Erfchemr

Montag, Mittwoch. DonnerSIag und SamStag.

Auslaß 19S0 Preis oierteljährl. hier mit Trägerloh» 90 im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 20 ^ MonatsabormemeutS nach Verhältnis.

Der Gk MsAstrr.

Amts- und Anzeige-Blatt für den Gderamts-Bezirk Nagold.

74. Aa-r-a«g.

JuserttonS.BebLhr f.d. einspaltig, Z»il« a«S gewöhn!. Schrift oder deren Raum der einmalig. Eiwrürknng » bet mehrmaltg. je S

Gratisbeilagen: DaS Plauderftübchen und

Gchwäb. Landwirt.

^ 115.

Bestellungen aus denGesellschafter"

für die Monate

August und September

nehmen jetzt schon alle Postanstalten sowie di« Expedition entgegen.

Ee. Kgl. Maj. haben vermöge allerhöchster Entschließung vom 10. Juli daS Commenthurlreuz erster Klaffe deS Friedrichsordens dem Vorfitzenden des VerwaltungSratS der Norddeutschen Hagel- versicherungsgesellschoft Rittergutsbesitzer Graf Stosch auf Hartau in Schlesien und das Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone dem ersten Direktor der genannten Gesellschaft Generaldirek­tor Grüner in Berlin zu verleihen geruht.

Hages-Hleuigketten.

Deutsches Deich. »

Nagold, den 26. Juli.

? Ueber die Hrtdrnmission in China sprach Dekan Römer am Jakobusfeiertag weiter. China ist von alterS her das Land der Bersolgungrn gewesen, vor 1200 Jahren, wie vor 800 und 350 Jahren. Verschwindend klein ist noch die Zahl der Christen in dem Riesenvolke. Auf 1000 Chinesen wögen 12 Christen kommen, Protestanten und Katholiken zusammen wohl kaum über «ine halbe Million. Die evangelische Misston in China begann erst in diesem Jahrhundert. Schon als Schusterlehrling begeistert für die Mission ging der Engländer Morrison 1807 als erster Londoner Missionar nach China, genauer in das portugiesische Macao und nach Kanton. Mit Mißtrauen und Feindschaft wurde ihm sowohl von der römischen Mission wie von den Chinesen begegnet. Er war oft seines Lebens nicht sicher. Von einem Eindringen in dos Innere Chinas konnte «och keine Rede sein. Er lernte aber die Sprache und das Volk der Chinesen in seiner Eigenschaft ais Angestellter einer englischen Handelsgesellschaft und als Uebersetzer gründlich kennen und leistete der Sache der Mission innerhalb 30 Jahren doch große Dienste, indem er in Hinterindien eine Druckerei einrichtete und von dort aus auch die Heilig« Schrift ins Chinesische übersetzt, verbreitete. Noch stand aber keine Thüre offen. Erst als die Engländer ihr Leib und Seel vergiftendes Opium, dessen verbotene Einfuhr der engl.-sstindrschen Kompagnie gegen 30 Mill. Mark ab­warf, den Chinesen gegen ihren Willen durch einen Krieg aufzwingen wollten, mußten diese 1843 im Friedrnsschluß den Engländern und bald auch anderen Nationen etliche Vertragshäsen öffnen. In durchaus eigenartiger, jeden­falls wohlgemeinter Weise begann nun Gützlaff die evang. Mission zu betreiben. Als Sattlerlehrling hatte er dem König von Preußen in Stettin ein originelles Gedicht in den Wagen geworfen, der Könia fand Gefallen daran und ließ ihn in der Jänikefchen Mifsionsanstalt in Berlin auS- bilden. Seit 1846 erschienen im Calwer Missionsblott monatliche Berichte über seine Wirksamkeit. Den Chinesen wollte er ein Chinese werden und auch in das Innere deS Landes Las Evangelium tragen lassen durch chinesische Hilfslehrer. Viel guter Wille und viel Unklarheit, war hier untermischt. Als er durch eine Reise nach Europa für seine Misfionsthätigkeit 1849 zu werben sich bemühte, übertrug er die Weiterarbeit in China u. a. zwei Basler Missionaren, Hamberger und unserem Landsmann Lechler. Mit Schrecken entdeckten diese, daß unter den 200 chinesischen Evangelisten Sützlaffs sehr viele unlautere und durchaus nicht christlich gesinnte Elemente sich befanden, Leute, die sich eben zum Beruf des Missionars aus eigen­nützigen und weltlichen Rücksichten hinzugedrängt hatten. Es mußte eine gründliche Sichtung vorgenommen werden. Gützlaff starb zwei Jahre nach seiner Rückkehr. Unter je­nen vagabundierenden Gehilfen fand sich aber einer, der auf Vorhalt Einkehr in sich selber hielt und den Drang in sich fühlte, etwa 100 Stunden landeinwärts, bei seinen Heimatgenoffen das Evangelium zu verkündigen. Gleichzeitig war aber in jenen südlichen Gegenden die merkwürdige Be­wegung des Thai-ping. Auf st ander ausgebrochen, gerichtet auf Zerstörung von Götzen und Tempeln, gegen daS Opium, gegen die Mandschuherrscher, religiös und radikal sozialistisch, ein Ausstand der Landbevölkerung, der Ströme von Blut stießen ließ. In diese Bewegung herein trug der oben ge­nannte evangelische HilfLprediger Gützlaff-Hambergers mit Namen Tschong-Hin seine Thätigkeit. Er fand bei wenigen Verständnis, pflegte aber im kleinen Kreise, fernab von Kanton, ein einfaches Katechismus-Christentum, die zehn Gebote, den Glauben, das Vaterunser, da, wohin bis jetzt noch kein europäischer Missionar Vordringen konnte, im Tschonlokkreis. Das währt« 10 Jahre, bis 1862 europäische Missionare daun doch endlich Vordringen und das ganze Christentum verkündigen konnten. Jener Tschonghin war indessen trotz feines Christentums ein angesehener Mann und gar Vor­

Uagol-, Donnerstag Le« 26. Juli

stand seiner Heimatgemeinde geworden. Da er kinderlos

war und Kinderlosigkeit nach chinesischem Aberglauben für einen besonderen Fluch deS Himmels galt, nahm er sich zu seiner ersten eine zweite Frau. Die evang. Missionare verwiesen ihm daS streng und setzten es durch, daß er um dieser Nachgiebigkeit gegen chinesische Unsitte willen trotz seines Ansehens seiner leitenden Stellung entsetzt wurde und seine zweite Frau entließ. Heute zählt die Basler Mission, um nur von dieser zu reden etwa 100 Stunden im Innern von Kanton entfernt 13 Hauptstationen, mit etwa 24 Missionaren und 16 MisfionSsrauen. Seit 1847 wirkte Missionar Lechler unermüdlich dort, bis er 1897 in seine Heimat zurückkehrte. Unter den Missionaren die dort wirken befindet sich auch Schaible von Gaugenwald. Den Missionsfrauen und Kindern wurde neuerdings der Rat erteilt, sich an die Küste in Sicherheit zu begeben. Es mögen jetzt etwa 6000 Basler Missions-Christen dort sein. Sie alle wissen, daß sie in dem stets unruhigen und sremdenseindlichen Land aufs Gottoertrauen angewiesen sind und des Martyriums für ihren Glauben gewärtig sein müssen.

DieMäßigkeitsbewegung in Württem­berg. Dem energischen Vorgehen desDeutschen Ve­reins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke" und eini­ger in dieser Sache schon längst thätiger württembergischer Mit­glieder desselben ist es gelungen, die Bewegung auch bei uns in gedeihliche Bahnen zu leiten. Bereits find in Würt­temberg 12 Bezirksvereine gesichert, weitere stehen in baldiger Aussicht. In vergangener Woche wurde zur Bildung eines württembergischenLandesverbands" geschritten. Derselbe, aus den Vorsitzenden der einzelnen Brzirksvereine und wei­teren persönlich Beigewählten (Damen und Herren) beste­hend, soll die Thätigkeit der ihm unterstellten Brzirksvereine zu einem gemeinsamen Ergebnis zusammenfaffen und die Arbeit in denselben anregen und fördern: durch statistische Untersuchungen, Petitionen an die Regierung, Beeinfluffung der Presse, VortragSthätigkeit rc. Die eigentliche positive Arbeit in den einzelnen Bezirken wird den BezirkSvereinrn verbleiben; dieselben haben auch, gleichwie der Landesver­band. Sitz und Stimme in dem großen deutschen Verein. Der geschäft-führend« Ausschuß des württembergischen Lan- desverbands besteht aus 2 Damen und 9 Herren; als Vor­sitzender wurde gewählt der Physiologe und derzeitige Rek­tor unserer Landesuniverfität Pros. Dr. Grützner in Tübin­gen. (T1.-A.)

Altensteig, 21. Juli. Gestern fand wieder eine Floß­partie statt, wohl die letzte vor der mit dem 1. Aug. be­ginnenden Floßsperre, die in der Regel 4 Wochen an­dauert. Gegen 5 Uhr Abends sammelten sich etwa 100 Teilnehmer, worunter die Lateinschüler von hier, in dem warm beschienenen Zinsbachthälchen bei dem 17Gstöre" zählenden, mit Tannenbäumchen geschmückten Floß. Die heitere Gesellschaft, zu der auch Balingen, Freudenstadt, Stuttgart und Heilbronn Teilnehmer stellten, fuhr in einer starken Stunde durch das waldumsänmte, reizende Thälchen, um dann in das Nagoldthal einzuschwenken. Jedes Wehr, jede Mühle wurde von der Jugend mit kräftigen Hochrufen begrüßt. DieLandung" im AltensteigerHafen" ging ohne jeden Unfall von statten.

Calw, 23.Juli. BeimSängersestin Hohenwarth erhielten erste Preise dieConcordia" in Calw, dieEin­tracht" in Hohenwarth, dieFreundschaft" in Unterreichen, bach und derLiederkranz" in Wildberg. Zweite Preise errangen derLiederkranz" in Hirsau, derLieder­kranz" in Altburg und derLiederkranz" in Effringen.

Calw, 24. Juli. Am letzten SamStag wurde in der Cigarrenfabrik H. Hutten Nachfolger (Inhaber Hippelein und Wagner) vor der versammelten Arbeiterschaft die Me­daille der König-Karl-Jubiläumsstiftung an die Cigarren­macher Wilh. Proß und Gottlieb Rentschler feierlichst über­reicht und denselben unter dankender Anerkennung für ihr« Treue je 100 ^ durch die Geschäftsinhaber übergeben. Die Spuren der am Sonntag niedergegangenen Gewitter zeige» sich in unserem Oberamt auch an den Telephonleitungen, da viele Drahtverbindungen abgerissen wurden, welche nun für den Telephonoerkehr teils Unterbrechungen, teils bedeu­tende Störungen bedeuten.

Ostelsheim, 25. Juli. (Korr.) Die Fahnenweihe deS hies. Gesangvereins, die am Sonntag hätte abgehalten werden sollen und zu welcher 10 auswärtige Vereine eingeladen waren, konnte nicht abgehalten werden, da das Regenwetter dies nicht erlaubte. Die Uebergabe der Fahne wird nun am nächsten Sonntag, 29. ds. stattfinden.

Vaihingen a. E.. 23. Juli. Missionar Karl Weller von hier (Sohn des Handelsgärtners W.) ist laut ein getroffener telegraphischer Nachricht aus dem Weg« von Kumasst nach Accra an den Folgen der Entbehrungen und Strapazen gestorben.

1SÜ0.

Stuttgart, 25. Juli. Nr. 34 deS Regierungsblattes

für das Königreich Württemberg, auSgrgeben den 24. Juli 1900, hat folgenden Inhalt: Waldfeuerlöschordnung. Vom 4. Juli 1900. Gesetz, betreffend die Biersteuer. Vom

4. Juli 1900. Verfügung des Finanzministeriums, betr. den Vollzug des Biersteuergesetzes vom 4. Juli 1900. Vom

5. Juli. 1900.

Marbach, 24. Juli. (Korr.) In stattlicher Beteiligung machte der Cannstatter Gewerbeverein vorgestern Nachmit­tag einen Ausflug hieher, um die hiesigen Sehenswürdig­keiten zu besichtigen. Mit Interesse wurde daS Stuttgarter Elektrizitätswerk, das Schillerhaus, die Schillerhöhe. Ale­xanderkirche u. a. m. eingehend besichtigt.

Maulbronn. 24. Juli. (Korr.) In Knittlingen wird eine Hochdruckwafferleitung erstellt. Die Kosten be­laufen sich aus 56 000 Die Arbeiten find gegenwärtig zur Vergebung ausgeschrieben.

Heilbronn. 22. Juli. Der Oberbootsmannsmaat Uhlmann, über dessen erlittene schwere Verwundung wir kürzlich berichtet haben, ist nunmehr gestorben. Der Vater des jungen Heilbronners. der Arbeiter Friedrich Uhlmann, erhielt heute folgendes Schreiben vom Kommando der 2. Abteilung der 1. Matrosrndivifion: Laut telegraphischer Mitteilung des Chefs deS Kreuzrrgeschwaders bin ich in Kenntnis gesetzt worden, daß ihr Sohn, der Oberboots­mannsmaat Gustav Uhlmann seinen schweren Verwundungen (Schuß durch das linke Kaie) erlegen ist. Es wird mir die traurige Pflicht zu teil. Ihnen dies mitteilen zu müssen. Wir trauern mit Ihnen um einen guten Kameraden, der seine Treue zu Kaiser und Reich mit dem Tode besiegelt hat. Mögen sie bei ihrem schweren Verlust einigen Trost darin erblicken, daß Ihr Sohn in treuer Pflichterfüllung auf dem Felde der Ehre gefallen ist. I. V. von Kopemann, Korvettenkapitän.

Heilbronn, 23. Juli. Am Freitag Nachmittag statte­ten die bürgerlichen Kollegien Heilbronns dem Stadtrat in Heidelberg mit den beiden neuen NeckarschiffenKäthchen von Heilbronn" undNeckar" einen Besuch ab. Die Gäste, welche von der Militärkapelle deS 122. Infanterie-Regiments begleitet wurden, fanden in Heidelberg einen überaus herz­lichen Empfang. Bei dem Festessen wurden verschiedene Reden gehalten, welche vor allem der Freundschaft der beiden Neckarstädt« und den Verdiensten der Reckar- Dampfschiffahrtsgesellschaft Hrilbronn galten. Nach einer gemeinschaftlichen Wagenpartie durch den Stadtwald fand demN. T." zufolge abends dem Besuch zu Ehren großes Konzert im Stadtgarten statt. Die Abfahrt der Heilbronner erfvlgte um 9 Uhr 26 Mio.

Oehringen, 24. Juli. (Korr.) Vorgestern begab sich Herr Robert Bauzrr, Hofpräparator, von hier nach Spitz­bergen, um an einem wissenschaftlichen Unternehmen keil­zunehmen und der Jagd nach Eisbären obzuliegen. Herr Bauzer ist eine weit über Süddeutschland hinaus bekannte Persönlichkeit, weshalb dem Atelier desselben auch G. Hoheit Prinz Herrmann zu Sachsen-Weimar am 21. Mai ds. Js. einen Besuch abstattete.

Ulm. 24. Juli. (Korresp.) Der Besitzer des Bahnhof- Hotels, Rudolf Scherer, hat auS Gesundheitsrücksichten fein Anwesen um 500000 ^ an seinen Schwager, Hotelier Eugen Hohloch, früher in Bayreuth verkauft. Der neue Besitzer übernimmt das Anwesen schon am 1. August.

Berlin, 23. Juli. Die Ernennung des Kapitäns von Usedom zum Flügeladjutanten des Kaisers Hot dieser der Marine durch folgendes Telegramm bekannt gegeben: In frischer Gesundheit ist Kapitän von Usedom mit dem größten Teile deS LandunqskorpS zu meiner Freude auf die Schiffe zurückgekehrt. Der tapfere und umsichtige Führer hat sich die Bewunderung aller insbesondere des englischen und russischen Admirals erworben. Meinen kaiserlichen Dank ihm und allen, welche so mutig mitgeholsen haben, Lorbeeren um meine junge Mariae zu schlingen. Ich er­nenne denselben zu meinem Flügeladjutanten".

Berlin, 24. Juli. Die übliche 9 Monat-Auslands­reise der SchulschiffeCharlotte".Stosch",Moltke" undGnrisenau" muß aufgegkben werden, damit bei Be­darf das nötige Personal für China vorhanden ist.

Berlin, 25. Juli. Staatssekretär Graf Bülow be­zieht sich heute zum Vortrag zum Kaiser nach Bremer­haven.

-j- Der Großhrrzog von Mecklenburg-Schwerin wird laut einer Mitteilung drsMilttär.-Wochenbl." vom 3. August ab bis zur Beendigung der diesjährigen Herbst­übungen des Gardrkorps dem Garde-Kürasfierregiment zu- geteilt. Ferner ist der Herzog von Albany, der einst­weilen in Potsdam wohnende präsumtive Thronfolger von Koburg.Golha, dems.lben Blatte zufolge, zum Leutnant L 1a suite des Husarenregrments Nr. 9 ernannt worden.