Erscheint

Montag, Mittwoch, Donnerstag und SamStag.

Auflage 1950 Preis vierteljährl. hier mit Trägerlohn 90^, im Bezirk 1^, außerhalb d. Bezirks 1 20

MonatSabonnementS nach Verhältnis.

Der GrsrIMttt

Amts- und Anzeige-Blatt für -en Oberamts-Bezirk Nagotd.

74. Jahrgang.

JusertionS-Sebühr f. d. einspaltige Zille a«S gewöhn!. Schrift oder deren Siaum b«, einmalig. Sinrückuug S bei mehrmalig, je s

Gratisbeilagen: DaS Planderstübcheu und

Schwäb. Landwirt.

^ 14«.

Nagold, Samstag den 8. September

ISS«.

Amtlicher.

An die Gemeindebehörde«.

Bekanntmachung betr. die Versteigerung der auf-

gekaufte« Origiual-Simrnenthaler Farren.

Es wird hiemit bekannt gegeben, daß die Versteigerung der vom landw. BezirkSverei« anfgekanfteu 9 Stück Origi- nalfimmenthalerfarre« am nächste« Montag, den 10. ds. MtS. Nachmittags 3 Uhr auf dem Stadtacker in Nagold staltfindet.

Nach Mitteilung der Auskaufkomnnssion wurden sehr schöne Farren und nicht zu teuer augekanft.

Dir Ortsbehörden werden mit Bezugnahme auf die er» lassen« Bekanntmachung aufgefordert, Bevollmächtigte ihrer Gemeinden und ihre Farrenhalter zur Versteigerung der Farren zu senden und von den Farren-für ihre Gemein« den auszukaufen.

Nagold, den 7. September 1900.

K. Oberamt. Ritter.

Zu dem deutsch-amerikanischen Handels­abkommen.

-j- In die Freude der deutschen Geschäftswelt über die neue deutsch-amerikanische Handelskonvention, die gegenseitige Meistbegünstigung in den Zollsragen bringen sollte, ist ein sehr bitterer Wermuttropfen gefallen, denn nachdem nun der Wortlaut des deutsch-amerikanischen Handelsausgleiches vom 10. Juli 1900 veröffentlicht worden ist, hat man sehen müssen, daß die Meistbegünstigung zwischen den Vereinigten Staaten von Nordamerika und dem Deutschen Reiche nicht auf voller Gegenseitigkeit beruht. Es wird zwar immer noch von Meinungsverschiedenheiten in der deutsch-amerika­nischen Zollfrage gesprochen und dieNorddeutsche Allgem. Zeitung" tritt dieser Auffassung mit den Worten gegenüber, daß in Bezug auf di» deutschen Handelsbeziehungen mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika trotz der fort­dauernden Meinungsverschiedenheiten doch thatsächlich das alte Prinzip der gleichen gegenseitigen Behandlung wieder- hergestrllt sei. Nun ja, im Prinzip find die Vereinigten Staaten von Nordamerika dem Deutschen Reiche in der Zollsrage ein wenig entgegengekommen, indem sie den deut­schen Waren de» der Einfuhr nach Amerika dieselben Ver­günstigungen gewährten, wie den französischen Waren, aber von einem MeistbegÜnstigungsvertrag aus vollständige Gegen­seitigkeit ist in dem Handelsabkommen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten keine Rede. Thatsächlich liegt die Sache so, daß Amerika dem Deutschen Reiche nur kleine Zollermäßigungen wie in einem früheren ersten Abkommen an Frankreich gewährt hat und dafür von Deutschland die ganze Meistbegünstigung wie bisher empfangen hat. Viel­leicht haben die schlauen Amerikaner ihre Deutschland ge­währten Zollermäßigungen als das Meiste, was sie in ihrer eifrigen Schutzzollpolitik gewähren können, hingestellt und nennen diesMeistbegünstigung". Deutschland ist wieder einmal zu entgegenkommend gewesen, und hat den Vereinigten Staaten gegen kleine Zollermäßigungen dir Meistbegünsti­gung weiter bewilligt, die sich andere Staaten bei uns erst gegen große Zugeständnisse erkaufen müssen. Wenn nun aber nicht mehr von Amerika jetzt erreicht werden konnte, als was das neue Abkommen enthält, so wollen wir uns doch darüber freuen, daß der Zollkrieg zwischen Deutschland und Amerika dadurch vermieden und eine Bevorzugung der französischen Waren in der Ausfuhr nach Amerika beseitigt wurde. Die an Frankreich von Amerika gewährten Zoll­ermäßigungen gelten nun ja auch für Deutschland, und da ist zumal von hohem Werte, daß Deutschland auch noch die­jenigen Zollermäßigungen empfängt, die Amerika in einem zweiten Abkommen mit Frankreich diesem Lande gewährt hat. Dieses Abkommen enthält in der Hauptsache Zoll­ermäßigungen für solche Waren, die von Deutschland aus in die Vereinigten Staaten eingesührt werden, namentlich Chemikalien, Spielzeug, Mineralwasser, Handschuhe, Eisen- und Textilwaren, z. B. der Wirkwarenindustrie, der Spitzen-, Sammet- und Velvetfabrikation, sowie Posamen- tirwaren, gemischte Gewebe u. konfektionierte Kleidungsstücke, Stickereien, Leinenwäsche u. s. w.

Tages-HleuigKetten.

Deutsche« Leich.

Nagold, den 7. Gept.

Wie aus dem Inseratenteil ersichtlich ist, wird am näch­sten Sonntag in der imHirsch" stattfindenden Generalver­sammlung des Grwerbeverems die Wahl der dem Wahlkörper der Sewerbevereine im Kammerbrzirk Reutlingen zukvmmenden IS Abgeordneten und 7 Ersatzmänner der Handwerkskammer vor sich gehen. Wir zweifeln nicht daran, daß bei der Be­

deutung. welche die Handwerkskammern haben, eine rege Wahlbeteiligung staltfindet und die Wähler einmütig auf den aufgestellten Wahlvorschlag sich vereinigen.

t. Alten steig. 6. Sept. Mit der Einrichtung des von Kunstmühlebefitzer H.Fr. Faißt unternommenen Elektri- itätswerkS geht es rasch voran. Voraussichtlich wird die Stadt in wenigen Wochen elektrisches Licht und manche Werk­stätten Elektromotor« haben. Die Einrichtung des Elektri­zitätswerks bedeutet für unser« Stadt einen großen Fortschritt; hoffen wir, daß derselbe ein bleibender Segen für uns werde.

t. Eb Hausen, 6. Sept. Gestern erhielt Maurer aselmayer hier die kurze Nachricht von seinem Sohn aus remerhaveu, daß er eben im Begriff stehe, sich als Frei­williger nach China einzuschiffen. Gr ruft seinen Eltern und Geschwistern ein herzlichesLebewohl auf Wiedersehen" zu. Der Freiwillige, David Haselmayer, ist Maschinenschlosser und lernte hier bei Mechaniker Dengler, diente in Mainz und war dann dort in der Reparaturwerkstätte und in letzter Zeit als Heizer in Frankfurt a. M. angrstellt. Wünschen und hoffen wir, daß der junge Mann wieder glücklich in seine Heimat zurückkehre.

Zuffenhausen, 5. Sept. Bei der heutigen Schult- heißenwahl erhielt der seitherige Amtsverweser Amtmann Neck 417, Gemeinderat Gutekunst 373 Stimmen; es ist hiemit elfterer mit einer Stimmenmehrheit von 44 Stimmen als OrtSvorsteher gewählt. Von 839 Wahlberechtigten haben 790 abgestimmt. Der dritte Kandidat, GerichtS- schreiber NiklauS, zog seine Kandidatur vor der Wahl zurück.

Freudenstadt, 5. Gept. Die Kurfrequenz hat Heuer hier die bis jetzt noch nicht dagewefene Zahl von 3761 Per- sonen erreicht, und täglich noch treffen neue Gäste ein. Die Kurhotels Waldeck und Rappen haben für das nächste Jahr Erweiterungen ihrer Etablissements in Aussicht genommen.

Aalen, S. Sept. (Korr.) Unser Filialort Hofherrnweiler, der bei seiner Seelenzahl schon längst einer Kirche bedürftig ist, soll nun in den nächsten Jahren eine solche erhalten. ES ist bereits ein Kirchenbaufonds gegründet worden, dem auch schon ansehnliche Gaben für den edlen Zweck zuge- floffen find. Die verschiedenen Ausrufe, die im ganzen Land ergangen sind, haben dazu beigetragen, daß die Bewohner dieses Ortes ihre Kircheufrage bald gelöst sehen werden.

-j- In Berlin traf am Mittwoch eine französisch« Militärkommission ein, die bestimmt ist, den Kaiserma­növern in Pommern beizuwohnen. Die Kommission be­steht aus dem General Michal. dem Oberstleutnant Sil- vestre und dem Major de Chazelles. Die Entsendung dieser Abordnung des französischen Heeres zu den dies- jährigen großen Herbstmanövern in Deutschland stellt ein neues erfreuliches Zeugnis für die ungetrübten guten offi­ziellen Beziehungen zwischen dem deutschen Reiche und Frankreich dar. Am gleichen Tage erfolgte auch die An­kunft des italienischen Generals Pelloux in der deutschen Reichshauptstadt. Derselbe überbringt als außerordentlicher Abgesandter des Königs Viktor Emanuel III. dem Kaiser Wilhelm die übliche offizielle Mitteilung von der erfolgten Thronbesteigung des neuen italienischen Herrschers.

-j- Der gegenwärtige Besuch des Prinzen Heinrich von Preußen auf englischem Boden entbehrt offenbar des politischen Hintergrundes nicht. Dies erhellt u. A. daraus, daß Prinz Heinrich, ehe er von London nach Balmoral zum Besuch der Königin Viktoria abrriste. eine lange Un­terredung mit dem deutschen Botschafter Fürsten Hatzfeld hatte. Sollte diese englische Reise des Bruders des deut­schen Kaisers auf eine beginnende Wiederannäherung zwi­schen Deutschland und England hindeuten?

Ansla»-.

-j- In Oesterreich scheint man wiedereinmal am Vor­abend wichtiger Ereignisse zu stehen. In Wien fand am Dienstag Mittag ein vom Kaiser Franz Joseph persönlich geleiteter Ministerrat statt, welchem der österreichische Mi- nisterpräfident v. Körber, der Minister des Auswärtigen Graf Goluchowski, der Reichsfinanzminister v. Kalloy und der ungarische Kabinetschef v. Szell beiwohnten. Die Auflösung des österreichischen Reichsrots gilt als unmittel­bar bevorstehend, während die von jungczechischer Seite verbreiteten Gerüchte über den zu gewärtigrnven Rücktritt deS Ministeriums Körber und die Bildung eines klerckal- slavischen Kabinets Lichtenstein unbegründet sein sollen.

Paris, 5. Gept. DerGaulois" meldet: Das Ma- riueinfanterieregiment, welches in der Stärke von 1800 Mann in Dahar in Genegambien in Garnison stand, kehr nach Frankreich zurück. DaS Regiment hat nur noch 360 Mann und 8 Offiziere. Der Rest ist dem gelben Fieber erlegen.

London, 5. Sept. Die Abendblätter melden aus

Washington: Bei den gestrigen Senatswahlen im Staate

Vermont ging die republikanische Mehrheit, die 1896 40000 Stimmen betrug, auf 26 000 Stimmen zurück. Mac KinleyS Aktien finken also.

Der nach England zurückgekehrte General Warren, dem >ie Schuld an der Niederlage der Engländer auf dem Spion- kop vor Ladysmith beigemeffen wird er ist bekanntlich von Lord Roberts gemaßregelt worden hat in einem Bericht an das britische Kriegsamt den Versuch einer Recht- ertigung unternommen. Er dürfte damit kaum sonderlich Slück haben; wenigstens begegnen seine Ausreden in der Presse mehrfachem Widerspruch. So veröffentlicht Douglas Story, ein Berichterstatter ver Daily Mail im Burenlager, einen Artikel, worin er nach Angaben des Burengenerals Botha, deS Siegers vom Spionkop, auSführt. warum der Berggipfel des Spionkop nicht von den Engländern gehalten werden konnte, und erklärt, weswegen eS dem General Buller gelang, mit seinen geschlagenen Truppen,ohne ein Pfund Bor- räte zu verlieren oder einen einzigen Mann einzubüßen", die über den Tugela geschlagene» Schiffbrücken zu überschreiten. Die Ausführungen find cuch deshalb interessant, weil sie die Persön­lichkeit Louis Bothas, des jetzigen Oberfehlshabers der Bu­ren, menschlich in schönstem Lichte erscheinen lassen. Story sagt:Droben auf den KopjeS stand Louis Botha, wortlos und bleich, mit zusammengekcnffeneu Lippen; neben ihm stan­den vier 12Pfünder-Kruppkanonen, deren Läufe auf die Schiffbrücken gerichtet waren, über welche die besiegte Armee sich totmüde schleppte. Die Burenkanoniere warteten gierig auf das Wort, das ihnen erlauben sollte, auf die dichten Massen zu feuern. Oberst Ricciardi und Hauptmann Ross- eger, die an der Spitze der italienischen Kundschafter stan­den, ritten mit andern fremden Offizieren zu General Botha und verlangten, daß er mit den Kanonen auf die Schiffbrük- ken feuern solle.Botha war totenbleich und sprach lang- sam:Meine Herren, ich befehle hier; wollen Sie mich ge­fälligst allein kaffen." Die fremden Offiziere entfernten sich, machten dann einen zweitenVersuch, um den General zu bewegen, eine so gute Gelegenheit zur Vernichtung des brittischen Heeres nicht vorbeizulaffen, und baten ihn. auf di« Engläa- der zu feuern. Botha kehrte sich einfach um und sagte: Nein." Das war zu viel für die Offiziere, und sie machte« ihm zum drittenmal Vorstellungen. Da sprang Botha auf, als wollte er sie erwürgen:Ums Hrmmels willen, meine Herren, wollen Sie ruhig sein. Ich habe heute morgen vom Oberbefehlshaber mit dem Heliograph bindende Befehle erhalten und diese lauten, unter keinen Umständen auf einen fliehenden Mann zu schießen." Es war daher das mensch­liche Gefühl der Buren und nicht das militärische Geschick Bullers, das die Engländer an jenem Tage vom gänzlichen Untergang rettete.

Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz.

Aus Kapstadt, 15. Äug. schreibt man der Frkf. Ztg.: Es ist außerordentlich schwer, auch nur einigermaßen wahr­heitsgetreue Darstellungen über die Vorgänge auf dem Kriegsschauplätze zu erhalten, da einfach alle Nachrichten unterdrückt werden. Nach den Angaben der Engländer ist der Krieg eigentlich schon zu Ende, nach den Aeußerungen der anderen Seite fängt er jedoch überhaupt erst an. Nicht weniger denn 20 000 Buren stehen noch unter Waffen, und diese Kämpfer find bis zum Aeußersten entschlossene, weiter- feste Naturen, denen der Krieg so ziemlich alles geraubt hat bis auf das Leben, und die sonnt nicht- mehr zu ver­lieren haben, denn daS letztere halten sie gering gegenüber ihrer nationalen Gefahr. Die einzelnen Truppen und Ar­meen haben nur noch einen losen Zusammenhang, sie ver­fügen daher über eine um so größere Beweglichkeit. Wird eine Burentruppe von ihrer Basis abgeschnitten, so daß dl« Zufuhr von Schießbedarf ausdleibt. so benützt sie daS engl. Le Metfort-Gewehr, daS sie mit Leichtigkeit irgend einer englischen Kolonne abnimmt, und benutzt nun englisches Schießmaterial, das für dir gewandten Führer ja fast aus der Straße liegt. Sehr erschwert wird die ganze Krieg­führung durch die Weidebedrngungen, die für die Beweg­ungen der Buren von ausschlaggebender Bedeutung find, da die Buren sich nicht wie die Engländer mit Pcrßheu für ihre Pferd« herumschlagen, sondern auf dr« Ecnägniffe deS sog. Veldes angewiesen sind. In den nes liegenden Gegenden nördlich von Präloria finden sie fast immer noch etwaS, waS der Magen ihrer zähen Pferde verdauen kann, und daher bevorzugen sie diese Gebiete. AuS diesem Grund« finden wir, daß die Barenheer« gegenwärtig zumeist in einem Bogen postiert find, der von Middelburg im Osten bi- nach Zeerust und Mafeking im Westen Prätoria um­zieht. Dnse Lrnie bestimmt somit die Bast-und den Gürtel, der die noch kämpfenden Burenheere zusammenhält; sollte eS den Engländern gelingen, diese Linie dauernd zu zer-