er in den Städten Wyoming und Montana fror, während in New-Aork alles von Hitze gelähmt war.
Vom südafrikanischer: Kriegsschauplatz.
Pretoria, 8. Tept. Dewet hat sich mit Theron in der Nähe von Johannesburg vereinigt. Sie haben zusammen 1800 Mann und halten die hohen Hügel im Süden von Johannesburg besetzt. Eine beträchtliche englische Streitmacht ist zur Verfolgung des Feindes auf- gebrochen. Die Buren sollen keine Geschütze haben.
London, 7. Sept. In einer Depesche des Lords Roberts aus Belfast vom 6. Sept., worin er die Einnahme von Lydenburg und die vorhergehenden Operationen schildert, heißt es: Der Feind fährt fort. Alles aufzubieten, um Eisenbahnzüge zum Entgleisen zu bringen und Eisen- bahnlinien zu zerstören. Kaum ein Tag oder eine Nacht vergeht ohne derartige Zwischenfälle. Die Angriffe sind unangenehm, doch folgt jedem einzelnen Falle schnelle Bestrafung. Ich glaube, die Buren werden bald einsehen, daß diese Angriffe nachteiliger für sie find als für uns.
London, 8. Sept. Nach hiesigen Privatmeldungen war General Botha zu schwach an Leuten, um Lydenburg auch gegen Hamiltons Flankenmarsch auf der westlichen Straße zu schützen. Er hat daher seine Stellung Buller gegenüber aufgrgeben und ist in vollster Ordnung und mit alle» Geschützen hinter Lydenburg zurückgesallen. Sein Widerstand ermöglichte den Buren, alle Vorräte vor der Räumung aus Lydenburg nach Norden zu retten.
London, 8. Sept. Die amtliche Meldung über die Einnahme Lydenburgs wird. lt. „Kln. Ztg.", ergänzt durch ein Telegramm der „Central News" aus Rietfontein vom 8. ds.: Die englischen Truppen sind jetzt im Besitz von Lydenburg. Der Feind wurde überflügelt und floh in der Richtung auf Pilgrimsrust. Der Rückzug war so überstürzt, daß die Buren einige von ihren Geschützen im Stich ließen. Der Feind beschoß auf dem Rückzug, um diesen zu decken, Bullers Linien aus Geschützen, aber die Geschosse trafen zu kurz. Keine Verluste auf englischer Seite. Die Präsidenten Krüger und Gteijn sollen mit den Buren- streitkräften geflohen sein, Lord Hamiltons Verfolgung der Buren dauert fort.
London, 9. Sept. Hamilton führte noch in einer Rede, welche er gestern in Wolverhampton hielt, mit Bezug auf die Verhältnisse in Südafrika aus: Es bestehe nicht die Absicht, die Bevölkerung von Transvaal als eine besiegte Raffe zu behandeln; sie müsse vielmehr nach dem liberalen Grundsatz: Gleiche Rechte für alle Weißen, behandelt werden. Er hoffe, in dieser Weise werde eine Regierung auf so freier Grundlage errichtet werden, daß Transvaal mit seinen überaus reichen Hilfsquellen bald in eine lange Zeit des Friedens und der Wohlfahrt eintreten werde.
Aus Badfontein vom 5. d. wird gemeldet, zwischen Buller und den Buren sei eine heliographische Verbindung hergestellt worden. Die Engländer signalisierten den Letzteren die Meldung von der Annexion Transvaals und fragten: „Warum ergebt ihr euch nicht?" Die Antwort lautete: „Wir müssen auf Befehl Bothos kämpfen." Die Buren erkundigten sich dann, ob die Gefangenen noch immer nach Ceylon gesendet würden. Als dies bejaht wurde, sagten sie, sie seien entschlossen, weiter zu kämpfen.
London, 10. Sept. „Daily Mail" meldet auS Ficks- burg vom 6.: Die brittischen Truppen haben Bethlehem, Fouriesburg. Tenekal und Ladybrand geräumt. Die Buren haben diese Plätze wieder besetzt. (Die vier Plätze bilden im östlichen Ocanjestaat ein von Südwesten nach Nocdosten gerichtetes Viereck, an dessen Nordwestecke Senekal, Nordoftecke Bethlehem, Südwestecke Ladybrand und Südostecke Föurirsburg liegen. Ein schöner Schlag für die Engländer und Roberts!)
Die Krisis in China.
Berlin, 10. Sept. Die Köln. Ztg. meldet aus Berlin vom 9. ds.: Der japanische Vertreter in Schanghai teilte seinen Kollegen mit, auch Japan beteilige sich an der Besetz, ung Schanghais mit Landungstruppen. Bis diese eintreffen, werde eine Abteilung japanischer Matrosen, 600 Mann stark, gelandet werden.
Hongkong. 8. Sept. Man erwartet für heute obend Unruhen. Die Truppen find konstgnirt. Die Polizei er-
hielt Befehl, die beabsichtigte Drachenprozrsfion zu verhin- der». Die Chinesen wollen die Prozession trotzdem abhalten.
Shanghai, 10. Sept. Li-Hung-Tschang erklärte, er könne vor Ablauf des 10. Sept. nicht nach dem Norden abreisen, obgleich ein Aviso für ihn bereit liege.
Shanghai, 10. Sept. Pekinqer Telegramme besagen, der Sekretär des Prinzen Tsching habe mit dem japanischen Gesandten, als dem Doyen des diplomatischen Korps eine Unterredung gehabt. Am 1. Sept. hatte der Großcensor und ein Mitglied des Tsungli-Aomen mit dem englischen Gesandten eine Unterredung. Nach dem Ergebnis derselben wurde die Ankunft des Prinzen Tsching für den 3. Sept. erwartet. Man betrachtet diese Vorgänge als Vorläufer von Friedensoerhandlungen. Eine Woche früher hatten die Gesandten und Generale über die Zerstörung der verbotenen Stadt beraten, welche die Russen entschieden befürworteten, während die übrigen erklärten, zuvor ihre Regierungen zu befragen. Die Engländer besetzten Fengtai widerstandslos. Die Russen und Japaner durchstreiften das Gelände bis 20 Meilen südlich von Peking und fanden nirgends Boxer. 300 amerikanische Reiter trafen im Jagdpark auf 600 Boxers, töteten 30, nahmen viele gefangen und erbeuteten Waffen und Flaggen. Neue russische und japanische Truppen sind am 1. Sept. von Tient- sin nach Peking vorgerückt. Die Telegraphendrähte von der Küste nach Peking werden von den Boxern täglich durchschnitten.
Parts. 10. Sept. „Siecle" veröffentlicht ein Telegramm aus Petersburg, nach welchem bei Blagoweschtschensk 3000 Chinesen, die sich nicht an dem Kampfe beteiligt hatten, von den Russen in den Amurfluß gedrängt wurden, wo sie sämtlich ertranken.
Kleinere Mitteilungen.
Der Tübinger Brückenbau. Zu dem Gchildbürger- geschichtchen, das gegenwärtig unter der Schutzmarke „rin Schwabenstreich" mit echt landsmännischer Schadenfreude in den Blättern herum erzählt wird, ist zur Ehrenrettung der gewissenhaften und sachkundigen Bauleitung und zur Nachachtung für oberflächliche Beobachter und vorlaute „Beobachter" folgendes nachzutragen: Jeder, der einmal über die alte Neckarbrücke gegangen ist, wird sich erinnern, daß in halber Länge der Brücke neckaraufwärts eine Treppe zu einer schmalen Landzunge, dem „mittleren Wörth", hrrunter- führte. Eine derartige Verbindung mit dem „Wörth" und dadurch weiterhin mit der Platanenallee soll auch bei der neuen Brücke wieder hergestellt werden, und zwar wird diese Treppenanlage am jenseitigen Brückenrand mit einem Denkmal des Stifters der Universität, Graf Eberhard im Bart, abschließen. Zur Aufnahme dieses Denkmals ist der spitz zulaufende Ausbau des Pfeilers (flußabwärts) bestimmt, während der Pfeiler neckaraufwärts stumpf abschließt auS dem einfachen Grund, weil die Verbindung mit der vorgelagerten Landzunge einen Eisbrecher überflüssig macht. Ein kurzer Blick auf den Plan der Brücke macht die Situativ» jedem Laien klar. Für die ganz Pfiffigen aber, die derartige Hilfsmittelchen verschmähen, das Sprüchlein: „Da sie sich weise dünkten, sind sie zu Narren geworden." Und bekanntlich soll man „einen Narren kein ungemacht' Ding sehen kaffen."
Tübingen, 11. Sept. (Korr.) Dem verheirateten Gipser Rich. Wagner von Deggingen, welcher vorige Woche in der Wirtschaft zum Adler hier übernachtete, ist von einem andern Reisenden seine Barschaft in einem Geldbeutel mit ca. 15 ^ gestohlen worden. Der betreffende Dieb war am nächsten Morgen verschwunden, ohne daß er sein Bett benützt hatte, vermutlich ist er noch in der Nacht davongegangen; von ihm hat man bis jetzt keine Spur.
Stuttgart, 10. Sept. Gestern früh wurde in einem 2*/, in tiefen Wafferablaufschacht an der neuen Weinsteige ein neugebornes Kind noch lebend aufgefunden. Die Geburt hatte neben dem Schacht stattgefunden. Das Kind ist alsbald in den letzteren geworfen worden. Um das Kind sicher zu töten, wurden nach ihm einige größere Steine in den Schacht geworfen, von denen einer das Kind gestreift und wenig verletzt hat. Die Thäterin, eine 27jährige Fabrikarbeiterin aus Gchramberg wurde im Lause des Vormittags noch ermittelt und beigebracht.
Eßlingen. 10. Sept. Auf bedauerliche Weise verlor am letzten Samstag der 15jähr. Sohn eines hiesigen Werkführers sein Leben. Demselben war beim Turnen der Hut
über einen Zaun geflogen. Als ihn der junge Mann holen wollte, fiel er in die Stackrten des Zaunes. Diese drangen ihm derart in den Unterleib ein, daß der Verletzte noch am Abend starb.
Zwiefalten, 11. Sept. Gestern nachmittag stürzte bei Ausbesserungsarbeiten an der hiesigen Frauenkapelle Maurer Koch von Goffenzugen vom Gerüste herab. Er erlitt einen Gchädelbruch. An seinem Aufkommen wird ge- zweiselt.
Urach, 8. Sept. Einige Kinder spielten gestern Mittag vor dem Hause eines hiesigen Schloffermeisters und machten sich auch mit der schweren Blechscheere desselben zu schaffen. Die Maschine fiel plötzlich um und zertrümmerte dem 3jähr. Böhnchen deS Meßners Bäuerle den Schädel, so daß der Tod sofort eintrat.
Karlsruhe. 11. Sept. (Korr.) Am Sonntag Nachmittag nach 4 Uhr wollten die Dampfer „Grethe" und „Blitz" von Mannheim mit je 2 leeren Schiffen zur Thal- fahrt umdrehen, wobei der Dampfer „Grethe" dem Schiff „Rosenhügel" aus Ruhrort an der Kopfseite ein großes Loch einrannte. Infolge dieser Kollision sank der Dampfer und ragt jetzt nur noch in einigen Teilen sichtbar aus dem Wasser. Menschen find nicht zu Schaden gekommen. Es wird nun die Frage sein, ob der Dampfer gehoben, oder gesprengt wird. Der Dampfer liegt unmittelbar beim Gasthaus zum „Rheinbad".
Kassel, 9. Sept. Ein schwerer Unglücksfall hat sich gestern bei dem gegenwärtig im Gauerland und der Dei- melgegend stattfindenden Dtvifionsmanöver der westfälischen Truppen ereignet. Die 14. Jaf.-Divifion, die in Düsseldorf steht, übt gegenwärtig im koupirten Terrain mit gemischten Waffen, woran auch das rhein. Artilleriereg. Nr. 7 beteiligt ist. Bei einer Mannöoerattacke, die gestern in aller Frühe in dem hügeligen Gelände zwischen Scherfede- Wötten-Nieder-Marsberg ausgesührt wurde, schlug ein Geschütz während des Uebersetzens über einen Graben beim Fahren in vollem Galopp um und die Mannschaft kam darunter zu liegen. 4 Artilleristen erlitten schwere Verletzungen, darunter der Kanonier Bruns aus Wesel, Sohn des dortigen Restaurateurs, solch schwere, daß er alsbald seinen Geistaufgab; ein zweiter erlitt lebensgefährliche Verletzungen am Kopf, die beiden andern Bruch der Oberschenkel und innere Verletzungen. — Ein anderer schwerer llnglücksfall trug sich ebenfalls im Divifionsmanöoer zwischen Brakel und Lichtenau zu. Bei einer Kavallerieattacke des 11. Husarenregiments in Düsseldorf kamen beim Nehmen eines Chauffeegrabens mehrere Husaren zu Fall; dabei drang die Lanzenspitze eines Husars dem Vordermann, dem Rittmeister v. Bohl von der 3. Eskadron, unglücklicherweise so tief in den Oberschenkel ein, daß derselbe förmlich aus dem Sattel geschleudert wurde. Schwer verletzt wurde der Offizier in das Milttärlazaret nach Paderborn befördert. Sein Zustand soll zu Besorgnissen keinen Anlaß geben.
Landwirtschaft, Handel Md Verkehr.
Stuttgart, 8. Sept. (Kartoffelmarkt.) Zufuhr 800 Ztr. Kartoffeln. Preis per Ztr. 2.80—3.00 ^ Krautmarkt. 3000 St. Filderkraut. Preis per 100 St. 20—22 ^ Obstmarkt. 1400 Zentner Mostobst (Fallobst). Preis per Ztr. 2.00 —2.40 ^
Tettnaug, 11. Sept. (Korr.» Gestern sind die Hop fenpreise efallen. Ts wurden viele Käufe abgeschloffen pro Ztr. zu 100 is 110 ^
Entladefrist. Mit Wirkung vom 20. Oktober 1900 an gelten für Wagenladungsgüter, deren Auf- oder Abladen dem Absender oder Empfänger obliegt, folgende Ladefristen: 1. Wenn der Versender. oder Empfänger innerhalb eines Umkreises von 5 Kilometer von der Abfertigungsstelle wohnt, so müssen die Wagen, welche bis 9 Uhr morgens bereit gestellt und bei angekommenen Sendungen dem Empfänger so angemeldet worden find, daß die Entladefrist spätestens um 9 Uhr vormittags begmnt, noch innerhalb der Se- fchäftsstunden des lausenden Tages be- und entladen werden. 2. In allen anderen Fällen beträgt die Be- und Entladefrist 24 Stunden.
Auswärtige Gestorbene.
Katharine Hanselmann, geb. Raufer, SimmerSfeld. — Johann Held, Höfen. — Christian Härter, Privatier, Derendingen. — Wilhelm Gamerdinger, 59 I. a, Entringen. — Friederike M öß- ner, Stuttgart. — Friedrich Hosfmann, Werkmeister, >54 I. a., Ludwigsburg. —H. Fr. Alle, Oberlehrer a. D., 77 I. a., Neckarhausen. — Luise »übler, Gattin des Eisenbahninspektor Kübler in Friedrichshafen (früher in Nagold). _
Skoukurs-Gröffuuugeu.
K. Amtsgericht Ulm. Rudolf Bayrlander, Schuhmachermstr. in Ulm.
Amtliche
OberamtSstadt Nagold.
Ueber die Zeit des Herbstes wird der
Wochenmarktsverkehr
je am Samstag der Woche
erstmals am 15. ds. Mts.
auch auf den Verkehr mit
Obst
ausgedehnt.
Verkaufsplatz: Vorstadt, woselbst eine Brückenwage aufgestellt wird, für deren Benützung pro Sock 5 zu bezahlen ist.
Verkäufer und Käufer werden zu zahlreichem Besuch eingeladen mit dem Ansüaen, daß der hiesige Oberamtsbezirk mit Obst reich gesegnet ist und ohne Zweifel viel und schönes Most- und Tafel-Obst zum Verkauf gebracht wird.
Den 6. September 1900.
Gememderat:
Vvrstand Brodbeck.
«nd Privat-Lekaimtmachungen.
W i l d b e r g.
Auf bevorstehende Zailon empfehle
Calw.
Mostpreßtücher,
auf Bestellung jede Größe.
ZMchsäcke
zu 1 ^ 60 und 2 ^ acht Simri alteS Meß haltend.
Dieterle, Seiler.
8«I»»k»Loi»viL
und
find zu haben bei
Haus-Berk-«f.
Jakob Heogle, Bäckermeister hier, bringt seine abgeteilte Hälfte an dem 2 stockigen
s
»ohnhaus Nr. VS
mit gewölbtem Keller, Staünrrg rmd Hofraam
an der Marktstraße am
Montag den 17. September 19W, vormitt. 11V- Uhr
auf dem hiesigen Rathaus im einmaligen Ausstretch zum Verkauf.
In dem günstig gelegenen Gebäude wird eine gut gehende Bäckerei mit Wirtschaft betrieben, dasselbe eignet sich auch für jeden anderen Geschäftsbetrieb. Die Bäckerei- und WirtschaftSeinrichtung kann mit- erworben werden.
Hier unbekannte Steigerer haben Vermögenszeugn ffe vorzulegen.
Stadtschuttheiß:
A.-V. Schütz.
Druck und Verlag der G. W. Zaiser'fche» Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold. — Für dir Redaktion verantwortlich: K. Panr.