7«. Jahrgang.

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Telephon Nr. 29.

Telephon Nr. 29.

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^ GrattSbeilagen: l DaS Plauderstübchev und

Schwab. Landwirt.

.N 61

Amtliches. Bestätigt: Die Anstellung der Lehrerin Anna Tafel als ständige Lehrerin an der höheren Mädchenschulen rn Cannstatt. , . . ,

Durch Kgl. Entschließung vom 15. d. M. rst die erledigte Stelle des Jugendgeistlichen und IV. Stadtpsarrers an der Hospttal- kirche in Stuttgart dem II. Stadtpfarrer Höckh m Nagold über­tragen worden. ^ ^ ^ ,

Am 18. April d. Js. ist von der Evangelischen Oberschul­behörde, die dritte Schulstelle in Schnaitheim, Bez. Heiden­heim, dem Schullehrer Dinkel in Bondorf Bez. Herrenberg, dre Schulstelle in: Warth, Bez. Altensteig-Dorf (Nagold) dem Unter­lehrer Gottlieb Martinin Ebingen, Bez. Truchtelfingen, übertragen worden._

WotMsche Meöer sicht

Der Gesetzentwurf über den fliegenden Gerichtsstand der Presse ist nunmehr dem Reichstag zugegangen. In der Begründung wird für die Beibehaltung des fliegenden Gerichtsstandes für die Privatbeleidignngsklagen geltend gemacht:Ihre (der beteiligten Privatpersonen) Klage wäre unbillig erschwert, wenn sie lediglich auf das Gericht des für sie vielleicht weit entfernten Erscheinungsorts der Druck­schrift verwiesen würden. Dem einzelnen Beleidigten, wel­cher einer durch den Druck verbreiteten Beleidigung gegen­über von vornherein in einer ungünstigen Lage sich befindet, muß die Möglichkeit, gewahrt bleiben, die Privatklagc auch bei demjenigen Gericht zu erheben, in dessen Bezirk er seinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt zur Zeit der Er­hebung der Klage hat, wenn die Druckschrift in diesem Be­zirk verbreitet worden ist." Diese Argumentation geht zu­nächst von der Voraussetzung aus, daß der Redakteur immer im Unrecht sei, wenn er wegen Beleidigung verklagt werde. Wie die Erfahrung lehrt, ist das aber keineswegs der Fall. Zahlreiche Beleidigungsklagen werden ohne Grund, ja in geradezu frivoler Weise.angestellt. So lange aber unent­schieden ist, wer recht hat, hat der Redakteur, der angeblich beleidigt hat, ganz den gleichen Anspruch ans Berücksichtigung seiner Interessen, wie der angeblich Beleidigte. Es heißt, ihn unter ein Ausnahmegesetz stellen, wenn er seinen Ge­richtsstand nicht bei dem Gericht seines Wohnortes oder der Thal haben soll.

Im englischen Unterhaus wurde das Budget, dem so viele Gerüchte über neue Steuern vorausliefen, gestern vor­gelegt. Die bestimmt erwartete Erhöhung des Znckerzolls hat sich darin nicht vorgefunden, es scheint also, als ob dem Finanzminister noch andere Hilfsquellen zur Verfügung stehen.

Kaiser Nikolaus von Rußland hat bekanntlich die Thaten der deutschen Marine in China mit lebhaftem In­teresse verfolgt und es an verschiedensten Anerkennungen nicht fehlen lassen. Er hat jetzt dem Vizeadmiral Bende- mann, der in der kritischen Zeit Chef des Kreuzergeschwaders in Ostasien war, die erste Klasse des Annenordens mit Schwertern verliehen, die dritte Klasse des genannten Ordens mit Schwertern und der Schleife hat der wackere Führer des Detachements in Peking während des Boxer-Aufstands, Hauptmann Graf v. Soden; Kompagniechef im ersten See­bataillon, erhalten; weitere deutsche Marineoffiziere, die in China sich hervorgethan hatten, wurden ebenfalls dekoriert.

Die bulgarische Regierung scheint sich jetzt endlich den unruhigen mazedonischen Komitees gegenüber zu kraftvollerem Handeln aufraffen zu wollen. Die amtlicheBulgarie" sagt, die Regierung sei fest entschlossen, jede ungesetzliche Handlung des Komitees zu verhindern und diese zn unter­suchen, wenn sie sich strafbarer Handlung schuldig machten. Die Komitees sind bis jetzt geduldet worden, weil die Grenzen, in denen sie sich bewegen, verfassungsgemäß den gewährleisteten Rechten entsprochen hätten. Sollten jedoch diese Grenzen in den Komitees oder ihren Agenten über­schritten werden, so werde die Regierung nicht zögern, ihre Hand auf die Komitees zu legen, und dies nicht allein im Namen der Gesetze, sondern auch im Namen der nationalen bulgarischen Sache.

Auf den Philippinen ist den Amerikanern eine neue schwere Sorge erwachsen. Dem Daily. Telegraph wird aus Washington gemeldet: General Chaffc hat telegraphiert, daß eine Spedition in das Land der Deselloros, der mu- hammedanischen Einwohner von Mindanao entsandt worden sei, mit denen es den Amerikanern bisher gelungen war, freundschaftliche Beziehungen zu unterhalten. Zweck der Expedition sei, die Mörder von amerikanischen Soldaten zu fangen und zu bestrafen. Die Nachricht ruft große Unruhe in den amtlichen Kreisen hervor, die eine allgemeine Erheb­ung der Moros befürchten. Die Zahl der Kampffähigen auf der Insel Mindanao wird auf 400 000 geschätzt. Min­danao ist die südlichste und nach Luzon die bedeutendste Philippineninsel. Die Zahl der Kampffähigen auf der Insel ist aber mit 400 000 doch wohl zu hoch geschätzt, da die Gesamtbevölkerung der Insel mit höchstens 600 000 Seelen angegeben wird. Die Moros sind Malayen und stehen

Nagold, Montag den 2!. ^pnl

unter einem Fürsten, der bisher unabhängig war, und mit dem sich die Spanier in den Besitz der Insel geteilt hatten. Die Expedition ist bei dem mörderischen Klima Mindanaos für die Amerikaner kein unbedenkliches Unternehmen.

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Parlamentarische NachrichM.^

Deutscher Reichstag.

Berlin, 18. April. Die noch ausstehenden 22 Paragrafen der Seemannsordnung wurden heute vollends in zweiter Lesung erledigt. Die Strafbestimmungen wurden, unter Ablehnung verschiedener Milderungsanträge von sozialdemokratischer Seite, in der Fassung der Kommission angenommen. Bei tz 111, der den Geschäftsgang in Strafsachen vor dem Seemannsamt regelt, wurde auf An­trag des Abg. Kirsch (Ztr.) die Oeffentlichkeit der Verhandlungen vor dem Seemannsamt beschlossen. Bei den Schlußbestimmungen beantragten die Sozialdemokraten, Streitigkeiten zwischen Kapitän und Schiffsmann im Inland wegen Beginn und Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses und andere Streitigkeiten zivilrechtlicher Natur nicht, wie vorgeschlagen, vor dem Seemannsamt zu verhandeln, sondern vor dem Gewerbegericht. Eine Aeußerung des Zentrumsabg. Reichsgerichtsrat Spahn, die dahin lautete, daß bei den Gewerbegerichten weniger Recht gesprochen, als nach Billigkeit entschieden werde, wurde als die Thätigkeit der Gewerbgerichte herabsetzend von sozialdemokratischer Seite, vom Abg. Rösicke-Dessau und vom Führer der Nationalliberalen, Bassermann, lebhaft be­kämpft, worauf Spahn seine Aeußerung einigermaßen abschwächte. Es blieb schließlich bei tz 116, der bestimmt, daß Streitigkeiten zwischen Kapitän und Schiffsmann über Antritt und Fortsetzung des Dienstes von dem Seemannsamt entschieden werden sollen. Zu den W 100 und den folgenden, welche Strafvorschriften ent­halten, sind eine Reihe sozialdemokratischer Abänderungsanträge gestellt, die meist eine Milderung der Strafen bezwecken. Es entspann sich über die einzelnen Anträge eine längere Debatte. Der Rest der Seemannsordnung (Strafvorschriften und allgemeine Vorschriften) wurde nach eingehender Debatte unter Annahme einiger Abänderungsanträge in der Kommisstonsfasiung genehmigt. Das Gesetz tritt am 1. April 1893 in Kraft.

r Stuttgart, 18. April. In der volkswirtschaftlichen Kom­mission der Kammer der Abgeordneten sprechen sich heute die Regierungsvertreter Minister von Soden und Baudirektor von Fnchs in eingehender Weise über die in den letzten Tagen be­ratenen Bahnprojekte aus. Die Kommission wird nunmehr ihre end- giltigen Beschlüsse in der nächsten Sitzung fassen.

GelgeS-Meuigkeiten.

Aus Stadt und Land.

Nagold 21. April.

Aussichten im Finanzdcpartement. W c aus der neuesten Dienstaltersliste für den württemb. höheren Finanzdienst erhellt, sind zurzeit nicht weniger als 58 Fina-nzrcfereudüre l. Klaffe vorhanden, welche ihrer definitiven Anstellung harren. Die­selben haben zum Teil schon vor 6 und mehr Jahren ihre 2te Dienstprüfung abgelegt. Sofern die nächsten Jahre nicht einen wesentlich stärkeren Abgang von älteren Beamten bringen, steht einen beträchtlichen Teil der vorhandenen Referendäre noch eine recht lange Wartezeit in Sicht, so daß das kameralistische Studium in absehbarer Zeit keine besonders verlockenden Aussichten bietet. Im Zusammen­hang hiemit steht die auffallend große Zahl von hochbe­jahrten Beamten, die im höheren Finanzdienst zurzeit noch aktiv sind. Nach der genannten Dienstsltersliste zählt der höhere Finanzdienst gegenwärtig z. B. allein 17 Beamte, die das 65. Lebensjahr zum teil schon längst, überschritten haben.

Bahnsteigsperre. Das Organ der.tt. Verkehrs- beamtcn des mittleren Dienstes, die Württ. Verkehrszeitung, teilt mit, daß die Vorbereitungen zur Durchführung der Bahnsteigsperre in vollem Gange seien. Das Blatt meint, daß die Neuerung im Jnrercsse des reisenden Pub­likums sowohl, wie auch im Interesse der Eisenbapubeamten mit Freuden zu begrüßen sei. Den letzteren werde durch die Einführung der Bahnsteigsperre eine Last vom Halse genommen; auch der größere Teil der Reisenden werde die Vorzüge der Neuerung bald schätzen lernen.

Calw, 16. April. Die Wirtschaft zur Rose von Frau Schwämmle ging durch Kauf an Bäcker Bnrkhardt über. Die Kaufsumme beträgt 17,000

r. Horb, 20. April. Ein böser Gast hat sich hier eingestellt. Laut obcramtlichen Erlasses ist die Gcflügel- cholera aufgetreten.

Herrenberg, 17. April. In Anwesenheit von Oberamt- mann Wiegandt fand heute vormittag auf dem Turnhalle­platz die staatliche Bezirksrindvieh schau statt. Die­selbe wuide von Landestierzucktinspcktor Oekououiicrat Fecht in Stuttgart, Landwirtschaftinspektor Mangold in Reut­lingen, Stadtförster Grieser von Sindelfingcn und Oekonom Metzger von Backnang vorgenommen. Von 7 zugcführten Farren konnten 4, von 19 Kühen 10 derselben prämiert werden. Für Kühe erhielten einen 2. Preis von je 100 ^ Domänepächter Oekonomierat Adlung in Sindlingen, Guts­besitzer und Landlagsabgeordneter Guoty auf Roseck und

1W2.

'Domänepächter Ruöff von"Niederreuthin. Im Ganzen wurden 1020 Mark für Prämien ausgcsetzt.

Thailfiugen, 21. April. (Teleph.) Gestern abend 9 Uhr brach in der Doppel-Scheuer dW Waldschützen Bräuning Feuer aus, das dieselbe in kurzer Zeit in Asche legE- Die Nachbargebäude waren sehr bedroht, sodaß man sich genötigt sah, die Oeschelbronner Feuerwehr zu alarmieren. Entstehungsursache wie gewöhnlich unbekannt.

Rotteuburg, 21. April. Hier ist in 23 Gehöften die Geflügelcholera ausgebrochen.

r. Rotteuburg, 19. April. Heute früh gegen 4 Uhr brach in dem Dachraum der von der Stadtgemeinde käuf­lich erworbenen, zu einem Schlachthaus bestimmten, Fidel Holzhcrr'schen Mühle Feuer aus. Bei genügend vorhandenen Brennstoff verbreitete sich das Feuer schnell, ehe die Feuer­wehr aus dem Platz erschien, stand der ganze Dachstuhl des Mühlenanwesens in Hellen Flammen. Der innere Teil wurde vom Feuer vollständig zerstört. Der Wehrbau, welcher einige Zeit in Gefahr war, konnte gerettet werden. Da die Mühle während der Nacht - stillstand, wird Brand­stiftung vermutet. Die Uebernahme des Anwesens durch die Stadtgerneindc wäre am 1. Mai erfolgt.

Tübingen, 19. April. Aus der Haft entlassen wurde der Tienstknecht Christian Bauer von Gültstein, OA. Herren­berg, welcher unter dem Verdacht stand, daß er der Thäter sei, der am 13. März d. I. abends 9 Uhr zu Gültsteiu die Krämerin Bertha Hailer zu ermorden und zu berauben versuchte. Bauer war es gelungen, sein Alibi nachzuweisen, da er vom 13. auf 14. März ds. Iin Reutlingen über­nachtete.

Stuttgart. 21. April. Der am 1. Mai ins Leben tretende Sommerfahrplan wird erhebliche Verbesserungen der westlich-östlichen und ost-westlichen über die Strecke Mühlackrr-Stultgart-Ulm laufenden Schnellzüge bringen, so die Beschleunigung des um 8.25 abends in Wien abfahrenden Wieu-Pariser-Schnellzuges und des Tagcs- schnellzugs München-Stuttgart-Pfalz-Metz; ferner neue Schnellzugvecoindungen mit Vorarlberg und Tirol über Stnttgart-Ulm-Friedrichshafcn-Lindau. Der Paris-Stutt- gart-Karisbader Expreßzng soll wieder wie im vorigen Sommer gefahren werden, ebenso ein besonderer Saisoi- f.hnelljiig Stuttgart-Frendenstadt. Ein Teil der bisherigen beschlenn gten Personenzüge sowie der bisherigen Schnellzüge wird im neuen Fohrplau m t der BezeichnungEilzug* erscheinen. Bei diesen Zügen wird ein Lchmllzugszuschlag nicht erhoben. Ferner werden direkte Wagen in eine Reihe von Schnellzügen neu eingestellt.

r. Stuttgart, 17. April. Auf bisher unaufgeklärte Weise brach heute Abend gegen 11 Uhr in einer Dach­kammer des Blesstng'schen Hauses Nro. 7 o Ecke der Calwer- und Lindenstraße Feuer aus, das sehr rasch um sich griff und in dem Dachslock einen nicht unbeträchtlichen Schaden verursachte. Kurz nach 11 Uhr trafen die beiden Berufs- feuerwachcn mit einer Dampfsvritze am Brandplatze ein. Während die Feuerwache 1 mit der Dampfspritze alsbald wieder wegf chr, gelang cs der Berufsfeuerwache ll nach ^ständiger Thätigkeit des Feuers Herr zu werden.

Stuttgart, 19. April. Die vorläufigen Abränmunzs- arbeitcn für den Jnterimsthealcrbau, die durch zahlreiche Arbeiter der kgl. Bau- und Gartendirektiou besorgt werden, nehmen einen raschen Fortgang. Der Bauptatz ist jetzt von Bäumen und Sträuchern gesäubert. Holz und Reiß zum Versteigern in einzelnen Losen zurechtgelegt. Mit der Ausführung des Weigle'schen Bauplans ist Hofwerkmeister Hangleitcr betraut worden. Die Beifuhr von Gerüstholz und die Grabarbeiten haben bereits begonnen, so daß mit Sicherheit auf einen raschen Fortgang des Baugcschäfts und der Vollendung des Baus aus den jetzt auf 15. Oktober angesetzten Termin gehofft werden darf, obwohl ein drohender Streik von Maurern, Zimmerleuleii und Malern den un­gestörten Fortgang der Arbeiten beeinträchtigen würde. Es verlautet übrigens, daß notwendigenfalls eine größere An­zahl italienischer Bauarbeiter beigezogen werden soll.

r. Eßlingen, 19. April. Aus Anlaß des 5jähr. Be­stehens der iüe>. Gewerbevercins-Ausftellung und in Wür­digung- der völlig unentgeltlichen Ueberlassung der geräumigen Ausstellungslokale seit 1897 durch den Gewcroevereinsvor- stand Herrn Albert Brinzinger, Bauwerkmeister hier, über­reichte demselben eine Abordnung der Aussteller eine in Kupfer getriebene in modernem Stil gearbeitete Kanne mit entsprechender Widmqng; dieselbe wurde gefertigt in der kunstgewerblichen Werkstätle der Firma Ehr. Wagner hier und ist zurzeit im Ansstellungslokal ausgestellt.

r. Eßlingen, 18. April. In den Tagen vom 23.-25. August feiert die hiesige freiwillige Feuerwehr ihr 50jähr. Jubiläum. Als Festptatz dient die herrliche Maille. Außer an die Feuerwehren des Od^raims ergehen auch Einladn' gen an diejenigen sämtlicher größerer Städte Württemberg:-.