Berlin, 10. Juai. Von Versuchen Deutschlands und deS Dreibunds, im südafrikanischen Kriege zu vrr- mittel«, ist hier an unterrichteter Stelle nichts bekannt. In ziemlich übereinstimmender Fassung lautet eS weiter in mehreren Blättern: «Die ganze Nachricht bericht, soweit Deutschland berührt ist, auf dreister Erfindung. An Deutsch« land ist bisher weder von einer anderen Macht die Äu- regung zu einer Intervention oder Vermittlung zwischen England und den Buren herangetretrn, noch auch ist von englischer Seite die Geneigtheit zu erkennen gegeben worden, aus eine solche Aktion einzugehen. Die aus den König Eduard bezügliche Wendung verrät eine völlige Unkenntnis englischer Verhältnisse, da der König gar nicht in der Lage ist, derartige dir Politik Englands betreffende «Wünsche" zur Geltung zu bringen. Für eine Vermittlungsaktion fehlt heute ebenso wie vor Monaten die notwendige Voraus­setzung einer Geneigtheit beider kriegführenden Parteien, dir Vermittlung neutrolcr Mächte anzuerkennen."

London, 10. Juni. Eine Depesche Kitchener'S besagt, die Zahl der Bure«, welche im letzten Monat getötet oder gefangen genommen wurden oder fich ergaben, beträgt 2640. Vom 1.s. Juni wurden 26 Buren ge­tötet, 4 verwundet und 409 gefangen genommen, 33 er­gaben fich; außerdem wurden 651 G-wchre, 115.500 Patronen und 120 Wagen, sowie 4000 Pferde erbeutet.

London, 10. Juni. Das Kriegsamt teilt die Ant- wort Lord KitchrnerS auf eine Mitteilung des KriegS- ministerS Brodrick mit. Kitchener bezeichnet darin die Meldung, nach welcher da» Burenkommando Beyers in der Nähe von Warmbad ausgenebm worden sei, als unwahr.

London. 10. Juni. Der mit Frau Botha in London eingrtroffene Oranjr-Bur Bischer erklärte aus der Reise nach Europa dem Vertreter des FreemavS Journal, Frau Botha unternehme die Reise in erster Linie ihrer Gesundheit wegen, werde jedoch, wo immer fie Einflüsse ausüben könne, mit der Zustimmung KitchrnerS ihr AeußersteS thun, um den Stand der Dinge zu bessern und die Lage drS Landes milder zu gestalten. Sir handle durchaus auf eigne Ver­antwortung, doch werde wahrscheinlich, wenn Krüger ihren Borstillungen nicht nachgebe, ein beträchtlicher Teil der Buren selbständig handeln und die Feindstligkeiten einst,llen.

New-Pork, 10. Juni. Bus den Bermuda-Inseln find große Vo-brreitungen für die Aufnahme von kriegs- gefangcuen Buren gemacht worden. Auf den Darrell-, Tacker- und Morganinseln wurden Landkomplexe mittelst Stacheldraht eingrfriedigt und der soeben eingrtroffene Dampfkr Tayo Romano hat 2400 TonS Fracht für die Regierung gebracht, von welcher ein großer Teil für Burengefangene bezeichnet war. Die auf den Inseln liegenden Garnisonen find verstärkt worden.

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Der Pester Lloyd veröffentlicht Briese auS Pretoria aus der Zeit vom 27. April bis 6. Mai, denen wir folgendes entnehmen: Der Krieg befindet fich gegenwärtig in einem Stadium der Abspannung oder deS schwindenden Selbstvertrauen- deS Eroberers. Er kann okkupieren und annkktieren, wo und was er will, und dennoch ist er von den Erfolgen seiner Eroberungen nicht befriedigt. Mit den englischen Truppen steht eS viel schlimmer als man ahnt. Die Stände find durchwegs zusammengeschmolze». die Kompagnien betragen im Maximum 80 Man«, und di«S ausnahmsweise; in der Regel nur 80 Mann. Manche Regimenter, besonders koloniale Formationen, find infolge deS Austrittes der Mannschaften nach Ablauf der kontrakt­lichen Dienstzeit im Stande so zusammengeschruwpft. daß sie als solche zu brstehrn aufhörte«, und die zurückbletbenden Mannschaften in einen «rkderen, einer Ergänzung bedürftigen Truppenkörper eingeteilt wurden. Die Verstärkungen auS Australien, Neu-Seelsndrc. kamen nur zudem Zw cke, um Kontingente, die bereits ausgedient haben, abzulösen, bedeuten daher keine Verstärkung, sondern nur einen Ersah. Nach der Zusammenkunft in Middelburg sind Kitchener und Botha zusammen mit ihrem Gefolge photographiert worden. Kitchener erscheint auf dem Bilde geärgert und verstimmt, während Botha sehr vergnügt auSstrht. Daß unter den Buren noch immer viel Humor herrscht, beweist folgender Vorfall. Eine Burenadtrilung nördlich von Gtandrrto» schickte Mitte April an die Garnison in Watervaal die Botschaft, daß letztere di« Gewehre putzen und die Munition berrithalte« möge, da sie dieselbe avzugreifen bealsthtige. Die Engländer gingen auf den Leim, indem sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf Watervaal richteten, waS die Buren

mit der Botschaft brabfichtigt hatten, denn zu der gleichen Zeit trieben Pt auS der Volksrustgemeinde 50 B:ück Ochsen weg.

Die Krifis iu Thiua,

Berlin. 10. Juni. Nach der Berliner Korrespondenz bleiben in Ostasien drei deutsche J'santerierezimenter zu drei Bataillonen zu drei Compagmen mit je 110 Kom­battanten. eine Eskidron berittener Jäger, eine Feld- artillerie-Abteilung ml drei Batterien, eine Pioniercompagnie und eine Traincompagnir. Die Gesamtstärke beträgt »600 Man«, wovon etwa »00, nämlich zmei Bataillone mit einer Batterie für Shanghai bestimmt find. In Pitschilt bleibt die Hauptmasse und zwar in Tientsin, während je ei« Bataillon Peking, Hanztsun, Langfang und Sch rüg- haikwan besetzt hält. Verwendet werden nur Mannschaften, welch« über den Herbst 1901 hinaus zum Di-ttst in Öft­esten verpflichtet sind.

London, 8. Juni. Laut einer Meldung des Standard auS Tieutfin sollen die Russen in kurzem die Eisen­bahn Shanhaikwan-Ntutschwang den Deutschen auShändigen.

London, 10. Juni. Dem Bureau L>ffan wird auS Peking gemeldet: Die chinesischen Bevollmächtigten erhielten eine geheime Instruktion vom Hof. wodurch st« beauftragt werden 1) die Errichtung von den kaiserlichen Palast bedrohenden Forts in den Gesandtschaften zu v;r- hindern, 2) eine zu st rrke Besetzung der Eisenbahn mit Truppen zu verhüten und 3) das geqenwättige Abkommen, wonach die Eisenbahn bis in dir Stadt hinein fortgesetzt werden darf, zu widerrufen.

Peking, 10. Juni. Die Deutschere befestigen jetzt ihre Abteilung der G srndischast. Ein Fort ist auf dem Gtadtwüllr hinter derselben geplant. Der deutsche Gesandte i hat «ine Bekanntmachung r-l-ffen, welche Vorschriften darüber girbt, in welcher Weise oi« deutsche Abteilung ein­gerichtet und der Zutritt dec Thinesen zu derselben be­schränkt werden soll.

Auswärtige Todesfälle.

Oderndorf: Augustin Sutheinz, Rechtsanwalt.

Druck und Vertag der G. W. Zaifer'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: E. Hardt.

Amtliche Md Privat- OekauntwachMgrn.

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