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Schwab. Landwirte

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Nagold, Donnerstag den 11. Juli

Parlamentarische Nachrichten.

«»rttm»»«*»isch»,

r. Stuttgart, S. Juli. In der heutigen Sftündigen Sttzmg erledigte die Kammer zunächst die Generalberatung betr: die Neuorganisation der Forstverwaltung. Für die Vorlage sprachen Minsterialdirektor v. Buhl. Graf v Uxkull-Gyllenband, Galler, Käs, Prälat v. Sandberger, v Geß. Gegen die Vorlage sprach Haug (B. d. L.) und Rembold-Gmmrd. Hierauf wurde der Antrag Kiene, die vorgesehene Forstorganisation im Prinzip anzuerkennen, jedoch die Erwartung auszusprechen, daß einzelne Forstinspektoren unbeschadet ihrer Eigenschaft als ordentliche Mitglieder der Aorstdirektion ihren Dienstfitz außerhalb Stuttgarts in ent­fernter gelegenen Landesteilen angewiesen erhalten, nachdem er von dem Abgeordneten Nieder befürwortet, von dem FinM-minister und dem Abgeordnete« Liesching aber be­kämpft worden war, in namentlicher Abstimmung mit 56 gegen 19 Stimmen abgelehnt. Dafür stimmten nur das Zentrum und der Abgeordnete Haug. Die übrigen Titel wurden genehmigt. Schließlich wurde der Antrag Liesching, an dem durch die Neuschaffung von vier Kollegialratsstellw sich ergebenden und mit 19,800berechneten Mehraufwand den hierin enthaltenen Betrag von 3800 für pensions­berechtigte Zulagen an 7 vormalige Forstmeister ä 400 zu streichen, angenommen und der Regierungsantrag mit 46 gegen 3b Sttmmen «-gelehnt. Dafür stimmten Privi­legierte, Deutsche Partei und vom Zentrum die Abgeordneten Nieder Md v. Kiene. Donnerstag nachmittag 3 Uhr Rest der heutigen Beratung, Gesetzentwurf betreffend Beschaffung von Geldmitteln für vm Eiseubahnba« u. f. w.

A« Stttdt »ud Lasd.

tt. -Ult.

B»U Rathaus. Anläßlich des an auswärtige Landwirte erfolgte« Verkaufs von Waldgras, für daS 106 50iZ gelöst wurden, kam im Gemeinderat gestern zur Sprache, daS übrige Waldgras in den entfernteren Waldteilen gleichfalls zum Verkauf zu bringen, da Liebhaber hiezu vorhanden find. ES sollen jedoch vorerst die nutzungs­berechtigten Bürger öffentlich aufgefordert werden, binnen 3 Tagen Wünsche geltend zu machen und ihnen entsprechende Waldteile angewiesen und nm der Rest verkauft werden. Im Stadtwald Winterhalde hat am Dienstag 9. Juli ein Brennholzverkauf stattgefunden; hiebei stellten sich die Preise durchschnittlich pro Rm. für Nadelholz-Scheiter auf nahezu 8 für Nadelholz-Prügel 7 ^ für Anbruch­bolz 6 40 Ä und für Nadelreis auf über 7 ^ pro

Hundert. Die Stadtgemeinde kann mit diesem Preis wohl zufrieden sein, da es sich um weißtannenes und meist im Saft gehauenes, Brennholz handelte. Schlossermeister Rähle jr. ist nach bestandener Prüfung und Verpflichtung als befähigt zur Eichung von Fässern aufgestellt worden und wird als Stellvertreter seines Vaters diese Funk­tion ausüben. Zur Weiterführung des von Kaufmann Berg und Tuchfabrikant Wilh. Kapp vor ihren Gebäuden

zu erstellenden Fußsteigs hat sich nun auch der anstoßende

Hausbesitzer, Tuchmacher Hermann, bereit erklärt. Als Voranschlag für die hiezu von der Stadt zu liefernden 60 Meter Randsteine ist bereits ein Aufwand von 320 ^ vorgesehen; die Lieferung wurde unter einer Anzahl Submittenten an Werkmeister W. Benz mit 7'/»"/. Abgebot vergeben: die zu 75 veranschlagten Pflästerarbeiten erhielten die Wüsterer Hörmann. Einen Nachklang fand das letzten Freitag so schön verlaufene Kinderfest durch den gestern vorgelegten Rechnungsabschluß. Im ganzen ist ein Aufwand von 366 ^ 7b ^ für Musik, Preise und Be­wirtung der Kinder zu bestreiten. Von dem unverwüstlichen gesunden Appetit unserer Jugend legt übrigens die respek­table Menge der von ihr hiebei vertilgten Eßwaren beredtes Zeugnis ab. Nicht weniger als 760 Würste und ebenso­viel Wecken verschwanden in den Magen der Kleinen. Wenn das so anhält, braucht also Nagold für einen kräftigen Nachwuchs nicht bange zu sein; alle Vorbedingungen find vorhanden.

Nagold als Lnftknrstadt. Zu diesem Thema schreibt eine durch auswärtige Blätter gehende Korrespondenz folgendes aus Nagold:Unstreitig ebenbürtig kann unsere Stadt in die Reche der Schwarzwaldorte treten, die im letzten Jahr­zehnt sich einen Ruf als Luftkurort erworben haben; ihre Lage und klimatischen Verhältnisse berechtigten sie dazu und das Vorhandensein dieser beiden Grundbedingungen ist ja bereits ausreichend anerkannt worden durch die Errichtung zweier staatlicher Genesungsheime seitens des württ. Armee­korps und der Versicherungsanstalt Württemberg. Die Vor­teile, die unsere Stadt als Ferienaufenthalt bietet, find: würzige heilkräftige Luft, Ruhe, Fluß- Md medizinische Bäder aller Art, prächtige Tannenwaldungen mit gut an- güegten Wegen, zahlreiche Ruhe- und Aussichtspunkte, dazu eine Mürrisch gelegene Burgruine." Bekanntlich sind infolge BeWuffes der hiesigen bürgerlichen Kollegien auch tu einer-Myahl zu solchen Zwecken geeigneter größerer Blätter Inserate erlaffen worden, in denen das erholüngsbedürstige Publikum auf die Vorzüge und Bequemlichkeiten unserer Stadt als Kurort aufmerksam gemacht wurde. Allerdings wird man nicht auf soforttgen Erfolg rechnen können, sondern vorerst nur durch wettere Opfer das Ziel erreichen können, Nagold als Luftkurort bekannt und beliebt zu machen.

Rückkehr der württ. Chinakämpfer. Nach dem Plane für die Ein- und Ausschiffung der nach Deutschland heim­kehrenden vstafiatischen Truppen ist das 3. ostasiatische Infanterieregiment, dessen 8. Kompagnie (Knörzer) unsere Wurttemberger bilden, mit dem Dampfer Palatia der Ham- burg-Amerika-Linie am 25. Juni von Taku und am 6. Juli von Singapore abgegangen und soll am 30. Juli in Aden und am 8. August in Bremerhaven eintreffen. Die Palatia hat eine Belegungsfähigkeit von 1648 Mann und hat außer dem genannten Regiment noch 300 Kranke, 13 Mann von der Manne, sowie die Leichen des in China ermordeten deutschen Gesandten Frhm. v. Ketteler, des am 1. Nov. v. Js. verstorbenen Hauptmanns Haenel v. Cronenthal vom 3. ost- asiatischen Infanterieregiment und des Jntendatursekretärs Freudrich an Bord. Transportführer ist Oberstleutnant v. Wallmenich, Kapitän des Dampfers G. Reessing.

Kleine Ghrsnik.

Ein Gedicht des Fürsten Hohenlohe. In seinen Muße­stunden schrieb Fürst Chlodwig Hohenlohe manches Gelegen­heitsgedicht. Ein schönes Sonett des Fürsten ist 1866 entstanden und an August Daniel v. Binzer, den alten Burschenschafter und Autor fröhlicher Studentenlieder, gerichtet. Es lautet:

An A. v. Binzer.

Den frohen Sinn der Jugend zu erhalten,

Wenn auch das Alter schon die Locken bleicht,

Das ist's, was jeder wünscht, doch schwer erreicht,

Weil nur dem Glücklichen es Vorbehalten.

Ob wir nun fröhlich mit den Stunden schalten,

Ob man phlegmatisch durch die Tage schleicht,

Und ob's im Busen stürmet oder schweigt.

Es muß das Herz doch nach und nach erkalten.

Doch seh' ich Dich, so schwindet all' mein Zagen,

Denn ungebeugt im Kampfe mit der Welt Hast Du das Alter aus dem Feld geschlagen.

Wer sich den Mut in diesem Kampf erhält.

Der bleibt, mag auch das Herz ihm leiser schlagen,

Von ew'ger Jugend Sonnenschein erhellt.

Ueber den schweren Unfall auf dem Rhein bei Kehl werden noch folgende Einzelheiten gemeldet: Das Unglück bei den Uebungen des 19. Pionierbataillons ereignete sich um 9'/« Uhr vormittags etwa 10 m oberhalb der Kehler Rheinbrücke. Der mit Leuten der 1. und 4. Kompagnie besetzte Ponton trieb unter der starken Strömung des Rheins gegen einen andern und schlug um. Ein Unter­offizier und mehrere Mann ertranken, die andern retteten fich durch Schwimmen. Zwei Leichen, die an einer unter­halb gelegenen Kiesbank landeten, find geborgen. Ein

Sanitätszug aus Straßburg wurde sofort nach der Un­glücksstätte entsandt. Nach einer weiteren Schilderung des Unfalls beträgt die Zahl der Ertrunkenen fünf. Anfangs wurden acht Mann vermißt, doch gelang es am elsässtschen Rheinufer einen der Verunglückten, und an dem badischen Ufer zwei Pioniere aus den Fluten zu retten.

Eine Typhusepidemie im Rheinlande. In Hastenrath (Kreis Düren) ist seit einigen Tagen eine Typhusepidemie aufgetreten. 23 Einwohner find erkrankt, 2 bereits gestorben. Die Schule ist zum Hospital eingerichtet. Die Behörden haben umfassende Vorsichtsmaßregeln getroffen, um der Weiterverbreitung der Krankheit vorzubeugen. Die Er­krankungen sollen auf den Genuß schlechten Trinkwafsers aus einem gesperrten Brunnen zurückzuführen sein.

Ein Opfer der Leipziger Bank ist auch ein Leutnant in München geworden. Derselbe erhielt bei seiner kürzlich erfolgten Verheiratung die Mitgift seiner Braut im Bettag von 70,000 ^ von seinem Schwiegervater in Aktien der genannten Bank.

Ein wirklicher Pechvogel ist die Witwe Grunewald in Leipzig, die sich in 50jähriger Thätigkeit als Viktualien­händlerin ein großes Vermögen erworben hat. In der Nacht zum 21. Mai 1900 wurde ihr das gesamte Vermögen durch Einbruch geraubt, indessen nach der Ergreifung der Diebe wieder herbeigeschafft. Glücklich hierüber, beschloß die alte Frau, den Mammon nicht wieder in einem alten Spind ihrer Wohnung aufzubewahren, trug ihn zur Leip­ziger Bank und hat nun abermals einen großen Teil des Geldes diesmal leider endgiltig verloren?

1901.

Gewerbliches. Im neuen Reichsgesetzblatt ist die Ab­

änderung des Gewerbegerichtsgesetzes pubWert, die damit nunmehr in Kraft tritt. Solche Gerichte müssen aber nur in solchen Orten errichtet werden, die bei der letzten Volkszählung mehr als 20,000 Einwohner hatten. Wo aber ein zuständiges Gewerbegericht nicht vorhanden ist, was u. a. auch bei Nagold Mttifft, so kann bei Streitigkeiten jede Partei die vorläufige Entscheidung durch den Vorsteher der Gemeinde nachsuchen, in deren BeKrk die streitige Verpflichtung ans dem Arbeitsverhältnis zu erfüllen ist oder sich die gewerbliche Mederlassung des Ar­beitgebers befindet oder bäde Parteien ihren Wohnsitz haben. Jedoch ist der Ortsvorsteher nur zuständig für Streitig­keiten über den Antritt, die Fortsetzung oder die Auflösung des Arbeitsvethältnifses, sowie über die Aushändigung oder den Inhalt des Arbeitsbuches, Zeugnisses, Lohnbuch?, Ar­beitszettels oder Lohnzahlungsbuches, femer über die Be­rechnung und Anrechnung der von den Arbeitern zu leistenden Krankenverficherungsbeiträge und Eintrittsgelder (ZI 53 a, 65, 72, 73 des KrankenverficherungsgesetzeS).

Nebenbahn EbingenOnstmettingen. Am 14. Juli d. I. wird der Betrieb der von der Württemb. Eisenbahn- gesellschast erbauten und zu betreibenden normalspurigen Nebenbahn EbingenOnstmettingen eröffnet. Der Fahr­plan dieser Bahn ist bereits besonders veröffentlicht. Ander­selben sind die Stationen Ebingen-Vorstadt, Truchtelfingen, Thailfingen und Onstmettingen gelegen. Die Bahn wird nach den Bestimmungen der Bahnsrdnung für die Neben­bahnen Deutschlands vom 5. Juli 1892 betrieben; in bahn­polizeilicher Hinsicht ist dieselbe der Betriebsinspektion Tü­bingen unterstellt.

Die Hagelschäden im Jahre 1900. Im Jahre 1900 ist in Württemberg an 27 Tagen Hagel niedergegangev. Schaden an landwirtschaftlichen Gewächsen haben verursacht die HagelMe von 21 HagelttMu. Bettoffen wurden laut den Mitteilungen des K. Statistischen Landesamts 54 Ober­amtsbezirke Md innerhalb derselben 278 Gemeinde- bezw. Teilgemeindemarkungen. In 64 Gemeinden byw. Teil­gemeinden ist wegen Hagelschadens das Grundsteuernachlaß­verfahren eingeleitet worden. Nachlaßverfahren wegen Schade« durch Ueberschwemmungcn haben nicht stattgeftmden. Von Hagelschaden wurden mit nachstehendem Schadenwert be­ttoffen : Neckarkreis mit 228,473 Schwarzwaldkreis mit 241,382 Jagstkreis mit 840,303 und der Donaukreis mit 790,173 Als Gesamtschaden wurden 2,100,331 festgestellt Md dafür 15,760 ^ Steuernachlaß bewilligt. Mit einer Summe von mehr als 100,000 ^ beteiligten sich an dem Hagelschaden des Jahres 1900 6 Oberämter, nämlich Böblingen mit 107,139 Heidenheim mit 565,476 Mergentheim mit 103,791 Blaubeuren mit 174,835 Ehingen mit 133,268 Münsingen mit 285,738

Die Farbe der wiirttembergische« Weine. Mit der Weinbaustatistik des Jahres 1900 ist zugleich eine Ermitt­lung darüber verbunden worden, wieviel von dem Wein­erzeugnis auf Rotgewächs, Weißgewächs, Schillergewächs entfällt. Das Ergebnis dieser Erhebung wurde in den Mitteilungen des K. Stattsüschen Landesamts veröffentlicht. Es betru g der gesamte Weinertrag 438,044 dl; davon

Ein brittischer Admiral, der keine Juristen liebt. Schlechte Erfahrungen mit Rechtsanwälten scheint der unlängst ver­storbene brittische Admiral Sir John Commerell gemacht zu haben. Darauf scheint wenigstens sein Testament zu deuten, das folgenden Passus enthält:Da ich während meines Lebens mit den Gerichten wiederholt schlechte Er­fahrungen gemacht und gesehen habe, daß dieselben oft Urteile abgeben, die gegen jede Vernunft verstoßen, so bitte ich meine Erben, falls irgend etwas fraglich sein sollte, sich selbst ein Schiedsgericht zu bestellen und keinesfalls an die ordentlichen Gerichte zu appellieren. Ich selbst bin von jedem Juristen und Rechtsanwalt, mit dem ich während meines Lebens zusammengekommen bin, beschwindelt worden."

Das Interesse unserer Radfahrer dürfte eine Erfindung des Gerichtsvollziehers August Ueberberg in Balve in An­spruch nehmen. Diese Erfindung besteht nach einem Bericht des Intern. Patentbureau von Heimann und Co. in Oppeln in einem ..Hilfsantrieb für Fahrräder". Am Steuerrohr ist ein Kettenrad angebracht, welches durch eine Handkurbel in Umdrehung versetzt wird und wird diese Umdrehung durch eine Kette auf die Tretkurbelachse übertragen. Durch diese Handantriebsvorrichtung wird einerseits die Tretbewegung unterstützt, so daß eine größere Geschwindigkeit mit dem Rade erzielt wird, andererseits kann aber auch durch diese Einrichtung die Wirkung des Gegentretens unterstützt werden, so daß die Einrichtung gewissermaßen auch als Bremsvor- > richtung dient.