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Die handelspolitische Einigkeit als Grundlage der politischen Einigkeit der Großmächte iu der chinesischen Frage.

-f- Gegenüber den Befürchtungen, daß die in China in­teressierten Großmächte bei der Regelung der chinesischen Fragen in schwere Zerwürfnisse geraten würden, muß her­vorgehoben werden, daß das gewaltige chinesische Reich für die übrige Kulturwelt doch vor allen Dingen eine wirtschaft­liche Bedeutung besitzt, und daß demnach die gleichmäßige Wahrnehmung der Interessen des internationalen Handels in China auch die beste Grundlage für das politische Ein­vernehmen der Großmächte darbieten muß. Handelspoliti­sche besondere Vorteile dürfen keiner Großmacht in China eingeräumt werden, ebensowenig darf China im Interesse des Weltfriedens jetzt geteilt werden, es kann sich nur um den Schutz der Fremden und um gleichmäßige Bedingungen für den fremden Handel in China, sowie um bessere Ga­rantien für dir Erfüllung dieser Forderungen handeln. Das ist die eigentliche Aufgabe bei der Lösung der chine­sischen Frage, während die Einnahme Pekings, die Be­kämpfung der Aufständigen und die Bestrafung der Schul­digen nebst der Gewährung entsprechender Enschädigun gen nur vorübergehende Episoden in der chinesischen Frage sein werden. Es gebührt nur der Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika das Verdienst, zuerst das han­delspolitische Einverständnis und die Politik der offenen Thür als gemeinsames Ziel aller in China interessierten fremden Mächte ausgestellt zu haben, und zwar geschah dies bereits durch ein Rundschreiben der amerikanischen Regierung vom 6. Sept. 1899. In diesem Rundschreiben schrieb der amerikanische Sekretär Hay an alle Großmächte: Es ist der lebhafte Wunsch meiner Regierung, daß die Interessen ihrer Bürger nicht präjudiziert werden durch eine ausschließende Behandlung durch irgend eine der Mächte innerhalb ihrer betreffendenInteressensphären" in China; sie hofft, dort einen offenen Markt für den Handel der ganzen Welt zu erhalten, gefährliche Quellen internatio­naler Erregung zu entfernen und dadurch ein gemeinsames Vorgehen der Mächte in Peking zu beschleunigen, zur Durch­führung von Verrvoltungsreformen, die so sehr nötig sind zur Stärkung der kaiserlichen Regierung und zur Aufrecht­erhaltung der Integrität von China, an der ihrer Ansicht nach alle westlichen Länder gleichermaßen interessiert sind.

Auf Grund dieser Ausführungen wurden die Regierungen aller genannten Staaten um eine formelle Erklärung er­sucht. Die aufgeforderten Mächte antworteten alle im gleichen Sinne. Sie betonten säst alle, daß sie zu den von den Vereinigten Staaten aufgestellten Grundsätzen bereits bisher nicht nur in Worten, sondern auch in Handlungen sich klar und deutlich bekannt hätten, daß sie nicht beabsich­tigten, von diesen Grundsätzen in der Zukunft abzuweichen, und daß sie deshalb mit dem Wunsche der Vereinigten Staaten unter der Bedingung einverstanden seien, daß auch die anderen Mächte ihr Einverständnis erklärten. Auf Grund eines Schreibens des Staatssekretärs Hay vom 20. März 1900 haben dann im April die amerikanischen Ge­sandten den beteiligten Regierungen die Abschriften aller eingegangenen Antworten übersandt unter dem Hinzufügen, daß damit die gestellte Bedingung allrrseitigen Einverständ­nisses erfüllt sei, und somit die erteilte bedingte Zustimmung als endgiltig betrachtet wxrde. Durch diesen Notenwechsel ist also eine gewisse internationale Grundlage für ein ge­meinsames Vorgehen der Mächte in China bereits vorhan­den und hoffe« wir, daß sich dasselbe bewähren möge.

Hages-Aeuigketten.

Deutsches Leich.

Nagold, den 22. Aug.

* Der als Freiwilliger auf der Fahrt nach China be­findliche Sohn Karl des hiesigen Waldschützen Schuon hat aus Port Said (Aegypten) verschiedene hübsche Ansichts­postkarten und einen ausführlichen Brief, datiert vom 7. Aug., an seine Eltern geschickt. Letzterem entnehmen wir, daß die Fahrt bis Port Said vom besten Wetter begünstigt

war, daß aber die Seekrankheit ihren Tribut trotzdem ver­langt«. Der junge Chinafahrer möchte die Sorgen um ihn zerstreuen; er schreibt, daß es ihm -echt gut an Bord ge­falle, die Tchiffskost recht gut sei. Das Gchtff ist dieHalle", sie habe 500 Mann an Bord, davon 130 Mann Telegra­phentruppen und 370 Mann Artillerie. Nach vollbrachtem Tagesdienst sei es abends lustig auf Deck; es aiebt Musik und Tanz. Dis Kriegslöhnung beträgt in 10 Tagen 4 ^ 50 ^; eine Pfeife und Tabak, sowie Zigarren werden gratis gefaßt. Der Briefschreiber giebt nun eine Beschreibung der Abfahrt von Bremerhaven, schildert weiter di« Vorüber, fahrt an der englischen, französischen, portugiesischen und spanischen Küste, die Ankunft in Port Said und bemerkt noch, daß er sich rin Tagebuch onlege. (ES soll uns freuen, wenn wir auch fernerhin aus den vom Chinafrriwilligen Karl Schuon eintreffenden Nachrichten und Beschreibungen von Zeit zu Zeit einiges veröffentlichen können und hoffen, daß unsere Leser den Berichten aus dem fernen Osten gerne ihre Aufmerksamkeit schenken werden. Nach der letzten Schiffsliste über die Truppentransporte ist dieHalle" am am 20. Aug. in Colombo (Ceylon) angekommen. D. Red.)

* Heute wurde die Waldsamenhandlung, Firma CH. Gei gle, von Herrn Gustav Drößel, Inhaber einer Gärt­nerei und Samenhandlung in Rottweil, um den Kaufpreis von 73400 Mk. sowie ein zugehöriger Acker um 7500 ^ erstanden.

Zuffenhausen. 22. Aug. Unser Gchreinerstreik zeigt immer noch kein Ende. Die meisten jüngeren Leute sind abgereist, nachdem Sie Aussichtslosigkeit auf Erreichung der gestellten Forderungen fühlbar wurde. Es mögen in den hiesigen Betrieben im ganzen noch gegen 100 Arbeitskräfte in den Schreinereien fehlen, eine Zahl, die deshalb noch empfindlich ist, weil die Betriebe mit Arbeit überhäuft find. Das Ende dieses langwierigen, unerquicklichen Streiks wäre sehr zu wünschen.

Stuttgart. 22. Aug. DerStaatsanz." meldet eine Reihe von Veränderungen in den höheren Stellen der Ar­mee ; die Generalleutnants v. Schott und Frhr. v. Walter wurden pensioniert, die Obersten v. Benzinger, Kommandeur der 30. Kavalleriebttgade und v. Münzenmaier, Kommandeur der 2. wüctt. Feldartilleriebrigade werden zu Generalmajors ernannt. Ein tragischer Zufall will, daß Oberst v. Mün­zenmaier gestern in Neu-Ulm gestorben ist. Zum Oberst des 10. Jnf.-Regts. wird Frhr. v. Hügel ernannt an Stelle des prruß. Generalmajors v. Tresky, der zu den Offizieren von der Armee versetzt wird.

Stuttgart, 23. Aug. Seit einigen Tagen weilt der Bischof Bonomelli von Cremona (Italien) in Würt­temberg, um Erhebungen über die geistlichen und materiellen Verhältnisse anzustellen, in denen die zahlreich in Güddeutsch- land beschäftigten italienischen Arbeiter leben. Am letzten Sonntag besuchte der Bischof die am Eisenbahnbau in Unterboihingen beschäftigten Italiener; er wurde von seinen Landsleuten mit Kreuz und Fahnen abgeholt.

Hohenheim, 26. Aug. Auch die hiesige Studenten­schaft wünschte, dem Altreichskanzler Fürsten Bismarck einen Gedenkstein zu errichten. Nachdem die Behörde auf Ansuchen des zur Förderung des Projektes gebildeten Ko- mites den Platz für einen Gedenkstein eingeräumt und als Standort desselben das untere Ende des Mittelwegs des hiesigen botanischen Gartens mit dem dort befindlichen Tannenhintergrund bestimmt hat, wurden die Arbeiten dem Bildhauer Fanghängel in Stuttgart übernragku. In der vorigen Woche wurde der Granitblock, an welchem das in Broncs ouszusührende Rrliefbild Bismarcks angebracht werden wird, aufgestlllt. Die Kosten des Gedenksteins dürften ca. 1200 ^ betragen. Die Kosten sind gedeckt teils aus Beiträgen der Studentenschaft, teils aus solchen der htes. Professoren und Beamten, teils aus Spenden son­stiger Freunde und Gönner Hohenheims. Die Einweihung findet voraussichtlich zu Beginn des nächsten Winter-Se­mesters statt.

Heilbronn, 23. Aug. (Korr.) Eine seltene hohe Auszeichnung von der Pariser Weltausstellung ist hieher gefallen; in der Gruppe Gold- und Silberschmiedrarbsiten erhielt nämlich als höchste Auszeichnung sämtlicher deutschen Aussteller die bekannte Firma P. Bruckmann und Söhne hier die goldene Medaille, während als Mitarbeiter ausge­zeichnet wurden die Bildhauer Amberg hier und Kiemlen- Stuttgart mit der silbernen Medaille und Stock und Rieß mit den bronzenen Medaille.

Sa ulga u, 22. Aug. (Korr.) Unser Neubau für die Kgl. Präparandenanstalt, der im Vorjahr begonnen wurde, geht rasch seiner Vollendung entgegen, die Flaschner- und Schieferdrckerarbeiten hiezu werden in den nächsten Wochen vergeben.

Baden-Baden. 23. August. Die hier wohnenden

Eltern des Pekinger LegationssekretärS von Bergen erhielten lt. Ff. Z. aus Peking folgende Depesche:Endlich befreit. Bin wohl behalten. Wie gehts Euch. Antwort durch Konsulat Tientsin".

Leipzig, 23. Aug. Wie zuverlässig verlautet, ist von der beabsichtigten Teilnahme sämtlicher deutschen Bundes­fürsten bei der am 18. Oktober stattfindenden Grundstein­legung des Völkerschlachtdenkmals Abstand genommen worden. Der Grundsteinlegung werden indeß voraussichtlich Kaiser Wilhelm und König Albert von Sachsen beiwohnen.

Köln, 22. Aug. Nunmehr ist die Typhusseuche auch beim 65. Infanterieregiment ausgebrochen. 50 Soldaten wurden bereits ins Lazaret überführt. Seitens der Mili­tärverwaltung find die umfassendsten Vorsichtsmaßregeln bezüglich des Verkehrs mit Cioilpersonen getroffen.

Berlin, 22. Aug. DerReichsanz." schreibt: Die anläßlich des Pestfalles in Hamburg unter ärztliche Beob­achtung gestellten Personen sind sämtlich als gesund ent­lassen worden. Die Hoffnung, daß dieser Fall, dank der energisch durchgeführten Maßregeln, vereinzelt bleiben werde, ist hiernach in Erfüllung gegangen.

Berlin, 23. Aug. Der Kaiser hat bestimmt, daß die verheirateten Offiziere, Sanitätsoffiziere und Milltärbe- amten des ostastatischen Expeditionskorps, deren Familien infolge des Abgangs nach Ostasien einen andern Ort des Inlandes beziehen, Umzugskosten nach diesen Orten und Mietsentschädigung bewilligt werde. Vom Korvetten­kapitän Lans, dem tapferen Führer des Iltis, ist hier eine illustrierte Postkarte aus Jokohama ringetroffen, worin Lans schreibt, es gehe ihm langsam besser; wahr­scheinlich bleibe der verletzte linke Fuß erhalten. Nach dem Kl. Journal beschäftigt man sich gegenwärtig im preuß. Kriegsministerium sehr lebhaft mit der Frage, bis zu wel­chem Umfange das Automobil in der Armee zur Verwen­dung kommen solle. Der Kaiser beabsichtigt, auf Grund der vorgenommenrn und noch voczunehmenden Probefahrten sein Gutachten in die Wagschale zu werfen. Der in eng­lische Gefangenschaft geratene Burenoberst Schiel hat von St. Helena aus mit Herren in Berlin korrespondiert. In einem Briefe schreibt er dem B. T. zufolge: Obwohl eS schwer ist, in harter Gefangenschaft zu sein und nicht an dem Kampfe für Freiheit und Recht teilnehmen zu können, so ist die uns so vielfach bewiesene Sympathie der ganzen zivilisierten Welt ein Trost und Heilmittel für unsere Ver­wundungen.

Berlin, 23. Aug. Nach einer Depesche aus Belgrad ist der frühere Ministerpräsident Georgiewüsch gestern seines Ranges als Sanitätsoberst der Reserve enthoben worden. Belgrader Blätter melden, König Milan habe verfügt, daß feine sämtlichen Effekten nach Wien transportiert werden sollen.

Bremerhaven, 23. Aug. Di« militärische Bahn­hofskommandantur wurde gestern für die neue Truppenex­pedition nach China wieder eröffnet.

Kiel, 22. Aug. Auf Befehl des Kaisers ist für den Oberstkommandierenden in China, den Grafen Waldersee, eine neue Flagge hergestellk worden. Sie wird in drei Größen angeferligt, und zwar hat die größt« eine Länge von 4 und eine Höhe von 2^/t Mtr. Sie wird im Top der Schiff« geführt, an deren Bord sich Gras Watderse« befindet. Di« mittlere ist für die von ihm benutzten Boote, die kleinste für den Gebrauch im Felde bestimmt. Die Flagge ist schwarz-weiß-cot. In der Mitte befindet sich das Eiserne Kreuz, darunter liegen zwei sich kreuzende Marschallfläbe.

-j- Außer dem Mr'nisterwechsel im Großherzogtum Oldenburg, dessen Ministerium jetzt der bisherige Geheime Oberregierungsral Willich als Präsident übernommen hat, werden noch weitere Arnderungen in der oldenburgischen Tiaatsleitung stattfinden. Dem Vernehmen nach soll für den bisherigen st-llvertretenden Bevollmächtigten deS Groß­herzogtums Oldenburg zum Bundesrak, Selkmann, Ser Ge­heime Ober finanzrat Buchhol», sür den Präsidenten Barmstedt in Birkenfeld der Geheime Oderregterungsrat Duzend, für den Geheimen Ttaarsrat Römer, den Vorsitzenden der großherzoglichen Hausfideikommißdirekcion, der Kammerherr v. Rössing eintreren.

Ausland.

W^-j- Die Umtriebe der Anarchisten in Oesterreich sind sehr bedeutend und lassen daraus schließe... Laß die,« elenden Verschwörer auch etwas Schlimmes gegen hochg-- steükr Personen in Oesterreich im Schilde führen. In T u it in einem Hotel wurden dieser Tage zwei Anarchisten ualie- nischer Abkunft entdeckt und verhaftet, und in Fiume ver­haftete die Polizei einen Anarchisten Namcns Joseph Sag-