31

Stockwerk einnehmende Krönungssaal in wunderbarer Pracht, vollends wenn Elisabeth dort thront, von ihrem Hofstaat umgeben. In den untersten Räum­lichkeiten aber sind die schauerlichsten Kerker, die ausgesucht grausamen Ge­fängnisse, in denen man zum Teil nicht gehen und nicht stehen, nicht sitzen und nicht liegen kann. Eine Erquickung ist da der prächtige Ausblick vom Dach auf die verkehrsreiche Stadt und ihre grüne Umgebung. Damit ist die Wanderung beendet und wir lassen uns gerne aus dieserguten alten Zeit" zurückführen in die Gegenwart.

Seinen äußerst interessanten Vortrag würzte der Redner noch besonders durch Einflechtung paffender Stellen aus Shakespeares Werken und es gelang ihm, die dankbaren Zuhörer bis zum letzten Augenblick in voller Spannung zu erhalten.

Herrenberg, 15. Jan. Heute früh, wenige Minuten vor 1 Uhr, ivurde die hiesige Stadt durch Feuersignale erschreckt. In einem Hinterbau des Gasthofs zurP o st" war Feuer ausgebrochen, welches durch Heu- und Strohvorräte im oberen Stock reichlich Nahrung fand. An ein Retten des brennenden Hauses war nicht zu denken, die Feuerwehr hatte ihr Hauptaugen­merk auf den Gasthof zur Post selbst, sowie an die angebauten Häuser des Kaufmanns Marquardt und Seifensieders Enßlin zu richten; was anfangs niemand für möglich hielt, gelang: in verhältnismäßig kurzer Zeit war der wilden Macht des Feuers siegreich Einhalt gethan. Der Hinterbau ist vollständig ausgebrannt. Heute vormittag loderte es nur noch auf der Brandstätte. Nur durch die ganz energischen Anstrengungen der Feuerwehr ist es zu verdanken, daß nicht jener eng zusammengebaute Stadtteil ein Raub der Flammen geworden. Die Entstehung des Feuers ist bis jetzt nicht bekannt. Man ergeht sich hierüber in den verschiedensten Vermutungen. Die einen sprechen von Brandstiftung, die anderen von Unvorsichtigkeit. Der Hausknecht von derPost" wurde sofort einem Verhör unterzogen.

Vom Wunnenstein, 14. Jan. Heute nachmittag trat das Komite für Wiederherstellung der Wunnensteinruine im Gasthaus zum Lamm in Großbottwar zusammen, um sich über den nunmehr in Angriff zu nehmenden Wißderherstellungsbau der Ruine zu beraten und andere wichtige Fragen zu erledigen. Man darf jetzt Dank der Freigebigkeit und dem ent­gegenkommenden Sinn bei fast allen Kreisen unseres Bezirks und engeren Vaterlandes Privaten, Altertumsvereinen und Gemeinden für Er­haltung^ derartig historischer Ueberreste der demnächstigen Ausführung des schönen Planes entgegensetzen. Dadurch wird unserer Gegend neben der Erhaltung einer Altertumszierde zugleich ein hübscher Aussichtsturm geschaffen. Die Beiträge zur Deckung der Wiederherstellungskosten, welche auf ca. 3000 beanschlagt wurden, sind bis jetzt zwar reichlich geflossen, doch bedarf die vollständige Verwirklichung der Restauration noch mancher Gaben, um welche in gebrechlich-demütigen Stande die Ruine mit den Manen des gleißenden Wolfs vom Wunnenstein immer noch bittet. Etwa noch zugedachte Gaben von Freunden der Ruinenerhaltung nimmt der Kassier des Komites, Schult­heiß Burkhardt in Winzerhausen, als sichtbarer Stellvertreter des abgeschie­denen Geistes vom Wunnenstein, dankbarst entgegen. Jeder Tourist, welcher in den kommenden schönen Wandermonaten den Wunnensteinsberg und die Ruine besteigt, wird dieselbe auf den 23. August, dem 500jährigen Gedenk­tage der Dösfinger Schlacht (1388) in hübscher Wiederherstellung antreffen und alle werten Besucher den Turm offen, doch in treuer Wacht finden.

Gemeinnütziges.

Unseren Hausfrauen möchten wir in nachstehendem zeigen, daß sie noch manches unrichtig machen. Jeden Morgen, nachdem die Familie den Kaffee eingenommen hat, haben die ordnungsliebenden Frauen nichts Eiligeres zu thun, als das Schlafzimmer sauber und nett herzurichten. Die Betten werden geschüttelt, gemacht und dann mit einer schweren weißen Decke sorgsam überdeckt. Dies Verfahren ist entschieden der Gesundheit nachteilig. Nach dem Aufbetten lasse man vielmehr Decke und Deckbett zurückgeschlagen, denn dadurch wird man erreichen, daß es gehörig ausdünstet und einen frischen Geruch annimmt. Kann man den Tag über das Bett dem Luftzuge aus- setzen, so ist das viel besser. Zum Schluß noch eine kleine Bemerkung aus der Praxis für die Praxis. Im Sommer legt man gewöhnlich die Betten, um sie einmal tüchtig zu lüften, in die große Sonnnenhitze. Dadurch trocknen aber die Federn zu sehr aus, werden ihrer Elastizität beraubt und spröde gemacht. Besser ist es, die Betten bei trockener Luft und bedecktem Himmel auszulegen und sie dann tüchtig auszuklopfen.

Erkennung der Verfälschung des Olivenöls mit Sesam öl. Das Sesamöl, welches genau wie Provenceröl und Mohnöl gebraucht werden kann, dient allenthalben zum Verschneiden des Olivenöls. Eine derartige Verfälschung läßt sich jedoch durch die Schwefelsäureprobe leicht entdecken, da Sesamöl mit der Säure sich dunkelbraun färbt. Olivenöl hingegen nicht.

Gemeinnütziges.In den guten alten Zeiten", so hört man oft klagen,machten die Schuster noch für billiges Geld haltbare und gute Stiefel, heutzutage kann eine kinderreiche Familie die Kosten für das teure und schlechte Schuhzeug kaum noch erschwingen." Sind diese Klagen gerechtfertigt? Wir glauben in den meisten Fällen nicht und begründen dieß damit, daß in früherer Zeit auf das Schmieren des Leders große Stücke gehalten wurde und von jedem sorgsamen Hausvater nach altem Rezept eine Schuhschmiere aus Thran, Baumöl, Talg und Kienruß rc. bereitet wurde, die bei nasser Witterung stets in Anwendung kam und das Oberleder der Stiefel weich und dauerhaft erhielt. Heute denkt selten Jemand an solche Manipulationen: Fettglanzwichse. Schnellglanzwichse und wie diese mit Schwefelsäure bereiteten Stoffe alle heißen, werden täglich auf die Stiefel appliziert, die Säure davon dringt bei Regenwetter in das Leder ein und macht es rasch hart und brüchig. Den Schuhmacher trifft also keine oder höchstens die verzeihliche Schuld, daß er nicht gegen sein Interesse sein besseres Wissen dem Publikum aufdrängt. Mit dieser Mitteilung bezwecken wir, darauf aufmerksam zu machen, daß das auch hier käuflicheSchuhfett Marke Büffel­haut" alle guten Eigenschaften der früher üblichen Schuhschmieren und noch den Vorteil hat, daß es die Stiefel wasserdicht macht, ohne daß man das Glänzendwichsea einen Tag auszusetzen braucht. Das echteSchuhfett Marke Büffelhaut" ist nicht offen, sondern nur in Blechbüchsen zu haben, deren Deckel mit der SchutzmarkeBüffelhaut" bedruckt sind. Hierauf ist wegen der vielen minderwertigen Nachahmungen wohl zu achten. Die Verkaufsstellen des Bezirks werden in nächster Zeit bekannt gemacht. Ln-§ros zu beziehen von Gustav Haefner in Stuttgart.

Calw.

Die städtische Kasverwattung

empfiehlt sich in Herstellung und Reparaturen von Gas- und Wasserleitungen jeder Art und sichert bei solider und schneller Aus­führung billige Preise zu.

Die Verwaltung:

Calw.

Ardentliche Generalversammlung

der

Bezirkskrankenkasse

findet am

Montag, den 23. Januar d. I., nachmittags 4 Uhr

im großen Rathaussaale dahier statt.

Tagesordnung:

1) Ergänzungswahl der Vorstandsmitglieder.

2) Wahl eines Ausschusses zur Prüfung der Rechnung pr. 1887.

3) Mitteilungen über den Stand der Kasse.

Der Vorsitzende:

K. Amtsgericht Calw.

In dem

Konkursverfahren

über das Vermögen des entwichenen Johannes Schaible, Fuhrmanns von Altburg, ist zur Abnahme der Schluß, rechnung des Verwalters, zur Erhe- bung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichnis der bei der Vertei­

lung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwertbaren Vermögens­stücke der Schlußtermin auf Dienstag, den 14. Febr. 1888, vormittags 9 Uhr,

vor dem Kgl. Amtsgericht hier oberer Rathaussaal bestimmt.

Den 17. Januar 1888. stv. Gerichtrschreiber Bauer.

Aonhursoerfahren.

In dem Konkursverfahren über das Vermögen des entwichenen Fuhr­manns Johannes Schaible von Alt- bürg betragen nach dem auf der Ge- richtsschreiberei des K. Amtsgerichts Calw niedergelegten Verzeichnis die Ansprüche der zu berücksichtigenden Konkursgläubiger 6615 »16 80 worunter bevorrechtigt 47 67

Die Teilungsmasse beträgt abzüg­lich der noch festzustellenden Kosten etwa 5980

was gemäß § 139 der Konkursordnung öffentlich bekannt gemacht wird.

Teinach, den 17. Januar 1888.

Der Konkursverwalter:

Amtsnotar Schmid.

123 Rm. Nadelholzscheiter u. Prügel, 6 Rm. Laubholz- und 202 Rm. Nadelholzanbruch.

Calw.

Stangen-Derkauf

am Dienstag, den 24. ds. MtS., aus den Stadtwald­ungen Steinbruch und Walkmühlen­berg:

346 Stück Derbstangen (Gerüst-, Wagnerstangen rc.),

513 St. Hopfenstangen, IV. El., 50 Zaunstecken rc. Zusammenkunft vormittags 9 Uhr beim Schaffst.

Gemeinderat.

Revier Hirsau.

Arenrcholz-Merkauf

am Montag, den 23. Januar, vor- -mittags 10 Uhr, im /Gasthof z. Kloster in Hirsau, aus Rei- scherlsmad, Hühner­teich, Schwartenhau, Pfriemenhau und Scheidholz der Hüten Ottenbronner- berg und Lützenhardt:

326 Rm. Nadelholzscheiter u. Prügel, 90 Rm. desgl. Anbruch.

Am Mittwoch, den 25. Januar, vormittags 10 Uhr, in der Naislacher Mühle aus Judenwäldle, und Scheid­holz der Hut Weckenhardt:

Ostelsheim.

70« Mark

sind zu 4>/2 v/g auszuleihen.

Stiftungspflege.

Münklingen.

Kan- und Saghoh- Verkanf.

Am Sams- t arz, den 21. Zanuar, vormit­tags 91/2 Uhr, werden aus den Gemeindewald­ungen aus Markung Neuhausen, im Obern Brand, Abt. 1, Schlag