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Auflage 1S50 Preis vierteljährl. hier mit LrSgerloh» SO im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 20

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Amts- und Anzeige-Natt für -en Oberamts-Bezirk Nagold.

74. Jahrgang.

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Sept ember

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Zum Vorsitzenden der ordentlichen Schwurgerichts sitzungen des IH. Quartals in Tübingen wurde LandgerichtSrat Dr. Kapss ernannt. Die Eröffnung der «rdentlichen Schwurgerichtsfitzungen erfolgt in Tübingen am Donnerstag den 27. Sept., vormittags 4 Uhr . _

Hages-Meuigketten.

Deutsches Reich.

Nagold, den 26. Aug.

* Berichtigung von Nr. 132. Betreff des Verkaufs deS Geigle'schen Anwesens, teilen wir mit, daß der zugehörige Acker nicht von Herrn Dröffel, sondern von der Stadtgemeinde Nagold gekauft wurde.

Die gestrige Gauversammlung der Gewerbevereine des dritten Gewerbevereinsgaus des Kammerbezirks Reut­lingen war von Vertretern der Gauvereine sehr zahlreich besucht. Näherer Bericht folgt;s«wie vom landw.Bezirksverein.

Welche Früchte sind zum Vermosten am vorteil­haftesten? Von fachmännischer Seite wird demSt. Tagbl." über diese Frage geschrieben: Wenn Sommeräpfel, die bis September reifen, sofort nach der Ernte gemostet werden sollen, so werden sie, wenn baumreis, gemahlen und gepreßt. Most aus Sommeräpseln hält sich nicht lange, man muß ihn bald wegtrinken. H?rbstäpfrl, das sind solche, welche im September und Oktober reifen, liefern einen guten, gehaltreichen Most. Will man Winteräpfel, d. h spätreifende Apfelsorten mosten, läßt man diese erst lagern und schwitzen, bevor man sie mahlt. Süßäpfel enthalten wenig Säure und Gerbstoff, infolgedessen schmecken uns diese Aepsel süßer als Saueräpfel, obgleich letztere mindestens ebensoviel Zucker, oft noch mehr, als Tüßäpfel enthalten. Diese geben einen faden Most; deshalb verwüstet man sie mit säuern, herben Aepfeln, die gerbstoffreicher find. Zu den Saueräpfeln zählt man außer den Mat-, Luiken, Riesling- und anderen Mostäpfeln vor allem die Reineltenarten. Holzäpfel enthalten im Verhältnis zur Säure ost zu wenig Zucker; man thut gut daran, auch diese mit anderen Aepfeln vermischt zu vermosten. Manche Obfibaumbefitzer glauben, daß die Birnen zuckerreicher seien als die Aepsel; diese Meinung ist jedoch unrichtig, denn der durchschnittliche Zuckergehalt der Aepsel beträgt 12 Pro­zent, wogegen die Mostbirnen nur 10 Prozent aufweisen. Da Birnen einen viel geringeren Säuregehalt als Aepsel haben und die in ihnen enthaltenen Zuckersäfte nicht durch die Säure verdünnt find, schmecken uns dieselben süßer als Aepsel. Tafelbirnen, d. h. edlere, feinfleischigere Birnen, find zum Vermosten nicht geeignet, sie liefern ein trübes.

Ein chinesischer Rebellenkönig.

(Fortsetzung.)

Auch in Kanton hörte man davon und Missionar Roberts lud den Siu Tsyen zu einem Besuche ein. Der kam und mit ihm Hung Mn. Hier lernte er die Bibel kennen, hier trat ihm statt seiner unklaren Phantasien das leibhaftige, nüchterne Christentum entgegen, und wie es schien nicht umsonst. Schon war der Tauftag angesetzt: da gab's ein Mißverständnis, und Siu Tsyen ging davon! Er war doch in seinen Gedanken vielleicht zu hoch gestiegen, um noch ein einfacher Jünger Jesu zu werden. Aber entscheidende Mo­nate waren es gewesen, wie von nun an sich in Siu Tsyens Geschichte zeigt.

4. Mitte 1874 kam er nach Distelberg und ohne wei­teres galt er als Haupt der Gemeinde. Sonntagsfeier und Predigtgottesdienste, auch eine etwas abgeänderte Taufordnung wurden eingeführt, Trinken, Spielen und Opiumrauchen strenge verboten und überhaupt ernste Zucht gehandhabt. Ein merkwürdiger Geist wehte durch die Ge­meinde. Propheten standen auf und Kranke wurden geheilt und alles das breitete die Gemeinde mächtig aus. Gleich­zeitig aber begann die Bilderstürmerei; in den Tempeln und Kapellen, die überall am Weg stehen, riß man die Götzen­bilder herunter, und das schon ließ ein Einschreiten der Obrigkeit befürchten. Doch was scherte sich Siu Tsyen um die Obrigkeit? Mit tiefer Erbitterung gegen dieMand­schuren" d. h. gegen das Kaiserhaus, das seit lange in j

Nagold, Montag de« 27. August

nicht haltbares, fades Getränke. Mostbirnen solle» süß

und herbschmeckend sein, und unter diesen find wieder die mehr herbschmeckenden Birnen den süße« vorzuziehen, da sie klaren und haltbaren Most liefern. Mürbflrischige Most- birnsorten, die leicht teigig werden, lasse» sich im teigigen Zustande schlecht verarbeiten und geben keinen haltbaren Most, man ernte und verarbeite sie deshalb vor völliger Reife. Hartfieischige Mostbirnsorten wird man dagegen am besten eimge Zeit aufgehäuft Nachreifen, d. h. schwitzen, lasten, dann liefern sie einen recht süßen, gehaltvollen Most.

Stuttgart. 23. Aug. In der heutigen Sitzung des Gemeinderals wurde neben der Erledigung verschiedener Bauangelegenheiten festgestellt, daß die Beschwerden von Patienten, die im Katharinenhospital untergebracht waren und in derSchwäbischen Tagwacht" sich über die Be­handlung daselbst bitter beklagt hatten, grundlos sind. Zwecks Abhaltung von zwei Obstmärkten wurde dem Obst- bauvrrein die städtische Reithalle unter den üblichen Be­dingungen überlaffen. Gemeinderat Galler beklagte sich über die häufige Ueberfüllung der Straßenbahnen, in der er eine Gefahr für das Publikum im Fall einer Panik er- blickt. Er wünscht die Festsetzung einer Maximalgrenze und die Ueberwachung bezüglich des Einhalten- dieser Grenze durch die Organe der Polizei, wie dies anderwärts auch gehandhabt werde. Gemrinderat Kloß wies daraus hin, daß diesem Uebel durch ausgiebigeren Gebrauch der An- Hängewagen abgeholfen werden könnte. Die Straßenbahn­direktion nahm in dieser Hinsicht nicht genügend Rücksicht auf daS Publikum.

Stuttgart. 23. Aug. Der Stuttgarter Mietvereiu hat nunmehr ein MietverlragSformular entworfen. daS er seinen Mitgliedern für den Bedarfsfall unentgeltlich, den Nicht­mitgliedern (sonstigen Mietern und Hausbesitzern) gegen Bezahlung zum Gebrauch anbietet. Das Formular, das auch eine Hausordnung und Tabelle betreffendFeststellung über den Zustand der Räume bet der Uebernahme" enthält, ist einfach und übersichtlich gehalten. Es geht von dem Gesichtspunkt aus, d«ß nur das Gesetz für die Vertrogs- formulierung maßgebend sein soll, und daß daher in dem Vertrag keine Bestimmung zu dulden sei, womit die vom bürgerlichen Gesetzbuch dem Mieter gewährleisteten Rechte auf dem Wege des Vertrags zu Ungunste» des Mieters wieder beseitigt würden.

Stuttgart, 23. Aug. (Korr.) Seitens der sozial- demokratischen Partei wurde zum Landtagskandidaten für den Bezirk Stuttgart-Stadt der seitherige Abg. Kloß wie­der ausgestellt.

Kirchheim u. T., 25. Aug. (Korr.) Der Bund der Landwirte ist schon seit einiger Zeit in die Agitation für die kommende Landtagswahl eingetreten. Nachdem schon in verschiedenen Bezirksorten Versammlungen abgrhalten worden find, werden am nächsten Sonntag wieder solche in Holzmaden und Jesfingen stattfinden, in welchen Redakteur Th. Wolfs über die Bestrebungen des Bundes der Land­wirte und die Lage unserer Landwirtschaft sprechen wird.

Winnenden, 25. Aug. (Korr.) Gestern am Bartho­lomäus feiertag fand hier das jährl. landwirtschaftliche Be-

China regiert aber heute noch vielfach als ein fremdlän­disches gehaßt ist, war er aus Kanton zurückgekommen. Dort hatte er es mit ansehen müssen, wie gar nichts diese Negierung gegen dierotharigen Barbaren" vermochte, wie grundverlogen es war, was man in ganz China ausge­breitet hatte, daß die Engländer, im letzten Krieg (dem Opiumkrieg" 1841 bis 1842) zu Spreu und Staub zer­schlagen, sich dem Kaiser zitternd und bebend zu Füßen ge­worfen und Frieden erbeten hätten!

Nun hatte drüben in der Heimat Siu Tsyens ein Dorf aus irgend einem Grund (und an Gründen fehlt es in China nie) gegen die Obrigkeit rebellirt; vor der Strafe flüchteten sie sich nach Kwangst auf den Distelberg und wurden in die Gemeinde ausgenommen. Darob sollten Siu-Tsyen und Aun-san verhaftet werden und jetzt hieß es; Auf zu den Waffen! Nieder mit den Götzen! Nieder mit den Mandschuren!" Einer aus der Gemeinde, der feurige, begeisterte und zugleich thatkräftige und kluge Jang rief auf göttliche Eingebung" die Gemeinde zusammen und be­fahl Häuser und Güter zu verkaufen und alles in eine ge­meinschaftliche Kasse zu legen. So ging's zum Krieg; die Scharen zogen aus Kwangst hinüber nach der Provinz Kan­ton und so oft sich ihnen kaiserliche Truppen entgegenstellten, stets waren die Leute Siu Tsyens siegreich! Von Ort zu Ort, von Provinz zu Provinz schwollen ihre Haufen an und immer ging's durch die Feinde hindurch vorwärts; es war kein Aufhalten möglich. Was war das für ein unbe- . greiflicher Siegeszug! In Zeit von etwa 2'/, Jahren I waren sie Schritt für Schritt, ohne sich je aus der Richtung

is«o.

zirksfest unter starker Beteiligung seitens der landwirtschaftl.

Bevölkerung statt. Damit verbunden war eine Dienstboten- und Viehprämierung, nebst Verlosung landwirtschaftlicher Gegenstände. Die Stadt hat ihr Festkleid mit reicher De­koration und Befiaggung angelegt. Im Stadtgarten (Fest­platz) entwickelte sich ein reges Volksfestleben. Die Getreide- ernte ist hier im allgemeinen vorüber. Die Oehmderat« ist im Gang und liefert befriedigende Erträge. Die Weinberge stehen schön und es wird durchschnittlich ein '/,'/, Herbst geschätzt, je nach den Sorten der Trauben. Schwarzes Gewächs bietet mehr Aussicht als weiße Sorten.

Von der Roth, 25. Aug. (Korr.) Gestern wurde von zwei Beamten der Bahnbausektion Mm das Gelände zwischen Tutenzell und Schwendi in Augenschein genommen. Die Gemeinde Gutenzell hat ihre Petition um seinerzeitige sofortige Weiterführung der Bahn von Schwendi nach Gutrnzrll beMtS eingereicht. In Schwendi wurden ver­flossener Tage durch einen Eisenbahnsekretär zwecks Fest­stellung der künftigen Bahnhoflage an vier verschiedenen Stellen genaue Vermessungen und sonstige Erhebungen an­gestellt.

Biberach, 23. Auz. Die GewirbeauSstellunz wird außerordentlich stark besucht; seit ihrer Eröffnung am 15. August find nahezu 4000 Eintrittskarten und 2000 Dauer­karten gelöst worden. Von den umliegenden Städten staden sich ebenfalls viele Gäste ein, auch Gewerbevereine find schon angemeldet. Die Ausstellung findet durch ihre glück­liche Anordnung und Reichhaltigkeit allgemeine Anerkennung. Durch das Entgegenkommen der Generaldirektion der Ver- kehrsanstalten ist der Besuch der Ausstellung sehr erleichtert, da die auf württembergischen Stationen an Samstagen nach Biberach gelösten einfachen Fahrkarte», mit dem Stempel der Ausstellung versehen, zur freien Rückfahrt berechtigen. Zum Ecöffnungsschießen des Oberschwäb. Schützenfestes am 2. Sept sind schon zahlreiche Anm ek da k tgm Ängelaufen. Die neurrstellte Schießstätte im Mumpfenthal ist bestens eingerichtet und 1 Irin von der Stadt entfernt. Dieselbe ist 18 m lang, 7*/, m tief, 6 w hoch, hat einen Vorbau mit heizbarem Zimmer von 42 gm Bodenfläche und ein Bureau ist darin eingerichtet. Die Schießbahnen haben eine Länge von 175 und 300 m. Die Halle ist von einem Restaurationsgarten umgeben.

Auf der Weltausstellung Parts 1900 wurde der Maschinenfabrik und Kesselschmiede R. Wolf in Magde­burg-Buckau wegen der von ihr ausgestellten 240pserd. Lokomobile (Gruppe 19, Dampfmaschinen) die allerhöchste Auszeichnung, der Große Preis, zuerkannt.

Berlin. 24. Aug. In der gestrigen, sehr stürmisch verlaufenen Versammlung der Kohlenarbeiter wurde be­schlossen. daS Angebot der Arbeiter anzunehmen und am Freitag früh die Arbeit wieder aufzunehmen. Nach der Abstimmung verließ «ine bedeutende Minderheit unter stür­mischen Protestrufen den Saal.

Berlin, 24. Aug. Wie ein hiesiges Blatt erfährt, ist die Nachricht, daß das Gerichtsverfahren gegen den Leutnant Prinzen Prosper Arenberg wegen der bekannten Affäre in Südwestafrika abgeschlossen sei, verfrüht, jedoch ist der Abschluß binnen Kurzem zu erwarten. Das Urteil

werfen zu lassen über Berge und Ströme, ohne Weg und ohne Straßen aus dem Südwesten des ungeheuren Reiches von ihrem Distelberg aus nach Nordosten und stets nach Nordosten gezogen, wohl einen Weg Wetter als von Basel bis Königsberg, und am 8. März 1853 fiel die ehemalige Kaiserstadt Nanking in die Hände der Rebellen. So schonend auch Siu Tsyen sonst verfuhr, so gute Manneszucht in jenen Jahren unter seinen Leuten waltete, die Götzen und die Kai­serlichen, oder nach seinem Ausdruckdie bösen Geister und ihre Diener" wurden samt und sonders zusammengehauen, vom obersten General und Statthalter bis zum gemeinen Soldaten. Schon auf dem Marsch war Siu Tsyen zum Kaiser proklamiert worden und nun schlug er in Nanking seinen Thron auf. Den Thron desgroßen Friedens" nannte er seine Herrschaft (Tai-ping"), und daher heißen seine Anhänger, so wenig sie auch Friedensleute waren, Taipingleute". In Nanking hatten die alten einheimischen Kaiser gethront, während die fremdenMandschuren" mehr als 100 Meilen weit davon in der Nordstadt, Peking, ihre Residenz gegründet hatten. Peking mußte fallen, der Kaiser mußte entthront werden, das mußte das Ziel des Rebellen­kaisers sein, der vorgab, den alten Thron von Nanking wieder aufzurichten. Wiederum war es ein bewundernswert kühner und siegreicher Zug, den einer seiner Generale dahin unter­nahm, aber fast vor den Thoren Pekings wendete sich das Glück, der harte Winter und die mongolische Reiterei rette­ten den Kaiser vor der Armee der Rebellen.

(Forts, folgt.)