Amtsversammlung vorher darüber zu hören. An der Hand der Akten weist der Vorsitzende diesen Vorwurf zu­rück. Es wird über den Antrag abgestimmt, welcher von der Amtsversammlung gegen 2 Stimmen abgelehnt wird.

- Pkt. 13. d. T.O. Die Kgl. Kreisregierung verlangt einige Abänderungen der Bestimmungen über die Verwaltung des Bezirkskrankenhauses, welche von der Amtsversammlung gurgeheißen und genehmigt werden. Die Bestimmungen im ganzen sollen im Druck vervielfältigt und veröffentlicht werden. Punkt 14 der T.O. Es wird beschlossen, vom 1. Jan. 1902 an aus den Ueberschüssen der Oberamts­sparkasse in stets widerruflicher Weise jährlich 100 Mark an die Freibettstiftung des Bezirkskrankenhauses abzugeben. Es soll damit ermöglicht werden, daß kranke Leute ohne Mittel im Krankenhaus verpflegt werden können. Die Kgl. Kreisregierung ist um Genehmigung zu ersuchen. Pkt. 15 der T.O. Die Erhöhung der Mitgliederbeiträge zur Be­zirkskrankenpflege-Versicherung wird begründet mit dem von Jahr zu Jahr wachsenden Defizit. Dasselbe betrug im Jahr 1901 1124 Mk. und ist für das Jahr 1902 zu 1700 Mark veranschlagt. Ein Antrag die Beiträge der Leiblichen Mitglieder von 15 auf 18 Pfg., der männlichen von 18 auf 21 Pfg. per Woche ev. mit gleichzeitiger Erhöhung der Verpflegungsgclder von 30 auf 40 -4 wird abgelehnt. Pkt. 16 der T.O. Die Amtsvetsammlung hat gegen die Markungsgrcnzregulierung in einer Fläche von 14 ar 37 gm zwischen den Gemeinden Sulz und Affstätt im Wege des Austauschs, welche zugleich eine Aenderung der Oberamts- grenze bedeutet, nichts einzuwenden. Pkt. 17 der T.O. Das Gesuch der Korporalionsstraßenwärter um Aenderung ihrer Arbeitszeit statt von 6 Uhr morgens 12 Uhr mittags und von 1 Uhr 7 Uhr nachm. von 611 und 1 6 Uhr, wird abg-wiesen. Dagegen wird beschlossen ihnen bei Krank­heit den Gehalt nach Abzug des Krankengelds forlznreichen, wenn keine Stellvertretung notwendig ist. Pkt. 18 der T.O. Es wird beschlossen zur Bestreitung des Restbetrags des Korporationsbeitrags zum Straßenbau WildbergEff- ringcn ein Anlehen von 5500 Mk. aufzunehmen und das- lelbe in Anreihung an den ordentlichen Schuldentilgungs­plan abzutragen. Es werden verschiedene Gegenstände außerhalb der T.O. erledigt. Beschlossen wird 1) von der Festsetzung eines Höchstbetrags für die Einlagen einer Fa­milie mit Kindern im Sinne des bisherigen Abs. 4 des Z 2 der Statuten der Oberamtsspai kaffe abzusehen. 2) der Gemeinde Mötzingen 18,000 Mk., Haiterbach 25,000 Mk. und Emmingen 18000 ^ Anlehen aus der OA.-Sparlasse auf einfachen Schuldschein zu geben. Da die Königl. Domänedirektiou den Platz vor dem Oberamteihof nicht übernimmt, so will Oberamtmann Ritter vom 1. April 1902 an 10 ^ Pacht jährlich dafür zahlen, wobfi die Unterhaltung der Umzäunung und die Steuer Ob­liegenheit der Amtskorporation ist, während die In­standhaltung der Gartenanlage Sache des Nutznießers ist. Zur Herstellung neuer Karten für den Oberamtsbezirk wird ein Beitrag nicht gewährt; ebenso nicht für die Pflegeanstalt Hall Beschlossen wird das Aveisum des Bezirksgeometers, mit Mk. 42 für Korrespondenzen mit dem Oberamt bei Neubesetzung der Stelle in Wegfall kommen zu lassen Mitgeteilt wird, daß die Veranden am Bezirkskrankenhaus der Bedeckung bedürfen. Es sind 2 Ausführungen vor­geschlagen. Die stärkere, massive von Oberamtsbaumeistcr Schleicher zum Voranschlag von 580 Mk. berechnete Be­deckung, zunächst der östlichen Veranda, wird beschlossen. Eingelaufen ist heute von dem Baugeschäft Beutler und Drescher eine Eingabe, welche verlesen wird. Hiernach bitten die Petenten um Nachzahlung von 6 836 Mk. 20 Pfg. für den Bau des Krankenhauses; ev. wird ein Prozeß angestrengt. Ein zur Verlesung kommendes Gutachten der Bauleitung weist das Gesuch ab; zugleich ist zu bemerken, daß sich die Bauleitung, Stadtbaumeister Lang, schon früher bei Ferti­gung der Abrechnung in verschiedenen Punkten gegen einen Anspruch der Bauunternehmer ausgesprochen hat. Es wird beschlossen das Gesuch dem Amtsversammlungs-Ausschuß zur weiteren Behandlung zu überweisen. Es wird beschlossen dem Oberamtsbaumwart Bihler in Anerken­nung seiner 25jährigen treuen Dienste eine Gratifikation von 50 Mk. zu verwilligen. Punkt 19 d. T.O., bezüglich der Vcrwilligung eines Beitrags zur Herstellung der oberen Nagoldihalstraße anläßlich deren Uebcrnahme in die Staalsunlcrhaliung wird ein Ausschuß bestehend aus den HH. Oberamtmonn Ritter, Stadlschultheiß Brodbeck und stv. Oberamlsbaumeister Schleicher eingesetzt und sich Beschlußfassung Vorbehalten. Punkt 20 d. T.O. Zur Wiederbefitzung der Oberamtsbaumeister- rc. Stellen werden drei Anträge formuliert, über die einzeln abgestimmt wird. Zugleich wird beschlossen zur Kontrollierung und Jnstruierung der Korporationsstraßenwärter einen Ober­wärter ständig aufzustellen. Derselbe hat ein Taggeld von 4 Mk. und freie Eisenbahnfahrt. Antrag 1. Die Oberamtsbaumeister- und Oberamtswegmeisterstelle provi­sorisch und ohne Zusicherung der Anstellung durch einen Mann zu besetzen bis zum Erlaß der neuen Weqordnung ev. aber auf 2 Jahre. Dieser Antrag fällt mit 12 St. Antrag 2. Den bisherigen stv. Oberamtsbaumeister mit der Weilerführung der Geschäfte bei einem Gehalt von 3000 Mk. zu beauftragen bis zur nächsten AmtsVer­sammlung, welche nach vorhergegangener Ausschreibung wählen darf. Dieser Antrag wirb mit 20 St. an­genommen. Antrag 3. Eine außerordentliche Amts­versammlung nach vorhergegangener Ausschreibung der Wahl abzuhalten. Dieser Antrag fällt mit 1 St. Pkt. 21 der T.O. Bei Beratung des Amtskörperschafts­etats werden als Einnahmen 42035 Mk. 50 Pfg., als Ausgaben 101,058 Mk. 81 Pfg. angenommen, ergiebt einen Fehlbetrag von 59,023 Mk. 31 Pfg. In den Ausgaben

figuriert die Straßenbauschuld mit 130,000, Mk., dieKranken- Msschuld mit 185,000 Mk.; die Amtsschadensumlage wird auf 58,000 Mk. festgesetzt.

-sfi- Kinderfest. Schon tagelang hatte man gebangt, wie es bei der heißen Witterung und dem Staub mit dem Kinderfest werden sollte. Und als dann der Donnerstag einen ab- uhlenden Regen und Südwestwind brachte, da regte sich die Sorge, ob das Fest nicht verregnet werden würde. Aber fiehe da, es ging ganz gut. In üblicher Anordnung, mit Musik, Trommeln und Pfeifen und Fahnen, zog die froh- lewegte und festlichgeschmückte Kinderschar mit ihren Lehrern mrch die Hauptstraßen der Stadt dem Festplatz zu. Hier sielt Semiuarunterlehrer Knapp die ansprechende und (zu einem besonderen Lobe sei es gesagt!) kurze Festrede, worauf Gesänge und beifällig aufgenommene ernste und heitere Deklamationen der Schüler und Schülerinnen abwechselten. Nachdem der Leib seine Stärkung empfangen hatte, begann das Wcttspringen niit Preisverteilung und das Klettern um die in der Höhe winkenden Gaben, woran sich noch Reigen und allerlei andere Spiele der verschiedenen Schul­klassen anschlossen. So war ja noch alles gut geworden, und es verschlug nickt mehr viel, daß ein plötzlich einsetzender Regen die frohe Gesellschaft etwas früher als geplant nach Hause trieb. Also in 2 Jahren wieder!

(Der Bericht über die Fahnenweihe des Militärvereins in Beihingen folgt in nächster Nummer.(

t. (Mausen, 14. Juli. Die Hauptversammlung des landwirtschaftlichen Vereins, welche gestern nachmittag im Waldhornsaal hier stattfand, war nicht so stark besucht, wie zu erwarten war. Doch hatte sich trotz der Fahnenweihe in Beihingen und sonstiger gestern veranstalteter Zusammen­künfte eine stattliche Anzahl von Landwirten hier eingefunden. Wegen Verhinderung des Vorstandes, schon von Beginn an bei der Versammlung anwesend zu sein, leitete Vizevorstand Link die Verhandlungen. Zunächst wurde vom Redner die Gewährung einer Reiseentschädignng von 4 ^ für jedes Vereinsmitglied, das die Mannheimer landwirtschaftliche Ausstellung besuchte, befürw.ortet und von der Versammlung einstimmig angenommen. Hierauf kam der Vorsitzende zu sprechen auf die Veranstaltung einer Jungviehprämierung, welche noch in diesem Jahr seitens des Vereins abzuhalten wäre. Zur Begründung seines Antrags betonte der Redner, daß im Falle des Zustandekommens einer Bezirks-Jungvieh­ausstellung die Zentralstelle für Landwirtschaft einen nam­haften Beitrag zur Prämierung von Jungvieh leiste, ferner gebe eine solche Ausstellung ein Bild von dem jeweiligen Stand der Nachzucht von Jungvieh, ob darin ein Fort­oder Rückschritt zu verzeichnen sei. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit von den Anwesenden angenommen. Be­züglich des Orts der Abhaltung wurde Altensteig in Vor­schlag gebracht; doch glaubte die Versammlung, dem Ausschuß die richtige Wahl betreffs des Orts überlassen zu müssen. Der Vorsitzende teilte nun mit, daß ihm von seiten des Ausschusses vom landwirtschaftlichen Verein der angenehme Auftrag ge­worden sei, dem Oberamtsbaumwart Bihler von Walddorf aus Anlaß seiner 25jährigen Thätigkeit für den Bezirk die Anerkennung auszusprechen für seine ersprießlichen Dienste zur Hebung und Pflege des Obstbaus. Der Aufforderung des Vorsitzenden an die Anwesenden, Bihler durch Erheben von den Sitzen zu ehren, kamen dieselben mit größter Bereit­willigkeit nach, was letzteren bewog, der Versammlung den Dank zu zollen für die ihm gewordene Ehrung. Als weiteren Gegenstand der Besprechung empfahl Hr. Link den Aufkauf von echten Simmenthaler Farren. Ueber die Begründung dieses Antrags und den weiteren Verlauf der Versammlung werden wir im nächsten Blatt berichten.

r. Berneck, 14. Juli. Heute ist es ein Jahr, daß in unserer 344 Einwohner zählenden Gemeinde niemand mehr gestorben ist (mit Ausnahme eines kleinen Kindes); gewiß ein gutes Zeichen für einen Luftkurort. Mit den Grab- arbeiteu zu unsrer neuen Wasserleitung ist in den letzten Tagen begonnen worden; am 15. Okt. d. I. soll das ganze Werk vollendet sein. Grab-, Maurer- und Betonierungs­arbeiten werden von Ortseinwohnern ausgeführt, während die Lieferung der Röhren einer Stuttgarter Firma über­tragen wurde. , _

Herrenberg, 10. Juli. In der am Mittwoch abgc- haltenen Hauptkonferenz bildete den Hauptgegenstand die Be­sprechung des Aufsatzthemas:Was ist von der Rede zu halten, daß wir als Christen unserem Religionsunterricht nur das neue Testament zu Grunde legen sollen Z Stadt­pfarrer Dr. Weber beleuchtete das aktuelle Thema nach allen Seiten. Den Schluß der Konferenz bildete ein Referat von Schullehrer Kläger über diePoesie in der Volksschule," das derselbe in poetischer Form bearbeitet hatte. Das Mittagsmahl war im Gasth. z. gold. Ochsen

Stuttgart, 11. Juli. Heute wurde im Beisein zahl­reicher Gäste der elektrische Betrieb auf der Zahnradbahn­strecke Stuttgart-Degerloch eröffnet.

r. Tuttlingen, 11. Juli. Zwischen hier und Jmmen- dingeu ist eine neue Telefonleitung in Betrieb gesetzt worden.

r. Lanterbach, 11. Juli. Gestern mittag brannte in Bramenloch das Haus des Karl Rapp vollständig ab.

r. Thailfingen, 11. Juli. Gestern früh ging ein heftiges Gewitter mit Hagel über unsere Markung nieder. Der Hagel richtete glücklicherweise nicht viel Schaden an, dagegen riß ein Wirbelsturm das vorige Woche aufgerichtete, noch nicht bedachte Amann'sche Sägewerk an der Bahnlinie ThailfingenTruchtelfingen vollständig ein.

r. Maulbronn, 12. Juli. In den Nachbarbezirksort­schaften Häfnerhaslach, Ochsenbach u. s. w. sind Wildschweine wieder stark aufgetreten.

r. Mergentheim, 12. Juli. Im benachbarten Jgers- heim trug sich, wie die Tauberztg. meldet, als Beitrag zu dem Sängerfest folgendes drolliges Stücklein zu: Zur Nach­

feier des genannten Festes versammelten sich die Sänger des Liederkranzes Jgersheim in einer dortigen Brauerei. Ein anwesendes schlichtes Bäuerlein meinte u. a.: Den Jgers- heimer Sängern hätte doch unbedingt der erste Preis ge­hört, da sie bei ihrem vorgetragenen Liede vielmehr Punkte gehabt hätten als 53, wie die Harmonie Weikersheim. Auf Befragen, wie er dieses meine, da ja der Jgersheimer Lieder­kranz gar nicht preisgesungen habe, erwiderte das Bäuer­lein naiv: Ich habe bei dem Liede, das ihr auf dem Fest­platze gesungen habt, die Notenpunkte gezählt, und da habe ich viel mehr Punkte bei allen andern Vereinen zusammen­gebracht. Der betr. gesangskundige Landmann dürfte bei künftigen Wettsängern als Preisrichter sehr zu empfeh­len sein.

Biberach, 11. Juli. Heute wollte sich der etwa 50jähr. Schreinermeister Hirschmann mit seiner Tochter vom nahen Attenweiler zu einem Gerichtstermin wegen eines Alimen­tationsprozesses nach Biberach begeben. Der Weg von Attenweiler nach Biberach führt durch den Burrwald. Als die Beiden eben den Waldteil Bildhau passirten, fielen zwei Schüsse, von denen der eine den Vater Hirschmann, der andere die Tochter niederstreckte. Hirschmann verschied nach einer halben Stunde. Die Tochter ist schwer verletzt. Kurz darauf fiel noch ein dritter Schuß. Man vermutet, daß sich diesen der Thäter, in dem man den Prozeßgegner ver­mutet, selbst beigebracht hat. Der Prozeßgegner des ermordeten Hirschmann und dessen schwer verletzter Tochter ist der 35jähr. verheiratete Eugen Brod. Derselbe wurde bei der Durchsuchung des Waldes aufgefunden. Er ist. bereits tot.

Gerichtssaal.

Nagold, 10. Juli. In einer Schöffengerichtssitzung am 11. d. M. wurde die 69 Jahre alte Fuhrmannsehefrau Anna Maria Kirn hier wegen fortgesetzten Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz abgeurteilt. Es wurden über zwanzig Zeugen und Sachverständige vernommen und trotz des Leug­nend der Angeklagten der Beweis erbracht, daß dieselbe seit Jahren die von ihr an ihre Kunden verkaufte Milch durch Wasserzusatz, zum Teil bis über 20°/°, verfälscht hat. Sie hat ihre Hausmieter geradezu genötigt, trotz ihres Wider­strebens die Milch bei ihr zu kaufen, und auch andere Kunden in dieser Weise betrogen. Sie befindet sich in günstigen Vermögensverhältniffen. Das Gericht verurteilte sie zu einer Gefängnisstrafe von zwei Wochen und zu einer Geld­strafe von 100

r. Rottweil, 12. Juli. Das Landgericht verwarf die Klage des Schweizers Blatt gegen den Frhrn. v. Münch auf 10,000 ^ Schadenersatz unter Zuscheidung der Kosten an den Kläger Blatt.

r. Ravensburg, 10. Juli. Gelegentlich der letzten Sitzung des Gewerbegerichts kam ein Fall zur Verhand­lung, der öffentliches Interesse beansprucht. Der Spedi­teur und Fnhrwerksbesitzer Josef Gründler von hier be­schäftigte wieder einmal das Gewerbegericht mit zweien seiner gewerblichen Arbeiter. Es bestand zwischen ihm und den Arbeitern ein Arbeitsvertrag, wecher die beiden Ar­beiter zu einer Arbeitsleistung von morgens 4 Uhr bis nachts 10 Uhr gegen einen Tagelohn von 2,40 ^ ohne sonstige Vergütung bezw. denjenigen, welcher Kost und Logis erhält, gegen wöchentlich 5 verpflichtet. Die beiden Arbeiter verfügten also nur über 6 Stunden Ruhezeit. Gründler, dem in der Verhandlung die lange Arbeitszeit' entgegenhaltcn wurde, bemerkte, daß die Arbeiter auch des öfteren 1 Stunde zur Arbeit zu spät gekommen seien (!) und daß es in der Heuernte so üblich sei, worauf ihm ein Besitzer der Arbeitgeber betreffend erwiderte,er könne seine Arbeiter ja gleich 24 Stunden schaffen lassen, dann habe er den ganzen Tag". Die Arbeitsverträge der beiden Arbeiter datierten schon vom 1. Mai und es war die Arbeitszeit täglich die gleiche, so daß also die mit dem Gewerbebetrieb des Spediteurs-Fuhrwerksbetriebs zusammen­hängende Heuernte nicht als Ausnahme angesehen werden kann. Es wäre Sache der Gewerbeinspektionsbehörden, bei solchen krassen Zuständen von Aufsichtswegen einzu­schreiten um derartige unglaubliche Zustände unmöglich zu machen.

Deutsches Reich.

Berlin, 11. Juli. Nach dem Berl. Tagebl. hat der Kaiser in Bonn im engeren Kreise der früheren und jetzigen Borussen eine für studentische Kreise sehr bedeutungsvolle Rede gegen die studentischen Trinksitten gehalten. Der Kaiser ermahnte die Jugend, von dem an dem Korpswesen nagenden Mißbrauch geistiger Getränke zu lassen; besonders abfällig sprach er sich gegen das Zwangstrinken aus. Ob der Kaiser zu seiner Mahnung einen besonderen Anlaß hatte, ist unbekannt. Vor einiger Zeit wurde allerdings ein Ge- schichtchen erzählt, wonach sich der deutsche Kronprinz demon­strativ geweigert habe, auf das Geheiß des Fuchsmajors zuspinnen."

r. Pforzheim, 10. Juli. Einen Ueberfall auf eine noch nicht ermittelte 40jährige Frau machte vorgestern abend beim Kupferhammer ein 24jähr. Mann namens Finkbeiner aus der Umgegend von Wildbad. Er versuchte die Frau zu vergewaltigen, wurde jedoch durch einen hinzu­kommenden Herrn daran gehindert und festgenommen. Der Frau waren die Kleider vom Leibe gerissen, jedoch hat sich dieselbe, jedenfalls aus Scham, der Feststellung ent­zogen.

Karlsruhe, 10. Juli. In einer von über 2000 Per­sonen besuchten Protestversammluttg gegen Zulassung von Männerorden und Klöstern begründete Professor Boethlingk unter großem Beifall und teilweise lebhaftem Widerspruch eine äußerst scharfe Resolution, welche besagt:In Baden habe es bis zum heutigen Tage keine Klöster gegeben.