New - Aork, 22. Sept. Der frühere amerikanische Kon­sul Wildman telegraphiert aus Tschifu an das „Journal", daß die Deutschen um 14. September bei Tschingkmnq 150 chinesische Gefangene machten, sie dann in Reihen ausstellten und erschossen. (?)

Berlin. 23, Sept. Der „Lok.-Anz." meldet aus Peking vom 16. Sept. Mittaas: Die deutsche Gesandtschaft fiedelt wahrscheinlich vo läufig von Peking nach Shanahai über. General Groß von Schwarzkopprn ist in Peking angekommen. Ec kehr: Ende der Woche nach Tientsin zurück.

Petersburg, 24, Sept. Wir verlautet, einigten sich die Großmächte über folgende Punkte: 1. Züchtigung des Prinzen Tuan und der übrigen Anstifter; 2. Zahlung einer Entschädigungssumme; 3. Garantien für die Zukunft.

Generalseldmarschall Graf Waldersee ist am 21. ds. Mts. in Shanghai eingetroffen und, wie von dort ge­meldet wird, mit allen militärischen Ehren empfangen wor­den. Bei herrlichem Wetter hielt Graf Waldersee eine Parade über die in Shanghai versammelten Truppen der Verbündeten ab.' Die bengalischen Lancers stellten für den Grafen Waldersee und sein Gefolge die Pferde und eskor­tierten ihn. Die Truppen marschierten in nachstehender Reihenfolge: Deutsche, Franzosen, Engländer, sodann folgte dis aus Franzosen, Amerikanern, Japanern und Deutschen zusammengesetzte Freiwilligen-Kompagnie, sodann die benga­lischen Lancers und die indischen Truppen. Im Ganzen waren etwa 5000 Mann beteiligt. Nach der Parade begab sich Waldersee nach dem deutschen Generalkonsulat. Er ist der Ansicht, daß er nach der Rückkehr aus Petschili wohl den Winter in Shanghai verbringen wird, während die deutschen Truppen in Tsintau Quartier beziehen werden. Um 22. ds., nachmittags 5 Uhr. ist der Feldmarschall auf der Hertha nach Taku abgereist. Der Chef des General- stabes folgt abends auf dem Dampfer Sachsen.

Lond « n, 24. Sept. Der „Standard" meldet aus Shang­hai vom 23, dS.: In offener Nichtachtüng der Ansichten des Auslandes ernannte die chinesische Regierung den Prin­zen Tuan zum Präsidenten des Großen Rats, Tungfuhsiang zum Oberbefehlshaber der Truppen im Norden, den Taotai Tscheng zum Oberrichter der Provinz Kiangfu, den Prinzen Tschaung, den stellvertretenden Oberbefehlshaber der Boxer, zum Mitglieds des „Großen Rats".

Berlin, 24. Sept. Ueber die Einnahme der Forts von Peitang werden folgende Einzelheiten über Tokio ge­meldet: Der Angriff begann am 19. Sept. 10 Uhr nachts und wurde 11 Stunden lang fortgesetzt. Am folgenden Tag um 8 Uhr morgens wurden die Forts von den ver­bündeten deutschen, russischen und französischen Truppen besetzt. Die Verluste auf deutscher Seite an Toten und Verwundeten betragen 38 Mann, auf russischer 60 Mann. Ueber die Verluste der Franzosen ist noch nichts Näheres bekannt.

London, 24. Sept. „Daily Telegraph" meldet aus Shanghai: Die Boxer schöpfen frischen Mut. Die

sremdenfeindliche Stimmung nimmt täglich zu. „Central News" melden eben daher, daß Prinz Tsching in Ungnade gefallen ist und zur Strafe aus einen entlegenen Posten verfitzt wurde.

Meiuere Mitteilungen.

Liebenze! l, 22. Sept. Zwischen Dill-Weisenstein und Huchenfeld fuhr ein Radfahrer den Gipsermeister Gutekunst derart an, daß derselbe erhebliche Verletzungen am Kopfe erlitt und bewußtlos vom Platz; getragen werden mußte. Der Radfahrer gab, wie es scheint, einen falschen Namen an und fuhr davon, angeblich um ärztliche Hilfe zu holen, welche aber nicht kam,

—t. Stuttgart, 24 Sept. Heute nacht um 1 Uhr stürzte ,n der Rothebkhlkaserne ein Soldat vom 7. Infan­terie-Regiment zum Fenster hinaus 4 Stock hinab aufs PMster. Der Nachtposten hörte den Unglücklichen auffallen und rief die Wachmannschaft herbei. Nach drei Stunden starb der Schwerverletzte, ohne vorher zum Bewußtsein ge­kommen zu sein. Der Mann, ein dem Kaufmannsstande angehiriger Stuttgarter, wäre heute mit feinen Kameraden zur Reserve entlassen worden.

Stuttgart. 24. Sept. Die Ankunft des Zirkus Barnum-Bailey hat heute früh von 6 Uhr ab zahlreiches Publikum in die Nähe der Viehrampe an der Kriegsberg­straße gelockt, wo das Ausladen erfolgte. Der Transport nach dem Stöckachspielplatz, vor dem sich auch überaus zahlreiche Zuschauer eingefunden hatten, erfolgte durch die Schiller-, LudwigSburgerstraße u. f. w. Große Bewunderung erregten besonders die Riesenelesanten. Mit außerordentlicher Schnelligkeit erfolgte das Aufschlagen der Zelte, das bis gegen 11 Uhr beendet war.

Pforzheim, 21. Sept. Der Schaden, der dem Bau­unternehmer Käser bei dem Einsturz des Kuppenheim'schen Fabrikbaus erwachsen ist. beträgt etwa 40—45 000 Von den 11 Verletzten ist bis jetzt noch keiner gestorben.

Waldenburg, 24. Sept. Auf schreckliche Weise ver. unglückte hier das Töchtsrchen eines Postunterbrdiensteten, indem es mit siedender Milch verbrüht wurde. Das Kind starb bald daraus.

Vermischtes.

Chinesischer Sprachschlüfsel. Das Chinesische, als eine Silben- und keine Wortsprache, bietet eine Fülle ähnlich lautender Silbenverbindungen; im Nachstehenden seien nach dem Londoner „Daily News" eine Anzahl der am häufigsten wiederkeh­renden Ausdrücke angeführt. Die am häufigsten vorkommenden Worte und Titel find die folgenden: Chifu, ein Präfekt. Chihtai, ein General-Gouverneur (gewöhnlich «n der Spitze der Verwaltung von je zwei zu einem Berwaltungsdistrikt zusammengezogenen Provinzen.) Chun-Chi, der größte Staatsrat. Chung Tang, der Amtstitel eines jeden der sechs Minister. Comprador, der Dolmetsch und Unterhändler, dessen sich jede große europäische Firma bedient. Fan-Kw ei, der Ausdruck für Fremder. Wörtlich: „fremder Teufel". Fu, eine Präfektur. Futai, der Gouverneur einer Präfektur. Ho, ein Fluß. Hsiang, ein Dorf. Hsicn, ein Distrikt. Hu, ein See. Kiang, em Fluß. Kiao, eine Sekte oder Brüderschaft. Li, eine chinesische Meile, gleich '/, einer englischen

Meile oder gleich 444 Meter, Sh an, ein Berg. Sheng, eine Provinz. Tae l, die chinesische Währungseinheit und Zirkulations- münze gleicy ca. 3 Mark. Tao, ein Sammelname für eine Gruppe von Departements, auf jede Anzahl von Ableilungen anwendbar, die zu Verwaltungszweckeu vereint find, Taotai, der oberste Beamre eines solchen kombinierten Berwaltungskörpers. Lsung- li-Aamen, das chinesische Ministerium des Aeußecen (gegründet 188t) nach dem Vertrag von Tientsin. Damen, der offizielle Wohnsitz eines Regierungsbeamten. Ie-Ho-Chuan, jene Geheim­gesellschaft, welche als tue „Boxer" bezeichnet wird. In wörtl icher Uebersetzung: Äerechtigkeits-Gmtrachtstnn, Fäuste.

Landwirtschaft, Handel nnd Verkehr.

Rottenburg, 22. Sept. Mit dem heutigen Tag hat die Hopfenernte hier ihren Abschluß gefunden. Dieselbe war von Anfang bis zu Ende von bestem Wetter begünstigt. Quantitativ hat die­selbe den meisten Pflanzern große Enttäuschung gebracht Was die Qualität betrifft, so hat das Produkt fast durchgängig seine ursprünglich grüne Farbe behalten und ist sehr gehaltreich Das Verkaussgeschäft gehr gegenwärtig Hierselbst sehr ruhig, Bezahlt wird von 90—108 ^ Ein Teil der Lnndgememden hat von Ser neuen Ernte schon viel abgesetzt.

Stuttgart, 22. Sept, ttartoffelmarkl, Zufuhr 500 Ztr, Kartoffeln. Preis per Ztr. 2.70 —2,90 Krautmarkt. 2500

St. Filderkraut. Preis per 100 St. 20—22 ^ Obstmarkt. 1800 Zentner Mostobst. Preis per Ztr. 1.80 —2.00

Stuttgart, 24. Sept. (Landesproduktenbörse.) Wir notieren per 100 üx frachtfrei Stuttgart: Weizen, württ. ^ 17.60 bis 17.75, fränk. 18.— bis 18,25, Ulka 18.75 bis 19.25, Walla-Walla 19.25 bis —.—, Laplata 18.75 bis 19.25, Amerikaner 19.— bis 19.25; Kernen, Oberländer 18,75 bis —, Unterländer —.— bis Dinkel 11.50 bis 12.50; Roggen, württ 18.— bis —.—, ruff. 16.— bis 16.25; Gerste, württ. 17.50 bis —, Pfälzer 18.50 bis 19.50, Tauber 17.50 bis 18.—, ungarische 18.— bis 20.50; Hafer, Oberländer 15.25 bis 15.50, Unterländer 14,50 bis 15.—, amerik. —.— bis —; Mais, Mixed 12.75 bis 13.—, Laplata 13.— bis 13.25. — Mehlpreise pro 100 üx inkl. Sack: Mehl Nr. 0: ^ 29.— bis 29.50, Mehl Nr. 1: 27.— bis 27.50, Mehl Nr. 2 : 25.50 bis 26 —, Mehl Nr. 3: 24.— bis 24,50, Mehl Nr. 4: 21.— bis 21.50, Suppengries 29.— bis 29.50, Kleie 10.

Pforzheim, 22. Sept. (Korr.) Schweinemarkt. Zufuhr 164 Milchschweine, verkauft 100, Preis 14—20

. Kouknrs-Sröffnnageu.

K. Amtsgericht Heilbronn. 1) Friedrich Klemm, früh. Kronen - wirt in Untergruppenbach; 2) dessen Ehefrau Katharine Klemm daselbst. _

Auswärtige Gestorbene.

ErnstBeißwanger, 8tuä, rer, nat., Tübingen. — Aug. Grie­singer, Kaufmann, 77 I, a,, Degerloch-Stuttgart, — Georg Li n- denberzer, Kgl. Schloßzartenportier, 64 I. a.; Sophie Tr um pp, geb. Spieß, Stuttgart.

Die neue Modellversuchsanstalt, welche der Norddeutsche Lloyd in der Nähe des Kaiserhafens in Bremerhaven errichten ließ, ist fortgesetzt Gegenstand größten Interesses, insbesondere der Fach­kreise. Die Anstalt, welche u. A. auch von Sr, Maj. dem Kaiser, dem Prinzen Heinrich von Preußen u. s. w. besichtigt wurde, ist die einzige dieser Art in Deutschland. Dieselbe dient zur Feststellung der Wasserverdrängung, Stabilität und Geschwindigkeit der Schiffe an der Hand von Modellen, welche, aus Paraffin hergestellt, auf elektrischem Wege in einem Bassin fortbewegt werden. Die Anstalt ist von dem Lloyd zugleich der Kaiserlichen Marine und ebenso den deutschen Werften zur Vornahme von Versuchen zur Verfügung gestellt worden.

Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung iEm Zaiser) Nagold. — Für die Redaktion verantwortlich: K. Baur^

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L. Amtsgericht Nagold.

In der Konkursfache über das Vermögen des

I. Pfeiffer, Laufmauns

in Gnltliugeu,

ist Termin zur Abnahme der Schluß­rechnung des Verwalters und zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schtußoerzeichnis auf

SamStag de« 2« Okt. ISV« vormittags S Uhr

vor dem K. Amtsgerichte dahier be­stimmt.

Den 22. Sept. 1900.

Stv. Gerichtslchreiber:

K ü b l e r.

G ü l t! i n g e n.

Im Konkurse über das Vermögen des vormaligen Kaufmanns u. Frucht­händlers

Johann Georg Pfeiffer

von hier beträgt bei der Schlußver. teilung die verfügbare Masse 8265^ 54 --Z wovon noch die Kosten gehen. Die bevorrechteten Forderungen be­tragen ^,02 ^ 45 die unbevor­rechteten 54 701 43 iZ.

"^Den 22. Sept. 1900.

Loskursverwalter: Gerichtsnotar a. D. Herrgott in Liebenzell.

Politisch-militärische S S Karte von Ostafien

zur Veranschaulichung der Kämpfe in China, Korea und Japan bis zur Gegenwart. Mil 16 Nebenkarten und Begleitworten: Ostasirn vom politisch-militärischen Standpunkte. Bearbeitet von Paul LanghanS.

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