnen jeden Montag, Mittwoch und Freitag von Genua über St. Remo und Monte Carlo nach Nizza zu fahren, und jedelf Dienstag, Donnerstag und Sonnabend über die genannten Orte nach Genua zurückkehren.

Hamburg, 14. Aug. Hier ist die Meldung eingetroffen, daß auf dem Dampfer Ragusa von der Rhederei Sloman, während der Fahrt auf hoher See Feuer ausgebrochen ist. Der Brand entstand in den vorderen Räumen des Schiffs und beschädigte die Ladung erheblich, doch gelang es dem Kapitän, den gefährdeten Dampfer in der Nähe von Cu- runa an Land laufen zu lassen. Der Ragusa war nach Häfen des Mittelmeers bestimmt.

Kiel, 12. August. Die Polizei hat in dem Prozeß gegen die Kieler Neuesten Nachrichten eine völlige Nieder­lage erlitten. Die Angeklagten Redakteure, gegen welche die Polizeibehörde wegen der in dem Blatte aus Anlaß, der unberechtigten Verhaftung eines jungen Mädchens ver­öffentlichten heftigen Angriffe auf die Polizei ein Straf­verfahren eingeleitet hatte, wurden glänzend freigesprochen.

Kiel, 13. August. Auf dem großen Kreuzer Freya wurde beim Kohlen-Einnehmen von einem herabfallenden Kohlenstück ein Obermatrose erschlagen. Wenige Stunden später stürzte auf demselben Schiff ein Oberheizer vom Schorn­stein auf Deck und wurde lebensgefährlich verletzt.

Kiel, 14. Aug. Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder des Kaisers, vollendet am heutigen Tage sein vier­zigstes Lebensjahr.

Elbing, 12. Aug. Wegen einer leichten Unpäßlichkeit konnte die Kaiserin der Fahnenweihe des Kriegervereins Succase, zu dessen Bezirk auch die Gutsherrschaft Kadinen gehört, persönlich nicht beiwohnen. Die Teilnahme der Kaiserin an dieser Festlichkeit mußte sich daher auf die Ent­gegennahme einer Huldigung der Kriegervereine in Kadinen selbst beschränken. Die Unpäßlichkeit der Kaiserin ist auf einen Unfall zurückzuführen, von dem die hohe Frau gelegent­lich eines Ausflugs nach dem Seebade Kahlberg beim Aus­steigen aus der Dampfpinasse betroffen wurde und bei welchem sie sich den Fuß verstaucht haben soll. Wie noch erinnerlich sein dürfte, hat die hohe Frau schon vor mehre­ren Jahren gelegentlich ihres Sommer-Aufenthaltes in Berchtesgaden durch einen Fehltritt eine Knöchelverletzung erlitten, deren Heilung längere Zeit in Anspruch nahm. Die Abreise der Kaiserin mit ihren beiden jüngsten Kindern ist jetzt endgiltig auf Donnerstag 14. d. M. festgesetzt.

Des Kaisers Telegramm a« den Prinzregenten Luitpold.

Berlin, 13. Aug. Das offiziöse Wolff'sche Telegraphrn- Bureau erfährt aus München, daß zwischen dem Kaiser und dem Prinz-Regenten von Bayern nachstehende Tele­gramme ausgetauscht worden sind:

Swinemünde, 10. Aug. An den Prinz-Regenten von Bayern in München. Von meiner Reise eben heimgekehrt lese ich mit tiefster Entrüstung von der Ablehnung der von Dir geforderten Summe für Kunstzwecke. Ich eile, meiner Empörung Ausdruck zu verleihen über die schnöde Undank­barkeit, welche sich durch diese Handlung kennzeichnet, so­wohl gegen das Haus Wittelsbach im Allgemeinen, als auch gegen Deine erhabene Person, welche stets als Muster in der Hebung und Unterstützung der Kunst geglänzt hat. Zugleich bitte ich Dich, die Summe, welche Du benötigst, Dir zur Verfügung stellen zu dürfen, damit Du in der Lage seiest, in vollstem Maße die Aufgaben auf dem Ge­biete der Kunst, welche Du Dir gesteckt hast, zur Durch­führung zu bringen. Wilhelm.

Die Antwort des Prinz-Regenten lautete:

Sr. Majestät Kaiser Wilhem in Swinemünde. Es drängt mich, Dir meinen innigsten Dank für Dein so war­mes Interesse an meinem und meines Hauses Bestrebungen auf dem Gebiete der Kunst und für Dein so hochherziges Anerbieten auszusprechen. Zugleich freut es mich, Dir mit-