Darüber, d. h^ über die Sympathiebezeugungen hinaus, wird man in Petersburg nicht gehen, auch wenn, wie verlautet, Präsident Krüger im Januar die russische Hauptstadt besuchen sollte.
Paris. 3. Dezember. Sämtliche Blätter kommentieren die Nachricht, daß Kaiser Wilhelm den Präsidenten Krüger nicht empfangen werde. Gaulois erklärt sich in dieser Frage folgendermaßen: Welches auch die Gründe sein mögen, die Kaiser Wilhelm veranlaßt haben, ihn, den man als Beschützer des Rechts bezeichnet, den Pilger für das Recht nicht zu empfangen; unsere Rolle gefällt uns entschieden besser, wenn wir auch momentan keinen Nutzen daraus ziehen können. Evenement schreibt, daß die Haltung des Kaisers die Mächte veranlassen müsse, das deutsch-englische Abkommen neuerdings zu prüfen. Journal erinnert an die Haltung des Kaisers anläßlich des Jam eson- Einfalls und stellt die heutige Haltung der damaligen gegenüber unter Hinweis auf die durch die Politik herbeigeführte Aenderung der Gefühle. Radikal schreibt: Was hätte es dem deutschen Kaiser auSgemacht, wenn er diesen alten Pilger der Unabhängigkeit der Buren empfangen, ihm die Hand gedrückt und einige liebenswürdige Worte gesagt hätte, ohne sich auf irgend welche Politik eiuzulassen.
Die Krisis in China.
Petersburg, 1. Dez. Ein Generalstabsbericht vom heutigen Tage besagt: In der östlichen Mandschurei haben die Chinesen wiederholt russische Posten angegriffen. Unter Anderem wurde ein russisches Kommando von 10 Kosaken während einer Rast von Boxern angegriffen, alle 10 wurden getötet. Chinesische Christen überbrachten die Nachricht.
Tientsin, 2. Dez. Die Bahnlinie Schanghaikwan- Peking soll am 13. Dezember d. M. den Deutschen über- geben werden.
Peking, 3. Dez. Von hier wird über Washington gemeldet: Die Deutschen legen eine große Thätjig- keit an den Tag. Kein Tag vergeht, an welchem sie nicht 30 bis 40 Monn starke Patrouillen ins Land schicken, die jedesmal mit eroberten Waffen und gefangenen Boxern zurückkehren. — Es geht das Gerücht, der Kaiser kehre unverweilt hieher zurück. Ferner wird gemeldet, die Kaiserin-Witwe werde ihm folgen, wenn der Empfang ein derartiger sei. daß er sie beruhige.
Vermischtes.
Kampfmit einem Verbrecher. In der Nacht zum 1. ds. »urden im Weiler Jrchenhausen bei Altomünster (bei Augsburg) der Gendarmeriekommandant Brandmater erschossen und der Gendarm Scheidler durch einen Schuß schwer verwundet. Thäter ist der berüchtigte Räuber Matthias Kneißl, der bereits viele Jahre Zuchthaus hinter sich hat und neuerdings, am 25. Okt., bei Langquaid einen Bauern ausgeraubt, sowie am 27. November im Dorfe Paar einen Diebstahl verübt und aus der Flucht einen seiner Verfolger durch einen Schrotschuß schwer verwundet hatte. Kneißl trägt em DrillingSgewehr bei sich. Auf die beiden Gendarmen schoß er, als sie ihn festnehmen wollte«. Kneißl ist erst 25 Jahre alt und entstammt einer berüchtigten Verbrecherfamilie, die vor längeren Jahren in der Schachermühle bei Dachau ihr Unwesen trieb. Auf feine Festnahme ist vom Justizministerium eine Belohnung von 1660 ^ auSgesetzt worden.
Salz im Schwarzbrot. Bekanntlich wird in dem großen Gebiet des Königreichs und der Provinz Sachsen und in Nordthüringen das Schwarzbrot fast nicht gesalzen. Der verdiente Gynäkologe, Rektor Prof. Zweifel, hat nun gefunden, daß in Leipzig besonders häufig schwere RhachitiS auftritt und er hat diese Erscheinung darauf zurückgeführt, daß hier keine ausreichende
Salzzusuhr bei der Nahrung stattfindet, rin Mangel, der auch einen Mangel an Berdauungssalzsäure nach sich zieht, welche für die normale Verdauung des Eiweis und für die Lösung sonst unlöslicher Salze unentbehrlich ist. Der Kochsalzmangrl im Brot macht sich besonders da schädlich geltend, wo viele Kartoffeln gegessen werden.
Neuerung im Feuerlöschwesen. Für die Feuerwehrmannschaften ist in diesen Tagen eine äußerst wichtige Erfindung, nämlich ein Schild für Feuerwehrzweckr, an einem brennenden Holzstoß im Hauptdepot der Feuerwehr in Berlin erprobt worden. Bekanntlich bleibt eine alte Klage der Rohrführer die, daß sie von der ausstrahlenden Flammenglut viel zu leiden haben, so daß es ihnen oft lange Zeit unmöglich ist, an das Brand- objekt heranzukommen und die Ablöschung erfolgreich durchzuführen. Leider werden sie auch oft genug hierbei von den emporschlagenden Stichflammen schwer beschädigt. Diesem Uebelstand sucht nun ein vom Branddirektor Giersberg konstruierter Asbestschild, der unterhalb des waffergebenden RohrS befestigt ist, abhelfen. Während sich bisher die Rohrführcr bei starker Glut ausgehobener Thüren und Fensterläden oder requirierter Tische bedienten und unter ihrem Schutz an das Feuer heranzukommen suchten, soll dies jetzt unter dem Schutz des Schildes geschehen. Knieend oder auf dem Bauch herankriechend, nimmt der Rohrführer hinter demselben Deckung und giebt Wasser. Der versuch verlief befriedigend. Der Rohrführer konnte, gedeckt von dem gleich einem Sonnenschirm zu handhabenden Schild, das Feuer aus nächster Nähe fassen und trotz der enormen Glut in kurzer Zeit zur Ablöschung bringen.
Heimliche Heirat. Wie auf dem Umweg über New- Aork bekannt wird, hat dieser Tage in London in aller Stille die Trauung des Herzogs von Manchester mit Miß Helena Zimmermann, der einzigen Tochter des bekannten amerikanischen Millionärs und Vizepräsidenten der Cincinatie, Hamilton und Dayton-Bahnen stattgefunden. Miß Zimmermann ist auf dem Kontinent erzogen, wo sie mit ihren Tanten lebte. Der Vater der neuverheirateten Herzogin wußte von der ganzen Sache nichts und wollte die Nachricht gar nicht glauben. Das junge Paar hatte die Heirat verheimlichen wollen, bis eS den Vater mündlich davon in Kenntnis setzen könnte. Der Herzog ist erst 23 Jahre alt und ist kürzlich bankerott erklärt worden. Bor kurzem machte er viel von sich reden, da er Journalist geworden war und als solcher bei dem Nerv-Jork Journal eine Anstellung gefunden hatte.
Landwirtschaft, Handel und Verkehr.
Stuttgarts 3. Dez. (Landesproduktenbörfe.) Wir notieren per 100 kA frachtfrei Stuttgart: Weizen, württ. ^ 17.— bis 17.40, fränk. 17.25 bis 17.50, Ulka 18.25 bis 18.50, Walla-Walla 18.50 bis 18.75, Laplata 18.50 bis 18.75, Amerikaner 18.75 bis —; Kernen, Oberländer 17.75 bis 18.—, Unterländer 17.20 bis 17.50; Dinkel 11.50 bis 12.60; Roggen, württ. 16.— biS —, rufs. 16.- bis 16.25; Gerste, württ. 17.- bis 17.25, Pfälzer 18.50 bis 18.75, Tauber 17.25 bis 17.50, ungarische 10.50 bis 20.50; Hafer, Oberländer 14.10 bis 14.40, Unterländer 13.40 bis 14.—, amerik. —.— bis —; Mais, Mixed 12.85 bis 13.—, Laplata 13.— bis 13.25. — Mehlpreise pro 100 Lx inkl. Sack: Mehl Nr. 0: ^ 29.— bis 29.50, Mehl Nr. 1: 27.— bis 27.50, Mehl Nr. 2 : 25.50 bis 26, Mehl Nr. 3: 24.- bis 24.50, Mehl Nr. 4: 21.— bis 21.50, Suppengries 29.— bis 29.50, Kleie 10.
Konkurs-Eröffnungen. Gmünd: Viktor Wagner, Silberwarensabrikant in Gmünd, Inh. der Firma Viktor Wagner daselbst. Reutlingen: Karl Haas, früherer Apotheker, nun Inh. eines Handelsgeschäfts in Reutlingen.
Schiffsberichte. Der Postdampfer Noordland der Red Star Linie, ist laut Telegramm am SO. November wohlbehalten in New-Jork angekommen. — Auf der Werst der Aktiengesellschaft Vulcan in Bredow bei Stettin schreitet der Bau zweier neuer Schnelldampfer für den Norddeutschen Lloyd in Bremen rüstig vorwärts, von denen besonders der eine dazu bestimmt ist, unter den Ozeandampfern der Gegenwart die Führung zu übernehmen. DaS Schiff soll den Namen Kaiser Wilhelm II. erhalten, während der jetzt als Kaiser Wilhelm II. in Fahrt befindliche Schnelldampfer deS Norddeutschen Lloyd einen anderen Namen erhalten wird. Der ueue Dampfer besitzt die ungeheuren Dimensionen von 707 Fuß Länge und 72 Fuß Breite und verfügt über Maschinen von 38,000 Perdekräften, verteilt auf 2 Zwillingsmaschinen, welche dem Schiff eine Geschwindigkeit von 24 Seemeilen in der Stunde geben werben. Wenn man bedenkt, daß vor noch nicht einmal 10 Jahren die Schnelldampfer Spree und Havel des Norddeutschen Lloyd, ebenfalls beim vulcan erbaut, die größten Zwillingsmaschinen
Amtliche und Privat- Bekanntmachungen.
der Welt besaßen (jede Maschine 12,500 Pferdekräfte) so springt der ungeheure Werl des deutschen Schiffbaues, der jetzt in einem Dampfer Maschinen von 38,000 Pferdckräften vereinigt, in die Augen. Interessant dürfte außerdem die Angabe sein, daß in den Jahren 1894 bis 1900, also in 6 Jahren, der Norddeutsch« Lloyd in Bremen jährlich durchschnittlich 20 Millionen, im Ganzen 120 Millionen Mark an deutsche Wersten für Schiffsneubauten bezw. Umbauten gezahlt hat._
Auswärtige Todesfälle.
Freudenstadt: Karoline Gukelberger, 54'/« I., Buhlbach: Friedr. Böhringer, Neuenbürg: Gottlob Schönthaler, 36 I.
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Viele Wenige geben ein Biel.
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(J.-V.)
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Druck und »erlag der G. W. Zaisrr'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold. — Für die Redaktion verantwortlich: E. Hardt.
Oberamt Nagold.
Die Gemeinden des Oberamtsbezirks werden hiemit benachrichtigt, daß die Staatsstraße Nro. 92 von Seebrou« »ach Nagold von km 5,00 bis km 8,021 zwischen Bondorf und Mötzingen etwa in der Zeit vom 9. Mai bis 24. Mai 1901; die Staatsstraße Nro. 99 Stuttgart —Feeudeustadt von km 47,00 bis km 47,975 bei Nagold etwa in der Zeit vom 25. Mai bis 31. Mai 1901 mit der
Dampfstraßenwalze
eingewalzt werden sollen, und daß die Walze, soweit es ohne Störung der Arbeiten an den Staatsstraßen möglich ist, zum Einwalzen von Etterstraßen, von anderen wichtigen OrtSstraßen und von Nachbarschasts- straßen in der Nähe des zu bewalzenden Gtaatsstraßenzugs gegen Ersatz der Selbstkosten mietweise abgegeben werden wird. Gemeinden, welche die Walze zu benützen wünschen, haben ihre Gesuche unter Angabe der Länge der Straße und der ungefähren Menge des einzuwalzen den Ge- schlägs innerhalb 14 Tagen bei der Unterzeichneten Stelle einzureichen. Die Bedingungen für die Mitbenützung der Dampfwalzen werden auf Ansuchen mitgeteilt werden.
Später einkommende Gesuche können nicht mehr berücksichtigt werden. Bon der Möglichst und der Zeit der Abgabe der Walze wird jede Gemeinde benachrichtigt werden, sobald der Walzenbetriebsplan festgestrllt sein wird.
Calw, den 3. Dez. 1900.
K. Straßenbau-Inspektion:
Sch ad.
Iie Hberamtssparkajle Wagold
hat fortwährend
UU- »T»8LILLVLß»«I». "WL
Nagold, den 5. Dez. 1900.
Der Kassier:
Stadtschultheiß Brodbeck.
Konkursverfahren.
In dem Konkursverfahren über den Nachlaß der Barbara geb. Maier, Witwe des Bandwebers Michael Brau» in Ebhausen ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters und zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schluß- Verzeichnis der bei der Verteilung zu berücksichtigenden Forderungen der Schlußtermin auf
Freitag de« 28. Dez. 1SVV
vormitt. II Uhr
vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt.
Nagold, den 29. Nov. 1900. Brrhm
Gerichtsschreibrr des K. Amtsgerichts.
In dem Konkurse
über den Nachlaß der Barbara geb. Maier, Witwe deS Bandwebers Michael Brau» von Ebhausen sind bei der Tchluß- verteilung zu berücksichtigen: bevorrechtete Forderungen 1^66-H unbevorrechtete 490 99 iZ.
Der verfügbare Massenbestand beträgt 486 67 A wovon noch
die Kosten obgeben.
Altensteig, drn 29. Nov. 1900. Konkursverwalter: Brzirksnokar Beck.
Bis Weihnacht, kann jed. leicht noch lOO^kNebeuverdienst austiiud. erwerb. Gof. ansr. b'iJudnstriewcrke Roßbach, Wolfstriu Ll. 180 (RLckmarkc).
Zwangsversteigerung.
Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die auf Markus Altensteig belegenen. im Gütecbuch von Altensteig Teil IX, Blatt 304 und 306 zur Zeit der Eintragung des VersteiaerungSvermerkes auf den Namen des Sattlers Theodor Becker von Ältensteig und seiner Ehefrau Wilhelmiue geb. Bäuerle eingetragenen Grundstücke Gebde. Nr. 106 1 g, 47 gm ein zweistockiates Wohnhaus und Hofraum
an der Poststraße Anschlag 7000 ^ Parz.-Nr. 342 3 n 89 gm Baumacker am HelleSberg
^ ^ Anschlag 80 ^
nnd zwar dre dem Ehemann Theodor Becker gehörige Hälfte
am Samstag de« 8. Dezember 1SVV, vorm. 11 Uhr
auf der Kanzlei des Unterzeichneten versteigert werden.
Der Versteigerungsvermerk ist am 7. September 1900 in das Grund- buch eingetragen.
Es ergeht die Aufforderung, Rechte, soweit sie zur Zeit der Eintragung deS VersteigerungSv-rmerks aus dem Grundbuch nicht ersichtlich waren, spätestens im Versleigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls sie bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung deS Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden Diejenigen, welche ein der Versteigerung entgcgenstehendes Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Auf. Hebung oder einstweilige Einstellung deö Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt.
A l t e n st e i g. den 11. Oktober 1900.
Kommissar:
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