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Ltiläge Mm Gesellschafter.
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Nagold, Samstag de» 82. September
Hages-Meuigketten.
Deutsches Leich.
Lieben zell, 19. Sept. (Korr.) Das vor 2 Jahren neurrbaute Luftkurhaus zur schönen Aussicht in Büchenbronn ging um die Summe von 62000 von H. Zimmermeister Kreutel an Herrn Bäckermeister Zachmann von Brötzingen über.
Stuttgart, 19. Sept. Der württ. Krankenkassenverband hat in einem Bericht an das Ministerium des Innern sich über die ärztliche Behandlung seiner Kaffenmit- glieder dahin ausgesprochen, daß nichtapprobterte Medizinal- Personen von der Behandlung der Kaffenmitglieder ausge» schlossen sein sollen, daß aber Wundärzte 2. Klaffe und approbierte Heilgehilfen ausnahmsweise zugrlaffen werden können. Ausschlaggebend hierfür war die Erwägung, daß der heutige Arzt schon mehr oder weniger Naturarzt sei und meist mit dem Arzneibedürfnis des Publikums im Kampfe stehe, und daß ein nicht wissenschaftlicher Mann oder eine Frau mit der ärztlichen Behandlung der Kaffen- Mitglieder nicht betraut werden sollte. Bei den sogenannten Naturhrilkundigen wisse man nicht, wo der Kurpfuscher anfangs und wo er aufhöre. Ein diesbezüglicher Beschluß ist von dem Ausschuß des württ. Krankenkaffenverbandes mit 11 gegen 3 Stimmen gefaßt worden.
Giengen a. Br., 19. Sept. Eine sehr interessante Naturerscheinung wurde hier gestern Abend kurz nach 9 Uhr beobachtet. Eine einzige schwarze Wolke befand sich am klaren Sternenhimuul, verschwand aber bald trotz der herrschenden Windstille spurlos. Aus derselben Stelle am Himmel brach gleich darauf ein Meteor hervor, der mit seinem gelblich-weißen Licht mehrere Sekunden lang die Gegend taghell beleuchtete und westlich von der Milchstraße seine Bahn nach Süden nahm. Plötzlich strahlte er in blauem blitzartigem Lichte auf, sandte etwa 4 faustgroßerscheinende feurige Kugeln in westlicher Richtung, die aber sofort erloschen, während eine fünfte, in beinahe rechtem Winkel von der Richtung der ursprünglichen Bahn abspringend, noch mehrere Sekunden hellleuchtend über die Milchstraße nach Osten hin verschwand. Eine Detonation wurde bei der Explosion des Meteors nicht wahrgenommen.
Ravensburg, 20. Sept. (Korr.) Auf das an den Handels- und Gewerbeverein hier seitens des deutschnationalen Handlungsgehilfenvrrbands wegen Verlängerung der Sonntagsruhe gerichtete Gesuch gab dieser Verein folgende Antwort: Der Handels- und Gewerbeverein nimmt insolange keine Stellung zur Angelegenheit, bis sich der Kaufmännische Verein, den es in erster Linie angeht, ge äußert hat. Der Kaufmännische Verein ist zur Würdigung der Angelegenheit gerne bereit, um so mehr als die Prin- zipalität sicher den billigen und gerechtfertigten Wünschen ihrer Angestellten jederzeit zugänglich gewesen ist und auch fernerhin sein wird. Diese Antwort ist gewiß diplomatisch.
Heilbronn, 18. Sepi. Ein Patent aus ein lenkbares Luftschiff aus dem Jahre 1879 befindet sich im Besitz des Herrn Adolf Friedrich Heim, früheren Volksschullehrers in Leonbronn, OA. Brackenheim, jetzt in Karlsruhe. Heim hat die Patentsteuer jahrelang bezahlt, es ist ihm aber nicht gelungen, kapitalistische Kreise für sein Unternehmen zu interessieren und so mußte er sein Patent erlöschen lassen.
Weimar, 19. Sept. Der Redakteur Levy von der sozialdemokratischen „Tribüne" in Erfurt wurde wegen Maje- stätsbrleidigung, die er durch Abdruck von Artikeln über China begangen, zu einem Jahr Gefängnis verurteilt und sofort verhaftet.
Berlin, 17. Sept. Wie dem „Berliner Tageblatt" auS Hoboken telegraphiert wird, hat der Wahrspruch der Totenschau-Kommission in Sachen der bei dem furchtbaren Schiffsbrande in Hoboken ums Leben Gekommenen erklärt, daß die Berichte von Unmenschlichkeiten von den Kapitänen der Schleppboote begründet seien, jedoch seien die Namen der Kapitäne nicht zu ermitteln. Wenn die Schleppboote mehr auf Rettung von Menschenleben, als auf Bergung von Gütern geachtet hätten, wäre die Zahl der Ertrunkenen gering gewesen. Wir das Feuer entstand, darüber fehlt noch jede Aufklärung.
Berlin, 19. Sept. Die Morgenblätter melden: Das vom Hauptausschuß des deutschen Flottenvereins für Berlin und Brandenburg veranstaltete Fest zum Besten der deutschen Krieger in China iw zoologischen Garten war von weit über 40000 Menschen besucht; 6 Militärkapellen spielten; der Lehrergesangverein trug Lieder vor. — Die Morgenblätter berichten ^aus Leipzig: Der Buchbinde r- a »Island wurde von der Einigungskommission nach zwölf- stündiger Beratung durch einen Vergleich zwischen den Arbeitern und Arbeitgebern beendet. Die Forderungen der Gehilfen sind teilweise bewilligt. Die Einigung gilt für alle ausständigen bezw. ausgesperrten Buchbinder in Leipzig, Stuttgart und Berlin.
Berlin, 19. Sept. Die „N. A. Ztg." erfährt, daß auf Grund der Zeitungsnachricht, wonach zwischen dem Oberlichter Ebermayer und dem Apotheker Woelms in Dar-es-Salam ein Zweikamps stattgefunden habe, an zuständiger Stelle sofort das Erforderliche ungeordnet worden ist, um die Beteiligten zur Verantwortung zu ziehen.
Truppentransporte nach Ost-Asien.
(Norddeutscher Lloyd und Hamburg-Amerika-Linie.)
Köln
(N.D.L.)
31.
Aug.
IN Chefoo.
Frankfurt
(N.D.L.)
5. Sept.
von Moji nach San Francisco.
Wittekind
(N.D.L.)
14.
von Tsingtau.
Dresden
(N.D.L.)
7.
in Taku.
Hall-
(N.D.L.)
7.
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in Taku.
Batavia
(H.A.L.)
9.
in Taku.
Gera
(N.D.L.)
12.
von Colombo.
Sardinia
(H-A.L.)
3.
von Singapore.
Straßburg
(N.D.L.)
17.
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in Hongkong.
Aachen
(N.D.L.)
6.
»»
in Hongkong.
Rhein
(N.D.L.)
14.
in Taku.
Adria
(H.A.L.)
16.
in Shanghai.
H. H. Meier
(N.D.L.)
9.
in Hongkong.
Phönicia
(H.A.L.)
7.
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von Singapore.
Darmstadt
(N.D.L.)
12.
»»
von Suez.
Palatia
(H.A.L.)
16.
Perim passiert.
Andalusia
(H.A.L.)
14.
»»
von Suez.
Hannover
(N.D.L.)
16.
von Port Said.
Aicadia
(H.A.L.)
10.
Gagres passiert.
Crefeld
(N.D.L.)
12.
»»
Gibraltar passiert.
Roland
(N.D.L.)
12.
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Gibraltar passiert.
Valdivia
(H.A.L.)
14.
Gibraltar passiert.
Kleinere Mitteilungen.
Rottweil, 20.Sept. (Korr.) Gestern verschied nach schwerem Leiden Hr. L. Letters, Besitzer des Bahnhof- hotrls hier, am Wundstarrkrampf. Dem Verstorbenen stürzte vor 8 Tagen aus der Höhe herab eine Steinplatte ins Genick und verletzte ihn lebensgefährlich.
Thail fingen. 18. Sept. (Korr.) Am Sonntag ravgen aus Spaß 2 hiesige junge Leute in der Wirtschaft zum „Waldhorn" hier. Hierbei kam einer zu Fall und brach sich den Fuß.
Möhringen, 14. Sept. Gestern Abend wurde die hiesige Einwohnerschaft in nicht geringen Schrecken versetzt. Ein hiesiger Bürger Namens Ttoiger schoß mit einer Pistole aus bis jetzt unbekannten Gründen auf seine Frau und Kinder; der Schuß ging glücklicherweise durchs Fenster. Dem herbeigerufenen Polizeidiener gelang es, den aufgeregten Mann einstweilen einzuschließen bis weitere Hilfe kam. Nach Oeffnung der Thüre erhielt der Polizeidiener einen Schuß ins Gesicht. Als Staiger die Flucht ergreifen wollte, wurde er von den am Hause Stehenden angehalten und in den Ortsarrest verbracht.
Nordheim, 18. Sept. (Korr.) Im Kreise einer stattlichen Schar von Kindern und Enkelkindern konnte gestern das Weingärtner Geigrr'sche Ehepaar die goldene Hochzeit feiern. Das Jubelpaar erfreut sich der besten Gesundheit und ließ unter Teilnahme zahlreicher Gemeindemitglieder die 50jährige Ehe in feierlichem Gottesdienst einsegnen.
Cannstatt, 17. Sept. (Korr.) Gestern Mittag gab es in der Karlsstraße hier lt. „Cannstatter Zeitung" einen großen Auslauf. Der 24 Jahre alte ledige Arbeiter Aug. Humbert. welcher wegen Geistesstörung von der Wohnung seiner Mutter aus ins Bezirkskrankenhaus verbracht werden sollte, verfiel hierbei in förmliche Tobsucht, brüllte wie ein Tier, stieß und biß die Schutzleute, so daß es nur mit größter Mühe und unter Aufbietung aller Kräfte gelang, ihn gebunden im Sanitätswagen, in welchem er die Scheiben zertrümmerte, ins Krankenhaus zu verbringen.
Boll, 18. Sipt. Am Sonntag vormittag wollte lt. „Hohenstaufen" der verheiratete Gipser G. A. von hier eine Patrone untersuchen. Dieselbe ging unversehens los und riß ihm den Ballen der linken Hand teilweise weg; auch fuhr ihm ein Splitter in das linke Auge, welches sofort auslief und somit vollständig verloren ist. Herr H. Gaupp in Göppingen wurde sofort telephonisch berufen, um die nötige Operation vorzunehmen.
Heidenheim, 20. Sept. (Korr.) Gestern Abend 7 Uhr brach auS bis jetzt unaufgeklärtem Grunde in dem in der Hauptstraße gelegenen Hause der Frau Privatier Authrn- rieth Feuer aus. Das Feuer wurde von der Nachbarschaft aus bemerkt. In kürzester Zeit stand der ganze Dachstuhl in Flammen. Zum Glück konnte das Feuer bald gelöscht werden. Es hätte sehr gefährlich werden können, da dort mehrere Gebäude ganz nahe beisammen stehen.
Oehringen, 20. Sept. (Korr.) Der 24 Jahre alte Taglöhner Gottlieb Knapp hier ist wegen Verbrechens wider die Sittlichkeit, verübt an einem 5 Jahre alten Kind, verhaftet und dem kgl. Amtsgericht hier übergeben worden.
Pforzheim, 17. Aug. (Korr.) Zwei schwere Unglück-- fälle trugen sich hier zu. Ein Schuljunge namens Bozenhardt spielte mit einem Terzerol, dasselbe ging los und die Kugel traf ein danebenstehendes I'/Jähr. Mädchen namens Rupp in den Kopf. Das Leben derselben ist sehr gefädr- det. — In der Eisengießerei non Gebrüder Benkiser fiel einem Arbeiter ein ca. tO Ztr. schweres Kammrad auf den Fuß und zei schmetterte denselben vollständig.
Ein hübsches Geschichtchen hat sich kürzlich in Baden-Baden bei der Eröffnungs-Vorstellung der dort gastierenden Tegernseer zugetragen. Eine Dame, die an jenem Tage von auswärts gekommen war, hatte im Bahnhof ihren Gepäckschein verloren. In einer Aufregung, da die Erlangung des Gepäcks mit den Toiletten nunmehr Schwierigkeiten machte, begab sie sich ins Hotel und am Abend ins Theater. Von ihrem Platz aus bemerkte sie da plötzlich eine Dame, die ein Kostüm trug, das dem Prachtstück in ihrem vermißten Gepäck ausfallend glich. Sie sah schärfer hin — „um Gotteswillen, das ist mein Kleid!" Sofort veranlaßte sie das nötige, und siehe da — eine Hochstaplrrin hatte den Schein gefunden. daS Gepäck erhoben, sofort ihre Toilette mit dessen Inhalt verbessert und abends im Theater stolz das Beutestück zur Schau ge- stellt.
Freiburg. 15. Sept. (Korr.) Auf der Strecke Freiburg- Denzlingen wurden gestern Morgen von dem Zug 7°° ab Fceiburg 2 Straßenarberter überfahren. Beide waren auf der Stelle tot. Die Verunglückten waren Italiener.
Triest. 18. Sept. In der Nacht auf 17. Sept. Sept. brach gleich nach Mitternacht in der großen Dampfmühle Echonomo ein Brand aus, welcher alsbald die ganzen ausgedehnten Räumlichkeiten deS Etablissements vernichtete. Nach der neuen Freien Presse wurde um 11 Uhr Nachts in der Umgebung dieser Mühl« eine heftige Detonation gehört. Gleich darauf stiegen die Flammen auS der Mühle auf. Die Ursache selbst ist noch nicht er- mittelt, da beide Wächter schliefen. Am 16. Sept. war nichts gearbeitet worden. Die Feuerwehr mußte sich darauf beschränken, die angrenzenden Häuser zu schützen. Die ungeheure Feuersglut beleuchtete weithin den ganzen Stadtteil und die umliegenden Berge tageshell. Bis in die Frühstunden hielt Militär die Brandstätte weithin besetzt. Der Schaden beträgt über 2 Mill. Kronen. Ein Nachbarhaus brannte teilweise ab. Die Rtisschälfabcik und die Marinekaserne, letztere wegen des darin befindlichen Puloervorrats. waren in ganz besonderem Maße gefährdet.
Dunafoldvar (Ungar), 17. Sept. Auf der Donau schlug ein Kahn mit 14 Arbeitern um, 10 davon ertranken.
Von einem Akt größter Grausamkeit erzählt das „New-Hork Journal" aus denPhilippinen: Der Kavallerist Thomas Jones vom 11. Kavallerie-Regiment« schildert in einem Briese an seine in Washington wohnende Familie die Nirdermetzelung einer Eingeborenen-Hochzeit. die am 25. Juni d. I. stattfand; JoreS hat selbst an dieser Heldenthat teilgenommen. Eine Reiterabteilung von 60 Mann hatte den Befehl erhalten, einen General der Philippiner, dessen Versteck man aufgrspürt zu haben glaubte, tot oder lebendig zu fangen, und legte sich in der Nähe des vermeintlichen Verstecks in den Hinterhalt. Bald darauf kam ein Hochzeitszug aus dem Haufe, und die amerikanischen Soldaten erhielten nun Befehl, auf die Gruppe zu schießen. „Das Schauspiel, das nun folgte, war entsetzlich," schreibt Jones. „Vor dem Hause lag als Leiche die junge Braut, der eine Kugel den Schädel zertrümmert halte. Nicht weit von ihr lag der Bräutigam mit durchschosslnrr Brust im Todeskampf. Zwölf andere Personen waren getötet worden, und ebenso viele waren schwer verwundet, darunter eine Greisin und ein Kind." Die amerikani che Zensur aus den Philippinen ließ die Nachricht von dieser Thal der Amerikaner nur in Form eines Berichtes über eine „glückliche Schlacht" passieren, in welcher 25 „Rebellen gefallen sind."
New-Jork, 10. Sept. Gouverneur Roosevelt hat dieser Tag« rn einem Falle von besonderem Interesse einen Begnadigungsakt vollzogen. Der Begnadigte ist ein junger Deutscher. 25 Jahre alt. Namens Kart Fischer. Dieser, der Sohn achtbarer, in Deutschland wohnender Eltern, war vor neun Jahren hier eines Raubes übeisühil und zu 17 Jahren Geiängnis verurteilt worden. Von dieser Strafe hat er m-hr als 8 Jahre veibüßt. Vor Kurzem fiel dem Sträfling in Deutschland eine Erbschaft von 68000^ zu. und die Mutter desselben trat die Reise von Deutschland nach Amerika an, um ihrem unglücklichen Loh.ie, wenn möglich, dte Freiheit wieder zu verschaffen. Sie begab sich zu Gouverneur Roosevelt und stellte ihm unter Thronen vor. ihr Sohn sei, als er daS Verbrechen beging, fast noch ein Knabe gewesen. Er habe seine Verirrung durch meh: als 8jährige Kerkerhaft hart gebüßt. Nun habe sich ihm eine Aussicht eröffnet, ein neues Leben unter oerändeiten Glücksumständen zu beginnen. Wenn der Gouverneur ihr begnadigen wolle, so würde sie ihn mit nach Deutschland nehmen, und er werde nicht wieder nach Amerika zurückk.hren. Der Gouverneur ließ durch dis rührende Bille der Maller sein Herz erweichen und verfügte die Entlassung Fischers aus dem Gefängnis in Sing-Sing.
Sermijchtes.
Mutige Thal einer jungen Dame. Kürzlich verhütete eine junge Dame in Äeric-i Lurch ihr «nerglsches Eingreifen großes Unheil. Dte Passanten der Lechziger Straße deobachreten ängstlich ein mit Tonnen beladnics Geschäfisfuhrmeik, das führerlos die belebte Straße nach dem Potsdnner Thor zu derangerast kam, ohne daß jemand den Versuch machte, das scheue Pferd aufzuhalten. Plötzlich sprang eine junge, gut gekleidete Dame auf den Fahrdamm dem Pferd entgegen. Ein rascher Gr'ff in die Zügel brachte daS Tier zum Stehen. Doch hiemi: nicht genug, die Dame dirigierte