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Der GklelWsttt.
Amts- und Anzeige-Blatt für den Vberamts-Bezirk Nagotd.
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SchwLb. Landwirt.
1900.
Amtlicher.
Bekanntmachung,
betreffend die Außerkurssetzung der Reichs- Goldmünze« z« fünf Mark.
Vom 13. Junt I960.
Auf Grund deS Artikel I Absatz 2 deS Gesetzes, betr. Aenderungen im Münzwesen, vom 1. Juni 1900 (Reichs- gesetzblatl G. 2S0) hat der BundeSrat die nachfolgenden Bestimmungen getroffen: .
8 l-
Vom 1. Oktober 1900 aß gelten die ReichS-Goldmünzen zu fünf Mark nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel. GS ist von diesem Zeitpunkt ad außer de» mit der Einlösung beauftragten Kaffen Niemand verpflichtet, diese Münze in Zahlung zu nehmen.
8 2.
Bis zum 30. September 1901 werden Reichs-Goldmünzen zu fünf Mark bei den Reichs- und Landeskaffen zu ihrem gesetzlichen Werte sowohl in Zahlung genommen, als auch gegen Reichsmünzen umgetauscht.
8 3-
Die Verpflichtung zur Annahme und zum Umtausche G 2) findet auf durchlöcherte und anders als durch den gewöhnlichen Umlauf im Gewichte verringerte sowie auf verfälschte Münzstücke keine Anwendung.
Berlin, den 13. Juni 1900.
Der Reichskanzler.
In Vertretung:
Freiherr von Thielmann.
Vorstehende Bekanntmachung, betreffend die Außerkurs- frtzunq der Reichs-Goldmünzen zu fünf Mark wird hiemit zur allgemeinen Kenntnis gebracht.
Nagold, den 21. Juli 1900.
—_ K. Oberamt. Ritter.
Zur Unterstützung von Gemeinden bei dem ihnen obliegenden Aufwand für Echulhausbauten sind durch König!. Entschließung in dem Etatsjahr 1899 u. a. folgende Etaatsbetträge »erwilligt worden: Pfalzgrafenweiler 380 Hochdors, OA. Horb, 1050 ^
Die erledigte Finanzamtmannstelle in Altensteig wurde dem Finanzreferendär I. Klaffe Dinkelmann übertragen.
Hages-Aeuigkeiten.
Deutsches Leich.
Nagold, den 22. Juli.
? Der schmerzliche Gegensatz zwischen Ideal und Wirklichkeit, Religion und Politik kann uns gegenwärtig hier recht zum Bewußtsein kommen, wenn wir hören, daß innerhalb desselben Jahres ein Nagolder nach China hinausgeschickt wurde, um den Heiden als Missionar das Evangelium zu predigen, und daß jüngstens auch zwei Angehörige derselben Stadt dem Rufe ihres Kaisers freiwillig Folge leisteten, um die Ermordung des deutschen Gesandten in Peking mit rächen zu helfen und für die deutsche Macht und Ehre im fernen Osten mit einzustehen. In einer abendlichen Missions-Stunde gab Dekan Römer heute intereffante Mitteilungen über China und die Chinesen, natürlich zunächst vom Standpunkt des Christen auS. DaS uralte Chinesenvolk ist aller Achtung wert; umfaßt doch China ein größeres Gebiet als ganz Europa zusammen. Es giebt mehr Chinesen als Europäer. Jeder vierte Mensch auf der Welt ist ein Chinese. Sie find nicht in die krasse Vielgötterei anderer Völker geraten, sondern glauben, wenigstens offiziell, au Einen Gott, den allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden. Im Schweiß seines Angesichts arbeitete dieses Volk stets genügsam, vor uralter Zeit schon mit schönstem Erfolg auf dem Gebiet des Ackerbaus, des Gewerbes, der Wissenschaft und Kunst. Als sich unsere Vorfahren noch in Bärenfelle kleideten, trugen sich die Chinesen schon in Gewändern aus Seide. Und sie schossen schon mit Kanonen, als man bei unS daS Pulver noch lange nicht erfunden hatte. Bei keinem Volk wird das Verhältnis zwischen Verwandten und das pietätsvolle Gedächtnis verstorbener Angehöriger schöner und rührender gepflegt als bei den Chinesen. Ebenso ist der Gehorsam gegen alle Obrigkeiten ein allgemeiner und unverbrüchlicher. Diesen Lichtseiten, welche das uralte Kulturvolk der Chinesen unleugbar darbietet, stehen aber auch Schattenseiten gegenüber. Ihrer Geschichte, ihres Alters und ihrer Leistungen bewußt blicken sie mit einer urkomischen Verachtung auf alle anderen Völker herab, die sie für häß- lich, für rückständig, für Teufel halten. Ihr Mühen und Sorgen beschränkt sich ganz aufs Irdische. Ueber diese Erde und dieses Leben hinaus wollte sogar der berühmtest« Sittenlehrer Chinas, KonfuciuS. nicht weiter sorgen. Ein anderer chinesischer Weise empfahl Ergebung in di« ewige Vorsehung. Später kam von Indien her ver
äußerlicht und vergröbert die Lehre Buddahs, so daß heut« die Mehrzahl der Chinesen thatsächlich viele Götter, Heiligen und Reliquien «nbetet und ihnen dient mit Rosenkränzen und in Klöstern. Der älteste und volkstümlichste Gottesdienst ist aber der Ahnendienst, der Geisterkult. Die Verstorbenen muß man ehren und fürchten, sie darf man nicht stören weder oben in der Luft durch Ziehen von Telegraphendrähten, noch unten in der Erde, in dem man etwa einen Eisenbahntunnel durch einen Berg graben wollte. Die bösen Geister kommen von Norden. Darum darf ein HauS dort kein« Thüre haben. Die Schnörkel und Zacken an den chinesischen Häusern dienen wesentlich dazu, daß di« bösen Geister daran fich stoßen und verfangen. Urberoll Angst und unheimliche aller Kultur feindliche Zauberei! Das Volk steht unter der Herrschaft der von Norden her eingerücktrn Mandschu-Dynastie. Diese führten zum Zeichen der Knechtschaft den Zopf ein. Schwer war es immer in dem Kaiserreich Ruhr und Ordnung überall zu erhalten. Kriege von Dorf zu Dorf find an der Tagesordnung. Eine noch blutigere Empörung zu Anfang der 50er Jahre wurde nur mit Hilfe der europäischen Mächte niedergeworfen. Viele Chinesen im Süden tragen den Mandschu-Zopf mit Widerstreben. England hat den Chinesen sein Opium-Gift mit Waffengewalt aüfgedrungen. Die Jesuitenmisston des Mittelalters hat dem himmlischen Reiche das Christentum in überaus äußerlicher weltmännischer und geschäftsmäßiger Weise gebracht. Sie ist darum auch wieder untergegangrn! Die französischen Missionare von heute haben fich un allgemeinen mehr als politische Agenten bewiesen, denn als Boten des Friedens und der Liebe. Die evangelische Mission geht ihren stillen Gang auch dort. Noch ist sie, da weit abgelegen von dem Mittelpunkt der Unruhen, wohl fast unberührt von den Wirren im Norden. Der unglückliche Krieg gegen Japan hat zuerst Bresche gelegt in die Mauer chinesischer Vorurteile. Europäische Kultur drang mächtig ein und es begann der Wettlauf der Mächte nach Landbesitz. Was hat der Lenker der Weltgeschichte noch mit China vor? Auch politische Fehler und weltliche Kriege müssen am Ende noch dazu dienen, die Lage des Reiches Gottes und die Sache der christlichen Kultur zu fördern. —
In letzter Zeit haben, wie wir hören, die verschiedenen hjrsigen Lehranstalten SchulauSflüge gemacht. DaS Ziel war bei den einen der Hohenzollern, bei andern Baden- Baden. Triberg oder der Ruhestein. Eine Abteilung von etwa 40 Seminaristen besuchte unter Führung von Prof. Wetzel über Heidelberg und WormS daS Niederwald-Denkmal und Frankfurt. —
8. Durch Landjäger Kirchherr in SimmerSfeld wurde heute dem K. Oberamtsgericht ein Stromer eingeführt, der dringend im Verdacht steht, bei Fünfbronn einen Wald- brand angesteckt zu haben.
—t. Alten steig, 22. Juli. In vergangener Nacht schlug bei dem furchtbaren Gewitter der Blitz im gr. Baum zu Ettmannsweiler ein und zerstört« die Tekphonleitung vollständig. Eine ganze Reihe von Telegrophenstangen zwischen hier u. Ettmannsweiler wurden vom Blitz medergeworfen. In Egenhausen schlug ebenfalls der Blitz in ein Wohnhaus, zündete aber glücklicherweise nicht.
* Böjingen, 23. Juli. Am Samstag Vormittag 2 / 4 II Uhr hatten wir ein starkes Gewitter mit Hagel. Der angerichtete Schaden an allerlei Gewächs ist bedeutend. Näherer Bericht folgt.
—t. Vom hintern Wald, 21. Juli. Heute Mittag zwischen 11—12 Uhr ging ein heftiges Gewitter über unsere Gegend, wobei der Blitz in Ettmannsweiler in das Wohnhaus des Mich. Roller schlug und zündete. Der ganze Dachstuhl des Gebäudes brannte nieder.
Eßlingen, 21. Juli. Der Departementschef des Kirchen- und Schulwesens, StaatSrat Dr. v. Weizsäcker, kam gestern Nachm, in Begleitung des Min.-Rats Dr. Habermaas hieher, um das Schullehrerseminar und die Präpa- randenanstalt zu besichtigen. Sie wurden im Musiksaal durch Gesänge der Seminaristen unter Prof. Ftnks Leitung begrüßt und wohnten dann unter Führung des Serninar- rektors Dr. Gundert verschiedenen Lektionen in der Uebungs- schule und im Seminar an. Von da aus begaben sie sich in die gegenüberliegende Präparandenanstalt, um deren innere und äußere Einrichtung kennen zu lernen. — BitreffS des Ladenschlusses an Sonntagen haben fich die beteiligten Geschäfte nicht einigen können.
Spaichingen, 18. Juli. Gewissermaßen ein Triumphzug war es zu nennen, als heute nachmittag der auf die Stelle deS geistlichen OrlsoorsteherS in Denkingen neu ernannte Herr Pfarrer Gnant von Gündringen in Begleitung von 9 Chaisen und 7 Reitern unsere Stadt passierte. Der hochw. Herr war 4.30 Uhr auf dem hiesigen Bahn
hof eingelassen und wurde dort von der zahlreich ver
tretenen Bürgerschaft DenkingenS, an deren Spitze Herr Schultheiß Schnee und Herr Lehrer Haas fich befanden, sowie von der hiesigen Geistlichkeit empfangen.
Heilbronn. 19. Juli. Bei den Kämpfen in China wurde auch ein Hellbrauner schwer verwundet. Dieser Tage erhielten nämlich die Eltern des Verwundeten vom Kommando der 2. Abteilung der I. Matrosendivistou folgendes Schreiben: Kiel, den 19. Juli 1900. An den Arbeiter Herrn Friedrich Uhlmann in Heilbronn. Laut telegraphischer Mitteilung des Chefs deS KreuzergeschwaderS bin ich in Kenntnis gesetzt worden, daß ihr Sohn, der OberbootsmannSmaat Gustav Uhlmann, bei der Unterdrückung der Unruhen in China schwer verwundet worden ist, jedoch direkte Lebensgefahr nicht vorliegt. Ich hoffe mit Ihnen auf baldige Genesung Ihres Sohnes. — I. A. d. K. Brüll, Kapitänleutnam.
Heilbronn. 20. Juli. (Korresp.) Gestern Abend 6 Uhr wurde auf dem Hammetwasen ein Experiment vorgrführt: Die Löschung eines Feuers durch die Feuerlöschgranate Ein Kaminbcand, sowie ein Hausbrand, beide an Bretterverschlägen ausgesührt, die zuvor mit Threr angestrichen und mit Petroleum begossen waren, wurden von dem Vertreter der Firma mit 10 Granaten in wenigen Minuten vollständig gelöscht. Die äußerst einfache Granate besteht aus 2 Flaschen, von denen die eine in der andern untergebracht ist und 2 Flüssigkeiten enthalten, welche durch ihn beim Zerbrechen der Flaschen stattftndende Verunreinigung soviel Stickstoff entwickeln, daß da- Feuer sofort in ziemlich großem Umkreis erlischt.
Hof, 18 Juli. Eine größere Anzahl von Berlin kommender Chinesen passierte gestern die Station Hof. Sie begaben fich auf dem kürzesten Wege nach Genua, wo ihre Einschiffung nach der Heimat erfolgen soll. Wie der „Post" gemeldet wird, sollen die Chinesen auf den größeren Stationen verspottet und sogar mit Steinen beworfen worden sein.
-j- Der nene deutsche Gesandte für China. Mumm v. Schwarzenstein begiebt sich am 24. Juli von Genua aus an Bord des Reichspostdampfers „Preußen" nach seinem künftigen Wirkungskreis. Freilich wird Herr v. Schwarzen- stein seinen neuen diplomatischen Posten am Pekinger Hofe in Wirklichkeit noch nicht sogleich nach seiner Ankunst in China antreten können, weiß doch Niemand zu sagen, wie sich die Neuordnung der dortigen Verhältnisse vollziehen wird. Warum eS die Reichsregierung überhaupt so eilig hatte, dem ermordeten Gesandten v. Ketteler in Peking einen Nachfolger zu geben, daS erscheint noch einigermaßen rätselhaft, umd doch Herr v. Schwarzenstein voraussichtlich noch Monate lang in Taku oder Tientsin mtthättg liegen bleiben müssen. Wahrscheinlich spielen aber bei der raschen Ernennung des neuen deutschen Gesandten für Peking die berühmten „höheren diplomatischen Rücksichten" wieder einmal ihre Rolle!
Daß ein aktiverGeneralzumEhrendoktorernannt wird, dürfte zu den großen Seltenheiten gehören. Diese AuS- zeichnung ist dem Generalmajor v. Groß, gen. v. Schwarzhoff bisherigen Kommandeur der 33. Infanterie-Brigade, vorher Regimentskommandeur deS 5. Thür. Infanterieregiments Nro. 94 in Weimar nunmehrigen Kommandeur der ersten ostafiatischen Infanterie-Brigade, von der juristischen Fakultät der Universität Königsberg zu irrt geworden. Diese Ernennung ist erfolgt wegen seiner Verdienste um die Weiterbildung des Völkerrechtes durch seine hervorragende Teilnahme an den Arbeiten über die „Uebereinkunst über Kriegegesetze und Gebräuche", sowie wegen seines entschiedenen Eintretens für die Grundlagen der deutschen Heeresorganisatton gegenüber den Abrüstungsideen. Man darf wohl nicht fehl gehen, wenn man die Anregung zu dieser Ehrung auf deu Geheimen Justizrat Dr. Zorn, ordentlichen Professor der Rechte in Königsberg, zurücksührt, der neben dem damaligen Oberst v. Groß, Delegierter Deutschlands auf der Friedenskonferenz im Haag vor.
Äuslaud.
London, 20. Juli. Gestern brach in Queenborough Feuer aus. Viele Schuppen, die mit kürzlich von der holländischen Post aelandeten Gütern anqefüllt waren, wurden vernichtet. Der Dampfer „Köiugin-Regernm" ging in See, bevor das Feuer ihn erreichen konnte.
Konstantinopel, 18. Juli. Zur Haltung der Türkei in der chinesischen Frage läßt sich das „Bert. Tazbl." von hier melden: Die Aeußrrungen der türkischen Presse über den Krieg gegen China habe» scheinbar tiefere Bedeutung. Es sollen nämlich in verschiedenen Moscheen in Stambul Reden gehalten worden sein gegen die Europäer und zu Gunsten einer Koalition aller nicht christlichen Elemente gegen die sogenannten Träger der Zivilisation und der