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Amts- und Anzeige-Blatt sur den Oberamts-Bezirk Nagotd.
74. Jahrgang.
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Amtliche».
Bekanntmachung.
In Warth ist die Maul- und Klauenseuche er» loschen.
Nagold, den 22. August 1900.
K. Oberamt. Schüller, Amtm.
Die erste theologische Dienstprüfung haben u.' a. die evangelischen Predigtamtskandidaten Hermann Ströle von Nagold und Friedrich Löwe von Pening (Konigr. Sachsen) mit Erfolg bestanden.
Hages-KeuigkeiLen.
Deutsches Leich.
Nagold, den 22. Aug.
* Der mit 1. Jan. k. I. in Wirkung tretende ZeitungS- tarif, wie er für Württemberg im Staatsanz. Nr. 188 verkündet wurde, bringt für die täglich erscheinende Provinzial- presse eine höchst unangenehme Ueberraschung. d. h. gegen bisher einen Postgebührenaufschlag, und zwar für den Orts- und Nachbarortsverkehr von 80 — sage achtzig Pfennig —, für auswärts, wo er bisher schon ein volles Drittel der Gesamtabonnementsgebühr betrug, von weiteren 45 Pfennig pro Jahr. — Der Adlaßpreis der meisten dieser Blätter an die Post beträgt vierteljährlich 1 Mark, während die Post jetzt an Gebühren im Nachbarortsverkehr 50 Pfg., nach auswärts 61 Pfg. verlangt. Der Verleger liefert das Blatt, auf besten Herstellung er für Redaktion, Druck, Papier, Expedition, ungeheure Summen aufzuwenden hat, meist für 1 Mark und die Post läßt sich für das Einträgen und Bestellen halb so viel und mehr, 50 und 61 Pfg., bezahlen. Das ist kein Verhältnis! Wenn die Post daS Monopol beansprucht, dann muß sie solches in einem Maße handhaben, daß es nicht allgemein lästig wird. Man gab sich in den Kreisen der Zeitungsverleger der Hoffnung hin, daß die bisherigen recht ansehnlichen Zeitungspostgebühren nicht erhöht werden, außer für solche Blätter, welche die Post durch 2mal tägliche Ausgaben und die Gewichtsmaffe ungewöhnlich beanspruchen. Der neue Tarif trifft aber nicht allein die großen, sondern die mittleren und kleinen Blätter und zwar so empfindlich, daß die Verleger zu einem Preisaufschlag gezwungen werden, da sie eine solch enorme Steigerung ganz selbst zu übernehmen nicht vermögen. Nachdem die Württ. Post vor kurzem erst im Naheverkehr für Briefe und Karten eine ungewöhnliche Vergünstigung hat eintreten lassen, ist es schwer begreiflich, warum im Zeitungs-
Ein chinesischer Rebellenkönig
(Fortsetzung.)
Gerade damals hatte die Regierung den Ausländern erlaubt, in gewissen Städten sich aufzuhalten, und der Engländer Dr. Morrison hatte sich als Missionar ins Land gewagt. Siu Tsyen wußte davon nichts, und später wenigstens legte er diese Begegnung als eine Erscheinung aus einer höheren Welt aus. Die „guten Worte" die er geschenkt erhalten, las er vorderhand nicht; er legte sie in seine Bücherkiste und vergaß sie. Wiederum vergingen einige Jahre, da stellte er sich zum drittenmal zum Examen und fiel wieder durch. Vor Ueberarbeitung und vor Betrübnis wurde er krank. Mit Mühe gelangte er in sein Heimatdörfchen, legte sich zu Bett und nahm als Sterbender Abschied von den Seinigen. Bald darauf schloß er seine Augen, sank wie tot auf sein Lager zurück und lag nun scheinbar bewußtlos da. Aber was ging während dieser Zeit alles in seinem Geiste vor! Er sah sich im Traum hinweggetragen an einen herrlichen Ort, wo eine unzählbare Schar von schönen Männern und Frauen ihn begrüßte. Das erste Wort aber, das er vernahm, war: „Du schmutziger Mann, warum hast du mit jenen Leuten Umgang gehabt, und dich schmutzig gemacht? Du mußt gewaschen werden!" Nachdem dies geschehen, nachdem ihm auch sein Herz herausgenommen und - ein neues Herz einge- setzt war, br achten sie ihn in eine Halle, deren Glanz nicht
') Der Mann heißt nicht, wie in letzter Nummer zu lesen war Hnng Sin Aspen, sondern Hnng Siu Tsyen.
Aagold, Donnerstag -e» 83. August
verkehr eine solche Gebührrnsteigerung beliebt wurde. Dis württemb. Lokalpresse giebt sich der sichern Hoffnung hin. daß die K. Generaldirektion wenigstens dahin eine Aenderung des neuen Zeitungstariss eintreten läßt, daß auch die Bestellgebühren für Württemberg um die Hälfte verringert werden, wie das bei der Zeitungsgebühr im Nachbarortsverkehr der Fall ist.
* Dem Bericht des Ttaatsministeriums des Innern, betreffend die Verwaltungsergebniffe der Gebäudebrandversicherungsanstalt im Jahre 1899 entnehmen wir folgende Zahlen: Im Jahre 1899 wurden 2888750 ^ Brandentschädigungen verwilligt. Die Zahl der Brandfälle betrug 1019 (1898 nur 721). Die Zahl der versicherten Gebäude beläuft sich auf 639806 (329678 Haup!- und 310128 Nebengebäude) und hat sich gegen den Stand des Jahres 1898 mit 632314 erhöht UM 7492 (2825 Haupt- und 4667 Nebengebäude), während die Zunahme im Jahr 1898 6872 (2405 Haupt- und 4467 Nebengebäude) betragen hat. An der heurigen Zunahme sind beteiligt der Neckarkreis mit 3189, der Schwarzwaldkreis mit 1385, der Jagstkreis mit 1545, der Donaukreis mit 1373 Gebäuden. Bon der Gefamtzunahme der Katastersumme im Betrage von 98 598 529 ^ entfallen auf den Schwarzwaldkreis 22 454 572 ^ Im Oberawt Nagold wurden 25 989.35 Versicherungsbeiträge erhoben und S2496 21 für Brand- entschädigungen bezahlt. —
Forstwart Hönnige in Wildberg teilt uns mit, daß es in seinem Garten gegenwärtig reife Trauben giebt; gewiß eine Seltenheit für unsere Gegend.
Calw, 22. August. (Korr.) Am nächsten Samstag, Sonntag und Montag feiert die hiesige höhere Handelsschule von Spöhrer ihr 25jähr. Jubiläum. Die Gäste werden in einem besonders errichteten Festzelt bewirtet. Die Festrede hält Reallehrer Stracke über die Entwicklung der kaufmännischen Ausbildung und des Handelsschulwesens vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Am Samstag findet großer Fockelzug statt. Anmeldungen gingen bis jetzt von 300 früheren Schülern ein.
Tuttlingen, 20. Aug. Aus Pretoria in Südafrika ist die telegraphisch« Mitteilung hier eingelaufen, daß Dr. meä. Georg Teufel von hier an Darmentzündung dort gestorben ist. Der Verstorbene hat nach mehrjähriger Praxis hier ein bedeutendes Sanatorium bei Baden-Baden übernommen und stellte sich dann in die Dienste des Trans- vaalstaates. Das Ableben des erst 35jährigen Mannes, welcher einen bedeutenden Ruf als geschickter Operateur besaß, wird allgemein bedauert.
Ulm. 21. Aug. (Korr.) Zu unserer Nachricht, daß sich die Verhandlungen der Stadt Ulm mit der Militärverwaltung wegen Ankaufs dks Zeughauses und der Erbauung einer neuen UlavenkJerne zerschlagen haben und daß der von der Militärverwaltung geforderte Kaufpreis zu hoch sei, erfahren wir von zuständiger Seite, daß Verhandlungen der Stadt Ulm mit dem Kgl. Württ. Kriegs- ministerivm in dieser Frage nicht stattgesunden haben und daß auch demgemäß weder von der Militärverwaltung rin
zu beschreiben war. Ein Mann, alt von Tagen, mit goldenem Barte und schwarzgekleidet, saß auf einem erhabenen Platze. Ihn sah SiuTsyen Thränen vergießen und hörte ihn sagen: „Aller Welt Menschen sind von mir gezeugt und ernährt, sie kleiden sich mit meinen Kleidern und essen meine Speise, aber kein einziger hat ein Herz, meiner zu gedenken und mich zu verehren. Und was noch schlimmer ist, sie nehmen meine Gaben und verehren damit die bösen Geister, sie empören sich mutwillig gegen mich und erregen meinen Zorn; du aber thue nicht wie sie!" Hierauf reichte der Alte dem Siu Tsyen ein Schwert, die bösen Geister damit zu vertilgen und ein Siegel, über sie zu herrschen. Er sühne ihn zur Halle hinaus, ließ ihn auf die Erde herunterblicken und sprach: „Siehest du die Erdbewohner? Hundertfältig ist die Verkehrtheit ihrer Herzen." Da sah Sin Tsyen so viel Frevel und Bosheit, daß seine Augen es nicht ertragen und sein Mund es nicht aussprechen konnte. Damit erwachte der Kranke, stand auf und sprach: „Der Alte im Himmel hat befohlen, daß alle Menschen mir huldigen und alle Schätze mir zufließen sollen." Man brachte ihn wieder zu Bett und die Gesichte kehrten wieder. Namentlich sah er von da an einen Mann mittleren Alters, den er „seinen älteren Bruder" nannte und der ihn belehrte, wie er in allen Dingen handeln solle. Wer ins Zimmer trat, dem hielt er seine Sünden vor und ermahnte ihn, von den bösen Geistern zu lassen. Man hielt ihn für verrückt; aber nach 40 Tagen war die Krankheit gehoben und Siu Tsyen ging nach wie vor seiner Arbeit als Schullehrer nach, nur daß von nun an ein hoher sittlicher Ernst, eine strenge
1900.
Kaufpreis bis jetzt gefordert, noch von der Stadt abgr- lehnt worden ist; jedoch ist eS nicht wahrscheinlich, daß der Neubau einer Ülanenkaserne in allernächster Zeit sich vollziehen werde.
Ulm. 22 Aug. (Korr.) DaS frühere Artillrrieka- fino im sog. Kaplaneigebäude an der Bahnhosstraße wird anfangs September von dem Bezirkskommando und dem Hauptmeldeamt bezogen werden. — Beim Proviantamt an der verlängerten Fraurnstraße wird gegenwärtig ein neues großes Frucht- und Mehlmagazin erbaut. Dasselbe ist 109 Mtr. lang und 160, Mir. breit, Hit ei« Erdgeschoß und 3 Stockwerk« und bietet eine Lagerfläche von insgesamt 6800 Quadratmeter. Durch sämtliche Stockwerke gehen eiserne Säulen. Die eisernen Durchzüge stad 28 Cmtr., daS hölzerne Quergebälk ist 30 Cmtr. hoch.
Saulgau. 22. Aug. (Korr.) Unser Neubau für die Kgl. Präparandenanstalt, der im Vorjahr begonnen wurde, geht rasch seiner Vollendung entgegen. Die Alaschver- und Gchieferdeckerarbriten hierzu werden in den nächsten Wochen vergeben.
Ravensburg. 11. Aug. (Korr.) Vorgestern abend brach ein Ungewitter los, wie wir nicht bald eines erlebt haben. Hagelkörner fielen so groß wie Taubeneier und der Schaden den das Wetter in den Gärten und auf den Feldern anrichtete. ist kein kleiner. Die vielen Leute, welche sich anläßlich des Beginns des Rutenfestes auf dem Frst- platz (Kuppelnau) befanden, mußten sich flüchten, als das Unwetter losbrach und im Nu stand der große Fefiplatz unter Wasser.
VomBsdensee, 22. Aug. (Korr.) Vorgestern mittag 5 Uhr begab sich Ihre Majestät die Königin mit dem Oberhosmarschall v. Wöllwarlh und der Hofdame v. Süßkind nach Salenz zum Gegenbesuch des Prinzen und der Prinzessin Max von Baden. — Um 1'° trafen mit dem KurSschiff von Konstanz Fürst und Fürstin zu Wied mit dem Gefolge aus Rheinfelden (Baden) am Hasen in Friedrichshofen ein. wo Ihre Maj. samt Hofstaat erschienen war, um die so nah verwandten fürstlichen Gäste zu Wagen ins Schloß zu geleiten. Im Laufe des Nachmittags begab sich der fürstliche Besuch zur Prinzessin Luise nach Langenargen.
Vom-Bodensee, 20. Aug. (Korr.) Der Fremden, verkehr am Bodensee ist iheute enorm. Sämtliche Kursschiffe sind voll besetzt. Auch unsere württembergischen am See gelegenen Orte weisen dieses Jahr gegen früher eine Zunahme der Fremdensrequenz auf, nicht nur bezgl. der Passanten, sondern auch in Hinsicht auf die sich länger aushaltenden Sommerfrischler und Kurgäste. Im nächsten Winter sollen mit Rücksicht auf dir Gürtelbahn Friedrichs- Hafen—Lindau einige Kncsschiffe auSfallen.
Oehrtngen, 20. Aug. In voriger Woche war Landwirtschaftsinspektor Kost hier um die auf hiesiger Markung gelegenen Weinberge auf das Vorhandensein von Reblausherden zu untersuchen. Dir Untersuchung hatte aber erfreulicherweise nicht nur hier, sondern auch in anderen weinbautreibenden Orten ein negatives Resultat.
Pünktlichkeit und eine Ehrfurcht gebietende Entschiedenhiet in seinem Wesen und in seinem Thun erkennbar war.
SiuTsyen hat, soweit Menschen urteilen können, das nicht erdichtet, sondern er hat diese Gesichte erlebt, aber damit ist nicht gesagt, daß nicht schon in dem, was er gesehen hat, namentlich ober in der Ausdeutung des Geschamen, auch des eigenen Herzens Gedanken ganz unbewußt und unwillkürlich mit im Spiele waren.
3. Sechs Jahre flössen dahin und es begab sich Weiler nichts Auffallendes. Da geschah es 1843, daß ein Letter Namens Li den SiuTsyen besuchte und in dessen Bücherkiste jenes Buch fand, das dieser in Kanton geschenkt erhalten und doch noch nie gelesen hatte. Li nahm eS mit und brachte es bald zurück, wobei er äußerte, der Inhalt sei merkwürdig und den gewöhnlichen Büchern ganz unähnlich. Jetzt las auch SiuTsyen das Buch und es war ihm, als seien ihm damit jene Gesichte auf einmal erklärt. Der „Alte" auf dem erhabenen Platze war ja offenbar Gott, der „ältere Bruder" war Jesus Christus, die „bösen Geister" das waren die Götzen: — kurz alles, was in dem Buche siaud, stimmte zu dem, was er in seiner Krankheit geschaut hatte! Was enthielt aber das Buch in Wirklichkeit ? Es enthielt sehr vieles von öer christlichen Lehre, doch mußte gar manches für Siu Tsyen, der nicht ahnte, daß es außerhalb Chinas noch Bücher und daß es eine christliche Religion gebe, unverständlich oder mißverständlich sein. Er glaubte fest, das Buch iei ihm vom Himmel zugesandr worden. Drum wollte er ihm auch folgen. Zunächst erkannte er und sein Freund Li, daß sie die Taufe nötig