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Amts- und Anzeige-Matt für de« Gberamts-Bezirk Nagotd.

JusertioaSTebühr f. d. einspaltig« Zille auS gewöhul. «chrtft oder der«» Rau« Le« einmalig, «turückuug » bei mehrmalig, je «

ArattSbeilage«: DaS Plauderstübch« uud

EchwLb. Landwirt.

74. Jahrgang.

Erscheint

Montag» Mittwoch, Donnerstag und SamStag.

Auflage 1980 Preis »ierteljührl. hier mit Trägerlohu 90^»imBeztrlH außerhalb d. Bezirks 1 ^ 20 -f. Monatsabonnements nach Verhältnis.

^ 117.

Bestellungen aus denGesellschafter"

für dir Monate

August und September

nehmen alle Pofiaustalten sowie di« Expedition entgegen.

Tages-Aeuigkeiten.

Deutsches Leich.

t. Altensteig» 28. Juli. Heute durchlief dir Trauer, künde unsere Stadt, daß gestern H. Präzeptor Weber in der Klinik in Tübingen gestorben sei. Derselbe litt schon längere Zeit an de« Nieren und der Blase, ohne besondere Schmerzen zu haben, weswegen er auch dem Uebel keine besondere Aufmerksamkeit schenkte. Zu spät zog er den Arzt zu Rate, der ihn alsbald, die ernste Krankheit erkennend, sofort der Klinik in Tübingen überwies. Es war aber das Leiden so sehr vorgeschritten, daß rine Rettung ausgeschlossen war. Der Verstorbene war erst 32 Jahr« alt, seit sechs Wochen verheiratet. Als tüchtiger Lehrer und liebenswür­diger Gesellschafter genoß er ber seinen Kollegen und Freunden und bei den Bewohnern der ganzen Stadt allgemeine Ach­tung und Verehrung.

t. Ebhausen, 28. Juli. Ein drdauerlicher Unfall ereignete sich gestern hier in der Nähe der Schickhardt'schen Fabrik. Die Pferde eines Fuhrmanns, welche von den Bremsen arg geplagt wurden, gingen infolgedessen durch; der Fuhrmann wollte sie anhallen, kam ober zu Fall und wurde eine Strecke weit geschleift, wodurch er schwere Ver­letzungen an den Beinen und am Kopf davsntrug. Herr und Frau Schickhardt, die vom Fenster aus den Vorfall beobachteten, eilten alsbald herbei und leisteten dem Verun­glückten Hilfe, ihn verbindend und sorgten für dessen Unterkunft in einem hies. Gasthaus, von wo aus er heute Morgen in seine Heimat Neuweiler übergrsührt wurde.

dl. Ueberberg, 29. Juli. Gestern wurde dos hies. Molkereigebäude oufgerichtet. Die Genossenschaftsmitglieder gaben auS diesem Anlaß den Bauleitern ».Arbeitern einFrruffen. Bis 1. Oktober soll die Molkerei in Betrieb gesetzt werden.

Stuttgart. 26. Juli. Die Beauftragung des Oberst­leutnants v. Berger mit der Führung des Grenadier-Regi­ments 119 in Stuttgart ruft die Erinnerung an dessen Vater wach, der vor 30 Jahren an der Spitze desselben Regiments stand. Oberst v. Berger ist bekanntlich mit dem ersten Infanterie-Regiment 1870 ausmarschiert und Hot es ruhmvoll geführt, bis er am 30. November 1870 i« der Schlacht bei Villiers bei dem Vorstoß aus dem Park von Coeuilly von einer feindlichen Kugel getroffen, den Heldentod starb.

Stuttgart, 27. Juli. Die neue unterm 4. ds. be­schlossene Waldfeuerlöschordnung ist in Nr. 34 des Regierungsblatts für das Königreich Württemberg vom 24. -s. veröffentlicht worden. Hienach find bei einem Wald­brand die Gemeinden, ohne Rücksicht auf die Grenzen des eigenen Bezirks wie der Nachbarorte oder des Oberamts- bezirks, verpflichtet, mit Mannschaft und den erforderlichen Werkzeugen, wie Aextrn, Sägen, Schaufeln und Rechen, Hilfe zu leisten. Besitzer solcher Werkzeuge müssen dieselben auf Anfordern unentgeltlich zur Verfügung stellen. Zur Leitung der Löscharbetten ist der auf dem Brandplatz an­wesende Staatsforstbeamte berufen, und bis zu dessen Ein­treffen der Ortsvorsteher, in dessen Bezirk die brennende Waldfläche liegt, brzw. der Orlsvorsteher, der zuerst am Brandort erschienen war. Den Anordnungen dieser Be­auftragten hat jrderman Folge zu leisten. Die benachbar­ten Grundbesitzer haben da- Betreten ihrer Grundstücke zur Vornahme von Löscharbeitev, sowie di« zur Verhütung «eiteren Umsichgreifens des Feuers an geordneten Maßregeln zu dulden, ebenso das Abstechen des Rasens, Fällen von Bäumen und Gesträuchen und das Ziehen von Gräben. Daraus entstehende Schäden werden je zu '/? vom Staat und der Amtskörprrschaft vergütet. Weiter find Entschädi­gungen vorgesehen für die Transportkosten und Verpflegung der Mannschaften, für Beschädigungen oder Verlust der Werkzeuge, Zugtiere, Materialien, Kleidungsstücke, die nach. wriSbar zur Erstickung des Feuers Verwendung fanden, endlich find Unterstützungen zu gewähren an die beim Feuer- löschdienst erkrankten, verletzten oder infolge der Verletzung oder Erkrankung gestorbenen Personen, bezw. deren Hinter­bliebenen, wofür zum Teil die Gemeinde, die Amtskörper, schüft, die Zentralkaffe zur Förderung des Feuerlöschwesens und der Staat beizutragen hat. DaS Gesetz tritt ab 1. Okt. d. I. in Kraft; an demselben Tage verliert sodann die alt« Feuerlöschordnung vom 14. Juli 1807, soweit diese noch Geltung hat, ihre Wirksamkeit.

Vom Bezirk Marbach, 27. Juli. (Korr.) In dem Zeitraum vom 8.11. Lug. d. I. findet die neuringeführte

Nagold, Montag de« 3V. Juli

Pferdrvormusterung und die Feststellung der Anzahl vor-

handenrrkriegsbrauchbarerFahrzeugeanverschiedeaenPunkten, bezw. in verschiedenen Ortschaften drS gesamten Bezirks durch die Kommission statt.

Laupheim, 26. Juli. (Korresp.) Testern war der Landwirtschaftliche Bezirksverein Ulm hier und besichtigte die Einrichtungen der hiesigen Schloßgüter, die als Musterein­richtungen wirklich einzig in Württemberg und weit über die schwarz-roten Grenzpsähle hinaus dastehen. Die Gäste zeigten großes Interesse und gaben wiederholt ihrem Erstau­nen und ihrer Bewunderung über das Gesehene Ausdruck. Im »Gasthof zur Post" fand ein recht gut besuchtes Fest­esten statt. Di« Besucher verließen wohlbefriedigt abends unsere Stadt.

Ulm, 29. Juli. (Korr.) Wie man hört, ist nun di« von Oberbürgermeister Wagner bei seiner letzten Anwesen­heit in Berlin vorbereitet« Eingabe der Stadtverwaltung Ulm an das kgl. preuß. Kriegsministerium wegen Durch­legung zweier Gtraßenzüge durch den Wall dorthin abge­gangen. ES handelt sich um die zu erlangende Ermächti­gung. noch vor Vollendung der fortifikatorischen Ersatzbauten im Osten die Olgastraße durch den Wall in di« Friedrichsau hinauszuführrn und im Westen mit der künftigen ESf- liugerstraße von der Schillerstraß« aus den Wall zu durchschneiden. Man hofft hier auf die baldige Genehmigung dieses Ansuchens.

Köln, 26. Juli. Der heute morgen hier angekommene Schah von Persien sandte seinen Großvezier, vermutlich als Versuchsperson, in den Dom. Als dieser seinen Fez nicht vom Kopf nehmen wollte, wurde er ausgewiesen und ihm bedeutet, daß auch dem Schah nicht gestattet werde, den Dom bedeckten Hauptes zu besuchen. Daraufhin ist der geplante Besuch unterblieben. Der Schah reist morgen früh mit einem ihm vom deutschen Kaiser gestellten Hofzuge nach Paris.

Magdeburg, 27. Juli. Das ostastatische Feldarnllerie- Regiment traf gestern Nachmittag auf der Reise von Jüter­bog? nach Bremerhaven hier ein. Aus dem Bahnhof spielte die Kapelle des hies. Art.-Regts. Nachdem die Mannschaften auf Kosten der Stadt gespeist hatten, wurde nach 5 Uhr unter begeisterten Kundgebungen der Volksmenge dir Wei­terreise angetreten.

Bremerhaven, 27. Juli. Die Ansprache, die der Kaiser an dir heute obgehenden Truppen, unmittelbar vor der Abfahrt, hielt, lautet etwa folgendermaßen:Große überseeische Aufgaben sind es, die dem neu entstandenen Deutschen Reich zugefallrn find, Aufgaben, weit größer, als viele Meiner Landsleute es erwartet haben. Das Deutsche Reich hat seinem Karakter nach dir Verpflichtung, seinen Bürgern, sofern diese im Ausland bedrängt werden, beizu­stehen. Die Aufgaben, die das alte römische Reich deutscher Nation nicht hat lösen können, ist das neue deutsche Reich in der Lage zu lösen. Das Mittel, das Mir das ermöglicht, ist unser Heer. In 30jähriger, treuer Friedensarbeit ist es herangebildet worden nach den Grundsätzen Meines ver- ewigten Großvaters. Auch Ihr habt Eure Ausbildung nach diesen Grundsätzen erhalten und sollt nun vor dem Feinde die Probe oblegen, ob sie sich bei Euch bewährt haben. Eure Kameraden von der Marine haben diese Probe bereits bestanden. Sie haben Euch gezeigt, daß die Grundsätze unserer Ausbildung gut find und Ich bin stolz auf das Lob aus dem Munde der auswärtigen Führer, das Eure Kameraden draußen sich erworben haben. An Euch ists. es ihnen gleichzuthun. Eine große Aufgabe harrt Euer, Ihr sollt das schwere Unrecht, das geschehen ist, sühnen. Dir Chinesen haben das Völkerrecht umgeworsen; sie haben in einer in der Weltgeschichte nicht erhörten Weise der Heiligkeit der Gesandten und den Pflichten des Staatsrechtes Hohn gesprochen. ES ist dies um so em­pörender. als das Verbrechen begangen worden ist von einer Nation, die auf ihre uralte Kultur stolz ist. Bewährt die alte preußische Tüchtigkeit! Zeigt Euch als Christen in freudigem Ertragen von Leiden! Möge Ehre und Ruhm Euren Fahnen und Waffen folgen! Gebt durch Mannes, zucht und Disziplin aller Welt ein Beispiel! Ihr wißt es wohl: Ihr sollt fechten gegen einen verschlagenen, tapferen, gut bewaffneten und grausamen Feind. Kommt Ihr an ihn, so wisset: Pardon wird nicht gegeben. Gefangene werden nicht gemacht. Führt Eure Waffen so, daß auf tausend Jahre hinaus kein Chinese mehr eS wage, «inen Deutschen scheel anzusehen. Wahret die Manneszucht! Der Segen Gottes sei mit Euch! Die Gebete eines ganzen Volkes und Meine Wünsche begleiten Euch. Jedem einzelnen öffnet Kultvrwege für alle Mal! Nun könnt ihr reisen. Adieu, Kameraden!

Königsberg i. Pr., 27. Juli. Bei einer Uebung der Luftschiffrrabt-ilung bei Beydritten rissen gestern vormittag

1900.

die Seile des Fesselballons, der in nordwestlicher Richtung

davongetrirben wurde. In dem Fesselballon befand sich nur ein Leutnant vom GrenadierregimentKronprinz".

Berlin. 26. Juli. Die Einführung von Eter-Zwieback als Nahrungsmittel für die Mannschaften findet jetzt in grö­ßerem Umfang« statt, nachdem die Versuche, die bei einzel­nen Truppenteilen damit ««gestellt worden find, «in gün- stiges Resultat ergeben haben. In verschiedenen Garnison- bäckrrrien wird jetzt mit der Herstellung von Eier-Zwieback vorgezangen, weil dieser sich durch besonders hohen Nähr­wert auszeichnet.

Berlin, 26. Juli. Wie derLokal-Anzriger" auS Sidnry (Australien) meldet, hat die daselbst abgelöste Mann- schaft des KreuzersCormoran" einmütig gebeten, statt entlassen, nach China abgesandt zu werden.

Die sterblichen Ueberreste des Kapitäns Mirow von derTaale",'der bei dem Brandunglück im Hasen von New- Uork den Heldentod fand, find nunmehr auf dem evangelischen Friedhöfe zu Goßlar am Harz bestattet worden. Die Ueberreste befinden sich in einer Urne von Bronze. Diese Urne ist von New-Aork nach Goslar gesandt worden und enthält dir Aufschrift:Asche von HanS Mirow, Kapitän des Norddeutschen LloyddampferSSaale". Ein Opfer des Berufes. Juni 30. 1900 im Hafen von New-Dor!.* DeS Verewigten Bruder, Pastor Mirow aus Hannover, hielt bei der Beisetzung dir Trauerrede.

Ueber die Errichtung einer päpstlichen Nuntiatur für Deutschland schreibt der in diesen Dingen meist gut unter­richtete klerikaleBayrische Kurier":Gert rin paar Wochen taucht b^ld in Berlin, bald in München die Nachricht von Verhandlungen über eine päpstliche Nuntiatur für Deutsch­land wieder auf, gewöhnlich in der Form, daß dir Verhand­lungen am Widerstand der deutschen Regierung gescheitert seien. Wir find in der Lage, zu erklären, daß von einem Scheitern der Verhandlungen noch kein« Reve ist. München will begreiflicherweise Sitz der Nuntiatur bleiben, aber so wenig eine Rrichsnuntiatur bergen, wie irgend einen anderen Reichsgesandten. Dagegen ist sowohl im Reich wir in Rom der Wunsch nach einer Nuntiatur erster Klaffe die Mün- chener Nuntiatur ist eine solche zweiter Klaff« für das Reich vorhanden. Die Verhandlungen darüber hängen eng mitjener über die Straßburger theologische Fakultät zusammen. Gelingt es diese und die eine und die andere Frage noch gütlich zu regeln, so ist die Versetzung des Nuntius Sam- duccrtti in eine mitteldeutsch« Stadt als Reichsnurmus und und di« Ernennung des Frrihrrrn von Hertlrng zum deut- schen Gesandten beim Vatikandienicht unwahrscheinliche Folge."

Ausland.

Nagold, 30. Juli 9 Uhr 10 Min. vorm. (Priv.- Trlegr. deS Gesellschafter.) Morr za bei Mailand, nachts IS Uhr. König Hnrnbert wnrde nach der Preisverteilnng eines Wetttnraens, als er Iv Uhr 2« seine« Wagen bestieg, durch S Schüsse, wovon einer in s Herz traf, ermordet. Der König starb «« II Uhr SV Mi». Der Mörder Angel» Bresfi a»S Prato (Toskana), der alSbald ver­haftet wnrde, konnte »ar mit Mühe der Volks­wirt entrissen werde« «ud gestand cyuisch sein Verbrechen.

Budapest, 27. Juli. Die auf heute anberaumt ge­wesene kirchliche Verlobung des Königs Alexander von Ser- bien mit seiner Braut. Frau Draga Maschin, .st verschoben worden und wird wahrscheinlich erst kurz vor der Trauung stattfinden, welche am Sonntag bestimmt vor sich gehen wird. Dos neu« Ministerium hat gestern gemeinsam der Braut gratulirt. Der König empfängt Niemand. Ein« Ausnahme machte er mit der Deputation der Belgrader Kaufleure, die aber, statt zu gratulieren, um Rückgängig­machung der Verlobung baten, worauf ihr der König brüsk den Rücken kehrte. Von den Monarchen ist nur der Zur als Verwandter von der Verlobung in Kenntnis gesetzt worden, welcher, wie schon gemeldet, auch gratulierte. Den übrigen Regierungen wurde die Verlobung erst heute mit- geteill. Alle B'ätter, auch die auswärtigen, welche die Vor­gänge besprechen, werden konfisziert.

Paris, 26. Juli. Das Journal meldet: Der Gene­ral Brugöre, Gouverneur von Paris, hat seine Demission ein­gereicht. Er soll durch den General Faure-Biguet ersetzt werden.

New-Orleans. 27. Juli. Der Polizeihauptmann einer Patrouille, die einen Ungarn zu verhaften suchte, wurde am Dienstag von diesem gerötet. Infolgedessen wurden die Ungarn gestern Abend von einem Pöbelhaufen verfolgt. Diele der Ungarn wurden getötet oder verwundet. Di« Polizei war außer Stande dies zu verhindern.