Mo. 1
Amts- unä
63. Jahrgang.
IntekkigenMatt sür äen Kezir^.
Erscheint Kieurtag, Z)o«ner«tag L Samstag.
Die EinrückungSgebühr beträgt S H p. Zeile im Bezirk, sonst 12
Dienstag, äen 3. Januar 1888.
Abonnementspreis halbjährlich 1 -6 80 H, durch die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in
^ ganz Württemberg 2 70 H.
Abonnements-Einladung.
Dem „Calwer Wochenblatt" werden.auch in diesem Jahre die wichtigsten politischen und anderen Ereignisse telegraphisch mitgeteilt, welche oft in letzter Stunde ausgenommen in kurzer Zeit zu Händen unserer Leser gelangen. Auch bezüglich des übrigen Inhalts glauben wir den Anforderungen unserer Leser in befriedigender Weise entsprochen zu haben, wofür wir in der stets wachsenden Abonnentenzahl einen vollgiltigen Beweis erblicken.
Wir laden hiemit zum Abonnement wiederholt freundlichst ein.
Die Weöcrktron.
Anrtttche WekannLrnachirngen.
Die Krtsvorsteher
werden aufgefordert, die Sportelverzeichnisse auf 31. Dez. vorschriftsmäßig abzuschließen und solche nebst den Sportelgeldern hieher einzusenden.
Dabei wird noch besonders darauf hingewiesen, daß das Sportelgesetz vom 16. Juni 1887, Reg.-Bl. S. 189, erstmals im abgelaufenen Quartal in Anwendung zu kommen hatte.
Supper.
^otttrfcHe WcrchvicHterr.
Deutsches Reich.
Berlin, 30. Dez. Der Kaiser empfing vormittags den General Derenthall (Straßburg) und machte nachmittags 2 Uhr eine Spazierfahrt. Um 4 Uhr erschien Staatssekretär Graf Bismarck zu längerem Vortrage.
— Die Kaiserin empfing mittags den königl. württ. Gesandten Grafen Zeppelin und erteilte nachmittags den Gesandten Siams, Japans und Chinas Audienz.
— Die „Post", die mit Vorliebe von französischen und russischen Heiß, spornen mit Zuschriften bedacht wird, hat folgendes Schreiben erhalten: „Toulouse, 27. Dez. 1887. An den Herausgeber der „Post" und ihre Leser! Wir müssen wahrhaftig lachen über Euren blinden Haß gegen Alles, was zu den französisch-russischen Beziehungen gehört, und über Euer galliges Eifern, hinter dem sich Eure Angst nur schlecht verbirgt. Endlich naht der Moment, wo Ihr — ob mit, ob ohne Bundesgenossen, das schiert uns wenig
— auf Eurer Ost- und Westgrenze Slaven und Galliern Rede zu stehen habt. Furchtbares und Großes wird sich ereignen, daß die Well darüber staunen soll. Ihr habt Könige gehabt, jetzt habt ihr einen Kaiser, bald werdet ihr nur noch einen Zaunkönig haben, und das französische Sprichwort von dem „Hungerpreußen" wird zur schauerlichen Wahrheit werden. Eine Anzahl Artilleristen und Infanteristen der Division Wornet." Die „Post" bemerkt dazu: Die Erinnerungen an Melac und an Davoust sind noch lebendig in Deutschland; und an dem guten Willen ihrer Enkel, diesen glorreichen Vorf ahren nachzuahmen, zweifeln wir keineswegs.
i. /i Ü
Gages-Weuigkeiten.
Calw, - 2. Januar. Mit dem neuen Jahre ist bei uns der Winter in einer Weise eingetreten, die bereits den Wunsch nach gelinderer Witterung wachrufen mußte. Hatten wir doch am Neujahrsmorgen 16— 17 vst zu verzeichnen und heute gibt das Thermometer als höchsten Stand in verflossener Nacht wieder 17 » an. Diese niedere Temperatur scheint unfern Brunnen nicht mehr zuträglich zu sein, viele derselben wollten diesen Morgen kein Wasser mehr abgeben. Auch die Gasleitungen versagen an manchen Orten bereits die Funktion. — Das gegenwärtig nicht gerade vorzüglich zu nennende Gas veranlaßte schon verschiedene kleinere Konsumenten, Petroleum an seine Stelle treten zu lassen.
M a gstadt>, 29. Dez. In der vergangenen Nacht brannfe hier dre gemeinschaftliche Scheuer der Andreas Rollerund Jakob Schüffer 's Witwen vollständig nieder. Da dieses binnen 6 Wochen der dritte Brandfall hier ist, so herrscht in der Gemeinde große Bestürzung. Sofort angestellte Untersuchungen blieben erfolglos.
Stuttgart, 30. Dez. (Landgericht.) Wegen Vergehens gegen
das Nahrungsmittelgesetz stand gestern der 44jährige Metzger Ehr. Armbrust e r von Löchgau, OA. Besigheim, vor der ersten Strafkammer. Der- selbe hatte am 28. Juni ds. Js. 127 Pfund Schweinefleisch nach Ludwigs, bürg gebracht, das sofort als schlecht erkannt wurde, worauf sich die Anklage stützte. Dieselbe vertrat Staatsanwalt Degen, als Verteidiger fungierte Rechtsanwalt Kapp, als Sachverständiger Oberamtstierarzt Tochtermann aus Ludwigsburg. Am 26. Juni hatte ein Bauer in der Nähe von Löchgau ein Schwein, das nicht mehr fressen wollte, geschlachtet und am 27. kaufte der Angeklagte das bereits in zwei Teile zerlegte Schwein für 40 M. In der Nacht zum 28. holte er es ab und kam am 28. früh 6 Uhr in der Fleischhalle zu Ludwigsburg damit an, nachdem er es in sechs Teile zerlegt hatte. Er legte nun zwei Teile auf die Wage, worauf Inspektor Mann ihn frug, was er mit diesem Fleische wolle. Erschrocken gab er zur Antwort, daß er es nicht verkaufen wolle, denn er sehe, daß es vollständig verdorben sei. Es war nämlich zitronengelb und breiweich. Er behauptete vor Gericht, als er es kaufte, habe es ihm weiß geschienen und sei fest im Fleisch gewesen; er habe es nur bei Licht im Keller angesehen und glaube, daß es erst später gelb und weich geworden sei. Daß er es nicht durch die Fleischschaukontrolle schmuggeln wollte, beweise, daß er selbst sofort zugegeben habe, das Fleisch sei verdorben, er wolle es nicht verkaufen. Dies gab auch der Fleischhallen- Jnspektor Mann zu, so daß der Staatsanwalt annahm, der Angeklagte sei freiwillig von dem Versuche zurückaetreten, und infolge dessen keinen Strafantrag stellte. Die Verteidigung suchte aber nachzuweisen, daß überhaupt ein Versuch nicht vorliege und bat um Freisprechung. Das Urteil aber spuket n-7r ÄesLnHVs. indem ongenommen wurde, der Arrgeüegls
habe, indem er das Fleisch zur Halle brachte und aus drtz'WrrK legte, den Anfang des Versuchs gemacht, das schlechte Fleisch feilzuhalten.
Stuttgart, 31. Dez. Gestern hielt sich das Thermometer den Tag über auf 5 o R. K ä l t e und sank mit Einbruch der Nacht aus 6 », auf einen Stand, der bis heute früh verblieb. Die Windrichtung ist gleich bleibend nördlich. Das Barometer ist wieder steigend geworden. Gestern hatte bei den Eisenbahnzügen nur ein einziger, von Nördlrngen eine Verspätung von 45 Minuten. Im Allgemeinen ist der Gang der Züge nicht mehr durch auffallende Störungen heimgesucht. Der Schneefall, der hier fast den ganzen Tag über wahrnehmbar war, scheint wie hier, so auch auswärts nicht von Belang gewesen zu sein. — Die Eisbahn auf dem Feuersee wurde heute Vormittag ver Benützung übergeben. — Die Farbendruckaus-- stellung in der k. gewerbl. Zentralstelle hat schon bis jetzt zahlreichen Besuch von Fachleuten erhalten und wird in der Fortsetzung wohl noch mehr Beachtung finden, nachdem Schriftsteller Th. Gödel die Sammlung mit Arbeiten von W. Hagelberg, Berlin (und London) so stattlich bereichert hat. Es handelt sich wesentlich um Oelfarbendrucke, die ein starkes Gegengewicht gegen den Deutsch-Amerikaner Prang- mit seinen überaus zahlreichen und vortrefflichen Arbeiten in Wasserfarben bilden. Unter den Ölfarbendrucken stehen oben an: „Ilro vanä": zwei Kinder, die eine Musikbande vorstellen; zwei Landschaften: Sommernacht uno Wintermorgen; zwei Historienbilder. Nister in Nürnberg, Obpacher in München, E. Hochoanz hier (japan. Vorbilder) u. A. dürfen sich übrigens unbedenklich neben Engländer, Amerikaner und Australien hinstellen. Unsere Geschäftsleute mögen in der Ausstellung ersehen, wie man es anzugreifen hat, um vermittelst eines geschmackvollen Kalenders, einer Geschäftsempfehlungskarte das ganze Jahr über eu:cn g'-i n- Platz in der Wohnung zu verschossen. In den- Kaffeehäusern in Wien überreicht sogar der Kellner dem Stammgäste als Angebinde zum neuen Jahr einen eleganten Kalender; selbstverständlich ist darin ein zarter Wiest gelegen. Die Farbenfabrik von Käst und Ehinger in Feusrbach ist es, w iche gar manche dieser Farbendruckanstalten mit dem erforderlichen Material r-evsie j., (Die Ausstellung wird bis einschl. 8. Januar verlängert.) — Vorgestern früh 8 Uhr kam eine Frau im B ü r g e r h o s p i t a l in ein von 5 Männern bewohntes Zimmer, um Betten zu machen, und fand sämtliche 5 Männer noch im Bett, von denen Einer sie anstarrte, während die andern anscheinend infolge Ofenrauchens besinnungslos dalagen. Der davon sofort uaterrichteie Hausmeister öffnete vor allem die Fenster, obgleich man von Rauch kaum noch etwas wahrnahm, und es gelang bald, 4 der Männer ins Leben zurück- Surufen, während der 5. tot war. Die Untersuchung hat folgendes ergeben: der Ofen in dem betr. Zimmer war erst vor 2 Tagen geputzt worden und Rohr wie Ofen rein, aber das Ofenrohr des Len Tag über geheizten Zimmers geht in ein fortwährend warmes Rohr über, so eaß es möglich ist, doß der Rauch aus dem kalten Rohr durch den im warmen Rohr zurückgedrängt worden ist, wenn auch eine andere Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist.
Tübingen, 29.'Dez. Die Professoren der hiesigen katholischen Fakultät ließen nach der „H. N. Ztg." gestern anläßlich des 50-jährigen