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78. Aichega««.

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Gratisbeilage«: Das Plauderstübchs» und

Schwab. Landwdt.

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Amtliches.

Die Ortsbehörden

wollen binnen 14 Tagen anher berichten, wie hoch sich noch die Ausstände vom Rechnungsjahre 1900/1901 be­laufen und was zur Beitreibung der Ausstände verfügt worden ist. Es ist strenge darauf zu halten, daß die Aus­stände in thunlicher Bälde beigetrieben werden und daß den Säumigen durch Ueberweisung von Arbeiten für die Gemeinde Gelegenheit zum Abvcrdienen ihrer Ausstände ge­boten wird.

Nagold, den 12. De?. 1901.

K. Oberamt. Ritter.

Die Herren Ortsvvrsteher wollen die Sportelrechnung pro mit. Dezember

d. I. rechtzeitig abschließen und spätestens bis 5. k. M. anher einsenden bezw. Fehlanzeige erstatten.

Nagold, 23. Dezember 1901.

K. Oberamt.

I. V.:

Schlör, stv. Amtm.

Die Gemeindebehörden

werden beauftragt, die Nachweinrngen über Regiehoch­banarbeiten und Regietiefbauarbeite» vom abge­laufenen Quartal bezw. Fehlnrkunden bis 7. k. Mts. als portopflichtige Dienstsache hieher vorzulegen.

Nagold, den 23. Dezember 1901.

K. Oberamt.

Stv. Amtmann, Schlör, ges. Stv.

Amtliches. Nach einer Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, betreffend die Hilfskassen vom 19. Dezember 1901 ist d:r Krankenkasse der Fabrikarbeiter in Rohrdorf Oberamts Nagold (eingeschriebenen Hilfskaffe) heute die Be­scheinigung erteilt worden, daß sic auch nach der von der K. Regierung für den Schwarzwaldkreis am 19. November d. I. zugelaffenen Statutenänderung, vorbehaltlich der Höhe des Krankengelds den Anforderungen des Z 75 des Krankenverstcherungsgesetzes genüge.

Weihnachten.

Das Fest der Liebe und des Friedens ist wieder einge­zogen in Häuser und Herzen. Es gebietet, nach unruhvoller VorbereituugSzeit, der Arbeit eine kurze Ruhe und gewährt den Familien einige Tage trauter Gemeinschaft der Kreise der Ihrigen. Ist es auch nicht im stände, die mannigfachen Sorgen und Nöte des Menschenlebens gänzlich zum Schweigen zu bringen, so entfaltet doch die Botschaft von dem mensch- gewordenen Gottessohne und der Engelsgruß :Friede auf Erden" den unvergänglichen Zauber, dem auch das ver­grämteste und verhärtetste Menschenherz nicht so leicht völlig sich entziehen kann. Das Geheimnis dieser heiligen Macht des Weihnachtsfestes «der ist die Heilsthatsache, daß es eine Erfüllung der Sehnsucht darbietet, welche gerade

AsgslL, Dicustag dm 24. Dezember

in tief angelegten Gemütern lebt, nämlich des Verlangens nach Gewißheit Kraft und Frieden inmitten der Irrungen und Wirrungen des Weltlaufes und Menschendaseins. Die Sendung und die Persönlichkeit Jesu Christi ist der un­widerlegliche Beweis der Vatergüte Gottes, welche ihren Kindern daS Beste giebt und zugedacht hat, und im herzlichen Glauben an diesen Weltheiland ist für allezeit das Licht aufgegangen, welches versöhnend und verklärend die Irr­wege menschlicher Sünde, die Dornenpfade irdischer Trüb­sal und die unverstandenen Führungen göttlicher Weisheit überstrahlt. Wcr wir sind und wozu wir leben und wohin wir gehen: diese ernsten, notwendigen Fragen kann mensch­liche Philosophie nicht befriedigend beantworten. Aber in erhabener Einfachheit und überzeugender Wahrheitsmacht kommt die Antwort durch die weihnachtliche Gottesbotschaft, welche das durch Schuld und Sünde zerrissene Band zwischen Gott und Mensch aufs neue knüpft und uns die Gewißheit ins Herz giebt, daß aus der Einheit mit Gott auch die Hilfe wider alle Zerrissenheit unsres Innenlebens und wider alle Abgrundsmächte der Gegenwart geboren wird. Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen ist nur dort und daun, wenn die Lebenskräfte des Gottgesandten ent­bunden werden zur segensvollen Durchdringung aller mensch­lichen Ordnungen und Verhältnisse. Möge unserem deutschen Volk und unserer evangelischen Kirche dieses Christgeschenk dargereicht werden!

Heilige Nacht.

Im Schweigen tiefer Nacht verklungen War, bis aus eine leise Spur,

Was Engelschöre hell gesungen Auf Bethlehems geweihter Flur.

Heimwärts zur unbekannten Ferne Zog still die sel'ge Sängerschar,

Indes der hellste aller Sterne Dort aufging wo das Kindlein war.

Da plötzlich über fernem Hügel Erglänzt ein seltsam lichter Schein:

Mit waudermüdem, schwerem Flügel Naht nun ein Engel ganz allein.

Sei« ernstes Auge hängt am Sterne Der sich aus Stall und Krippe neigt.

Aus waldesdunkler, kalter Ferne Hat ihm der Stern den Weg gezeigt.

Der Engel trägt nicht Gold noch Schimmer, Weihrauch und Myrrhen dringt er nicht:

Ein Tannenreis im schneegeflimmer Legt er zur Krippe hin und spricht:

Dich, Fürst des Lebens zu begrüßen Komm ich aus Schneebedecktem Land.

Das schlichte Reis zu deinen Füßen,

Mein Deutschland hat es dir gesandt.

1901.

Dich wird einst eine Welt verhöhnen,

Und Tausende dich nicht verstehn;

Wo du willst helfen und versöhnen,

Da wirft du blut'gen Zwiespalt sehn.

Dein Reich, das nicht von dieser Erden,

Es wird verspottet, wird verlacht,

Schwer wird das Herz, o Kind dir weiden,

Eh, du dein Lebenswerk vollbracht.

Blick dann Gequälter, gegen Norden,

Blick nach Germaniens wald'gen Höhn!

Du, den sie unter Palmen morden,

Wirst unter Tannen auferstehn!

Blauäug'ge Kindlein, blonde Frauen Und bärt'ge Männer treu und stark,

Sieh, wie sie nach der Krippe schauen,

Ergriffen bis ins tiefste Mark.

Durch Schnee und Eis wird hell erklingen Die Botschaft von der Liebe Macht, Germanenkindlein werden singen Von einer stillen, heil'gen Nacht!

Der Knabe bei des Engels Worten,

Er lächelte in süßer Ruh.

Der Engel aber flog nach Norden,

Flog Deutschland, flog dem Schwarzwald zu.

A. Supper, Calw.

Parlamentarische Nachrichten.

Stuttgart, 23. Dez. Die Gteuerkommisfio« setzte heute ihre Beratungen des Sink«uimrnsfteuer-»esetzenlwurfs fort und nahm mit unwesentlichen Veränderungen den Art. 4 au, der die List« der steuerfreien Pe sonen enthält Hiebei entspann sich b-i Ziff. I bezüglich der Besteuerung deS Köniz- und der Königin eine kleine Debatte, ohne daß aber ein AenderungSantrag gestellt wnrd«. Referent Gröber griff nun abermals auf die sog. Rekorfierungs- klausel zurück, welche nach einer Verständigung mit der Regierung Verbesserungen vorschlug und einstimmig angenommen wurde. Art. 5, welche die Freilassung de- sog. Existenzminimums von der Steurrleistung autspncht, wurde zurückzestellt. Bei Art tz wurde ein Antrag Gröber, der die Steuerfreiheit der Staatsbrand Ver­sicherungsanstalt und Feuerwehrkaffen fordert mit 10 gegen 4

5 immen abgelehnt. Ein Antrag bezügl. Steuerfreiheit der R al- -kmeinden aber angenommen. Im letzten Abschnitt deS Artikels wurde der Passus, der den Anschlag für Beamtendienstwohnungen bei Feststellung des Einkommens auf 15°/, der anderen Dienst­bezüge begrenzt, nach langer Debatte mit 12 gegen S Stimmen (Saudberger und Saisburg und v. Ow) verworfen und das Abs. gestrichen. Bei Art. 7, der die steuerfreien »inkommensarten auf­zählt, wurden Ziff. 1Sohne wesentlicheAenderungenvorgenommrn. Bei Ziff. 7 beantragt der Korreferent Betz, die Wort»Soweit eS zu d-» Zwecken der Kirche wirklich verwendet wird oder" zu streichen. Nach langer Debatte wurde der Antrag Betz mit 'S gegen

6 Stimmen angenommen. Für den Antrag stimmten: Bantleon, Betz, Binz, Gai-bur-, C. Haußm««», Käs, Keil und Röder; eg-n ihn stimmten Bantel, Gröber, Kraut. Locher, Sanobergsr und Schick. Di» heutige Sitzung ging nach 2 Uhr zu Ende. Die nächste Sitzung wird am Donnerstag den 2. Januar 1902 mittags 3 Ubr fiattstndcn.

Tagebücher des General-Feldmarschalls Gras von Blumenth a 1 aus den Jahren 1866 und 1870-71.

Herausgegeben von Albrecht Graf von Blumenthal. Mit zwei Porträts und einem Brief Kaiser Friedrichs in Faksimiledruck. Stuttgart und Berlin, Cotta, 1902. Preis 5 geb. 6.50.

-ck. Diese Tagebücher hat der ff Feldmarschall niederge­schrieben, damit sie ihm für spätere Auszeichnungen als Anhalt dienen. Ebenso entstand der in dem vorliegenden Werke enthaltene Entwurf zu einem eurrieuluin vitas oder Lebenslauf, den er im Jahr 1848 schrieb, in seinem 38. Lebensjahr; denn der Feldmarschall war am 30. Juli 1810 zu Schw-dt an der Oder, wo sein Vater als Ritt­meister in Garnison stand, geboren. Der Vater fiel in der Schlacht von Dennewitz 1813. Der Knabe wuchs dann im Hause des Großvaters, eines Herrn v. Below auf und wurde später ins KadettenhauS ausgenommen. Er schreibt am Schluß seines Lebenslaufs: Wenn ich nun nach einer siebzehnjährigen Dienstzeit als Sekonde- und vierjähriger als jPremierleutnant das traurige Los vieler Kameraden teile, fast jeder Aussicht auf baldiges Avancement entsagen zu müssen, so kann ich Beruhigung nur darin finden, meine Pflicht nach bestem Wissen und Willen gethan zu haben." Blum.nthal teilte damit das Schicksal vieler anderer tüchtiger Offiziere, eines Moltke, Goeben, Kirch- bach u. s. w. Anders kam es erst, als König Wilhelm

seine Armeereorganisatiou durchführte, von da an ging das Avancement rascher. Blumenthal wurde 1864 General­stabschef des Prinzen Friedrich Karl in Schleswig, und 1866 wurde er zum Chef des Generalstabs der 2. Armee ernannt, die, durch den Kronprinzen kommandiert, anfangs nur aus dem 5. und 6. Coips bestehen sollte, später aber durch das 1. und Gardecorps verstärkt wurde. Der Kron­prinz hätte lieber Goeben gewollt, allein der König zog vor, diesen in dem Feldzug gegen Hannover und die Süd­deutschen zu verwenden. Der Kronprinz sah aber bald, daß er einen besseren Adlatus nicht hätte gewinnen können. Wir müssen übergehen, was Blumenthal seinem Tagebuch über die Schlacht bei Königgrätz einverleibt hat. Am Abend der Schlacht sagte ihm der Kronprinz:Glauben Sie, ich weiß, wem ich die L.itung in der Schlacht ver­danke." Die oftmals erörterten Gegensätze zwischen Moltke und Blumenthal bei der Kriegführung von 1866 treten im Tagebuch mannigfach hervor. Moltke scheint viel an der Heeresleitung der zweiten Armee getadelt zu haben, so daß der Kronprinz und sein Generalstabschef über diese ganz ungerechten und unmotivierten Vorwürfe" em­pört waren.Jener sprach davon, um seine Entlassung zu bitten; ich mußte ihn trotz meiner eigenen Aufregung noch beruhigen." Seinem Unwillen über Moltkes Anord­nungen machte Blumenthal in de« Briefe an seine Frau Luft, der von den Oesterreichern aufgefangen und veröffent­licht wurde. Blumenthal schreibt darüber in sein Tagebuch: Es war mir sehr fatal, daß darin gerade General Moltke angegriffen war, den ich so sehr verehre und den ich von

allen Menschen gewiß am wenigsten kränken möchte." Und am Tag nachher bat er den Kronprinzen, den Brief dem König und Moltke vorzulegen.Ersterer lachte und Moltke wollte ihn gar nicht lesen, da er an meine Frau gerichtet und nicht für ihn bestimmt sei. Ich hatte es von ihm nicht anders erwartet, da ich weiß, welch vollkommener Gentleman er ist." Im Jahr 1870 wurde Blumenthal wiederum zum ersten militärischen Berater des Kronprinzen bestimmt. Beide reisten auf Wunsch Bismarcks über München und Stuttgart auf den Kriegsschauplatz. In letzterer Stadt schreibt er in sein Tagebuch:

Stuttgart, Donnerstag den 28. Juli 1870. Heute früh 8 Uhr trafen wir hier ein, vom König von Württem'erg empfangen; ich bin sehr behaglich situiert im königlichen Schloß. Gegen Mittag Besuch bei dem Kriegsminister v. Suckow, der ganz im preußischen Interesse ist. Großes Diner, bei dem dir Königin sehr lange mit mir sprach.

AuS dem siegreichen Krieg in Frankreich, an dessen Er­folgen Bl. so hervorragenden Anteil nahm, nehmen seine Aufzeichnungen über das heikle Thema der Beschießung von Paris ein besonderes Interesse in Anspruch. Die Gegen­sätze, die über diese Frage im Hauptquartier zu Versailles herrschten, sind bekannt. Bismarck war von Anfang No­vember 1870 durchaus der Meinung, das Bombardement müsse stattfinden, er legte großen Wert auf den moralischen Eindruck, den die Eröffnung der Beschießung sowohl ans die Pariser Bevölkerung wie auf die öffentliche Meinung in Deutschland, und auch auf die fremden Mächte machen würde, deren Einmischung bei der Stagnation der Kriegs-