Erschein!

Montag, Mittwoch, Donnerstag und SamStag.

Auflage 1SS0 Preis vierteljährl. hier mit Trägerlohu SO im Bezirk! ^ außerhalb d. Bezirks 1 ^ 20

MonatSabonnementS nach Verhältnis.

Dkl GchlMttt

Amts- und Anzeige-Matt für den Oberamts-Bezirk Nagotd.

74. Jahrgang.

Insertions-Gebühr f. d. einspaltig, Z,il« auS gewöhul. «christ oder deren Raum de« »in ma lig, Gin r iiikm-g » bei «rhrrnalig. j, S

Gratisbeilagen: DaS Plauderstübchrn und

Echwäb. Landwirt.

^ 135.

Bestellungen auf denGesellschafter^^

für den Monat

September

nehmen alle Postanstalten sowie die Expedition entgegen.

Amtlicher.

Die GemeindebehSrden des Bezirks

werden hiemit darauf aufmerksam gemacht, daß auf Grund deS Beschlusses der letzten Hauptversammlung des landw. Bezirksvereins von dem landw. Verein aus in den nächsten Tagen ein Aufkauf von Origiual-Simmenthaler Farreu iu der Schweiz statlfindrt, und doß die anfgekausteu Tiere vor­aussichtlich am SamStag de» 8. Septbr. d. I. nachmittags 2 Uhr i» Nagold zur Versteigerung kommen.

Die SchultheißeuLmter wollen die Farrenhalter ihrer Gemeinden auf den Aufkauf und die Versteigerung aufmerk­sam machen und eventuell di« erforderlichen Beschlüsse der Gemeindekollegien rechtzeitig herbeiführen.

Der Termin der Versteigerung der Farreu wird «och genau bekannt gegeben werden.

Nagold, den 28. August 1900.

K Oberamt. Ritter.

Hages-AeuigLetten.

vrutsches Leich.

Nagold, den 27. Aug.

Noch viel zu wenig bekannt scheint dem großen Teile des Publikums diejenige der ab 1. April eingeführten Neue­rungen im Postwesen zu sein, die bestimmt, daß die neuen Postkarten zu 2 H nicht nur für den Orts-, sondern auch OberamlS- und Zehnkilometerverkehr gültig sind. Fast all­gemein werden für den Oberamts- und Zehnkilometerver­kehr 5-H-Postkartrn verwendet, während doch nicht nur nach und von sämtlichen Orten deS Oberamtsbezirks, sondern auch nach und von allen denjenigen Orten die Postkarte 2 ^ kostet, welche zu den Bestellbezirken der im Zehnkilo- meterveikehr gelegenen Postanstalten anderer Oberamtsbezirke zählen. (Vergleiche Beilage vom Gesellschafter Nr. 51.)

Calw, 27. Aug. Das 25jährige Jubiläum der hirs. höheren Handelsschule, welches bei reger Beteiligung einen in jeder Beziehung schönen Verlaus nahm, begann am Samstag Abend mit einem von ca. 700 Personen be­suchten Begrüßungsakt in der prächtig geschmückten Festhalle. Direktor Spöhrer hieß sämtliche Festteilnehmer herzlich willkommen und gedachte sodann in kurzer Ansprache der Entstehung der Handelsschule aus den bescheidensten Anfängen. Von den Kindern des Jubilars wurde diesem sodann eine in Seide gestickte Fahne mit einer poetischen Ansprache über­reicht. Dem Akt folgte unter Vorantcitt zweier Kapellen ein Fockelzug durch die zum Teil reichilluminierte Stadt und in späteren Abendstunden ein Bankett. Der Sonntag brachte Festzug zur Kirche, Festmahl in der Halle mit mancherlei Fest! eden und abends ein solennes Feuerwerk. Heute, Montag, fand das Jubiläum mit einem Wagenkorso nach Wildbad seinen Abschluß.

Die Erschießung Hans Corduas und Lord Roberts' Kriegssuhrung.

DasB. Lassan" meldet aus Prätoria vom 25. Aug.:

Vorgestern Abend wurde Cordua mitgeteilt, daß sein Todesurteil bestätigt sei und er nur noch wenige Stunden zu leben haben werde. Der Geistliche blieb die ganze Nacht bei ihm. Um sieben Uhr Morgens öffnete der Wärter die Zelle und fand den Gefangenen bereit. Er marschierte tapfer zur Hinrichtungsstätte hinter dem Gefängnis mit dem Geistlichen an seiner Seite. Cordua zeigte keine Furcht und wurde auf sein eigenes Ersuchen nicht gebunden. Ohne Hilfe setzte er sich auf den mit der Vorderseite gegen die Gartenmauer gerichteten Stuhl, faltete die Arme und sagte dem Hauptmann Bachard kühl, er sei bereit. Die Wärter entfernten sich von ihm und des Hauptmanns scharfer Be­fehlFeuer" ertönte. Sofort, als die zehn Kugeln in den Leib des Gefangenen eindrangen, streckte er die Armee hoch und fiel dann tot nieder. Cordua wurde sofort in einem Grabe beerdigt dicht bei dem Stuhl, auf dem er gesessen hatte.

Die von Unehrlichkeit, Ungerechtigkeit und niederträchtige Unmenschlichkeit strotzende Geschichte der englischen Kriegs­führung in Südafrika hat mit der Hinrichtung des Deutschen Hans Corduas ihrer Gewissenlosigkeit ein schlimmes Blatt eingefügt, das ihr namentlich in Deutschland unvergessen bleiben wird. Cordua ist auf Befehl des ehrenwerten Lord Roberts erschossen worden, obwohl nichts weiter über ihn feststand, als daß er durch verruchte Ränke eines englischen Geheimagenten Gano, nach längerem Sträuben, in der

Nagold, Donnerstag den 3V. August

Horb, 28. Aug. An die Wafferversorgungsgruppe Nordstetten, Ahldorf, Felldorf und Staatsdomäne Buchhof hat sich nun auch die Gemeinde Vierlingen angeschloffen.

Freudenstadt, 28. Aug. Seit mehreren Jahren wird der Plan einer schmalspurigen Eisenbahn von Pfalz- grafenweiler nach Freudenstadt eifrig betrieben. Bei der jüngst hier gehaltenen Eifenbahnoersammlung einigten sich die Vertreter der beteiligten Gemeinden vorbehältlich der Zustimmung ihrer bürgerlichen Kollegien dahin, außer dem früher schon unentgeltlich zur Verfügung gestellten Ge­lände noch einen Bargrldbeitrag von 100000 Mark zu leisten.

Zuffenhausen. 26. Aug. Um die Schultheißenstrlle haben sich auf das öffentliche Ausschreibe» drei Bewerber gemeldet: Amtmann Keck, seitheriger Schultheißenamtsver- weser, Gemeinderat Gutekunst und NotartatSasststent NiclauS. Das Gesuch des Gemeinderats um Ausdehnung der Wahl­zeit bis 7 Uhr abends wurde vom Oberamt abschlägig bs- schieden. Soviel wir jetzt ersehen können, scheint der seitherige Schulthcißenamtsverweser. Amtmann Keck, für die bevorstehende hies. Gchultheißenwahl die größten Chancen unter den drei Kandidaten zu haben. Durch seine durch­aus taktvolle Haltung und sein neutrales Wesen hat Amt­mann Keck nicht nur die älteren Bürger deS OrtS und viel« Handwerker auf seiner Seite, sondern auch die Arbeiter, welche ihn in einer gestrigen Versammlung zu ihrem Kan­didaten proklamirten. Der große Anhang Keck- läßt sich dadurch leicht erklären, weil die Gemeinde einen Ortsoor­steher braucht, der in die zerrütteten Verhältnisse auf dem Rathaus volle Einsicht hat und mit unparteiischem Geist sich der Hebung der Verhältnisse vollständig zu widmen verspricht.

Stuttgart. Die Stadtverwaltung hat die Uebersicht der Rechnungsergebniffe und des Vermögensstandes der städt. Verwaltungen pro 1. April 1898/31. März 189S ausgegrben. Es ergab sich (bei einem Zuschuß der Rrstverwaltung von 768 000 ein Ueberschuß der Einnahmen über die Aus­gaben von 940655 Das reine Vermögen der Stadt ist berechnet auf 12 123 513 eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr von 528 761

Stuttgart, 26. Aug. Heute Vormittag fand hier im Saale desHerzog Christoph" eine von fast allen württ. Zeitungsoerlegern besuchte Versammlung statt. Auf der Tagesordnung standen 1. der neue Zeitungstarif, 2. allge­meiner Ausschlag des Abonnements wegen Erhöhung der Papierpreise. Der Einberufer der Versammlung, der Vor­stand des Vereins württ. Buchdruckereibesitzer, Herr Weil von Ellwangen, begrüßte die Versammlung und leitete die Debatte ein. Er führte aus, daß der neue Tarif nur die ganz großen Blätter entlaste, die mittleren und kleineren dagegen belaste. Der Tarif sei eine Lebensfrage für die mittlere Provinzpreffe, die Trägerin und Vermittlerin der allgemeinen Volksbildung. In der sich nun entspinnenden längeren Debatte, an welcher Vertreter der größten und kleinsten Zeitungen aller Parteien teiluahmen, stellte es sich heraus, daß der neue Tarif der Postoerwaltung allge­mein als unerträglich befunden wurde und daß es nölig sei, Schritte zu thun, um den Tarif zu mildern. Die

Betrunkenheit und um den Vorwurf der Feigheit von sich abzuwehren, sich überreden ließ, Gano auf dessen scheinba­rem Wege zu General Botha zu begleiten. Gano ver­schaffte ihm eine Khakiuniform und verriet ihm das Paß­wort. Zusammen gingen sie dann nach Silvestan, wo Bo­tha sich angeblich befinden sollte. Sie erfuhren dort, daß Botha in Middelburg sei. Cordua wollte dann nach Prä­toria zurückkehren, während Gano nach Middelburg wollte. Am folgenden Tage wurden sie dann zusammen verhaftet. Gano bestritt nun natürlich entschieden, daß er der Urheber des Planes sei, vielmehr habe er denselben mit vieler Mühe entdeckt. Im übrigen aber mußte der englische Geheimagent im ganzen die Wahrheit der Angaben Corduas zugeben. Der italienische Consul bezeugte, Gano habe ihm erzählt, er sei an einer Verschwörung gegen die Engländer beteiligt. Das Kriegsgericht hat trotz dieses Thatbestandes Cordua in allen Punkten für schuldig erklärt. Und Lord Roberts, der seit einiger Zeit durch Ruchlosigkeit seiner Kriegsfüh­rung zu ersetzen sucht, was ihr an ehrenvollen Erfolgen abgeht, hat den unglücklichen Deutschen erschießen lassen. Aber dieses Deutschen Blut schreit laut zum Himmel und wird hoffentlich auch in jenen Kreisen Deutschlands, wo man sich in einer Engländerfreundschaft gefällt, die das Empfinden des Volkes längst schwer verletzte, seine Wirkung nach sich ziehen.

Wir halten Corduas Erschießung, während der Zeuge der den Angeklagten betrunken gemacht hatte, frei aus­ging, geradezu für einen Justizmord schreibt der Frkf. Gen.- Anz." Ueberhaupt wird das Verfahren der Engländer in Transvaal immer merkwürdiger. Roberts meldet nicht

1SÜ0.

Versammlung faßte schließlich eine Resolution, welche durch

eine Deputation, die vom Ausschuß des Vereins gewählt wird. Sr. Exzellenz dem Herrn Ministerpräsidenten überreicht wird. Dieselbe lautet:

Die heute in Stuttgart tagende Versammlung württ. Zeitungsoerleger anerkennt gerne, daß die württ. Post- oerwaltuvg durch die Bemessung des ZeitungsbestellgrldeS im neuen PostzeitungStarif gegenüber dem bisherigen Tarif eine Verbilligung hat eintreten lassen. Leider aber erweist sich der neue PostzeitungStarif durch seine gleich­mäßige Behandlung aller Zeitungen in seiner Wirkung auf die mittlere und kleinere Provinzpreffe geradezu ver­hängnisvoll. Während di« württ. Postverwaltung für die genannte Presse insofern eine Erleichterung hat ein- treten lassen, daß sie di« unter 8 und 6 genannten Sätze bei dem Bezug innerhalb des Orts und NachbarortS- verkehrS je um die Hälft« ermäßigt hat, ist dis Bestell­gebühr für das ganze Land auf einen gleichen Satz normiert worden. Diese letztere Bestimmung ist für die mittlere und kleinere Presse Württembergs unerträglich und bedeutet für sie eine Existenzfrage. Sir ist der Konkurrenz der großen Blätter bei gleicher Behandlung des Bestellgeldes in Zukunft nicht mehr gewachsen. Da die württ. Postoerwaltung ein« Erleichterung des Post- . Zeitungstarifs unter 8 und 0 hat eintreten lassen, so bitten wir, den gleichen Grundsatz auch für die Bestell­gebühr eintreten lassen und das Bestellgeld innerhalb des Otts- und Nachbarortsverkehrs des Erscheinungs­und Druckorts einer Zeitung gleichsfalls um die Hälfte zu ermäßigen. Die heute iu Stuttgart tagende Versamm­lung der württ. ZeitungSverleger hoffi zuoersichtlich, daß diesem billigen und iu jeder Weise gerechtfertigten Gesuch stattgegeben weist»«."

Es wurde hiebei konstatiert, daß die Abonnementspreise der württembrrgischen Zeitungeu weil hinter denen der Nachbarländer Zurückbleiben, obgleich die Leistungen der württ. Presse größer oder wenigstens ebensozroß sind, als die der Presse anderer Staaten. Auch sonst sei die Lage der ZeitungSverleger nicht gerade rosig; die Arbeitslöhne, die Kohlen und alle Geschäftsunkosten seien in di; Höhe gegangen und da könne die Prooinzialvcesse dis Kosten nach dem neuen Tarif nicht mehr erschwinzen. Aber auch die Papierpreise find gewaltig in die Höhe gegangen und werden noch höher gehen. Deshalb faßte die Versammlung noch folgende Resolution:

Die heutige Versammlung erklärt einstimmig, daß an­gesichts der enormen Erhöhung des Papierpreises und anderer Bedarfsartikel eine allgemeine Erhöhung des Abonnements- und Inseratenpreises erforderlich ist. Die Versammlung beaufiragt «in Konnte, die nötigen Schrttte behufs Einleitung einer allgemeinen Vereinbarung zwecks Aufschlags unverzüglich eiazuleiten."

Um 2 Uhr nachmittags waren die Verhandlungen be­endigt und der Vorsitzende schloß die Versammlung mit dem Wunsche, daß die Verhandlungen erfolgreich sein möchten.

Stuttgart, 27. Aug. Die Kohlennot. die in Deutsch­land herrscht und sich immer mehr steigert, wird trefflich

mehr, daß britische Offizieregefallen", sondern daß sieer­mordet" feien, nimmt auch Gegner nicht mehrgefangen", sondernverhaftet" sie. Dieser Sprachgebrauch soll nur darauf vorbereiten, daß die Engländer die zivilisierte Krieg­führung ausgeben. Sie erklären ihre Gegner einfach fiir Rebellen und Mörder und handeln darnach, indem sie dem Gefangenen den Prozeß machen und deren Farmen nieder­brennen. Das ist das beste Mittel, um auf hundert Jahre hinaus Südafrika zu zerrütten.

Und ein Blatt, wie dieVoß. Ztg.", dem niemand übertriebene Engländerfeindschaft nachsagen kann, schreibt: Wenn es sich bestätigen sollte, daß, wie wir mitteilten, Leutnant Cordua wegen Teilnahme an der Verschwörung gegen Lord Roberts zum Tode verurteilt und dieses Urteil von Lord Roberts bestätigt worden ist, so wäre die Ge­schichte dieses an häßlichen Zwischenfällen überreichen Krieges um ein neues, unverantwortliches Unrecht vermehrt. Wir haben unsere Kenntnis von dieser von Lord Robert selbst als plump und lächerlich gekennzeichneten Verschwörung lediglich aus englischen Quellen geschöpft, und diese englifchen Berichte stellten für jeden, der ohne Voreingenommenheit an die Prüfung des Vorgangs herantrat, die Thatsache über jeden Zweifel, daß ein nicht völlig zurechnungsfähiger Mensch das Opfer eines Polizeispitzels geworden ist. Dieser Umstand trat aus den Berichten über die Verhandlung gegen Cordua mit solcher Klarheit hervor, daß selbst eng!-icke und südafrikanische Blätter ihn ehrlicherweise anerkannten und auf­hörten, dieVerschwörung" gegen Lord Roberts gegen die Buren auszuspielen. (Fortsetzung folgt.)