Ärschemr
Montag, Mttwoch, Donnerstag und SamStag.
Auflage 1950 Preis vterteljährl. hier mit Trägerloha 90 im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirk- 1 20
MonatsabonnementS nach Verhältnis.
Der «chlMtrr
Amts- und Anzeige-Alatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
74. Ja-rga»L.
JnfernonS-Gebäh« f. d. eiuspatttg« Z»tt« auS gewöhn!. Schrift oder deren Nauru b«, rrnmalig. -tnrückung 9 bei mehrmalig, 1« §
Gratisbeilagen: DaS Plauderst ilvqea- «ad
KchwäÜ. Landwirt.
^ 18S.
Amtliches.
Bekanntmachung,
betreffend die LaudtagSabgeordnetenwahl.
Die BezirkSangehörigeu werden biemit wiederholt in Kenntnis gefetzt, daß die Wahl eines Landtagsabgeordneten a« Mittwoch de« 5. Dezember d. I. vorgenommen werden wird.
Bezüglich der Wahl wird auf Folgendes noch besonder- hingewiesen:
Die Abstimmung beginnt um 10 Uhr vormittag- und wird um 7 Uhr nachmittag- geschloffen.
Die Wahl erfolgt durch unmittelbar« und geheime Stimm» abgabe der Wahlberechtigten.
Di« Stimmgebnug «folgt in folgend« Weise:
Der Weihte», welcher seine Stimme abgrben will, nimmt von einer in der Nähe deS Eingangs zu den Absonderungs- Vorrichtungen besonders aufzustellenden Person (AmtSdiener, Polizeidtener u. dergl.) einen gestempelten Umschlag in Empfang und begiebt sich an den abgesonderten Tisch, wo « seinen Stimmzettel in den Umschlag steckt; «trittsodann au den Tisch, an welchem die DistriktSwahlkommisfion fitzt, nennt seinen Name» und giebt. wen» der Abstimmung-- difkikt auS mehreren Gemeinden besteht, seinen Wohnort, in Orten, in welchen die Wählerliste nach Straßen und auSnumwern aufgestellt ist. seine Wohnung an. Hat der rotokollsührer den Nomen de- Abstimmenden in der Wählerliste aufgefundrn, so legt der Wähler selbst den Umschlag unverschlossen in die Wahlurne.
Wähler, welche durch körperliche Gebrechen gehindert sind, an den abgesonderten Tisch zu treten oder ihren Stimmzettel eigenhändig in den Umschlag zu verbringen und diesen in die Wahlurne zu legen, dürfen sich der Beihilfe einer Vertrauen-Person bedienen. Ueber die Zulassung einer Der- trauen-person entscheidet in AnstandSsällen die DistriktSwahlkommisfion.
Die Stimmzettel müssen von weißem Papier und dürfen mit keinem äußeren Kennzeichen versehen sein.
Stimmzettel, welche nicht in einem amtlich gestempelten, oder welche in einem mit einem Kennzeichen versehenen Umschlag abgegeben werden wollen, hat der Wahlvorsteher zurück- zuwrtsev. In diesem Fall darf ein Abstimmung-Vermerk in der Wählerliste nicht gemacht werden.
Uugiltig find Stimmzettel:
1. welche sich nicht in einem amtlich gestempelten Um- schlag, oder welche sich in einem verschlossenen Umschlag befinden;
2. welche nicht von weißem Papier, oder welche mit einem äußeren Kennzeichen versehen find;
3. welche kernen oder keinen lesbaren Namen enthalten;
4. auS welchen di« Person deS Gewählten nicht unzweifelhaft zu erkennen ist;
5. auf welchen mehr als «in Name verzeichnet ist;
6. welche eine Verwahrung oder «inen Vorbehalt gegenüber dem Gewählten enthalten.
Befinden sich in de« Umschlag mehrere Stimmzettel, so wrrden diese, wenn fi, auf denselben Namen lauten, nur einfach gezählt, andernfalls außer Berücksichtigung gelassen.
Bei der Stimmzählung wird darauf keine Rücksicht genommen, ob ein Gewählter wählbar ist.
Nagold, den SO. November 1900.
K. Oberamt. Ritter.
Nagold.
Die Lavdtagswahl betreffend.
Die Herren Ortsvorsteher werden hirmit angewiesen, da- Ergebnis der Wahl sofort nach beendigter Stimmzählung dem Oberamt durch telegraphische oder telephonische Nach- rieht bezw. Lurch Eilboten womöglich bis Mittwoch Nacht spätestens Lv Uhr zukommen lassen zu wollen.
Di, Anslagen für Telegramme, Telephougebühreu und Eilboten find bei dem Obnamt nachher in Bälde zu liquidieren.
Nagold, 30. Nov. 1900.
K. Oberamt. Ritter.
Am 29. November d. I. ist von der Evangelischen Oberschulbehörde eme BolkSschulstelle in Kleinsachsenheim, Brz. Aurich (Vaihingen a. E.) dem Unterlehrer Friedrich Ade in Stuttgart, in Lomersheim, Bez. knittlingen, dem Unterlehrer Wilhelm Breitling in Gechingen, Bez. Calw, und in Oberschwandorf, Bez. Lltenfieig-Dorf (Nagold) dem Unterlehrer Karl Hau g in Dürrmenz- Mühlacker, Bez. Knrttlivgen, übertragen worden.
Die erledigte evangelische Pfarrei Orlach, Dek. Hall, wurde dem Vfarrvrrweser Georg Breitschwerdt in Hochdorf Dek. Nagold übertrugen.
Einer Reihe »«gehörig« deSK. LandjägercorpS find für vorzügliche Dienstleistungen und langjährige, treue Pflichterfüllung Auszeichnungen zuerkannt worden. Nachstehend find die im hiesigen und den benachbarten Bezirken thätigen oder bekannten
Nagold, Montag den 3. Dezember
Landjäger genannt. ES haben Geldbelohmmgen «halten: Landjäger 1. Klaff« Mohr in Wildberg, ObrramtS Nagold, 2. öffentlich belobt wurden: Stationskommandant Lamprecht in Cann- statt, Landjäger 1. Klaffe Schumacher in Untenrichenbach, OberamtS Calw, Schillingin Gärtringe«, Oberamts Herrenberg, Landjäger 2. Klaffe Schwill« in Haiterbach, Oberamt- Nagold.
Wann wird der südafrikanische Krieg enden?
Da- ehrwürdige Staatsoberhaupt der Buren, Präsident Krüger, dem soeben auf seiner Rundreise durch Europa überall «in begeisterter Empfang zu teil wird, hat den Ausspruch gethan. daß der Krieg in Südafrika nicht eher zu Ende sein wird, als bi- der letzte frei« Bur sein Leben geopfert. Einen größeren Entschluß todesmutiger Aufopferung giebt «S für kein um sein« Freiheit und Selbständigkeit ringendes Volk, und während alle für wirkliche Gerechtigkeit und Freiheit begeisterten Männer und Frauen mit tiefem Mitleid« und sittlicher Entrüstung doS traurige Schicksal deS BurenvolkeS verfolgen, kämpfen thatsächlich di« letzten Reste der Burenheldea wie einst der Spartanerkönig LeonidaS gegen die Perser und der Gotenkönig T<jaS gegen die Römer den letzten TodeSkampf. Einen gütlichen Frieden, einen Vergleich giebt eS nicht, denn der in Gottes freier Natur ausgewachsene Bur, der sein StaatSwesen seiner eigenen Kraft und Arbeit verdankt, «kennt nur Gott als seinen Herrn an. sonst aber niemanden auf der ganzen Welt, am allerwenigsten den Engländer, die bereit- seit Jahrzehnten mit List und Tücke die Gewalt in den Burenstaaten an sich reißen und sich so in den Besitz der Goldlager und Diamantenfelder setzen wollten.
Aber der südafrikanische Krieg ist auch noch nicht zu Ende und kann noch in neue gefährliche Stadien eintretrn und dafür liegen bereits Anzeichen vor. Die großen geschloffenen Heerhaufen der Buren find zwar alle teils geschlagen, teils gefangen, teil- zersprengt, ab« in kleinen tollkühnen Trupps scharen sie sich immer wieder zusammen. Neuerdings meldet man, daß Dewet wieder über 10,000 Mann verfüge. Da die Engländer die ganze südafrikanische KriegSberichterstattung und alle südafrikanischen Zeitungen in den Händen haben, so find die Meldungen über ihre Niederlagen und den Zustand ihres Heeres gänzlich unzuverläßlich. Ab« di« neueste Nachricht, daß der englische Oberkommandierende in Südafrika, Lord Roberts. 50,000 Mann frische Truppen wünsche, läßt darauf schließen, daß der Aufstand der Buren größere Dimensionen annimmt, oder daß der Zustand vieler englischer Regimenter in Südafrika ein derartiger ist, daß sie abgelöst werden müssen. Jahr und Tag in einem tückischen Klima, in einem beschwerlichen Terrain und gegen einen unermüdlichen Feind kämpfen zu müssen, kann ja auch die besten Truppen kampfunfähig machen.
Nun ist in der südafrikanischen Frag« aber ein neues kritisches Moment aufgetaucht. Englisch-afrikanische Blätter melden von einer zunehmenden Erregung der Kap- Holländer, daS find die in Kopland lebenden Buren, welche an Zahl die dort lebenden Engländer weit übrrtreffen. Werden wohl angesichts der schändlichen Thatsache, daß die Engländer im Oranje-Freistaat und in Transvaal wie die Mordbrenner Hausen und daS ganze Eigentum der Buren vernichten, die Kap-Buren noch jetzt zu einem Ausstande gegen die Engländer entflammt?! Dann wäre der südafrikanische Krieg erst in ein verhängnisvolles Stadium für die Engländer getreten, denn man schätzt di« Kap-Buren auf mehr als 150,000 streitbare Männer.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 30. Nov. Am BundrSratStisch: Gros PosadowSky, v. Thielmann und ReichSbankpräfident Koch. Beratung der Denkschrift über die Anleihe-«setze.
Fritzen-Düffeldorf (Ztr.): Bis jetzt kam eS nicht vor, daß üb« eine solche Denkschrift eine große Erörterung stattfand. Daß eS diesmal der Fall ist, liegt daran, daß es sich um eine Anleihe von 90 Millionen handelt, die daS Reich in Amerika gemacht hat. Die Anleihe zeigt die ungeheure finanzielle Entwicklung der vn. Staaten; aber man muß sich fragen, ob e- notwendig war, diese Anleihe in Schatzanweisungen in Amerika zu begeben. Sie notiert jetzt über Pari und hätte ganz gut auch in Deutschland begeben «erden können. Redner fragt an, ob dir ReichSschatzverwaltung beabsichtigt, künftig auch 4'/,lge Papiere auSzugebrn. Es muß ein bitteres Gefühl bei den Besitzern der 3 und S'/,-/,igen ReichSanlrihen erregen, wenn sie wahrnehmen, daß dem Ausland 4-/, gezahlt werden. Eine weitere Frage betrifft die Amortisation. Die Schuldentilgung im Reiche ist überhaupt problematisch. Am besten wäre es, sie erfolgte durch Auslosungen. Ein groß« Teil der europäischen Staaten befolgt dieses System erfolgreich. ES wäre auch für uns wohl zu empfehlen.
Schatzsekrettr v. Thielmann erklärt: Ich will zunächst die Gründe darlegen, die gegen die LoSanleihen spreche». Preuße» erwog vor längerer Zeit diesen Gedanken, hat ihn aber wieder verworfen. Das Publikum wird diese Anleihen doch nicht gerne aufnehmen, am wenigsten amortisable Obligationen. Das Reich ist nicht wir Preußen in der Lage, Anleihen für werbende Zwecke zu machen, schon das schließt dir Ausgabe von Losobligalionen aus. Es wäre auch nur denkbar in Verbindung mit einer Reichs- finanzrrsorm, die ich sehr wünsche. Ein Beschluß, bei uns 4«/,rge
MV.
Papi«« auSzugebrn, ist an maßgebender Stelle noch nicht gefaßt worden. Die Frage, warum di« Anleihe in Amerika begeben wurde, ist nicht so schnell zu beantworten. Im September war der Geldstand in Deutschland kein günstig«, auch war die Regierung ausgefordert worden, den Diskont nicht noch höher zu treiben. Da» war für mich dr Hauptgrund, mit d« Anleihe nach Amerika zu gehen. ES war außerdem «wünscht, amerikanisches und englische- Geld nach Deutschland zu ziehen, da namentlich in AmerÜa der Geldstand «in sehr flüssig« ist. Redner legt dies an der Hand amerikanisch« Bankausweis« dar. ES war als« ganz praktisch, an den New-Dorkrr Markt zu gehen, wir durfte» den deutschen Markt gegen ZahrrSfchluß nicht zu sehr von Geldmitteln entblößen.
Hages-HleuigLeite«.
Aus Stützt nutz Lautz.
Nagold, 3. Dezember.
-j-j- Liturgie. DaS gestrige AdventSfest brachte uv» morgen- außer dem gewohnten Turmblasen auch Orchester- mufik von der rührigen Kapelle deS JünglingSveretnS und abends 5 Uhr eine liturgische Andacht unter Mitwirkung deS Seminarchors. Letzterer trug zwischen di« Worte d«S Liturgen hinein dem heiligen Feste entsprechende Lhöre vor, z. B.: Drin König kommt, o Zion! Er kehret bei dir ein. Auf dich, o Herr, vertrauet meine Seele, Macht hoch di« Thür, die Thor' macht weit. Hosianna! David- Sohn kommt in Zion eingezogen. Der Organist, Mustkoberlehrer Hegele. gab dem AbendgotteSdieust durch sein Orgelnachspiel einen weihevollen Abschluß.
Versammlung. Nachdem unser Landtag-kandidat und bisheriger Abgeordneter, Fabrikant Schaible, an den beiden letzten Tagen der vergangenen Woche noch in Altensteig und Ebhausrn gut besuchte Wahlversammlungen, über die an anderer Stelle unserer heutigen Nummer berichtet ist, abgehalten, stellte er sich gestern Sonntag abend den hiesigen Wählern im Gasthaus zum Rößle vor. dessen Lokalitäten dicht besetzt waren. Auch von den umliegenden Ortschaften waren zahlreiche Wähl« anwesend. Tuchsabrikant Reich führt« den Vorsitz. In nahezu 2*/,stündige« fließendem und klarem Bortrag referierte der Kandidat übei: die Thätig- keit deS verflossenen Landtags, in den er vor etwa Jahresfrist berufen worden war. An Arbeit hatte eS dem Parlamente nicht gefehlt; eS standen eine Unmenge Petitionen und Anträge auS dem Lande und auS den Kreisen der Abgeordneten selbst zur Erledigung, an der Redner gewissenhaften und regen Anteil nahm, meist durch persönliche- Eingreifen in die Debatte. Im weiteren kam Hr. Schaible auf die vom Landtag verabschiedeten Gesetzentwürfe zu sprechen. Er griff dabei u. a. die besonder» für unsere Gemeinden wichtige Waldfeuerlöschordnung heraus, die ein- schneidende und sehr zeitgemäße Aenderungen brachte. Ferner wurden vom Redner daS Biersteuer- und Wirtschaftsabgabegesetz, sowie daS Gesetz über die Ablösung der Realgemeinderechte eingehend behandelt. In allen diesen Fragen war Hr. Schaible redlich bestrebt, durch seine Stellungnahme und Abstimmung dem wirtschaftlich Schwächeren Schutz angrdeihen zu lassen. In Sachen der Militär-und Bebenhauser Konvention erklärte sich der Kandidat für völlige Wahrung deS Reservatrechts und die Ernennung württ. Offiziere für die höheren Kommandostellrn unseres ArmrecorpS. Nach kurzer Pause ging Herr Schaible sodann zur Besprechung seines Wahlprogramms über, daS mit den nötigen aufklärenden Bemerkungen zu den einzelnen Punkten bererkS veröffentlicht wurde. Seiner Ueberzeugung getreu, wird Redner im Landtag, wenn er dazu berufen wird, in di« Reihen der konservativen Partei eintretrn, sich aber keinem Fraktionszwang unterwerfen und namentlich auch auf di« Ver- tretung der Interessen seiner Wähler vom Bund der Landwirte Bedacht nehmen. Es folgten dann noch einige Aeuß«- rungen deS Kandidaten zu den m der kommenden Land tagS- fesfion zu erwartenden Gesetzentwürfen. Eingehender verweilte Redner bei der Schulaufsicht; er tritt für di« Schaffung der Schulausficht im Hauptamt ein und sollen diese Stelle auq Lehrern nach Erbringung des erforderlichen Befähigungsnachweises offenstehen. Milder Regelung der Gemeindeordnung hält Redner auch die Lösung der OrtSoorsteherfrage für notwendig. Er ist von dem Vorteil der Wiederwahl der Ort-vorsteher nach ihm bekannten Vorgängen in Baden. daS bereits ein solches Gesetz hat, völlig überzeugt, betonte aber nachdrücklich, daß er ebenso bestimmt gegen die Rückwirkung des Ortsoorftehergesetzes sich auS- spreche. Auf eine spätere Anfrage erklärte sich Hr. Schaible. falls die Landtagsmajoritäl durch Gesetz auch die bereits im Amt befindlichen O tSvorsteher der periodisch« Wiederwahl unterstelle, für die volle Wahrung der von ihnen wohlerworbenen Rechte, ebenso auch, wenn unter den jetzigen Verhältnissen zwischen einer Gemeinde und Orts- Vorsteher eine gütliche Vereinbarung über den Rücktritt deS letzteren vom Amte zustande kommen sollte. Einmütiger Beifall lohnte den Redner für ferne Ausführungen, womit die