gebracht, so daß er dasselbe immer am Ohr hat, vor einem Tisch, in welchen die Drähte nicht nur seiner 200, sondern auch der übrigen 600 Nummern einmünden. Die sogenannten Stöpsel, durch welche die Verbindungen zwischen den Abonnenten hergestellt werden, fallen, wenn die Verbindungen aufzuheben sind, immer wieder in ihre aufrechte Lage zurück, was man durch Gewichte, die an den Stöpselleinen angebracht sind, erreicht. Das Mikrophon hängt von der Decke herab vor dem Sitze jedes Beamten, der jetzt nach dem Anruf des eine Verbindung wünschenden Abonnenten nur 3 Handgriffe zu thun braucht, um die gewünschte Verbindung herzustellen: Einführung des Stöpsels in die betreffende Abonnementsnummer, Bewegung eines kleinen Schiebers, wodurch die betreffenden beiden Leitungen eingeschaltet werden und Druck auf einen Knopf, wodurch dem anzurufenden Abonnenten ein Klingelzeichen gegeben wird. Eine sinnreich erdachte Klappenvorrichtung, die auf ein Klingel­zeichen erfolgt, unterrichtet den Beamten, daß die Unterredung beendet ist, worauf die Ausschaltung erfolgt. Die Anlage ist für eine Abonnentenzahl von 3000 berechnet. Nachdem zu den Verbindungen Stuttgart-Ulm-Friedrichs- hafen neuerdings auch Reutlingen hinzugekommen ist, wird es nicht mehr lange dauern und Württemberg wird mit einem vollständigen Telephonnetz überzogen sein. Leider hapert es sehr bedeutend mit den telephonischen Ver­bindungen nach auswärts.

Stuttgart. Vor einiger Zeit war der 5tuä. Litschkus, ein Russe von Geburt, welchem die Geschäfte eines Kassiers bei dem Allgemeinen Poly­technikerverein übertragen worden waren, mit einem Betrage von 8001000 Mark durchgebrannt. Namentlich hatte derselbe die Eintrittsgelder vom Kaiserkommers zum Teil für sich verwendet. Wie wir nun hören, ist das so entstandene Defizit nunmehr so gedeckt worden, daß ca. 400 M. von der Studentenschaft, der Rest von den Professoren aufgebracht wurde. Uebrigens ist gegen rc. Litschkus ein Steckbrief erlassen, welcher aber, da er sich wohl nach seiner Heimat gewandt haben dürfte, wenig Erfolg verspricht. Auf Veranlassung der Züricher Behörden fand an einem der letzten Nachmittage Haussuchung bei dem Schreiner Steininger dahier statt. Außer drei Nummern desSozialdemokrat" und einigen Broschüren wurde ein Exemplar der MostschenFreiheit" gefunden. Steininger war verschiedene Monate lang der Logiskollege des gegenwärtig wegenVerbrechens gegen das Dynamit­gesetz" im Gefängnis des Justizpalastes internierten Anarchisten Martin Etter. Verhaftet wurde nach vorhergegangener Haussuchung am Montag der Buchbinder Balluff, sowie dessen Logiswirt, Buchbinder Haslebner. Letzterer wurde alsbald wieder entlassen, Balluff dagegen in Haft behalten, da man bei demselben verbotene Schriften gefunden haben soll. - In letzter Nacht um 10 Ve Uhr brach in dem Zimmer eines Hauses der mittleren Stadt Feuer aus, wodurch eine Kommode, Fenstervorhänge, Rouleaux, Bücher rc. teils ganz verbrannt, teils angebrannt sind. Das Feuer entstand dadurch, daß ein 21jähriges Mädchen eine Erdöllampe von einem Zimmer in ein anderes tragen wollte, wobei die Lampe plötzlich äußerlich brannte, worauf das Mädchen die Lampe zu Boden fallen ließ. W. Ldsztg.

Maulbronn. 21. Jan. Eine heitere Episode spielte sich heute einer Gans wegen vor dem hiesigen Schöffengericht ab. In einem von mehreren Familien bewohnten Hause zu Diefenbach hatte sich eine Gans in einen fremden, jedoch im gleichen Hause befindlichen Stall verirrt. Das gab Anlaß dazu, daß die schon vorher einander feindlich gesinnten Fa­milien, und zwar zuerst die Weiber, dann auch die Männer sich gegenseitig mit den ausgewähltesten Titulaturen beehrten und zuletzt selbst von dem Orts­vorsteher der Streit nicht mehr geschlichtet werden konnte. Beide Parteien verklagten einander beim Amtsgericht, es wurden Rechtsanwälte von Heil- bronn und Pforzheim beigezogen und circa ein Dutzend Zeugen eidlich ver­nommen. Nach mehr als dreistündiger Verhandlung erhielt denn auch jede Partei ihr Recht, indem dieselben gleichmäßig zu 10 M. Geldstrafe und zur Tragung je der Hälfte der Kosten verurteilt wurden. Die Gans dürfte auf mehrere 100 M. zu stehen kommen. Möglich aber, daß auch Berufung ein­gelegt und sich noch das Landgericht Heilbronn mit dieser Gansangelegenheit zu befassen haben wird.

Großbottwar, 19. Jan. Gestern nachmittag vergnügten sich, wie dieL. Z." schreibt, einige Lateinschüler mit einem Spiel an der Stadt­kirche. Einer derselben stieg von der in den Chor der Kirche führenden Kirchen­treppe auf das Sakristeidach. Da aber die Dachziegel mit einer Eiskruste überzogen waren, so hatte er keinen sicheren Halt, sondern glitschte aus und stürzte etwa 56 Meter hoch auf den mit Steinplatten belegten Boden.

Hiebei brach er beide Knochen des Vorderarms, auch erlitt er noch sonstige schwere Verletzungen, so daß er bewußtlos vom Platze getragen wurde. Der­selbe liegt schwer darnieder und wenn auch dessen Leben vorerst nicht in Ge- fahr steht, so kann er nach seiner eigenen Aussage die Schmerzen beinahe nicht ausstehen.

Heidenheim, 22. Jan. In Heutenburg, Gemeinde Ger- stetten, blieb in letzter Woche ein dortiger, vermöglicher, ungefähr 60 Jahre alter Bauer im Schnee liegen, wobei er Hände und Füße erfror. Leider ließ er sich die nötige Pflege nicht angedeihen, sondern ging andern Tages wieder seiner gewohnten Beschäftigung nach. Nunmehr mußten ihm vor einigen Tagen an beiden Händen sämtliche Finger, mit Ausnahme der beiden Daumenfinger, abgenommen werden.

Metzingen. 21. Jan. Vorgestern ereignete sich nach demErmsth. B." ein sehr bedauerlicher Unglücksfall. von dem der 19jährige Sohn des Kunstmüllers Künkele von hier betroffen wurde. Er war mit einem 3spännigen Wagen von ca. 60 Ztr. Ladung auf dem Heimwege von Nürtingen begriffen, beim Korrenhof nun wollte er mücken, gleitete aus und fiel unter den Wagen, der dem Unglücklichen über die Mitte des Körpers ging. Der Schwerverletzte schleppte sich an den Rand der Straße, wo er liegen blieb, bis einige neben ihm einhergehende Kinder zu Hause Anzeige machten, worauf bald Hilfe kam und der Verunglückte, der noch vollständig bei Besinnung war, unter furchtbaren Schmerzen auf einer Bahre nach Hause getragen wurde.

Ulm, 20. Jan. Heute abend wurde in dem Gastzimmer einer hie. sigen Brauerei ein kaum in dasselbe getretener älterer Herr von einem Blut- sturze befallen und war sowrt tot. In demselben wurde der Schlachtenmaler H 0 fmann aus Sebnitz in Sachsen agnosziert, der sich seit einiger Zeit in Neu-Ulm aushielt. Der Leichnam wurde in das hiesige Leichenhaus verbracht, da der Verstorbene hier und nicht in Neu-Ulm, wo man die Uebernahme des Leichnams auf Grund der bestehenden Staatsverträge verweigerte, be- erdigt werden wird.

Baienfurt, 22. Jan. Peinliches Aufsehen erregt die Kunde, daß in der Baienfurter Papierfabrik schon wieder ein Arbeiter Vater von 4 Kindern, seit mehreren Jahren dort beschäftigt auf gräßliche Weise sein Leben einbüßte. Demselben wurden beide Füße gebrochen und der Oberarm zur unförmlichen Masse zermalmt. Gleichzeitig scheint der Kopf des Ver­unglückten aufgeschlagen zu sein, so daß der Tod sofort eintrat. Erst im September v. I. verlor daselbst ein 18jähriger Arbeiter, der mit Stab­schleifen an einer Holländerwalze beschäftigt war, sein Leben, weswegen der technische Direktor und der Werkführer der genannten Fabrik am 16. d. M. vor der Strafkammer zu Ravensburg sich zu verantworten hatten, übrigens freigesprochen wurden. Vor ungefähr zwei Jahren büßte in der gleichen Anstalt ein Werkführer sein Leben ein.

Trier, 22. "Jan. Der Güterzug Nr. 923 Karthaus-Coblenz ist heute früh 8 Uhr während des Einfahrens in den hiesigen Bahnhof entgleist. Die Wagen lagen drunter und drüber und es sind davon achtzehn zum Teil schwer beschädigt. Ebenso hat der Zugführer, welcher im Packwagen hinter der Maschine arbeitete, durch den Ofen im Wagen erheb­liche Brandwunden erlitten.

Berlin, 22. Jan. Em Bubenstreich ist am Mittwoch vormittag im Lessing-Gymnastum auf dem Wedding ausgeführt worden. Als in einer der ersten Pausen sich ein Quartaner an seinem Mantel zu schaffen machte, be- merkte er an seinem Mantel mehrere von einem Messer herrührende Schnitte. Die herbeigerufenen Kameraden lachten anfangs, aber bald wich ihre Schaden­freude dem Entsetzen, als noch 33 von ihnen an ihren Ueberziehern dieselbe Wahrnehmung machten. Ebenso war es in den übrigen Gymnasialklassen; soweit es sich übersehen ließ, fand man nicht weniger als 80 Garderobenstücke zerschnitten. Ferner fehlten den Hüten die Krempen, der Deckel oder das Futter. Einige Mäntel waren derart zugerichtet, daß sie ganz unbrauchbar sind. Zwei Oberquintaner wurden als Thäter ermittelt, obwohl dieselben, um den Verdacht von sich abzulenken, aus ihren eigenen Hüten das Futter herausgeschnitten hatten. Beide sind geständig. Der eine will von dem anderen verführt worden sein. Die Ausführung dieser Thal in diesem Umfange ist nur dadurch möglich gewesen, daß die Garderobe der Schüler auf den Korri­doren untergebracht ist. Die Thäter entgingen einer derben Lynchjustiz seitens der aufgebrachten Mitschüler nicht. Am meisten sind die Eltern der beiden Rangen zu bedauern, die für den Schaden aufkommen müssen.

Amtliche 7' ' . . .

Revier Liebenzell.

Keis-Veekaus.

Am Montag, den 30. ds. Mts., vormittags 10 Uhr, aus dem Staatswald mittlerer Bruch: 500 Rm. unaus- geprügeltes Na-elstreureifig. Zusammenkunft um 10 Uhr auf dem Bruchsträßle beim Blockhaus.

Revier Stammheim.

Die Zusammenkunft bei öem Kokzverkauf

am Dienstag, den 31. Januar, findet für die Liebhaber von Wildberg

und Umgegend nicht beim Dickemer-, sondern beim Waldeckerhof statt und zwar um 8 Uhr morgens._

Bescheinigung.

Zu Holz für Kranke und Gebrech, liche ist eingegangen von E. G. 5 E. Zz. 6 W. W. 3 C. B. sen. 10 G. Kr. 1 50 H, OL. W.

Wwe. 1 N. N. 1 C. G. und Frl. G. 6 St. 216, Fr. Schn. W. 2 . H. A. 2 ^, Fr. Sch.

20 L. Sch. 5^L, H. M. 3-^, Fr. F. 25 Frl. M. W. 2 -M. Fr.

R. 5 Fr. M. St. 8 I. St. 40 G. Z. 5 F. S. 5 L.

S. 3

Wir danken herzlich für diese Gaben und sind zu Empfangnahme weiterer Beiträge gerne bereit.

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