Erscheint
Montag, Mittwoch, Donnerstag und SamStag.
Auflage 3008. Preis vierteljährlich hier 1 ^l, mit Träger, lohn 1.1V im Bezirk»« u. 10 dm-verkehr 1.1V im übrigen Württemberg 1.» ^ MonatSabonnementS «ach Verhältnis.
er GchlWster
Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagotd.
75. KLhr-emO.
Anzeigen-Gebühr s. d. rtuspalttge Zeile auS gewöhn!. Schrift oder deren Ran«: bet einmaliger Einrückung 10
bet mehrmaliger ent- sprechend Rabatt.
Gratisbeilagen: Da» Plauderstübche« und
Gchwäb. Sandwirt.
^ 56__
Oster-Preis-Rätsel.
Unsere Liste ist gestern abend geschlossen worden; im ganzen find 1SV Lösnnge« eingegangrn; die Preise «erden nunmehr verlost. Ueber daS Resultat werden wir in unserer nächste« Nummer berichten._Die Redaktion.
Hages-Neuigkeiten.
A«r Stadt und Land.
Ragold, 11. «pril.
Vom Rathaus. Der gestrigen GemeinderatS- sitzung ging eine Beratung der OrtSarmenbehörde voraus. ES lag in elfterer eine Eingabe der Kulturarbeiterinnen vor um Erhöhung ihres GtundenlohuS, so daß der Taglohn bei 9 ständiger Arbeitszeit statt bisher 1 ^ 20 iZ künftig dann 1 30 iZ betragen würde. Im letzten Jahre
ist der Lohn von 1 ^ auf 1 20 iZ seitens des Gemeinde«
ratS erhöht worden. Stadtschultheiß Brodbeck gab daher der Meinung Ausdruck, daß dar in so kurzer Zeit erneute Verlangen auf Lohnausbefserung doch zu weit gehe; in diesem Maß« seien die Löhne nicht gestiegen und man müsse einmal eine Grenze ziehen. Stadtjörfier Weinland befürwortete da- Gesuch mit dem brsouderen Hinweis, daß «S unter den gegenwärtigen Verhältnissen jedenfalls schwer fallen werde, für die Leute, falls fi» die Arbeit verlassen, Ersatz zu finden; auch sei es eine Notwendigkeit, sich eine« Stamm von 10—12 tüchtig geschulte» und in den Kultur« geschästen erfahrenen Arbeitern zu Halts«. Die Erhöhung soll auch nur den leistungsfähigsten Leuten zu gut kommen. Bei der Abstimmung wurde der Antrag mit 6 gegen ü Stimmen genehmigt; es soll die Erhöhung vom S. dS. ab Geltung haben. In Aussicht genommen wurde zugleich die Beschaffung einiger Kulturgerät« (Häusel« und Schulmaschine).
— Stadtarzt Dr. Ulmer teilte mit, daß er in der Zeit vom 8.—13. dr. von hier abwesend ist; die Stellvertretung hat ObrramtSarzt Dr. Fricker übernommen. — Vor. Ober« reallehrrr Weinmann war rin Gesuch eingegangrn um Erneuerung der Fußbodens in der Realschule. Professor Bretschueider, der kürzlich die Schule visitierte, hat dies als dringendes Bedürfnis bezeichnet hinsichtlich der gesundheitlichen Verhältnisse. Gleichzeitig kam ei» von Oderschulrat Dr. Brügel eingegangenrS Gesuch um Reparatur bezw. Einlegen von 3 Fußböden und Einrichtung elektrischer Beleuchtung in der GeminarübungSschule zur Sprache. In beiden Angelegenheiten fand am Schluß der Sitzung ein Augenschein durch daS Kollegium statt, auf Grund dessen beschlossen wurde, in der Schule von Oberreallehrer Weinmann sowie in einer Klaffe der GeminarübungSschule den Fußboden neu legen zu lassen, ebenso in zwei Klaffen der Mädchenmittel- Mule. Hinfichtlich der angeregten Einrichtung elektrischer Beleuchtung sollen noch Erhebungen angestellt «erden.
— Bet der am letzten Dienstag vorgenommenen Bürger« reiSverlosung find an LOS Bürger 50,900 Büschel verlost worden; ein Anstand ergab sich nicht. Dagegen «erden an 6 steuerrückfiändige Bürger die Zettel nicht verabfolgt, um durch Versteigerung deS Holzes die Steuer
Chinese« als Sozialisten.
Gegenwärtig hat alles waS über China geschrieben wird, höchstes Interesse. In einer Broschüre von W. Prriswerk, betitelt „Bilder auS dem Leben des chinesischen Volks", wird uuS berichtet, wie die Chinesen in der Kultur weit voraus eilte«, daß sie Einrichtungen kannten, die bei uns erst nach Jahrhunderten ins Leben gerufen wurden. Man muß aber staunen, wenn man in der Broschüre liest, daß die Chinesen schon längst fich mit der Idee des SozialimuS beschäftigt haben. Prejswrrk schreibt darüber: Im zehnten Jahrhundert uuserer Zeitrechnung trugen Mißernten dazu bei, daS Volk „nihilistisch" zu stimmen. Alles Bestehende, so wird uns erzählt, wurde angegriffen, ein Bürgerkrieg nach dem andern durchzittrrte dar Reich und nicht weniger als sechs Herrscherhäuser kamen der Reihe nach auf, um ebenso schnell wieder uvterzugehen. Da trat im Jahre 1069 unter einem außerordentlich gelehrten Minister, Namens Wang Ngam-tsche, an die Stelle deS Nihilismus der Sozialismus. Ein kaiserlicher, eben von dem genannten Minister auSgewirkter Erlaß schaffte alles und jegliches Privateigentum an Grund und Boden ab. Der Staat wurde Alleineigentümer und Allrinverwalter des Bodens. Staatsbeamte hatten jährlich -aS bebaubare Land unter die ackerbautreibende Bevölkerung zu verteilen. WaS auf dem Felde geerntet wurde, gehörte de« Staat und wurde je nach der Dichtigkeit der Bevölkerung und nach Bedürfnis unter dieselbe verteilt. Aber dabei blieb man nicht stehen. Auch der übrige Privatbefitz wurde abgeschafft und die Kapitalisten gezwungen, in fünf
Nagold, Donnerstag den 11. April.
teilweise tilgen zu können — Schullehrer Haug sucht als Pächter deS städtischen Gartens neben der Turnhalle um Erneuerung deS schadhaften ZaunS nach; dem Pächter liegt dt« vertragsmäßige Pflicht zur Unterhaltung deS ZaunS ob. ES wurde beschlossen, ihm der Kosten der Neuherstellung aufzuerlegen und zwar mit der Begründung, daß ein neuer Zaun nicht notwendig geworden, wenn der alte richtig im stand gehalten worden wäre. — Im weiteren wurden einig« Anschaffungen für die Feuerwehr (Lampen, Schläuche re.) genehmigt; die Lieferung erhalten die Firmen MagiruS- Ulm und Lieb-Bibrrach. — Zur Erledigung kam noch ein Gesuch um Erteilung einer persönlichen WirtschaftS- konzession an Restaurateur Th. Stähle. Letzterer hat die Restauration zur Eisenbahn als WirtschaftSführer inne; diese Art deS Betriebs wurde beanstandet, deshalb hat Stähle ein WirtschaftSkonzrsfionSgesuch eiugereicht. DaS Kollegium verneinte die BedürfniSfrage; erklärte fich aber zur Genehmigung deS Antrag» bereit, wenn der Eigentümer der Restauration auf die in seinem Besitz befindliche Konzession zu Gunsten seiner Pächters verzichtet.
Militärisches. Für die diesjährigen Herbstübungen de» Württ. ArmeecorpS ist der 26. Division (Stuttgart) da» Gelände zugrwiesen, welches begrenzt wird im Norden durch die Linie Lustnau—Rottenburg—Horb— Freudenstadt (diese Orte ausschließlich), i« Westen durch die LandeSgrenze bi» Schramberg, im Süden und Osten durch die Linie Hardt—Dunningen—Thalhauseu—Britt- heim—Sruorn—Haigerloch—Rangendinge»—BodelShause« —Belsen—Mösfingen—Gomaringen—Kusterdingen (diese Orte einschließlich). Der 27. Division (Ulm) ist zugrwiesen da» Gelände südlich und südöstlich der vorgenannten Linie, i« Osten durch die Linie Beuren—Boll, sodann durch die LandeSgrenze bis zur Dona« und durch die Donau von Undingen bi» Tuttlingen, im Westen durch di« LandeSgrenze bi» Thalhrim und von hier ab durch die Linie Sundhausen —Dürrheim—Villingeu—Thennenbronn (einschließlich) begrenzt. Die CorpSmavöoer werden mit de« 23. Septbr. ihr Ende erreichen. DaS Regiments- und Brigade-Exerzieren wird von den meisten Truppen auf dem Truppenübungsplatz Münfingen abgehalten.
KriegSinvalidenpensionen. Dem Südd. Corr.- Bureau wird au» Berlin geschrieben: Im Hinblick auf den zurzeit dem Reichstag vorliegenden Entwurf zu einem Gesetze betr. die Versorgung der Krieg-invaliden und der Kriegshinterbliebenen gehen im Kriegsministerium in großer Zahl Gesuche von Krieg-invaliden und Kriegshinterbliebenen rin, die ihre baldige Nmpenfionirrung bezw. die Erhöhung ihrer Bezüge erstreben. Derartige Gesuche sind aber, wie da- KriegSministrrium mitteilt, völlig zwecklos, solange der vorbezeichnrte Entwurf nicht zum Gesetz erhoben ist. Aber auch wenn die-geschehe» sei» wird, liegt zu solche» Gesuchen kein Anlaß vor, da dir durch diese- Gesetz gewährten höheren VersorguugSgrbührniffe seitens der Militärbehörden zur Anweisung kommen werden, ohne daß e» hiezu eines Antrags bedarf. Im übrigen mag auch darauf hingewiese« werden, daß Gesuche in Invaliden- und UntrrstützungSangelegenheiten am zweckmäßigsten seiten» der Kriegsteilnehmer an die Bezirks-
1901
feldwebel, seiten» der Hinterbliebene» an die OrtSbrhördeu gerichtet «erden, die in dem einen wie in dem andern Falle solche Gesuch« am schnellsten einer sachgemäßen Behandlung bezw. denjenigen Stellen zuführen, welche über die Gesuche zu entscheiden haben. Wenn hingegen di« Gesuche an höhere Behörden gerichtet werden, so wird dadurch ihre Erledigung nur verzögert.
Bekämpfung de» Apfelblütenstecher». Einer der wichtigsten Obstbaumschädlinge, ein kleiner, braungraurr, nur 4 mm groß werdeuder Rüsselkäfer, wird bei der warmen Witterung au» de» Baumverstecken fich auf die Blütenkuospe« begeben und dadurch Schaden aurichte», daß da» Weibchen in 20—25 Knospen je «in Ei legt, aut denen eine madenähnliche Larve aukschlüpft, die dann di« inneren Blütenteile außfrißt. Die Blütenknospe wird brau», die darinnen fich verpuppende Larve heißt Kaiwurm, von befallenen Knospen spricht man: fi« hätten den Breuner. Rechnet man auf jeden Apfel- oder Birnbaum (denn letztere werden sowohl vom Birnknospenstecher, wie auch vom Apfelblütenstecher befallen) 12 Käfer, darunter 7 Weibchen, jede» Weibchen von Ende März bi» Ende April 20 Eier legend, so «acht da» für den Baum 140 gerettete Apfeloder Btrnblüte», gleich 10—12 Früchte. Man möge daher, wie dem Sch«. M. geschrieben wird, jetzt zuerst die früh-, dann die mittel«, dann di« spätblühenden Bäume am frühen Morgen wiederholt auf untergelegte Tücher ab- klopfen und die aufgelrsenen rindenähnlichen Käfer in ein Gefäß, in dem fich Seifenbrühe befindet, werfen. DaS Abklopfen der Zweige mit Stange», an deren Spitze fich ei« Stück Eisenröhre befindet, und die mit Gummi oder Lappen überzogen ist, empfiehlt fich mehr al» daS Abschütteln der Zweig« mittels OdsthakenS, da letzrere» weniger ruckweise erfolgt und di« Käfer, statt abzufalkeu, öfters davonfliegrn.
Badischer Schwarzwaldverein. Die neueste Nummer (4) der MonatSblätter enthält den Jahresbericht für 1900. Die Zahl der Sektionen ist 54 und hat sich um 2 vermehrt; dir Mitgliederzahl 7 925 hat um 572 zugenommen. Einnahmen und Ausgaben betragen je 22.309 wobei ein Kaffenvorrat von 46S ^ in da» neue Jahr hinübergenommen wird. _
Spielberg, 9. April. Wie berichtet wurde, ist in einer Versammlung de- landwirtschaftlichen Brznk-vrrein» kürzlich die Gründung einer Molkereigenossenschaft zustande gekommen. Seitens derselben ist die Beschaffung der notwendige» Einrichtung«» alsbald angebahnt worden, so wurde die Lieferung der Maschinen im Betrag von 4000 ^ der bekannte» Süddeutschen Molkerei-Maschinenfabrik C. Braune in Stuttgart übertragen.
... Mötzingen, 10. April. Kaumsiad 14 Tag« verflossen, daß hier in einer Streitassäre da» Messer eine Rolle spielte, weshalb 2 hiesig« Burschen fich noch i» Untersuchung befinden, und schon wieder hat sich ein solch trauriger Fall hier zugetragen. Am letzten Montag abend 10'/, Uhr wurde Gemrindepflrgir Stndlinger, der einen frechen, unflätige Schimpfwort« gebrauchenden Bursche» vor der Wirtschaft zur Linde zurechtwetfe« wollte, von diesem der- art in den Unterleib gestochen, daß er ohne Aussicht auf
Jahresraten ihr gesamte» Barvermöge« dem Staat auSzu- liefern. Fortan sollte eS weder Arme noch Reiche mehr geben. Der Staat sollte jedem einzelnen seinen Lebens- beruf anweisen, er sollte alle anstelle» und besolden. — Aber wie ging eS? Schon ehe jener erste kaiserliche Erlaß in Kraft getreten war, hatte ei« treuer Ratgeber dr« Kaiser vor de» Folgen eines derartigen Schritte? gewarnt, indem er ihn darauf hinwiS, daß dir menschliche Natur in sich allein nicht genug Antrieb zur Arbeit finde, wenn sie der Hunger nicht dazu zwinge. Und so kam rk. Jetzt, wo dem Bauern die Frucht seiner Arbeit nicht mehr selber zu gut kommen sollte, wo er seine Ernte zum allgemeinen Besten an die dafür bestellten Beamten abliefern mußte, da war auch sein Interesse an vem Ertrag seines Ackers dahin. Vielfach wurde der Saatreis, den die Regierung auSteilen ließ, nicht mehr ausgesät, sondern einfach auf- gezehrt, die ehedem fruchtbarsten Ländereien gingen im Ertrag zurück oder wurden gar nicht mehr angebaut. Die Folge war «ine allgemeine Hungersnot, die da» Reich durchwütete, und dazu kam, daß die vielen Beamten nicht Gärtner, sondern Böcke im StaatSgarten gewesen waren, daß der Unterschied zwischen arm und reich nicht geschwunden war, sondern einfach andere Volksschichten in de« allgemeinen Durcheinander auf schlimmere Art al» vorher fich zu Reichtum emporgebracht hatten. — Fünfzehn lange Jahre dauerte dieser Zustand; da starb der Kaiser und an die Stelle von Wang Ngam-tsche berief die Kaiserin-Witwe jenen Ratgeber, der so klar vorauSgesagt hatte, wie alle» enden werde. DaS war vor 800 Jahren. Wir können
also den Chinesen gegenüber nicht darauf pochen, daß wir in unserer Zeit die sozialen Probleme erst gründlich erfaßt haben; fie könnten uns im Gegenteil erwidern, mancher Europäer der Jetztzeit habe nötig, von ihrer Vergangenheit zu lernen.
Kleine Chronik.
Ein Fiasko deS spanischen Stierhypnotrseurs. In einem längeren Artikel berichteten wir vor einiger Zeit von dem Etierhypnotiseuc Don Tanccedo, dessen unvergleichliche Kunst einen wahren Aufruhr in den Gemütern des Madrider Publikums hervorrief. Run sollte auch dir Stunde dieses Stierkämpfers einmal schlagen, seine unheimliche Kraft versagen. Hatten kundige Leute eS doch längst vorausgesehen. Als bei einem Kampfe dieser Tage Don Tancredo in der Arena stand, kam rin Stier schnaubend mit gesenkten Hörnern auf ihn zu und streifte leicht den Torero. Tancredo fing an zu beben und plötzlich — nahm er ReißauS. Der Stier ihm nach, erreichte ihn rücklings und schleuderte ihn einige- male in die Luft. Tancredo blieb wie leblos liegen. Der Arzt konstatierte zum Glück, daß die Verletzungen, di« er an Kopf und Schultern davongetragen, nicht tätlich find. Nun spricht man in Madrid von nicht- anderem als von Don TaucredoS erloschenem Ruhm—dem Glück und Ende deS ersten spanischen Stier-Hypnotiseurs.
Neue Hinrichtungsmethode. Im nordamerikanischen Staate Jndiania ist letzthin im gesetzgebenden Körper der Antrag eingrbracht worden, bei zum Tode verurteilten Verbrechern an Stelle der bisherigen Methode des Hängen? diejenige durch Morphium- Vergiftung treten zu lasten.
Stoßseufzer eine» Ehemann»:
Man nennt da» Weib rin Buch, und zwar Der Schöpfung schönste» Exemplar.
Sehr schön ist der Vergleich, bei meiner Ehre!
Wenn nur — der Einband nicht so teuer wäre.