Doch protestierte Constans hiegegen bei dem Großvezier, der den Polizeidirektor in Smyrna samt den 4 Polizisten absetzte. Hiemit war die Angelegenheit erledigt.
New-Dork, 25. Juni. Professor Heilprin, der Präsident der Geographischen Gesellschaft von Philadelphia, ist soeben aus Martinique zurückgekehrt. Die Bewohnerschaft der Insel habe sich, so schreibt er, mit geringen Ausnahmen wieder beruhigt und selbst in dem vom Mont Pele bedrohten Bezirke sei man wieder zu den Beschäftigungen des Alltagslebens zurückgekehrt. Grund zu weiteren Befürchtungen sei anscheinend nicht mehr vorhanden, da der Vulkan jetzt drei Oeffnungen habe, die für ihn die Funktionen eines Sicher- yeitsventils in ausreichender Weise erfüllen dürften. Der hauptsächlichste Auslaß für die unterirdischen Gase und Schlamm-Mengen am westlichen Abhang des Berges, ungefähr in der Mitte zwischen Fuß und Gipfel, sei derjenige, welcher den zerstörenden Gifthauch entsandte, der St. Pierre vernichtete. Am Ostabhang sei ebenfalls eine Oeffnung oder vielmehr viele kleinere, ritzenähnliche Oeffnungen zu finden; außerdem sei noch der Krater auf dem Gipfel des Pele zu erwähnen. Die letztere Oeffnung sei an dem eigentlichen Zerstörungswerk nicht beteiligt gewesen, liefere aber ein Schauspiel, das der Beschauer nicht so leicht vergäße. Ein Giftsturm wie der, der St. Pierre zerstörte, ist anscheinend noch nie beobachtet worden, da bei Eruptionen anderer Vulkane das Zerstörungswerk gewöhnlich durch einen Aschenregen oder Lava verursacht wird, erklärte Professor Heilprin noch. Es scheint festzustehen, daß die Bewohner des unglücklichen Ortes durch explosive Gase getötet wurden, deren Natur noch nicht bestimmt ist. Vielleicht, daß der plötzliche Verbrauch des Sauerstoffs in der Atmosphäre von St. Pierre, der letzterer durch die Gas-Entzündung entzogen ward, zum Teil die Erklärung für den plötzlichen Tod der Unglücklichen giebt.
New-Iork, 5. Juli. Am gestrigen Nationalfeiertag wurden dem Berl.Tagbl. zufolge, in New-Aork durch Feuerwerk oder durch Schüsse 450 Personen verletzt, 3 kamen ums Leben. In Brooklyn ist die Zahl der Verunglückten noch nicht festgestellt, in Chicago wurden 3 Personen getötet und 140 verletzt. — Der Sohn des Präsidenten Roosevelt, Theodore, zog sich auf dem Landsitz seines Vaters eine tiefe Stirnwunde dadurch zu, daß ihm Stücke einer Flasche, in die er einen Feuerwerksfrosch gethan hatte, an den Kopf flogen.
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Das Borgehen des Zaren.
London, 6. Juli. Der Petersburger Korrespondent des Expreß, dessen Mitteilungen über eine angebliche Neue Aera in der inneren Politik Rußlands, die auf das direkte Eingreifen des Zaren zurückzuführen, sei, vor einigen Tagen ein gewisses Aufsehen erregte, läßt weitere Mitteilungen folgen. Es heißt da:
„Ich habe nun in Erfahrung gebracht, daß der Zar für Monate hindurch die soziale Frage Rußlands eifrig studiert hat. Er hat nicht nur die leitenden russischen Blätter mit großer Aufmerksamkeit gelesen und sich Notizen über die geäußerten Anschauungen und politischen Prozesse gemacht, sondern auch die Aeußerungen der ausländischen Presse über Rußland gleich sorgfältig verfolgt. Das in Genf erscheinende russische Nihilisten-Blatt Kolokol mußte ihm auch regelmäßig unterbreitet werden. Sein größtes Interesse erregte aber ein in Leipzig erschienenes Buch: Das neue Rußland von L., das in ruhiger und sachgemäßer Weise die sozialen Probleme Rußlands erörterte und und in dem Ausspruch gipfelte, daß die Rettung nur auf dem Wege der Reformen liege und, wenn dieser betreten
würde, sicher nicht verfehlen könne, Rußland zum mächtigsten Staate der ganzen Welt zu machen. Der Zar fand, daß X in seiner Kritik des bestehenden Regimes und in seinen Empfehlungen recht hatte und er ließ die Leipziger Verlagsfirma um Namensnennung des Verfassers ersuchen, was nach Einholung der Zustimmung desselben in Aussicht gestellt wurde. Nach mehrmonatlichen Studien, überraschte der Zar endlich seine Minister mit der Ankündigung, daß er mit allen, von ihm auf einer Liste verzeichnet«« 200 Personen (die von Professoren zum Muschik und vom strammsten Loyalisten zum Nihilisten alle Stände und alle Ansichten vertreten) persönlich, unter vier Augen Rücksprache zu nehmen wünsche. Dem folgte der nächste, gleich überraschende Schritt, daß der Zar das Lesen der an ihn gerichteten Bittschriften und Denkschriften aus den Händen, des dafür eingesetzten Departements nahm und sich das Weitere selbst vorbehielt. Da täglich etwa 10,000 solcher Schriftstücke einlaufen, die alle selbst zu lesen dem Kaiser unmöglich ist, so hat er drei junge Leute, die bisher keine amtliche Stellung bekleidet haben, dafür bestellt, und muß ihm nun fortan Alles unterbreit^ werden, was nicht bloß die Bitte um eine Unterstützung betrifft. Es mag dabei erwähnt werden, daß der ermordete Minister Sipjägin früher Präsident des Petitions-Departements war. Ich hoffe demnächst in der Lage zu sein, die Liste der 200 Personen mitzuteilen, mit denen der Zar Rücksprache zu pflegen wünscht."
Vermischtes.
Zn einer eigenartigen Ehrenrettung unserer Marine haben sich, wie nachträglich bekannt wird, gelegentlich der letzten Uebungsreise des ersten Geschwaders zwei Leute vom Linienschiff Brandenburg veranlaßt gesehen. Beim Auf- enthal tdes Geschwaders in Dublin veröffentlichte ein dortiges Blatt einen Artikel, in welchem die deutschen Gäste der irländischen Hauptstadt einer Kritik unterzogen wurden und u. a. behauptet war, unsere Marinemannschaften „sähen verhungert aus." Eine solche Behauptung, die jeder belacht, der unsere Blaujacken, insbesondere vom Maschinenpersonal kennt, glaubte der Bottelier Feder von der Brandenburg nicht auf der Flagge sitzen lassen zu sollen. Er selber, der seine 260 Pfund wiegt, nahm einen Materialverwaltersmaat von 240 Pfund mit sich, begab sich auf die Redaktion des Blattes und verlangte Widerruf der beleidigenden Behauptung, widrigenfalls er und sein Kamerad ihre Photographien einer Konkurrenz-Zeitung zur Verfügung stellen und dadurch den Lesern die Windigkeit der gedruckt erschienenen Verleumdung uä oeulo8 demonstrieren würden. Angesichts der 500 Pfund Lebendgewicht machte der Redakteur des bedrohten Blattes gute Miene zum bösen Spiel, entschuldigte sich wegen des Irrtums seines Reporters und erklärte sich bereit, selber die Bildnisse der beiden Deutschen zu veröffentlichen und die frühere Mitteilung des Blattes zu berichtigen. Den Prinzen Heinrich, der von dem Vorfall erfuhr, amüsierte die Geschichte: er ließ die beiden Leute zu sich kommen, belobte sie wegen der rettenden That und erklärte, auch dem Kaiser Mitteilung davon machen zu wollen.
Burenführer im britischen Heeresdienst? Aus London wird der Int. Korr, berichtet, nach einer Meldung Kit- cheners hätte dieser bei mehreren Burenführern Geneigtheit zum Eintritt in den brittischen Heeresdienst gefunden. Falls sich dieser Vorschlag verwirklichen ließe, würde daraus für England großer Vorteil erwachsen. Die Hauptfrage sei jedoch die Haltung Dewets. Gelänge es, diesen für eine Kommandostelle im Sudan oder in Indien zu gewinnen, so würden vielleicht Tausende der Buren in brittische Dienste
treten. Hierin würde nach englischer Ansicht die beste Lösung der südafrikanischen Frage gegeben sein. — Für diese Art „Lösung der südafrikanischen Frage" werden denn doch wohl die Buren nicht zu haben fein.
Landwirtschaft, Handel und Verkehr.
Nagold, 8. Juli. Der gestern hier abgehaltene Viehmarkt war ziemlich stark befahren, es zeigte sich aber sehr wenig Handelslust. Zu Markt wurden gebracht: 115 Kühe, 44 Kälber und 127 Stück Schmalvieh, zusammen 286 Stück. Davon wurden verkauft 25 Kühe mit einem Erlös von 5200 15 Kälber mit einem Erlös von 1270 20
Stück Schmalvieh mit einem Erlös von 3450 zusammen 60 Stück mit einem Erlös von 9920 Außerdem wurden 27 Paar Ochsen zugeführt, wovon 13 Paar mit einem Erlös von 10,978 ^ verkauft wurden. Auch der Schweinemarkt war sehr stark befahren. Hier zeigte sich jedoch mehr Handelslust. Es wurden 288 Stück Läuferschweine zugeführt, wovon 240 Stück mit einem Erlös von 8040 ^ verkauft wurden. Der Preis pro Paar stellte sich auf 54—80 Ferner wurden 440 Stück Saug- fchweine zugeführt, wovon 348 Stück mit einem Erlös von 6786 ^ verkauft wurden. Hier betrug der Preis pro Paar 34—44 Der Gesamterlös für Läufer- und Saugschweine bezifferte sich demnach auf 14,826
r. Stuttgart, S. Juli. (Schlachtviehmarkt.) Zugetrieben wurden: 31 Ochsen 81 Farren 98 Kalbeln und Kühe 323 Kälber 390 Schweine. Unverkauft blieben: — Ochsen 29 Farren 59 Kalbeln und Kühe — Kälber 28 Schweine. Erlös aus V, Icx Schlachtgewicht: für Ochsen 71—73 V, Farren 56-60 ^s, Kalbeln und Kühe 35—67 Kälber 78—86 ->s, Schweine 59—75 : Verlauf des Marktes: Verkauf lebhaft, Tendenz fest.
r. Stuttgart, 6. Juli. Wochenbericht der Zentralvermittlungsstelle für Ob st Verwertung in Stuttgart. Angebote liegen bei uns vor: in Kirschen aus Buoch i. R. 20000 üx sofort, in 8—10 Tagen 30000 in Stachelbeeren aus Weikersheim, Gerlingen, Bittenfeld, Wangen, Hebsack, Erbstetten; in Johannisbeeren: rote, schwarze und weiße aus Tettnang, Gerlingen, Wangen, Aalen, Hebsack, Winnenden Erbstetten; in Erdbeeren aus Fronsbach, Hülm, Aalen, Gerlingen, Kißlegg, Helfenberg in Himbeeren aus Gerlingen. Nachfragen in Kirschen, schwarze und Weichsel, Walderdbeeren, Prestlinge, Stachelbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, Frühobst in täglichen Lieferungen. Marktbericht der Zentralvermittlungsstelle in Stuttgart: Engros-Markt beider Markthalle am 5. Juli: Kirschen 15—26 ^ ; Prestlinge 18—50 ^; Walderdbeeren 40—60 ^; Stachelbeeren 12—16 V; Johannisbeeren 16-20 Himbeeren 20—25 1s; Heidelbeeren 12 bis 14 -s; per Vs üx. Zufuhr genügend, Verkauf lebhaft.
Kirchheim u. T., 5. Juli. Der heurige Wollmarkt nahm letzter Tage einen schleppenden Verlauf. Anfänglich wurden allerdings Preise geboten, die die früheren um 10 bis 15°/„ überstiegen. Die Verkäufer hielten aber noch zurück. Am zweiten Tag blieb der erhoffte Aufschlag trotzdem aus und die Produzenten wurden durch die Flauheit des Marktes gezwungen, billiger zu verkaufen, als sie am ersten Tag hätten können. Hochfeine Wolle kam keine zu Markt, mittelfeine Bastardwollen gingen am ersten Tag mit 105—122 am zweiten Tag mit 100—116 ^ ab.
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Auswärtige Todesfälle.
Calw: Broß, Zimmermeister's Frau.
Druck und Verlag der G. W. Zaiser' schen Buchdruckerei (Emil Zaiser) Nagold. — Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur.
Amtliche und 'Rrivut-'MeLiunntrnuchungen.
Konkursverfahren.
lieber das Vermögen deS Philipp Buob, Rotgerbers in Altensteig wird heute am 7. Juli 1902 nachmittags 5 Uhr das Konkursverfahren eröffnet.
Der Bezirksnotar Beck in Altenftcig wird zum Konkursverwalter ernannt.
Konkursforderungen sind bis zum 31. Juli 1902 bei dem Gerichte anzumelden.
Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, über die Bestellung eines Glaubigerausschusses und eintretenden Falls über die in 8 132 der Mmkursordnung bezeichnten Gegenstände, über den Verkauf der Liegenschaft durch den Konkursverwalter aus freier Hand und zur Prüfung der angemeldetcn Forderungen auf
Samstag, den 9. August 1902 vormittags lO^UHr
vor dem unterzeichnten Gerichte Termin anberaumt.
Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, mchts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung m Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 31. Juli 1902 Anzeige zu machen.
Nagold, den 7 . Juli 1902 . K. Amtsgericht:
Amtsrichter Schmid.
Veröffentlicht durch Amtsgerichtssekr. Schaufler.
««Bchlt «. W. Zaiser.
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