VS. Jahrgang.

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Schwäb. Landwirt.

Nagold, Mittwoch de« 14. August

1901.

Ämttichrs.

^) Unter Bezugnahme auf die Be­kanntmachung vom 8. d. Mts. (Gesell­schafter Nr. 122) wird hiemit bekannt gegeben, daß -ie Beisetzung Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich am Dienstag den 13. d. Mts. stattfindet.

Nagold, den 13. August 1901.

K. Oberamt.

I. V.: Schlör, stv. Amtmann.

Amtliches. Die erledigte evangelische Pfarrei Gültstein Dekanats Herrenberg, wurde dem Pfarrer Kühn in Boten­heim, Dekanats Brackenheim, übertragen.

Hages-Hleuigkeilen.

Aus Stadt uud Land.

Nagold, 14. August.

Württ. Kriegerbund. Prinz Hermann von Sachsen- Weimar nimmt die aus freiwilligen Gaben der Kameraden des Württ. Bundes ausgebrachte Stiftung im Betrage von 27,000 ^ an. Die Stiftung erhält für alle Zeiten den Namen Ehrenpräsident Prinz Weimar-Stiftung. Das Stiftungskapital bildet einen Teil des Gesamtvermögens des Württ. Kriegerbundes und wird von dessen Organen verwaltet und verrechnet. Der Grundstock muß unvermindert erhalten bleiben. Die Zinsen sind an Kameraden des Würlt. Kriegerbundes zu verteilen uud zwar sollen die Gaben an besonders würdige und bedürftige Kameraden nicht unter 30 ^ bemessen werden, wenn die Unterstützungen aus der Bundeskasse nicht ausrcichen oder trotz vorhandener Notlage eine Unterstützung aus der Bundeskasse nicht ge­währt werden kann. Dabei sollen zunächst Veteranen vor­zugsweise berücksichtigt werden. Die Verteilung der Zinsen hat jährlich auf den Geburtstag des Prinzen (9. Aug.) zu erfolgen. Gesuche um Verwilliguug von Gaben aus der Stiftung sind an das Präsidium des Württ. Kriegerbundes zu richten. _

-cl. Mindersbach, 12. Aug. Nach dankenswerten Tagen ^ kräftigen Sonnenscheins entlud sich gestern zwischen 8 und 9 Uhr abends ein äußerst heftiges Gewitter über unsere Markung. Die Schloßen sielen in beträchtlicher Größe und richteten hauptsächlich in den nordöstlich gelegenen Teilen der hiesigen Markung den denkbar größten Schaden an. Was der frühere Hagel in den betroffenen Teilen be­züglich des Ernteertrags übrig ließ, ist nun größtenteils vernichtet. Auch Gewächse, wie Angersen, Kraut, Mohn, Klee, welche sich wacker erholt hatten, wurden sehr hart mitgenommen. Ebenso haben die Obstbäume wieder einen großen Teil ihrer Früchte, Blätter und Zweige eingebüßt, was eine Schädigung auf Jahre hinaus bedeutet. Ver­strömende Regen hatte zur Folge, daß tiefer gelegene Wiesen und Aecker arg überschwemmt uud übel zugerichtet wurden. Schlamm, Sand, Geröll, fortgespülte Kartoffeln und deren Kräuter u. a. m. bedecken manche Wiesen, deren Ertrag nun als Futter unbrauchbar geworden ist.

(0) Pfrondorf, 13. Aug. Eine entsetzliche Nacht liegt ^ hinter uns. Mit Einbruch der Dunkelheit brach von allen Seiten her mit unglaublicher Geschwindigkeit ein furchtbares Gewitter über das Nagoldthal und unsere Markung herein. Der orkanartige Sturm schien alles wegzufegen. Die Hagel­körner fielen so dicht, daß ihr Niederprasseln ein fürchter­liches Getöse erzeugte. Viele Fensterscheiben wurden zer­trümmert; die ganze noch ausstehende Ernte wurde vernichtet; selbst das Stroh ist wertlos. Das Oehmdgras kann an vielen Stellen nicht mehr abgemäht werden. Kraut, Bohnen, Futterkräuter sind zerfetzt. Von vielen Kartoffeläckern wurde der Boden weggeschwemmt, so daß die noch unreifen Früchte heute zusammengelesen werden mußten. Viele Obstbäume sind ganz zerbrochen, viele auf Jahre ruiniert. Der Schaden im Gemeindewald beträgt tausende von Mark. Die stärksten Tannen wurden entweder umgerisseu oder in einer Höhe von 34 m abgeknickt wie Strohhalme. Auch an Straßen und Feldwegen wurden von den Wassermassen grpße Verwüstungen angerichtet.

(L) Schöiibronu, 12. Aug. Ein Naturereignis, das uns -^so recht an den 1. Juli 1895 erinnerte, brach gestern abend 8 Uhr über unser Dorf und die hiesige Markung herein.

*) Wurde schon gestern durch Extrablatt bekannt gemacht.

In derselben Himmelsrichtung gegen Süden war ein Gewitter zu beobachten, das nichts Gutes ahnen ließ. Mit Windeseile stürmte es heran, in einer Richtung, von welcher wir sonst von Gewittern nichts zu befürchten hatten. Ein orkanartiger Sturm brach los, der Himmel glich einem Feuermeer, das unaufhörliche Wetterleuchten' war nur von dumpfem Tosen begleitet. Der Schaden der durch den furchtbaren Wirbelsturm, den strömenden Regen und den ausgiebigen Hagel angerichtet wurde, ist bedeutend. Eine große Zahl von Obstbäumen wurde zerrissen, geknickt oder- entwurzelt; eine Menge Obst abgerissen. Es litten nicht nur die empfindlicheren Gartengewächse, sondern auch die Feldfrüchte, insbeonderc das zum Teil noch stehende, jetzt überreife Getreide ganz namhaft, weshalb die Betroffenen ihren Schaden bereits amtlich angezeigt haben. Auch aus Nothfelden ging ein Bericht ein, wornach der Hagel an Fruchtfeldern, Gartengewächsen und Obstbäumen großen Schaden anrichtete.

t, Ebhauscn, 12. Aug. Das in der Nacht vom Sonntag auf Montag niedergegangene Gewitter schadete leider, auch auf hiesiger Markung durch den Sturm und mitfolgendem Hagel besonders an Obstbäumen und Garten­gewächsen. Der durch den Hagelschlag vom 14. Juli noch vor dem Beginn der Ernte von einer Kommission, be­stehend in den Vertretern der Nordd. Allg. Hagelversicherungs- gesellschast Inspektor v. Schönefeld und Oekonom Ratü von Waiblingen, sowie vom Beauftragten der Versicherten, Oekonom Link von Tröllenshof eingeschätzte Schaden be­trägt 1078"/,,. Die von der Gesellschaft an die hiesigen Versicherten zu leistende Entschädigung wird sich auf etwa 10,000 beziffern. Daß der Anschlag der Kommission sich nicht immer mit den Angaben der Beschädigten deckte, ja manchmal beträchtlich niedriger ausfiel, läßt sich denken. Doch darf hervorgehoben werden, daß im wesentlichen der angegebene Schaden auch von der Kommission für richtig erkannt, ja in verschiedenen Fällen auch ein höherer als vom Besitzer bezeichneter konstatiert wurde, so daß im allgemeinen die Versicherten mit der Einschätzung zufrieden sind.

H Oberjettingcn, 11-. August. Sonntag abend nach Eintritt der Dämmerung entlud sich über unserer Markung ein furchtbares Hagelwetter, verbunden mit orkanartigem Sturm. Es sielen Schloßen bis zur Größe von Hühner­eiern. Gerste und Haber wurden total verhagelt, auch die Hopfen, die Heuer entgegen anderer Bezirke einen reichlichen Ertrag versprechen, bieten größtenteils einen trostlosen An­blick. Bäume wurden entwurzelt und Drahtanlagen über den Haufen geworfen. Stein- und Kernobst, welches eben­falls auf eine befriedigende Ernte hoffen ließ, wurde samt den Zweigen von den Bäumen geschlagen. Die Gartenge­wächse sind total zerfetzt. Eine Unmasse Scheiben wurden zertrümmert, auch Dächer teilweise abgedeckt, alles in allem ein Bild der Zerstörung. Wie groß der Schaden ist, läßt sich zur Stunde noch nicht feststellen. Leider sind nur wenige Einwohner gegen Hagelschlag versichert.

Teinach, 11. Aug. Zwischen der Gemeinde und dem Badbesitzer Brake hier schweben Verkaufsverhandlungen; sicherem Vernehmen nach hat die Gemeinde 1,500,000 Mark geboten; ob sie das Angesot aufrecht erhält oder damit Er­folg hat, ist nicht abzusehen.

r. Stuttgart, 12. Aug. zu den vielen beruflichen Organisationen unserer Zeit gesellt sich nun wieder eine neue und zwar die Vereinigung der niederen städtischen Angestellten der Residenzstadt Stuttgart. Nachdem eine Mit­teilung und Rücksprache mit dem Stadtschultheißenamt statt­gefunden, tagte gestern vormittag 10 Uhr im oberen Saale des Reichshofes eine vorbereitende Versammlung. In derselben verbreiteten sich Gewerkschaftssekretär Ncunreyer über Zwecke und Ziele der Vereinigung niederer städtischer Angestellten und fand in den Ausführungen großen Bei­fall. Der Verein soll auf gleiche Grundlage gestellt werden, wie die Organisationen der Eisenbahn und Postbediensteten. Die Versammlung, die von etwa 180 hiesigen städtischen Angestellten besucht war, sprach sich einstimmig für die Gründung eines solchen Vereins aus. Es wurde eine provisorische Kommission eingesetzt, die das Weitere in dieser Sache in die Wege leiten soll.

r. Ludwigstmrg, 12. Aug. Letzten Samstag hatte die 2. Eskadron des Ulanenregiments Nr. 20 hier eine Feld­dienstübung bei Winnenden. Ein Ulane (ein Kellner), wurde in voller Ausrüstung mit Pferd und Lanze zur Erstattung einer Meldung in die Garnison zurückgesaudt, traf aber daselbst nicht ein und ist seither mit seinem Pferd verschwunden. Wie festgestellt wurde, hat sich der Reiter nach Stuttgart, statt nach Ludwigsburg gewandt, woselbst er gesehen worden sein soll.

r. Ludwigsburg, 12. Aug. Der Deserteur vom Ulanen- regimet Nro. 20 wurde heute früh in Sielmingen a. F.

verhaftet und mit samt dem Pferd im Laufe des vormittags an sein Regiment in Ludwigsburg eingeliefert.

r. Ludwigsburg, 12. Aug. In letzter Nacht hat sich der am 7. ds. Mts. wegen Verbrechens gegen ß 176 Z. 3 des Str.-G -B. beim K. Amtsgericht hier eingelieferte, ledige Bauer Wilhelm Nothacker von Aldingen in seiner Zelle erhängt. In einem Brief ließ er seine letzte Willens­bestimmung zurück.

r. Ludwigsburg, 12. Aug. Gestern früh war Dekan Herrlinger von hier auf einer Amtsreise nach Kornwest­heim begriffen, um die Investitur des dorthin versetzten Pfarrers N estle vorzunehmen. Im Eisenbahnwagen wurde er von einem Herzschlag betroffen, worauf er nach kurzer Zeit auf der Station Kornwestheim verschied. Die Leiche wurde nachmittags hieher überführt.

r. Eutingen bei Pforzheim, 12. Aug. Im Mühlen- >ßen ickafial des Mühlenbesitzers Stieß wurde gestern die Leiche eines Unbekannten, welcher, den Kleidern nach zu schließen, dem Arbeiterstand angehört, aufgefuuden. Man nimmt an, daß derselbe in angetrunkenem Zustand in den Kanal ge­raten und ertrunken ist. Außer den Leiden Buchstaben R. F., die sich am Hemd des Ertrunkenen befinden, fehlen jede Anhaltspunkte zur Ermittlung der Persönlichkeit der Leiche.

r. Kirchhcim u. T., 12. Aug. Ein hier beschäftigter Arbeiter aus Sachsen wurde vorgestern wegen eines Ver­brechens inr Sinne des ß 175 R.-Str.-G.-B. verhaftet. Auf die tropische Hitze folgte in der Nacht vom Samstag auf Sonntag ein heftiges Gewitter. Der Blitz schlug in eine Stallung auf dem Freitagshof, ohne zu zünden; dagegen wurde ein Ochse durch den Blitzstrahl getötet.

r. Kirchhcim u. T., 12. Äug. Touristen uud Gesell­schaften von auswärts, die unsere Stadt besuchen, dürfte cs interessieren, daß auf dem 20 Minuten von hier auf herrlicher Höhe gelegenen Schafhof eine Wirtschaft mit schönem Garten errichtet werden ist. Dieselbe führt den Namen zur schönen Aussicht; es dürfte auch kaum einen andern Punkt der hiesigen Umgebung geben, der einen um­fassenderen Rundblick gewähren könnte. Zunächst grüßt die mächtige Teck herüber, ferner sind die Baßgeige, der Beurener Fels uud der historische Hohcuneuffen vorgelagert, während sich zur Linken der Breitensteiu, Turm- und Eichelbcrg unsern Blicken zeigt ein Panorama, von dem jeder Beschauer entzückt sein dürfte.

i-. Hardt, 12. Aug. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag wurde laut Schwarzw. Volksfreund die ledige Katharine Dreher dahier in ihrem Schlafzimmer in raub­mörderischer Absicht überfallen. Es gelang ihr, den Unhold durch einen Stoß auf die Brust von sich abzuschüttelu und zu entfliehen. Der umsichtigen Nachforschung des Land­jägers Schweizer in Mariazell gelang cs, gestern vormittag den Thäter in der Person des verheirateten Laver Wilhelm zu ermitteln. Derselbe hat die That cingeftauden. Er giebt au, in betrunkenem Zustand gehandelt zu haben. Die Ueber- fallene hat verschiedene Verletzungen am Hinrerkopf, jedoch ungefährlicher Art.

Htidenheim, 11. Aug. Der sozialdemokratische Landtags­abgeordnete Blumhardt hielt gestern im Saal der Traube in Heideuheim vor sehr großer Zuhörerschaft einen Vortrag über das Thema:Wie ich Sozialdemokrat geworden bin". Er schilderte in durchaus idealisierender Weise bas Wesen und die Ziele der Sozialdemokratie, mit besonderer Hervor­hebung seiner religiösen und christlichen Weltanschauung und seiner seitherigen Erfahrungen und suchte seinen Zu­hörern die geschichtliche uud psychologische Entstellung dieser Bewegung plausibel zu machen, wobei er auch einzelne seit­her hervorgelretene Mängel au derselben zugab. Auf die gefährlichen und radikalen Ziel derselben ging er nicht näher ein, oder stellte auch sie in rosigem Lichte dar. Nach ihitt trat Dekan Laudenberger aus, der diese idealisierende, das Programm der Sozialdemokratie vielfach ignorierende An­schauung Blumhardts in manchen Stücken ergänzte und be­richtigte und hervorhob, wie nur auf christlich-cvaugelischer und nationaler Grundlage die soziale Bewegung zum Heile des Gesamtvolkes uud der Menschheit aurschlageu könne. Die Debatte verlief jedoch durchau-? friedlich und bot manches Interessante dar.

r. Mägcrkingcn, 12. Aug. In der Nacht vorn Sams­tag auf Sonntag schlug laut Schwarzw. Krcttztg. während eines Gewitters der Blitz in das Doppelgebäude des Schäfers Heß und des Immanuel Lorch. Während der Blitz beft ersterem zündete, daß sofort eine mächtige Flamme in die Höhe schlug, wurde bei letzterem eine wertvolle Kuh durch den Blitzstrahl getötet.

r. Mergentheim, 12. Aug. Gestern abend wurde in der Tauber die Leiche des Wagemvärters Johann Franz aus Lohr a. Ni. gefunden, der, wie es scheint, in einem Anfall von Schwermut in den Wellen seinen Tod gesucht