soll den Präsidenten bewogen haben, sich in erster Reihe an Frankreich zu wenden, um sich dessen Sympathien zu Gunsten der Buren zu sichern. Die Königin soll bereits in diesem Sinne aus die französische Regierung eingewirkt haben. (?) _
Die Krisis in China.
London, 17. Sept. Der Times-Berichterstatter meldet aus Peking 7. Sept.: Seitdem die Belagerung aufgehoben worden ist, hat man durch Zeugnis hoher Beamter sicher erfahren, daß, als am 10. (?) Juni durch ein Ultimatum den Gesandten befohlen wurde, Peking innerhalb 24 Stunden unter sicherer Eskorte bis Tientsin zu verlassen, die Kaiserin-Witwe hauptsächlich auf den Rat von Tung- fuhfian beschlossen hatte, sie unterwegs ermorden zu lassen. Als die Gesandten nach der Annahme des Ultimatums schriftlich um eine Unterredung im Tsungli-Aamen für den 20. Juni morgens ersuchten, war bestimmt, sie alle im Kamen zu ermorden. Die Ermordung KettelerS geschah zu früh und wurde von der Kaiserin und ihren Ratgebern bedauert, sie rettete aber zweifellos daS Leben aller Gesandten und wahrscheinlich aller ausländischen Bewohner Pekings. Es wäre ein pietätvoller >Akt, wenn die Mächte ein internationales Denkmal an der Stelle des Mordes errichten würden, da durch die Aufopferung des eigenen Lebens die übrigen gerettet wurden. Am 4. Sept. wurde eine vom 26. Juni datirte Proklamation entdeckt, worin der militärische Kommandant von Peking mitteilt, alle Missionsanstalten in Peking seien zerstört, die Ausländer hätten keine Verstecke mehr übrig und Jeder, der einen Ausländer verbergen werde, würde mit dem Tode bedroht. Es wurde ferner eine Belohnung von 50 Taels für jeden gefangenen Ausländer. 40 Taels für jede Ausländerin, 30 Taels für jedes ausländische Kind, das gefangen wird, geboten. Diese Proklamation war auf kaiserlichen Befehl an allen Polizeistationen Pekings angeschlagen. Der Berichterstatter bemerkt dazu, daß angesichts solcher Beweise es der russischen Regierung schwer fallen müsse, noch daran zu zweifeln, daß die fremdenfeindliche Bewegung von der chinesischen Regierung unterstützt worden sei.
Peking, 18. Sept. Reutermeldung vom 17.: Eine Truppe von 300 Mann amerikanischer Kavallerie marschiert morgen in nordöstlicher Richtung ab, um den dort bedrängten Christen Hilfe zu bringen und das Terrain aufzuklären. Die Truppen werden 10 Tage unterwegs sein. Sehnliche Expeditionen find geplant. Alle Nationen bilden besondere Standgerichte. Die Deutschen behandeln den Diebstahl als Kapitalverbrechen.
London. 18. Sept. „Standard" meldet aus Washington vom 17. ds.: Der russische und französische Geschäftsträger, welche heute Besuche im Staatsdepartement abstatteten, erklärten dort, die Absichten ihrer Regierungen bezüglich der Räumung Pekings hätten keine Aenderungen erfahren. Zugleich fragten sie, was die Vereinigten Staaten zu thun gedächten. Man erwiderte der Moment sei nicht geeignet, um eine Entscheidung zu treffen.
Hongkong, 18. Sept. Der deutsche Konsul äußerte, Graf Waldrrsee habe sich, bevor er Hongkong verließ, dahin ausgesprochen, daß er von dem herrlichen Empfang, den ihm sowohl die Kolonialregierung, wie die Bevölkerung von Hongkong bereitet habe, sehr gerührt sei.
London, 18. Sept. Ein Offizier der die von Taku ausgehenden Transportwege überwacht, berichtet über einen schweren Unfall, der sich in Tungschou ereignete, als eine Abteilung Arbeitssoldaten die Pulvervorräte vernichtete. 2 Eingeborene wurden getötet, ein weißer Offizier und 10 weiße, sowie 24 eingeborene Soldaten verwundet.
Berlin, 18. Sept. Die Nordd. Mg. Zeitung meldet: An di« Botschafter in London, Paris, Petersburg, Washington, Wien und an die Gesandtschaft in Tokio erging nachstehendes Zirkular-Telegramm: Die Regierung des Kaisers erachtet es als Vorbedingung für den Eintritt in den diplomatischen Verkehr mit der chinesischen Regierung, daß diejenigen Personen auSgeliefert werden, die als die eigentlichen Anstifter der gegen das Völkerrecht in Peking
begangenen Verbrechen festgestellt worden find. Die Zahl der ausführenden verbrecherischen Werkzeuge ist zu groß; den zivilisierten Gewissen würde eine Maffenexekution widersprechen. Auch liegt es in den Verhältnissen, daß selbst die Gruppe der Leiter nicht vollständig ermittelt werden kann. Die wenigen aber unter ihnen, deren Schuld notorisch ist. sollten ausgeliefert und bestraft werden. Die Vertretungen der Mächte in Peking werden in der Lage sein, in dieser Untersuchung »ollgiltige Zeugnisse abzulegen oder beizubringen. Auf die Zahl der Bestrasten kommt es weniger an, als auf deren Eigenschaft als Hauptanstifter und Thäter. Die Regierung glaubt auf die Einstimmigkeit aller Kabinette in diesem Punkte zählen zu dürfen, denn die Gleichgiltigkeit gegen den Gedanken einer gerechten Sühne wäre gleichbedeutend mit Gleichgiltigkeit gegen die Wiederholung dieser Verbrechen. Die Regierung schlägt deshalb den beteiligten Kabinetten vor, ihre Vertreter in Peking zur Bezeichnung derjenigen leitenden chinesischen Persönlichkeiten aufzufordern, über deren Schuld bei Anstiftung oder Durchführung der Verbrechen Zweifel ausgeschlossen find. gez. ». Bülow.
Berlin, 18. Sept. Das Zirkular-Telegramm deS Grafen Bülow findet allseitigen Beifall in der Presse, mit Ausnahme des sozialdemokratischen Vorwärts, der in der Bülowschen Note die Aussichtslosigkeit einer baldigen Entwirrung der chinesischen Zustände und die vollständige Un- ruchtbarkeit der deutschen Politik erblickt. Dl« Nat.-Ztg. chreibt: Im englisch-sranzösischen China-Kriege von 1860 oll eine Anzahl in Mandarinenkleider gesteckter Offiziere wegen des damaligen Gesandtenmords in China hergerichtet worden sein. Auf derartige Komödien, über welche später in dem ganzen weiten chinesischen Reich gelacht wird, will die deutsche Regierung sich mit Recht nicht einlaffen, und wir hoffen, daß ihre Zuversicht sich als begründet erweisen werde, wenn sie in diesem Punkte auf die Einstimmigkeit aller Kabinette rechnen zu können glaubt. Das B. T. äußert: Die Stellungnahme der Mächte zu diesem ebenso be- berrchtigten wie notwendigen Vorschlag Deutschlands wird klar darthun, ob den betreffenden Mächten in Wahrheit das Allgemeinintereffe am Herzen liegt, oder ob bei einzelnen von ihnen Sonderintereffen die Erfordernisse des Allgemeinwohls in den Hintergrund gedrängt haben. Das Kl. Journal und einige andere Blätter glauben aus der Note der deutschen Regierung schließen zu sollen, daß hinsichtlich der Bestrafung der chinesischen Uebrlthäter noch keineswegs Ueber- einstimmung unter den Mächten herrscht oder daß zum wenigsten über den Modus der Vergeltung verschiedene Ansichten obwalten. Die Voss. Ztg. bemerkt, es könne fraglich erscheinen, ob die Auslieferung der wirklichen Hauptschuldigen, der Kaiserin und ihrer Mitschuldigen, im Bereiche der Möglichkeit liege; selbst wenn Prinz Tsching oder Li-Hung- Tschang, was wenig wahrscheinlich sei, geneigt sein sollten, die zu Bestrafenden der Gerechtigkeit der Mächte auszuliefern, würden sie Mittel haben, diese Absicht auszuführen. Der Berl. Börsen-Kurier ist der Ansicht, daß der deutsche Vorschlag für den Augenblick die bisher noch auf sehr schwankenden Füßen befindlichen Friedensverhandlungen ganz zurückdränge.
Berlin, 20. Sept. Das Wolff'sche Bureau meldet aus New-Kork: Nach Berichten aus Washington findet heute eine Abendsitzung statt, in der über die Antwort auf die deutsche Zirkularnote wegen Bestrafung der Rädelsführer in China Beschluß gefaßt werden wird.
London, 20. Sept. „Daily Telegraph" ist überzeugt, daß der in der Zirkularnote des Grafen von Bülow enthaltene deutscheVorschlag von Großbrittannien und der Mehrzahl der Mächte angenommen werden wird.
Paris, 20. Sept. Bei der Besprechung der Zirkularnote des Grafen Bülow sagt der „Temps", eS sei dies eine energische, weise Sprache. Die Haltung, welche Graf von Bülow vorschlage, sei jene, welche Frankreich und Rußland schon vor 2 Monaten angenommen hätte. Man könne sich nur beglückwünschen, daß Deutschland sich in derselben Weise ausdrücke. Das „Journal des Debats" erklärt, die deutsche Note werde zweifellos von allen Mächten günstig ausgenommen werden.
London, 20. Sept. Reuter meldet aus Taku von
gestern: Die Verbündeten haben heute früh die Forts von Peitsangfu angegriffen. Eine heftige Kanonade dauert an.
Shanghai, 20. Sept. Der Spezialkorrespondent der „Frkf. Z." meldet: Wie ich von zuverlässiger Seite höre, besteht eine der deutschen Friedensbedingungen darin, daß die Forts am Kangtseesluß und die Seebefestigungen zerstört werden sollen. Das würde einen Krieg in Südchina bedeuten.
London, 20. Sept. Reuter meldet aus Peking vom 12.: Die Kolonne deS Generals Höpfner griff am 11. ds. die Stadt Lianghsiang an. Dieselbe war voll von Boxern und kaiserlichen chinesischen Truppen. Die Artillerie HöpfnerS beschoß die Stadt zunächst und sprengte die Thore mit Dynamit. ES entspann sich ein Straßenkampf. 500 Chinesen wurden getötet.
New-Kork, 20. Sept. Aus Washington wird inoffiziell gemeldet, man glaube, daß Frankreich und Amerika im Begriffe stehen, mit Lt-Hung-Tschang Frirdensverhand- lungen anzvknüpfen. Man teilt mit, daß der amerikanische Botschafter in Paris in den letzten Tagen viel mit dem französischen Minister des Auswärtigen, Delcaffe, konferirte und daß gute Beziehungen zwischen Amerika und Frankreich bestehen.
'Shanghai, 20. Sept. Li-Hung-Tschanz soll gestern Abend vor Taku eingetroffen sein. Die Wusungforts salutierten seine Flagge bei der Ausfahrt mit 19 Schüssen. Die fremden Kriegsschiffe nahmen den Salut nicht aus. Telegraphendirektor Sheng begleitet Li-Hüng-Tschang nicht sondern befindet sich noch hier.
London, 20. Sept. Glaubwürdigen auS chinesischer Quelle stammenden Meldungen aus Nanking zufolge, gewinnt dort die fremdenfeindliche Partei im Gegensätze zum Vizekönig Linkunyi an Einfluß. Der britische Gesandte in Tokio, Gatow, geht an Stelle Macdonald nach Peking. Letzterer geht an Stelle Satow's nach Tokio.
Landwirtschaft, Handel und Verkehr.
-s- Haiterbach, 20. Sept. Die Hopfenernte ist nun beendigt. Während die Qualität deS Hopfens allgemein befriedigt, ist die Quantität hinter der vorjährigen etwas zurückgeblieben. Hier wurde bis jetzt ein Kauf zu 85 ^ abgrschlosfrn. Die Hopfenproduzenten von Alt-Nuifra haben dieser Tage ihr heuriges Erzeugnis, 70—80 Ztr., an ein Mannheimer Haus abgesetzt zum Preise von 92-100 ^ nebst Leihtauf.
Herrenberg. Uebersichtüber den Arbeitsmarkt am 20. Sept. Gesucht werden: 1 Jpser, 1 Schneider, 2 Bau- und Möbelschreiner, 1 Wagner und über die Obsternte 1 jüng. Taglöhner. Vermittlung kostenfrei. Arbeitsamt Herrenberg (Stadtpflege).
Stuttgart, 20. Sept. (Korr.) Obstmarkt. Zufuhr auf dem Wilhelmsplatz: 1800 Ztr. Mostobst. Aepfel 1.80-2.00 gemischtes Obst 1.60—1.80 ^
Verzeichnis der Märkte in der Umgegend.
Vom 24.—29. Septbr. 1900.
Bondorf: 27. Sept. Vieh- und Schweinemarkt. Freudenstadt: 29. Sept. Krämer- und Viehmarkt.
Auswärtige Gestorbene.
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Hiezu eine Beilage und das Plauderstübchen Nr. 38.
Druck und Verlag der G. W. Zaise r'fchen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold. — Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur.
Stadtgemeinde Nagold.
Stockholz-Berkaus.
Im Distrikt Lemberg kommen am
Donnerstag de« 27. September
100 Raummeter aufbereitetes Nadelstockholz zum Aufstreich. Zusammen- kunft nachmittags 2 Uhr auf der Straße nach Freudenstadt bei den Bierkellern.
Gememderat.
Amtliche und privat-Lekanutmachungen.
Stadtgemeinde Nagold.
Schei-Holz-Berkauf.
Aus den Distrikten Mittlerbergle, Bühl, Salgenberg, WolfSberg, Ztegelberg und Badwald kommen am
Freitag den 28. September
320 Raummeter Nadelholzscheiter und -Prügel (worunter nur wenig Werkholz) und 4000 Stück Nadelreis nebst 8 Rm. Ttockholz vom Wolfsberg auf hiesigem Rath aus« von nachmittags 1 Uhr ab zum Ausstreich.
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eelilv ckLntsol»«, gewürzigste u. deshalb ausgiebigste Sorte für die Küche, per Pfund 25 empfiehlt in gesunder, Heller Ware
Ir. Schuster, Nagold.
Nagold.
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L 1, 2. 3. 4 und 5 Liter zu haben bet
üllASIl Elsenwarenhdlg.u. XLrl Lördscb, Flaschner.
3
Oberamtssparkasse Nagold.
Durch Beschluß der Amtsversammlung vom 10. ds. Mts. wurde
-er Zinsfuk für Sparkasteemlagen
mit Wirkung vom 1. Januar 1901 (nicht 1900 wie in letzter Bekanntmachung irrtümlich angegeben) an von 3^/,"/o auf
3> Ol !4 sO
erhöht; da die Einlagen steuerfrei sind, so entspricht dies einem Zinsfuß von rund 4°/».
Die Kaffe wird zu fleißiger Benützung, insbesondere den Dienst, boten und Arbeitern, für welche dieses gemeinnützige Institut in erster Linie geschaffen wurde, empfohlen, mit dem Anfügen, daß der Verkehr kostenlos und die Sicherheit die beste ist, sofern die Amtskorporation die unbedingte Garantie übernommen hat.
werden jederzeit zu den günstigsten Beding, ungen abgegeben.
Zinsfuß zur Zeit für Private 4'/?/« und bei Rentendarlehrn 4°/»; für Gemeinden 4*/».
Jede gewünschte Auskunft erteilt der Unterzeichnete bereitwilligst. Den 11. Sept. 1900.
Der Kalker:
Gtadtschulthriß B ro d beck.
Änlehen