Ars. 7.
63. Jahrgang.
Amts- um! InteNgenMatt für äen OezieA.
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>ie MnrückungSgebühr beträgt 9 p. Zeile im bezirk, lonst 12 H.
Dienstag, äen 17. Januar 1888.
j AbonnementSpreiS h albjährlich 1 >-> 80 H, durch i die Post bezogen im Bezirk 2 SO H, sonst in ! ganz Württemberg 2 70
Arnikiche Wekarrrrtmerchungen.
BekanulmachrrNg^
betreffend den Wollzug der Akoßordnung für die Knz und Wagold
vom 20. April 1883.
Unter Bezugnahme auf die oderamtliche Veröffentlichung vom 31. August v. I. — Amtsblatt Nr. 103 — wird noch bekannt gemacht, daß eine weitere ständige Einbindstäkte besteht:
9) bei der Herrschastsbrücke auf dem linken Nagoldufer dicht unterhalb der Einmündung der Teinach in die Nagold auf Markung Waldeck, dem Sägmüller Christian Kirchherr von hier gehörig.
Calw, 13. Januar 1888. K. Oberamt.
Supper.
Hcrges-Weuigkeiten.
Calw, 14. Jan. Wir können die erfreuliche Mitteilung machen, daß der Kirchen- und Schulpflege heute von einem hiesigen Bürger das große Geschenk von 1000 für den Schulhausbaufond übergeben worden ist.
^ ^ ^ Calw, 16. Januar. Der Bettel durch Kinder in den Häusern hört nicht auf und kann auch durch die Polizei nicht a-Pstellt werden, solange die Einwohner nicht dazu mithelfen und ausnahmslos bettelnde Kinder abweisen. Es ist eine alte Erfahrung, die sich fortwährend aufs neue wieder bestätigt, daß Kinder, welche sich dem Vettel hingeben, an Leib und Seele verderben, sie haben in der Schule keine Lust zum Lernen, sind sie aus der Schule, so halten sie an keiner Arbeit aus. sind mit nichts zufrieden, weil es ihnen schwerer dünkt, ihr Brot mit der Arbeit zu verdienen, als mit Betteln und weil bei dem Betteln noch mehr erreicht werden kann, als was man zum Hungerstillen braucht, es fällt auch noch etwas für Schleckereien ab, man kann da und dort etwas von fremdem Eigentum millaufen lassen. Aus den Bettelkindern rekrutiert sich zum großen Teil die Schaar der Landstreicher und der schlechten Weibsleute. Durch Verabreichung von Gaben an Kinder helfen wir mit den Grund zum Verderben derselben zu legen. Nicht viel weniger verderblich als das Verabreichen von Geld ist das Verabreichen von Brot. Die Kinder mit ihren Körben sammeln weit mehr Brot, als zur Stillung des Hungers notwendig ist, häufig wird dasselbe verkauft und der Erlös verschleckt. Die verderbliche Wirkung der Bettelgewohnheit äußert sich bei den Kindern nicht weniger stark, ob sie Brot erhalten oder Geld. Eine verderbliche Rückwirkung hat das Betteln aber auch auf die Eltern, welche ihre Kinder zum Betteln ausschicken. In den meisten Fällen macht man die Wahrnehmung, daß in dem Maße, in dem die Kinder ihren Eltern durch Bettel die Sorge um das tägliche Brot abnehmen, bei diesen die Arbeitsamkeit, die Sparsamkeit, kurzum das redliche Ringen um des Lebens Bedürfnisse nachläßt und an Stelle dieser Tugenden die Kehrseiten derselben treten. So wirkt? das Betteln der Kinder doppelt verderblich. Gleichbedeutend mit dem offenen Betteln ist das Betteln unter dem Vorwand des Kienholz- verkaufens u. s. w. Kindern ist mit Recht das Hausieren verboten, sie sollten unbedingt abgewiesen werden. Von selbst versteht es sich, daß wir arme Kinder nicht hungern lassen wollen und dürfen, wenn ihre Eltern nicht im stände sind, ihnen das Nötige zu verschaffen. Dieses läßt sich aber auf andere Weise erreichen, als durch den verderblichen Bettel. Solche Kinder oder arme Eltern sollten sich bei einer dazu aufgestellten Person melden, von welcher sodann den Kindern so lange es notwendig ist, täglich zu gewissen Zeiten das nötige Brot verabreicht wird. Wo weitere Hülfe erforderlich ist, wird und muß die Armenpflege eintreten. Glauben arme Eltern da und dort um abgetragene Kleider bitten zu dürfen, so sollen sie sich selbst darum bemühen und niemals die Kinder dazu verwenden. Es ist dringend zu wünschen, daß alle Einwohner die Hand dazu bieten um das nach allen Richtungen verderbliche Betteln der Kinder abzuschaffen. 8.
^Amtliches.) Im Vollmachtsnameu Seiner Majestät^H7s Königs haben Seine Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm am 26. Dezember 1888 die erledigten evangelischen Pfarreien: Ostelsheim, Dekanats Calw, dem Pfarrer Zeller in Leukershausen, Dekanats Crailsheim, Unterreichenbach, Dekanats Calw, dem Vikar Alfred Saubersch w a r z, in Heubach, Dekanats Aalen, gnädigst übertragen.
— Aus Leonberg wird dem „N. Tgbl." berichtet: Ein hochbetagter alleinstehender Mann Namens Meidele wurde seit einiger Zeit durch „Geister- spuk" geängstigt. Der Spuk äußerte sich durch Gepolter im Hause, Um
werfen von Stühlen, Zerschlagen von Küchengeschirr. Dem fast nichts mehr sehenden alten Mann wurde mit Besenreis über das Gesicht gestrichen, die Bettdecke wurde ihm weggezogen, das Geld aus dem Schrank in der Stube umhergeschleudert u. a. m. Nachdem die Behörde von der Sache Kenntnis erhalten hatte, wurde das Dienstmädchen verhaftet und ins Amtsgericht abgeführt, woselbst ein von Meidele längst vermißter Schlüsselbund bei ihr vorgefunden wurde, dessen Besitz sie verheimlicht hatte. Seitdem ist auch der „Geist" nicht wieder zurückgekehrt.
Stuttgart, 14. Jan. (Landgericht.) Ein jugendlicher Verbrecher stand in dem 17jährigen Kaufmann Aug. Richard Mack von hier gestern vor Gericht. Er hatte im vorigen Jahre zu Nürtingen, Kirchheim, Zuffenhausen und Singen 10 Wechsel in Beträgen von 35- 150 gefälscht und diese teils wirklich an Zahlungsstatt auszugeben, teils auszugeben versucht. Sie hatten ihm 6—700 eingetragen, wovon er ein flottes Leben führte. Er wurde zu 2>/z Jahren Gefängnis und 1140 Geldstrafe, event. weiteren 76 Tagen Gefängnis verurteilt.
Ludwigsburg. 11. Jan. Gestern war wie alle Dienstag Schweinemarkt in Ludwigsburg. Wer denselben besuchen will, muß schon frühe auf den Beinen sein. Machte sich da, wie die „Ludw. Ztg." schreibt, auch ein Schweinezüchter einer benachbarten Gemeinde auf den Weg, um sich für das Schwein, das er kürzlich dem Tode geweiht, ein anderes zu kaufen. Der Kauf fiel ganz zu seiner Zufriedenheit aus, weshalb er mit Recht das Tierlein nicht so ohne alles Weitere in seinen Sack bineinbeförderte. Glücklich langt er endlich zu Hause an und'öffnet den Sack. Aber wer beschreibt sein Erstaunen, als statt des Borstentieres zwei junge — Spitzerhunde herausspringen! Die Freude, insbesondere seiner Ehehälfte, über die Bescherung mag sich jeder Leser selbst ausmalen.
— Wie die „Tüb. Chr." schreibt, haben die in Oberndorf weilenden türkischen Offiziere einem beim NeujahrSschicßen verunglückten jungen Manne in Böchingen ein Geschenk von 90 überreichen lassen. — Wegen der Bönnigheimer Bürgerausschußwahl wandten sich, wie die Reutlinger „KreiSztg." berichtet, Wettende um Auskunft an das Stadlschultheißenamt Bönnigheim und erhielten die Antwort, daß allerdings 6 Schneidermeister zu Mitgliedern und 1 zum Obmann des Bürgerausschusses gewählt worden. Jedoch war angesügt, daß 4 der Gewählten, worunter auch der Obmann, auf ihr Ansuchen unter Berufung auf Art. 17, Art. 4 des Gemeindeangehörigkeitsgesetzes vom 15. Juni 1885 ihrer Verpflichtung enthoben und eine Neuwahl angeordnet wurde.
Reutlingen, 12. Jan. Heute-— jedesmal den Donnerstag nach dem Erscheinungsfest — feiert unsere Stadt ein eigentümliches Fest, den sogenannten „Mutschelntag". Sämtliche Bäcker verfertigen auf diesen Tag ein besonderes Gebäck, das die Form eines Sterns Hai und zum Preise von 10 ^ bis 3 hergestellt wird; nicht weniger als 40 Anzeigen bringt das heutige Amtsblatt, welche alle „bestzubereitete, mürbe Mutscheln" empfehlen. Betritt der Fremde an diesem Tage eine Wirtschaft, so ist er nicht wenig erstaunt, sämtliche Gäste von einer eigenartigen Spielwut ergriffen zu sehen, denn alle würfeln mit einem rührenden Eifer, wie man ihn sonst in unserer nüchternen Stadt gar nicht antrifft, darauf los. um eine Mutschel zu erjagen, die dann triumphierend nach Hause gebracht wird, wenn sie auch das Doppelte ihres Wertes kostet. Das heißt man „mutscheln". Kommt dann der Herr Gemahl an diesem Tage auch etwas später als gewöhnlich nach Hause, so muß die Frau Gemahlm ein Auge zudrücken; denn die „wohlfeile" Mutschel wirkt dann so versöhnend auf das Gemüt, daß das drohende Gewitter stille sich verzieht.
Geislingen, 12. Jan. Auf den Eichhöfen bei Nellingen brannte gestern morgen ein dem Bauern Kolb gehöriger größerer Fruchtstadel, in welchem hauptsächlich Haber aufgespeichert war, vollständig nieder. Nur durch die eifrigste Thätigkeit sämtlicher Hofbewohner, sowie durch das noch rechtzeitige Erscheinen der Feuerwehr von Nellingen gelang es, das schwerbedrohte, unmittelbar an den Stadel angebaute Wohnhaus des Bauern Rapp zu retten.
Heidenheim, 12. Jan. In Söhnstetten waren die Masern derart heftig aufgetreten, daß eine Schule geschloffen werden mußte. Allmählich jedoch tritt eine Abnahme ein, und Neuerkrankungen kommen nicht mehr vor, auch blieb die Krankheit auf Söhnstetten beschränkt.
Aalen, 13. Jan. Im Lauf der letzten 6 Wochen des abgewichenen Jahres hatten wir bekanntlich hier nicht weniger als 4 Brände, denen wohl kaum eine andere Ursache als Böswilligkeit zu Grunde liegen dürfte. Endlich scheint Licht in die Sache kommen zu wollen, wenigstens ist das Ergebnis der in den letzten Tagen hier gepflogenen Untersuchung des l. StaatswaltL