Interpellation Albrecht betr. Maßregeln gegen Arbeitslosigkeit werden auf morgen vertagt.

Die Verhandlungen haben erneut gezeigt, daß alle Parteien des Hauses der Ansicht find, es müsse eine ausreichendere Fürsorge für die Kriegsteilnehmer eintretcn; es scheinen jedoch drastische Mittel, wie Abstriche am Etat, nötig zu sein, um die Regierung, die in der An­gelegenheit der Abtragung einer nationalen Ehrenschuld recht schwer­hörig ist, in Bewegung zu setzen und vorwärts zu treiben.

Berlin, 15. Jan. Die Zolltarifkommission des Reichstags lehnte mit allen gegen 4 Stimmen den sozialdemokratischen Antrag ab, wonach Grundbesitzer mit mehr als 100 Hektar, solange die Getreidezölle erhoben werden, für jedes Hektar das Zehnfache des auf den Doppelzentner Weizen gelegten Zolls an das Reich zahlen sollen.

Berlin, 16. Jan. Das Hans tritt zunächst in die Beratung der Interpellation Oriola betr. Revision des Milit ä r- pensionsgesetzes ein. Graf Oriola (nat.lib.) fragt an, welche Gründe der Anbringung der Gesetzescntwürfe betreffend die Revision des Militärpensionsgesetzes während der gegenwärtigen Tagung entgegenstehen, und weist darauf hin, daß der Kriegsminister v. Goßler selbst die gegenwärtigen Pensionsgesetze nicht mehr als zeitgeniäß erklärt habe. Er und seine Freunde würden nicht eher ruhen, als bis den berechtigten Forderungen Genüge geschehen sei. Er beklagt weiter, daß bei der Pensionierung Unterschiede gemacht werden, bezüglich der Art der erlittenen Schäden. Volle Parität müsse walten, gleichviel ob der Krästeverbrauch im Frieden oder im Krieg stattgefundcn habe. Der Redner geht dann aus die Frage der Nichtbenutzung des Zivillversorgnngsscheins ein und wünscht baldige Vorlegung eines Gesetzesentwnrfes, der die Zivilversorgungs­frage befriedigend löst. Reformbedürftig sei auch das Militär- reliktenwesen. Man werde wahrscheinlich von einer schlechten Finanzlage reden, aber wenn man bei dem Zustandekommen desZolltarifs das Zentrum gerne in den Bestrebungen unterstützen könne, die Mehrerträge teilweise für Witwen-und Waisenversorgnngder Arbciterzu verwenden, so dringe er seinerseits auf die Revision der Militärpensionsgesetze. Es handle sich um ein moöilo olüeiam, dem sich die Regierung nicht entziehen dürfe. Hierauf nimmt Schatzsekretär v. Thielmann das Wort. Er erklärt, die neuen Militärpensionsgesetze seien noch nicht fertiggestellt und unterliegen noch der Beurteilung der zuständigen Refforts. Dem Bundesrat sei noch kein einziges dieser Gesetze zugegangen.Ich bin deshalb auch nicht in der Lage, seitens der verbündeten Regierungen die Versicherung abzugeben, daß die Vor­legung der Gesetze noch in dieser Tagung des Reichstags zu er­warten ist. 'Auf die Kritik des Vorredners an den einzelnen Be­stimmungen der bestehenden Pensionsgesetze wird der Vertreter des Kriegsunnisteriums antworten." Generalmajor v. Tippelskirch führt aus: Ich bin 'in der glücklichen Lage, namens des Kriegs­ministeriums das vollständige Einverständnis mit den Ansführungen des Abg. Grafen Oriola erklären zu können, soweit die Härten, Ungleichheiten, Ungerechtigkeiten und Unklarheiten der bestehenden Pensionsgesetze zur Sprache gebracht sind. Ein neuer Gesetzesent- wurs ist nach eingehender Prüfung und Hinzuziehung von Sachver­ständigen nunmehr innerhalb des Ressorts des Kriegsministeriums sertiggestellt. Aber wegen der ungünstigen Finanzlage des Reiches mußte zum Bedauern des Kriegsministeriums jetzt von der Vorlage abgesehen werden. (Hört! Hört!) Ich kann nur vorwegnehmen, daß in diesem Gesetzentwurf den Wünschen der Interpellanten zum allergrößten Teil, beinahe ganz entsprochen ist.

Württembergischcr Landtag.

r. Stuttgart, 15. Jan. (Fortsetzung und Schluß der Mittwochs­sitzung). Der Ministerpräsident machte daraus aufmerksam, daß eine solche Untersuchung nicht außerhalb jedes gerichtlichen Verfahrens veranlaßt werde« könne. Haußinann- Balingen beantragte so­dann Uebergang zur Tagesordnung, was dann auch beschlossen wurde. Die Bitte der Lisette Ziegler, Postunterbedienstetenwitwe in Lud­wigsburg um Gewährung einer jährlichen Unterstützung wurde nach einem kurzen Vortrag Täuschers der Regierung zur Berücksichtigung übergeben; über die Bitte der Rosine Kurr Ww. in Heilbroun um Rechtsschutz u. s. w. ging man zur Tagesordnung über, ebenso über die Beschwerde des Schmieds Richard Aßfalg in Zwiefalten wegen schuldloser Verurteilung und über die Bitte des Jakob Wolf in Erzingen OA. Balingen uin Justiz und Hilfe. Ueber die Bitte des Fabrikarbeiters Ehr. G. Hauser in Ebingen um Hilfe zur Wieder­aufnahme seines Unfallverfahrens wurde, nachdem'der Minister des Innern erklärt hatte, daß die Textilberussgenossenschaft dem Mann eine jährliche Unterstützung von 200 Mk. gewähre, zur Tagesordnung übergegangen. Das gleiche geschah auf Antrag Gallers mit der Bitte der Oberlehrerswitwe Katharina Schairer in Heilbronn um Gewährung von Rechtsschutz und Entschädigung, ferner mit der Bitte des Bäckers und Wirts Wilhelm Frech in Weilheim, OA. Kirchheim, um Herbeiführung der Wiederaufnahme des Verfahrens in seiner Angelegenheit, mit der Bitte des Mechanikers Karl Graf in Weißbach, OA. Künzelsau, um Gewährung einer angemessenen Entschädigung für angeblich unschuldig erlittene Untersuchungshaft, mit der Bitte der Eheleute Johannes und Anna Maria Reuter in Dornhan, OA. Sulz, um Bewilligung des Armenrechts zur Verfol­gung ihres Entschädigungsanspruchs gegenüber der Stadtgemeinde Dornhan und mit der Eingabe des geisteskranken Metzgers Eugen Würde! aus Ulm wegen widerrechtlicher Gefangenhaltung. Eine längere Debatte rief die bekannte Petition des Julius Pfeiffer in Wurmlingen, OA. Tuttlingen, um Bewilligung einer Unterstützung zu seinem Geschäftsbetrieb hervor. Ter Berichterstatter der Kom­mission Schickhardt beantragteBerücksichtigung", Abg. o. Geß nurErwägung". Der Minister des Innern bekämpfte beide An­träge und ersuchte um Uebergang zur Tagesordnung. Haußmann- Balingen beantragte, den Beschluß auszusetzen und dem Petenten anheimzugeben, sich zunächst mit einem Bittgesuch an den Verein für rekonvaleszente Geisteskranke zu wenden. Re mb old-Aalen unterstützte diesen Antrag, der dann auch angenommen wurde. Morgen vormittag findet die nächste Sitzung statt, welche sich mit der Bekanntmachung der Staatsschuldenkasse betr. die Umschreibung württ. Staatsschuldverschreibungen und mit der Ergänzung der Finanz- und der Steuerkommisston zu befassen haben wird.

r. Stuttgart, 16. Januar. Die heutige Sitzung des Landtags wurde von Vizepräsident Dr. v. Kiene um >/,10 Uhr eröffnet. Der Abg. v. Balz wünscht aus der Finanzkonimission auszuscheiden. Es waren deshalb neu zu wählen in die Finanzkommission 2, in die Steuerkommisflon 3 Mitglieder. Gewählt wurden per Akklamation Haußmann-Gerabronn und Hieber in die Finanz-, Betz, Rath und Schick in die Steuerkommission. Freiherr v. Wächter- Spittler erstattete sodann Bericht über die Prüfung der Bekannt­machung der Staatsschuldenkasse vom 27. Dezember, betr. Umschreib­ung der Staatsschuldverschreibungen. In dieser Bekanntmachung wird verlangt, daß bei den, Nachweis der Vollmacht zur Stellung des Umschrerbungsantrages die Originalurkunde vorgelegt werde. Die Mehrheit der Kommission kam zu dem Ergebnis, daß die Bekanntmachung nicht zu beanstanden sei. Von Liesching wurde eingewendet, daß das Verlangen der Vorlegung der Origmalvoll­macht mißlich empfunden werde. Man müsse das Gesetz eben um­gehen. Geß erklärte namens seiner Fraktion Uebereinstimmung mit dem Kommissionsantrag. Rembold - Gmünd fand ebenfalls in der Bestimmung eine Härte. Nach weiterer Debatte, an welcher sich der Ministerpräsident, Frhr. v. Gemmingen, Frhr. v. Breit­schwert und Hahn beteiligten, wurde der Kommissionsantrag angenommen. Die nächste Sitzung findet morgen vormittag statt mit der Tagesordnung: Gesetzentwurf betr. Abänderung des Gesetzes zur Ausführung der Zivilprozeßordnung. Schluß 11 Uhr.

Tages-Nklligkeite».

Au« Stadt und Land.

Nagold, 19. Januar.

Eisend ah usach e. Die durch die Einstellungen und Be­schränkungen von Personen- und Güterzügen ab 15. Jan. notwendig gewordenen Fahrplanveränderungen sind in Form von Deckblättern zum Wandfahrplan der K. Württ. Staatseisenbahnen im Druck erschienen. Insgesamt werden von diesen Abänderungen 48 Züge berührt.

t,. Ebhausen, 16. Jan. Gestern abend hielt der Sekretär der evangelischen Gesellschaft H. Joos von Lud- wigsburg in der hiesigen Kirche einen Bortrag mit Vor­führung von Lichtbildern über die Verfolgung der christ­lichen Armenier durch die Türken. Gewandt und in glühenden Farben verstand eS der Redner, die Greuelthaten der durch fanatische muhamedanische Priester aufgchetzten Türken zu schildern, die sie an Tausenden von Armeniern verübten, welche ihren christlichen Glauben nicht abschwuren. Gegen 70 Bilder wurden den Besuchern des Vortrags vor die Augen geführt. Diese, wie die erläuternden Worte verfehlten nicht, auf die zahlreichen Anwesenden tiefen

Eindruck zu machen. Am Schluß des Vortrags wurden dem Redner an freiwilligen Gaben zusammen 56 ^ für die armenischen Waisenkinder überreicht. Gleiche Vorträge über die Christenverfolgungen in Armenien mit Erläuterung durch Lichtbilder hielt H. Joos am Montag abend in

Wildberg, am Dienstag abend in Rohrdorf. Heute

abend wird er in Ajltensteig und morgen abend in

Spielberg sprechen. In nächster Woche beabsichtigt er, in den Bezirk Oehringen zu gehen, um auch dort die Herzen mitfühlender Christen für die Unterstützung der armenischen Waisenkinder zu gewinnen.

r. Rottenburg, 16. Jan. Am 13t Juli findet hier das Liedcrfest des Schwarzwaldgausängerbundes statt. Mit dem Fest ist ein Wettfingen der Bundesvereine verbunden.

Reutlingen, 17. Jan. Die Handwerkskammer erachtet als eine ihrer wichtigsten Aufgaben die Vermittlung wirtschaftlicher Einsicht. Der Sekretär bietet demgemäß, zunächst in diesem Winter am Sitze der Kammer, den Handwerksmeistern und Gesellen eine Reihe volkswirt­schaftlicher Vorträge. Der erste verbreitete sich, eiuführungSweise, über die Kunst des Wirtschaften^ über Einzel- und Volkswirtschaft und die Notwendigkeit und Nützlichkeit wirtschaftlicher Bildung, die, wenn sie Gemein­gut wäre, unter der Handwerkerschaft z. B. zu einer großen Zahl Wirtschaftsgensffenschaften (Einkaufs-, Werk- und Verkaufsgenossenschaften) geführt haben müßte; zur Grün­dung solcher wußte der zweite Vortrag aufzumuntern. Der Dritte (am 15. d. M.) brachte das erste Stück des eigent­lichen Programms. Beabsichtigt ist nämlich, die deutsche Volkswirtschaft der Neuzeit darzustellen, d. h. die wichtigsten Erscheinungen oder Lhatsachen unseres Wirt­schaftslebens und ihre Verhältnisse, ihre Wechselbeziehungen zu einander. Der jüngste Vortrag hatte also zunächst die Neuzeit (im wirtschaftlichen Sinne) zu kennzeichnen, und dann auf die treibenden Kräfte oder Mittel der neuzeitlichen Volkswirtschaft Kapital und Technik, Maschinenwesen und Arbeitsteilung näher einzugehen. Der folgende Vortrag wird die wirtschaftlichen und sozialen Wirkungen des Maschinenwesens und der Arbeitsteilung behandeln. Ein knapp gefaßter Auszug aus dem Vortrag liegt regel­mäßig auf; die Teilnehmer gelangen auf diese Weise zu einer kleinen Sammlung volkswirtschaftlicher Skizzen. Der zweite Teil des Abends ist einer Aussprache über Handwerksangelegenheiten gewidmet.

r. Gmünd, 16. Jan. Die Sektion der Leiche des Goldarbeiters Hirsch ergab eine Verhärtung der Gehirn­haut, eine Geschwulst und eine Verknöcherung im Gehirn. Es ist sonach wohl mit Sicherheit anzuuehmen, daß die traurige That i« Zustande geistiger Unzurechnungsfähig­keit vollbracht worden ist.

r. Voll, 16. Jan. Verflossenen Sonntag nachts war ein lediger Mann gebürtig von Feldstetten und in Göppingen in Arbeit, in dem einen Kilometer von hier entfernten Dürnau auf Besuch. Als derselbe auf dem Heimweg nach Göppingen begriffen war, wurde er von 3 ledigen Dürnauer Burschen überfallen, angeblich wegen eines Mädchens. Der Angegriffene zog das Messer und verletzte alle 3 Angreifer durch Gliche in die Brust, Hand und Schulter, so daß ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. Einer der Angreifer, welcher 3 Stiche in die Brust erhalten hat, soll lebensgefährlich darniederliegen. Der Angegriffene hat sich dann selbst beim Schultheißenamt in Dürnau gestellt.

r. Riedlingen, 17. Jan. Der 16jährige Lehrling des Waffenschmieds Zeiselhardt hier, namens Trautwein, setzte sich, um sich zu erwärmen, vorgestern morgen mit dem Rücken gegen die Glut der Esse, welche er angeheizt hatte. Hiebei fingen seine Kleider Feuer, was der Bursche in seiner Schlaftrunkenheit wahrscheinlich nicht sofort bemerkte, so daß der Bedauernswerte, bis die Flammen gelöscht waren, am Rücken jämmerlich verbrannt war. Sein Leben schwebt in ernster Gefahr.

r. Backnang, 16. Jan. Heute früh 6'/« Uhr ertönte das Feuerfignal. Das Anwesen des Gerbereibefitzers Baumann an der Murr stand in lichten Flammen. Das Gebäude ist bereits vollständig eingeäschert. Die Entsteh­ung ist unbekannt.

r. Tettaang, 10. Jan. Der hier entwichene Unter­suchungsgefangene Romuald Knöpfler von Röthenbach hat sich lt. Oberschw. Anz. beim Amtsgericht Ravensburg selbst wieder gestellt und wurde sofort an das Amtsgericht Tettnang abgeliefert.

r. Tettnaug, 16. Jan. Im Wartesaal dcr Bahnstation Fischbach hat der 32jährige Geschäftsreisende H. aus Stutt­gart an mehreren Kindern sich unsittlich vergangen. Er wurde sofort verhaftet.

r. Wangen, 17. Januar. In Jmmenried wurde laut Oberschw. Anz. vorgestern vormittag der Holzmacher Anton Reichte beim Holzfällen von einer fallenden Tanne ge­troffen und so schwer verletzt, daß er nach einer Stunde starb.

Gerichtssaal.

r. Stuttgart, 16. Jan. Strafkammer. Wegen mehrerer schwerer und einfacher Diebstähle im Rückfall wurde der oftbestrafte 41jährige, ledige Schlosser August Friz von Riedlingen vorgeführt, der im Spätjahr nach Erstehung einer 8jährigcn Zuchthausstrafe in Freiheit gesetzt wurde, aber bald sich aufs Stehlen verlegte. In Eßlingen wurde er bei einem Versuche überrascht, entkam aber durch einen Sprung aus dem Fenster des ersten Stockes, wogegen er in einer dortigen Wirischaft aus einem Schranke 100 zwei Uhren und anderes, ebenso in einer Wirtschaft zu Berg eine Uhr und zwei Ketten stahl. In Fellbach stahl er sodann einem Manne, der mit ihm bis in die Nacht zechte und ihm dmn in seiner Wohnung Unterkunft gab, 1000 aus dessen Rock und der Frau desselben ein Portemonnaie mit etwa 50 ^Inhalt. Friz wurde schließ­lich auf dem hies. Bahnhof festgenommen, wo ein Mann aus Fellbach ihn erkannte, als er im Begriffe war, nach Amerika abzureisen. Er besaß noch 580 wovon 568 ^ dem Fcllbacher und 12 ^ dem Eßltnger Bestohlenen zu­rückerstattet wurden. Der Angeklagte wurde als rückfällig zu acht Jahren Zuchthaus nebst lOjährigem Ehrverlust und Zulässigkeit von Polizeiaufsicht verurteilt.

Deutsches Reich.

Berlin, 16. Jan. Verschiedene Zeitungen hatten mit Versicherungsgesellschaften ein Abkommen getroffen, wonach den Hinterbliebenen ihrer Abonnenten für den Fall des Todes der letzteren durch einen Unfall eine bestimmte Summe ausgezahlt werden sollte. Die Behörden sind nun der Rh. Wests. Ztg. zufolge darauf hingewiesen worden, daß derartige Unfallversicherungen durch Z 108 des neuen Reichs­gesetzes über die privaten VerficherungSunternehmungen fortan verboten und strafbar sind.

Berlin, 16. Jan. Aus Anlaß des Altenbekener Eisen­bahnunglücks hat der Kaiser Weisung ergehen lassen, die besagt, daß der Salonwagen des Kronprinzen nicht an den Schluß der Eisenbahnzüge angehängt wird. Früher wurde dem Wagen eine beliebige Stelle des Zuges angewiesen.

r. Mannheim, 16. Jan. In Zahlungsstockung geraten ist die Margarine-, Schmalz- und Käsehandlung von C. Hoffmeister hier. Dem G.-Anz. zufolge strebt die Firma eine außergerichtliche Liquidation an. Die Aktiven werden nach Abzug beträchtlicher Dubiosen mit 10,300 bewertet, die Passiven mit 140,000 Man erwartet aus einer außergerichtlichen Liquidation 25-28°/«, aus dem Kon­kurs 2°/«.

München, 15. Jan. (Abgeordnetenkammer.) In der Fortsetzung der Generaldiskusston zum Po st etat führte Abg. v. Vollmar (Soz.) ans, seine Fraktion sei für Erhaltung des Reservatrechtes, sie sei aber nicht gegen eine einheitliche Briefmarke, wenn ein entsprechender Ab­rechnungsmodus gefunden werden könnte. Man wolle nun vorerst abwarten, welche Erfahrungen in Württemberg ge­macht werden. Ministerpräsident Graf Crailsheim dankt dafür, daß sich sämtliche Redner so anerkennend über die bayerische Post ausgesprochen haben. Das Reservatrecht stehe im engsten Zusammenhang mit der eigenen bayerischen Postmarke. Das Hoheitsrecht würde durch die Einhcits- marke berührt und beeinträchtigt. Die Frage habe keine nationale Bedeutung; denn man könne sehr gut deutsch sein und doch die bayerische Marke erhalten. Das wirtschaft­liche Bedürfnis nach einer Einheitsmarke sei gering. Die Zehnpfennig-Postanweisung für kleine Beträge mache den Ausgleich mit Briefmarken auch unnötig. Auch könnte man ja Stempelmarken, die überall verwendbar seien, zum Aus­gleich benutzen. Der Minister schloß mit der nochmaligen Betonung der Notwendigkeit, die eigene Postmarke zu er­halten.

r. Schwetzingen, 16. Jau. Im benachbarten Rheinau ereignete sich gestern abend V»9 Uhr ein schreckliches Un­glück in der chemischen FabrikRhenania". Zwei Tag­löhner, welche damit beschäftigt waren, Sulfat abzuladen, wurden beim Ueberschreiten der Fabrikgeleise von einer Lokomotive erfaßt. Einer war sofort tot, der andere ist lebensgefährlich verletzt. Die Verunglückten sind die Tag­löhner Klittel und Ries, beide aus Ketsch. Welcher von beiden der Getötete ist, konnten wir bis jetzt noch nicht er­mitteln.

Ausland.

Brüx, 16. Jan. Die Katastrophe im Jupiterschacht bei Seestädl im Brüxer Bergwerksrevier ist nicht ganz unvor­hergesehen eingetrete«. Schon seit einiger Zeit sammelten sich über Tag nahe dem Schachte größere Wasscrmengen an, und die Bergbehörden hatten sich veranlaßt gesehen, Vorsichtsmaßregeln anzuordnen. Es wurden schleunigst Hebewerke mit elektrischer Kraftübertragung errichtet, elekt­rische Signalapparate angebracht und Wachposten aufgestellt. Aber mitten in diesen Arbeiten wurden die Ingenieure und ihre Untergebenen von dem Waffereinbruch überrascht. Das Wasser stürzte mit elementarer Wucht heran, füllte in kürzester Zeit de» ganzen Jupiterschacht bis auf 9 Mtr. Höhe und drang auch in den benachbarten Guidoschacht. Wahre Heldenthaten verrichtete der Betriebsingenieur