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Montag, Mittwoch, Donnerstag und GamStag.

Auflage 19S0 Preis vierteljLhrl, hier mit Trägerlohu SV im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 2V -f. Monatsabonnements nach Verhältnis.

Der Gksellschasttt.

Amts- und Anzeige-Matt für den Oberamts-Bezirk Nagotd.

74. Jahrgang.

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In dem Etatsjahr 1899 find teils durch Entschließung Seiner Majestät des Königs, teils auf Grund Allerhöchster Ermächtigung durch daS Ministerium des Kirchen- und Schulwesens u. a. den nachgenannten Schulgemeinden zu Aufbringung der Gehalt« ihrer Echulstellen die beigesetzten jährlichen Beiträge auS der Staatskasse in widerruflicher Weife, regelmäßig mit Beschränkung auf eine bestimmte Zeitdauer, verwilltgt worden und zwar: Nagold 100 Mark, Oberjettingen 6S0 Walddorf 600 ^

Der Feldzug der Mächte in China.

Mit der Einnahme der Chinesenstadt von Tientsin können die Truppen der Verbündeten zum ersten Male einen anschei- «end etwas nachhaltigeren Erfolg in dem eigentümlichen chinesischen Feldzuge verzeichnen. Bis jetzt halten sie sich gegenüber der ungeheuren Uebermacht der Chinesen immer nur auf eine mühselige Defensiv« angewiesen gesehen, etwa die rasche Eroberung der TakufortS und den völlig miß» glückten Vorstoß des Admirals Gcymour auf Peking aus» genommen. Und nach dem unglücklichen Ausgange deS letzteren Unternehmens vermochten sich die europäisch-ameri- kanisch-jopanischen Strritkräste in Tientsin eben nur mit knapper Not gegen die unablässig vordrängenden gutbrwaff- neten, verhältnismäßig gut geführten und namenüich durch eine zahlreiche Artillerie unterstützten Masten der Boxers und chinesischen Soldaten zu behaupten, in wocherlangen, blutigen Kämpfen mußten sie die fast unablässigen Angriffe der fanatischen Streiter der gelben Raffe abwehren. End­lich kamen die notwendigsten Verstärkungen für die Verbün­deten von Taku her an, und nunmehr konnten dieselben an­griffsweise Vorgehen, bis ihnen schließlich durch den nochmaligen blutige» Kamps vom 14. Juli die völlige Eroberung der chine­sischen Befestigungen von Tientsin gelang, auS denen sich die geschlagenen, jedoch nicht entmutigten Scharen der Chinesen in die Umgebung zurückzogen.

Mit der definitiven Verdrängung der Chinesen aus Tient­sin hat sich die militärische Lage der Verbündeten zweifellos einigermaßen gebessert, aber noch durchaus nicht derart, um denselben nunmehr eine weitere kräftige Offensive auf Peking zu gestatten. Sollen doch noch jetzt in der Umgebung von Tientsin 150000 Chinesen mit starker Artillerie stehen, wäh­rend außerdem die in und um Peking zusammengezogenen chinesischen Streitkräste zum allermindesten auch 100,000 Mann betragen dürften; ja, es wird behauptet, Prinz Tuan habe insgesamt 950,000 Mann mobilisiert, welche Angabe man indessen wegen der Unmöglichkeit ihrer Kontrolle auf sich beruhen lasten muß. Jedenfalls ist aber die numerische Uebermacht der Chinesen noch immer eine so große, daß die Verbündeten froh sein müssen, wenn sie sich einstweilen in Tientsin, dem Stützpunkt für alle weiteren Operationen auf Peking, zu halten vermögen. Erst in der zweiten Au- gufihälfte, zu welchem Zeitpunkte die von den verschiedensten Seiten nach China abgesrndeten Verstärkungen sämtlich in Taku gelandet sein werden, dürfte es möglich sein, den Vor­marsch auf die chinesische Hauptstadt aufzunehmen; dann muß eS sich auch zeigen, ob wirklich etwa 60,000 Mann internationale Truppen zur Durchführung des Vorstoßes auf Peking und schließlichen Einnahme der feindlichen Haupt­stadt genügen werden.

Allerdings, eine Voraussetzung ist unerläßlich zum Ge­lingen deS Feldzuges der Mächte mit Peking als Ziel, näm­lich die einheitliche Oberleitung über alle verbündeten Trup­penkontingente, das Fehlen einer solchen hat schon in den bisherigen Kämpfen zu Tientsin sehr nachteilig auf die Operationen der internationalen Streitkräste eingrwirkt. Bei den leidigen Eifersüchteleien zwischen den einzelnen Mächten ist nur die Frage der Ernennung eines Höchstkommandie- renden für die verbündeten Truppen in China ein recht schwieriges Problem, bei welchem namentlich eine Unzahl Etiketteufragen in Betracht kommen. Es sollen zur Zeit lebhafte diplomatische Verhandlungen zwischen den Kabineten «egen der Ernennung eines solchen Höchstkommavdierenden in China schweben, hoffentlich ziehen sich dieselben nicht allzulange hin, die Sache hat entschieden Eile.

Im Urbrigev ist eS nicht unmöglich, daß sich neben den kriegerischen Operationen in der Provinz Petschtli und den im Gange befindlichen Kämpfen speziell zwischen den Rüsten «nd den Chinese« in der Mandschurei noch andere militä-

Nagold, Mittwoch de« 25. Juli

rische Aktionen für die Mächte in China notwendig machen

werden. Besonders scheint sich in Shanghai, der größten Fremdenstadt Chinas, die Lage infolge des herausfordern­den Auftretens der Chinesen mehr und mehr zuzuspitzen, wenn vielleicht auch die Londoner Nachricht vom Anrücken einer Armee von 100.000 Mann modern bewaffneter Chine­sen bezüglich dieser Zahl stark übertriebe» sein mag. Auch in Kanton droht die Lage schwierig zu werden, da die dor­tigen Flußbefestigüngen der Chinesen eine ganz bedeutende Bemannung erhalten ; sollte es aber auch in Südchina zu kriegerischen Verwickelungen kommen, dann können di« Mächte nur gleich eine größere Mobilisierung für China anordnen.

Hages-Meutgketten.

Deutscher Leich.

Nagold. 84. Juli. Musikalisches. Am nächsten Sonntag den 29. Juli abends '/,8 Uhr wird daS Männer­sextett des Kgl. Hoftheaters Stuttgart hier im Rößle ein Konzert geben. Die Darbietungendes in ganz Süddeutsch­land bekannten und überall gern gehörten Sextett- ver­sprechen einen genußreichen Abend, der eines zahlreichen Besuches wert ist. (Siehe die Annonce.)

Wildberg, 24. Juli. (Korresp.) Die Vorberei­tungen zu dem am nächsten Sonntag stattfindenden Gauturn- sest sind in vollem Gang und ist alles bemüht, den kom­menden Gästen den Aufenhalt in unserer Stadt so ange­nehm als möglich zu machen. Samstag Nachmittag von 4 Uhr ab finden nach einander GauauSschußsitzung, Gau­tag und Kawpfrichtersitzung statt. Sovntag Morgens 6 Uhr beginnt das Einzrlwettturnen und um 10 Uhr das Vereinswrttturnen. an dem sich die Vereine von Arnbach, Birkenfrld. Calmbach, Calw, Engelsbrand. Höfen, Nagold, Neuenbürg. Obernhausen, Waldrennach. Wildbad. Wildberg beteiligen. Der Festzug stellt sich um 1'/. Uhr in der Bahnhofstraße auf mit der Spitze am Bahnhof. Um 2 Uhr setzt sich der Festzug in Bewegung und wird derselbe folgende Straßen passieren: Neue Straße bis zur Schwane, die alte Straße zurück und die Nagolder Straße bis zum Feflplatz. Sofort nach Ankunft auf dem Festplatz werden die Maffenstabübungen vorgeführt; noch Begrüßungsrede und Gesang folgt Kürturnen u. um 6'/, Uhr Preisverteilung. Ein Ball im Gasthof z. Hirsch und Waldhorn bildet den Schluß deS Festes. Für Montag vormittag 8 Uhr ist ein AuSfiug auf den Kühlenberg geplant, der dann hoffentlich vom Wetter besser begünstigt wird, als der letzte TurnauS- flug am Himmelfahrtsfest. Nachmittags ist Schülerpreis, turnen und Kinderfest.

s:j Bösivgen, 22. Juli. Zu dem schon gemeldeten Gewitter wird uns noch geschrieben: Gärten- Felder und Wirsen lechtzen infolge der sehr heißen Tage nach einem erquickenden Regen. Wirklich sollte letzterer auch nicht zu lange auf sich warten lassen, aber noch Änen unerwünschten Begleiter bei sich haben, nämlich den Hagel. Gestern Vor­mittag um b/iH Uhr erfolgten die ersten Donnerschläge und dann ein ganz leichter Regen, der jedoch bald wieder nachließ, sodaß man glaubte, mit dem erwünschten Durch- näffrn der Fluren sei es einmal wieder nichts. Aber bald mehrten sich die Donnerschläge, den von Nordosten her zog ein schweres Gewitter heran; bald floß der Regen in Strömen. Zwischen 12 und 1 Uhr fiel 15 Min. lang auch Hagel in der Größe von Walnußkörnern. Es hämmerte auf den Dächern und an den Fenstern, wie wenn man Ter sen dengeln würde. Dazwischen hinein regnete es wolkenbruchartig; die Dorf­straße glich einem rauschenden Bach, Blitz folgte auf Blitz. Das Ungewitter wollte nicht weichen. Im ganzen Dorf find die Gartengewächse wie Salat, Gurken, Bohnen, Rrt- tichkräuter zerhackt. Stachelbeeren, Trouble liegen in Menge auf dem Boden. In den zwischen Nordosten und Südosten gelegenen Markungsteilrn sind Hanf, Kraut, Rüben rc. ver­nichtet, frühem Dinkel und Roggen wurden die Aehren ab- geschlagen. Der Schaden beträgt in einzelnen Markungsteilen bis zu 80°/«, im Durchschnitt etwa bis 50°/» des erhofften Ertrags. Kartoffelstengel find geknickt, Obst wurde in Massen heruntergeriffen, reife und halbreife Kirschen lagen wie hinge­sät auf dem Boden umher. Haber erlitt weniger Schaden. Ein Glück ist'S, daß wohl dre meisten Bürger der Hagel­versicherung beigrtreten find. Von heut« Nacht 1 Uhr bis nachmittag 3 Uhr hatten wir fortwährend noch Gewitter.

t. Berneck, 23. Juli. Gestern mittag schlug der Blitz in Hornberg in das Kamin eines Wohnhauses, zer­trümmerte eS. jedoch ohne zu zünden. Von den Bewohnern d«S Hauses kamen alle mit dem Schrecken davon, außer einer erwachsenen Tochter, dir am Bett ihres Kindes stehend, vom Schlag niedergestreckt wurde. Sie ist, soviel man bis heute erfuhr, noch nicht zum Bewußtsein gelangt; am ganzen Leib ist sie schwarz geworden, und der Tod kann jeden Augenblick eintretrn.

1SÜÜ.

Wildbad. 21. Juli. Unsere Kursaison ist schon jetzt,

vorausgesetzt daß sie anhält, eine sehr erfreuliche zu nennen. Die Fremdenzimmer find sehr stark besetzt, so daß man die Nachfrage nach mittleren Zimmern kaum mehr befriedige« kann.

Tübingen, 23. Juli. Die Herzensgüte unserer Königin offenbart sich auf die liebenSwürbtgste Weis« in der folgenden kleinen Episode, die sich, wie wir erfahren, anläßlich der Verabschiedung der württembergischen China- freiwilligen abgespielt hat. Unter den Freiwilligen befin- det sich auch der aus Bebenhausen gebürtige Ludwiqsbur- ger Ulane Heinrich Schleppe, dessen Mutter seit Jahren den Blumenschmuck für die königliche Tafel in Bebenhausen besorgt. Die Frau, der der wackere Entschluß ihres Sah- nes begreiflicherweise sehr zu Herzen geht, erhielt dieser Tage aus dem Schloß in Friedrichshafen ein Paketchen, in dem sich zwei hübsch eingerahmte, von Ihrer Majestät- der Königin eigenhändig aufgenommene Photogra phien deS jungen Ulanen befanden und dabei der nach­stehende Brief der Palastdame der Königin:Liebe Frau Schleppe! Ihre Majestät die Königin hat ihre« Sohn im Kasernenhof in LudwigSburg gesprochen, als die Soldaten, die nach China gehen, sich von dem König und der Köni­gin verabschiedeten. Sie hat ihn dann photographiert und schickt Ihnen nun die beiden Bildchen mit dem Wunsche, daß sie die Freude erleben, Ihren tapferen Sohn im näch­sten Jahre wiederzusehen. wenn er. so Gott will, heimkehrt aus dem Kampfe für daS deutsche Vaterland. Mit freund­lichem Gruß Gräfin Uxkull." Der betrübten Mutter hat diese Ueberraschung natürlich große Freude bereitet. Hoffen wir. daß nun auch die guten Wünsche der Königin in Erfüllung gehen.

Stuttgart. 21. Juli. Namens des Württ. Kranken- kassenverbandS überreichte am letzten Dienstag die Vor- standschast ihrem langjährigen, auf dem letzten VerbandS- tag in Hall zurückgetretenen Vorsitzenden, Fabrikant C Pöp- pel in Reutlingen in Anerkennung seiner großen Verdienst« um den Verband, eine prachtvoll« Ledermoppr, mit einem kunstvoll ausgeführten Dankschreiben und der Ernennung zum Ehrenmitglied. Dis Mappe trägt auf der Vorderseite das württ. Wappen in farbig auSgefühner Lederschnitzerei und die Jahreszahlen der Wirksamkeit Pöppels als Vorsi­tzender deS Verbands: 18861900. Pöppel war von dieser Ehrung sichtlich überrascht und sprach der Deputation sei­nen Dank aus.

Stuttgart, 21. Juli. In einem vom Verein für Ärztliche Mission jüngst in Stuttgart veranstalteten Vortragsabend gaben 3 Missionsärzte der Basler Mission interessante Aufschlüsse über ihre Thätigkeit auf verschiedenen Misfionsgebielen in Afrika, China und Indien, die gewiß auch in weiteren Kreisen Beachtung finden werden. D r. Hey. der seit 5 Jahren als Nachfolger des allzu früh ver­storbenen Dr. Eckhardt bei den Krobonegern auf der Gold­küste thätig ist und in kurzem nach Kamerun ausziehen soll, um ein Misstonsspital zu bauen und zu leiten, wußte von dem wachsenden Vertrauen zu berichte«, das dem Mission«, arzte auf der Goldküste entgegengebracht wird. Der König von Odumase baute ihm ein nettes afrikanisches Häuschen und richtete ihm eia geräumiges Sprechzimmer ein. um ihn dauernd bei sich festzuhalten. Und so groß war der An­drang. daß täglich 6070 Patienten behandelt werden mußten. Pocken, Branntweinpest, Schwindsucht und vor allem Syphilis richten furchtbare Verheerungen auf der Goldküste an. Da findet der Misfionsarzt eine Fülle von Arbeit, die er oft bei weitem nicht bewältigen kann, brson- ders wenn ec seine Außenstationen besucht. Dr. Hey kam auf seinen Reisen auch weit in daS Innere des Landes. Vori­ges Jahr noch besuchte er Kumase im Aschantrlande, wo ihm Missionar Ramseyrr die Hütte zeigt-, in der er wäh­rend seiner 5jährigen Gefangenschaft 18691876 gewohnt hatte, sowie dir von den Engländern zur Verteidigung der Stadt geschaffenen Befestigungen. Heber die Gründung desVereins für ärztliche Mission in Stuttgart" hat er sich sehr gefreut. Zwar hat jcht die ärztliche Mission auf der Goldküste einen Jahresüberschuß von 2000 aber die Schaffung weiterer Stationen ist dringendes Bedürfnis angesichts der allgemeinen Not der Kranken, und daun liegen die Verhältnisse auf anderen Gebieten meist nicht so günstig wie dort. Dies bestätigte Dr. Wittenberg, der nunmehr seit 6',, Jahren in Süd-Chi«a als Misfionsarzt wirkt. Ausgehend von dem Kampfe, der in China, derBlume der Mitte", zwischen der allorthodoxen Kultur deS Ostens und der christlichen Kultur deS Abendlandes auSgebroche« ist, und der nach seiner Meinung wohl auf längere Zeit der letzte derartige Kampf sein und neues Leben in daS verknöcherte Chinesentum bringen wird, legte er dar. wie auch für China die Arbeit deS MlsfionsarzteS ganz u«rnt- behrlich sei. I« dem vielfach übervölkerten Land« kennt