Erschein:
Montag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag.
Auflage 1950 Preis vierteljährl. hier mit TrSgerlohn so-f, im Bezirk 1^. anherhalb d. Bezirks 1 *6 20
Monatsabonnements nach Verhältnis.
Der GchlWstkr.
Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-Besirk Nagotd.
74. Jahrgang.
JnsertionS-Tebühr f. d. einspaltig, Zeile a«S gervöhnl. Schrift oder deren Raum der einmalig, Einrückung » bei «chrmalig.
je «
Gratisbeilagen:
DaSPlanderstübche»
und
Schwäb. Landwirt.
^ 1t2.
Das erledigte Stadtacciseramt Nagold ist durch Verfügung des N. Finanzministeriums vom 5. d. M. dem Steuerwachtmeister Maurer in Tuttlingen übertragen worden.
Dem Privatdozenten der Chirurgie und Oberarzt der Marinereserve Dr. Kütiner in Tübingen ist das Ritterkreuz erster Klaffe deS Friedrichsordens verliehen worden.
Tages-Hleuigkeiten.
Deutsches Leich.
Nagold, den 2V. Juli.
(Eingesandt.) Zur Kirchenkollekte vom nächsten Sonntag. Die evangelische Gemeinde Unterdeufstetten. für welche die Landeskirchenkollekte vom nächsten Sonntag den 23. bestimmt ist, zählt bei einer Gesamtbevölkerung des durch seine Händlers chast weithin bekannten Ortes von 1200 Einwohnern nur 311 Seelen. Da auch die Umge- buug überwiegend katholisch ist, trägt sie Diasporacharakter. Die Gemetndegenossen sind mit sehr wenigen Ausnahmen in geringen, teilweise sogar sehr ärmlichen Verhältnissen. Sie hatten bisher beschränkten Anteil an der Simultankirche; ein mehrjähriger Prozeß sprach ihnen zwar größeres Anrecht zu, führte aber im Interesse des Friedens zu einem Vergleich, nach dem der eoang. Teil gegen eine lange nicht zureichende Entschädigungssumme zu Gunsten der Katholiken völligen Verzicht auf seinen Anteil leistet. Dieser wird auf 1. Juli 1905 wirksam; die evangelische Gemeinde hat also bis dahin ein eigenes GotteShauszu erstellen. Wenn nun auch von Anfang an darauf Bedacht genommen wird, die Kirche, deren Erbauung auf den genannten Termin für die evang. Gemeinde, wie di« evang. Kirche überhaupt Ehrensache ist, so einfach als thunlich zu erstellen, so ist es doch der armen Gemeinde rein unmöglich, die Last ganz auf ihre Schultern zu nehmen, sie ist vielmehr auf die wrrkthätige Liebe und thalkräftige Unterstützung ihrer Glaubensgenossen angewiesen. Die evang. Oberkirchenbehörde hat daher auf nächsten Sonntag sin« Landeskirchenkollrkte zu Gunsten des evang. Kirchen- baues in Deufstetten ungeordnet, und an den evang. Leser geht auch von hier aus die ebenso dringliche als herzliche Bitte, nach Kräften zu der guten Sache beizusteuern. Gal. 6, 10. —
Einem Rysums über den „Gesang auf dem Rottweiler Gausängrrfest" im „Gchw. B." entnehmen wir folgende Zeilen: „Der „höhere Volksgesang", im Wettfingen in 13 Nummern innerhalb und in 3 Nummern außerhalb Gaues vertreten, umschloß das Gros der leistungsfähigen Vereine, deren durchweg achtbare Leistungen einander so nahe kamen, daß vom ersten bis zum letzten der innerhalb Gaus 11 preisgekrönten nur ein Unterschied von 12 Punkten besteht, bei den Vereinen mit > den 6 zweiten Preisen gar nur ein Unterschied von 3 Punkten. Diese Zahlen zeugen von der Hitze des Gefechtes. Daß schon bei 54 Punkten bei Preis 1 abgebrochen wurde und neben nur 3 ersten, 8 zweite Preise verteilt wurden, erscheint uns ausfallend. Warum sollen der Männerchor Frrudenstadt, die Harmonie Tuttlingen, der Liederkranz Nagold, die nur ein Minus von 1, resp. 1*/, und 2 Punkten der zuletzt mit dem ersten Preise gekrönten Harmonie Trosstngen gegenüber aufwrisen, nicht auch einen ersten Preis verdient haben?"
Der von unserem Lirderkranz «rsungene zweite Preis kann nach Obigem füglich als gleichwertig mit einem ersten Preis angesehen werden; eine doppelte Genugthuung für den schneidigen Dirigenten und seine wackeren Sänger!
Vom Schwarzwald, 19. Juli. (Korr.) Mit dem Gouponsystrm sucht eine Solinger Stahlwarensabrik (Gebrüder Hermes) auch bei uns Geschäfte zu machen. Dieselbe verschickt 4 Stück Postanweisungen, welche der Em« pfänger Weiterverkäufen oder verschicken soll und dem bei Verkauf der Anweisung von 1 *6 dieses Geld gehört. Außerdem erhält der Adressat, wenn die 4 Postanweisungen mit je 1 *6 franko bei der Firma ringegangrn find, laut einer beiliegenden Preisliste eine Kollektion, welche man selbst auswählen kann, gratis und franko zugrschickt. Es muß also immer einer 4 Coupons bei der Firma zur Einlösung bringen, ehe er etwas erhält. Wie er aber noch Geld von den Abnehmern des Coupons herausschlagen soll, ist unerfindlich. Eine genauere Instruktion lautet noch dahin, daß der Einsender eines Coupons (Postanweisung), mit 1 *6 in Bar 4 weitere Coupons erhält, die L 25 ^ an Bekannte abzusetzen wären, die ebenfalls in dem Besitz einer Kollektion Ware im Wert von 1*6 gelangen wollen. Hiedurch erhalte man (wie so denn?) die eingesandte *6 1 — wieder zurück, so daß also nur die erste Auslage von 25 iZ, mit welchen man sich den ersten Coupon erwerben kann, bleibt. Sind nach 2 Monaten die 4 Coupons nicht alle eingegangen, so kann der Empfänger. Besitzer desOri- giualcoupons, diese selbst einsrnden. Dos letztere kommt
Nagold, Samstag Len 21. Juli
also einfach auf ein Offertangrbot hinaus. Aber viele werden doch die Geschäfte der Firma besorgen, die durch ihr Couponssystem Anreiz giebt und dadurch Brkanntma- chungskosten rc. erspart.
Zuffenhausen, 17. Juli. Infolge Absetzung des Schultheißen Schlechter durch den DiSzipltnarhof für Körper- schastSbeamte steht unser Ort vor einer Neuwahl. In der letzten Sitzung der bürgerl. Kollegien kam nun u. a. die Frage der Festsetzung des Gehalts des künftigen OrtSvor- steherS zur Beratung, wobei Amtmann Keck (ein Nagolder) die Erklärung obgab, daß er wahrscheinlich als Kandidat für den OrtSvorsteherPosten auftreten werde, und mit Rücksicht darauf den Vorsitz dem Ratschreiber übertrug. ES wurde laut L. Ztg. beschlossen, das Einkommen des Orts- vorstehrrS folgendermaßen festzusetzen: Gehalt 3000 *6. für die Besorgung der Geschäfte der Ortsbehörde für die Arbeiterverfichrrung 1200 *6 und für die deS Standesamts 1000 *6 Vergütung, Grsamtgehalt somit 5200 *6. Dieser Beschluß kam einstimmig zu Stande. Sämtliche Gebühren sollen im übrigen in die Gemeindekoffe fließen, während die Gemeinde einen geprüften Gehilfen aus der Gemeindekaffe entlohnt.
Stuttgart, 19. Juli. (Korr.) Am 30. Juni waren in Württemberg 83 Gehöfte und 42 Gemeinden durch Maul- und Klauenseuche verseucht, und zwar im Neckar- kreis 7 Gemeinden und 16 Gehöfte, im Schwarzwaldkreis 12 und 36, im Jagstkreis 5 und 7 und im Donaukreis 18 und 25.
Stuttgart, 19. Juli. Der gestrig« „GtaatSanzeiger" veröffentlicht die Genehmigung des Rücktrittsgesuches des StaatSrotrs Dr. v. Mandry, Prof, des römischen Rechts an der Universität Tübingen. Der König hat den hochverdienten Gelehrten durch Verleihung eines hohen Ordens ausgezeichnet.
Laupheim. 19. Juli. (Korr.) Die Elektrizitätsgr- sellschaft „Helios" in München hat eine Reihe von Plänen und Kostenvoranschlägen zu Hausinstallationen angesertigt. Dieselben dienen als Mustereinschätzungen und liegen zur allgemeinen Einsicht auf dem Stadtschultheißenamt auf. Es wird hier allgemein erwartet, daß die Stadt mit Be- leuchtung der Straßen, städt. Gebäude rc. vorangehen und die Sache endlich fertig machen werde. Ein Anschluß vieler, ja der meisten Geschäftsleute uud Wirte wird dann sicher erfolgen. Jetzt ist «S aber höchste Zeit, ganz energisch hier zu handeln, bevor noch weitere Geschäftsleute sich selbst ihr Licht einführen. Die Kosten sind nicht mehr so groß, wie früher angenommen wurde.
Eßlingen, 19. Juli. In den Waldungen auf dem Schurwald geht es gegenwärtig sehr lebhaft zu. Groß und Klein zieht täglich in ganzen Scharen in die Heidrl- beerernte. Der Ertrag ist ein guter und manches Liter wird eingeheimst, um entweder zu Gesälz gekocht, oder mit Branntwein angrsrtzt zu einem lieblichen und angenehmen Haustrunk von unseren Hausfrauen bereitet zu werden. Auch der Verkauf auf dem Markt wirst ein schönes Stück Geld ab, da für die Beeren bis zu 8 iZ pro Schoppen bezahlt werden.
Kornwestheim, 17. Juli. (Korr.) Der lang erwünschte eiserne Fußsteeg über unsere Bahnhofanlage, der ähnlich wie in Zuffenhausen auSgesührt werden soll, wird nun auch erstellt werden und find die Ersenlieferungen hiesür zur Bewerbung bis Ende des Mls, ausgeschrieben. Den Verkehr mit dem Ort wird diese Anloge ganz bedeutend erleichtern und es ist zu hoffen, daß dieselbe noch in diesem Jahr fertiggestellt werden kann.
Gaildorf, 17. Juli. (Korr.) Aus unserem Bezirke sind nun bereits 4 Freiwillige nach China unterwegs und zwar find dies die Infanteristen Kugler gebürtig von Forvs- bach, Unteroffizier Schock gebürtig von Rauherzainboch, Gefreiter Ernst Alttörser von Oberroth, Sohn des dortigen Schullehrers und Gottlieb Beutinger von Stiershos, Gemeinde Oberroth, vom Trainbataillon in Ludwigsburg.
München, 16. Juli. Die Freiwilligen Detachements der bayrischen Regimenter für das osto statische Expeditionskorps find heute eingetroffen und werden in den nächsten Wochen zu einem 800 Mann starken Bataillon des vierten ostafiatischen Infanterieregiments zusammengestellt. Das Bataillon brgiebt sich dann nach Berlin und von dort nach dem Einschiffungshasen.
-j- Die Vorbereitungen für die Zusammenziehung des ostafiatischen Expeditionskorps sind nunmehr dahin- gediehen, daß die Mannschaften, welche die einzelnen Armeekorps an dasselbe abzugeben haben, bereits ausgewählt find und augenblicklich Schießübungen mit dem neuen Gewehr vornehmen. Nach erfolgter Formation in Compagnien und Bataillon treffen dann die Expedition-Mannschaften in Berlin rin, wo die Formation zu Infanterie-Regimentern
1SYY.
vor sich geht. Von Berlin aus wird das Expeditionskorps nach dem Einschiffungshafen befördert werden.
j- Die deutsche Chinapolitik wird sich, wie ein ersichtlich inspirirtes Telegramm in der „Köln. Ztg." erklärt, auch infolge der allgemeinen Niedermetzelung der Fremden in Peking nicht ändern. Niemand wisse, heißt eS in dieser Kundgebung weiter, wie sich künftig die Zustände in China gestalten würden, das aber bleibe sicher, daß die deutsche Politik in erster Linie unbedingt die Herbeiführung einer Genugthuung für den Gesandtenmord verlange, so wie dieselbe der Schwere des Verbrechens entspreche. Schließlich wird betont, daß eS eine» großen Fehler begehen hieße, wenn man heute noch die Kraft der Chinesen unterschätzen wollte.
Äuslaud.
Kopenhagen, 17. Juli. Ritzaus Bureau erhielt heute aus Oerebak (Island) über Leith folgende am 11. dS. aufgegebene Depesche: Eine Unbeschädigte Korkioje mit der Marke: „Andrees Polarexpedition 1896 Nc. 3" wurde ohne Deckel und ohne Inhalt am 7. Juli im Meer bei Lopstoedum unter dem 63/42 Grad nördlicher Breite und 20/43 Grad westlicher Lange aufgefunden. Die Boje geht mit dem dänischen Dampfer „Botnia" an das Meteorologisch e Institut in Kopenhagen ab. — DaS meteorologische Institut in Kopenhagen erhielt heute auS Oerebak eine Depesche, ähnlich der an das Ritzaubureau gelangten. Nur wird als Fundort der 20/73 Grad westlicher Länge bezeichnet. Die Ankunft deS Dampfers „Botnia" mit der Boje wird hier am Freitag erwartet. DaS meteorologische Institut beabsichtigt, die Boje gleich dem hies. schwedisch-norwegischen Gesandten zu übergeben.
Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz.
London. 18. Juli. Lord Roberts telegrophirt aus Prätoria von gestern: Die Buren machten am 15. d. Mts. einen entschlossenen Angriff auf Pole Carew's linke Flanke und längs unseres von Hutton befehligten linken Flügels. Der Feind machte mehrere Versuche, unsere Stellung im Sturm zu nehmen, wobei es zum Handgemenge kam. Die Füsiliere wurden ausgefordert, sich zu ergeben, die Stellung wurde aber von den irischen Füsilieren und von Kolonialtruppen tapfer verteidigt. Die Buren hatten 15 Tote und 50 Verwundete sowie 4 Gefangene; die Engländer 7 Tote, 29 Verwundete und 23 Vermißte. 1500 Buren mit 5 Geschützen durchbrachen den von den Brigaden Hunter'S und Rundlr'S gebildeten Cordon zwischen Bethlehem und Ficksburg und gingen auf Lindky vor. dicht gefolgt von den Brigaden Pagel'S und Broadwood's.
Ze ernst, 17. Juli. General Delarey hat den Kommandanten Suymann von seinem Kommando enthoben. Derselbe wurde degradiert.
Die Krisis in China.
Berlin, 18. Juli. Der „Lok.-Anz." meldet aus London: Nach einer Meldung des „Daily Mail"-Korrespon- dentrn hat der Deutsche Kaiser eine dringende Bitte der Deutschen in Hangkau um Schutz durch folgende an den deutschen Konsul in Hangkau adressiertes Telegramm vom 11. Juli beantwortet: „Tagen Tie den deutschen Kau/f- leuten, das Aangtsethal werde durch 9 unterwegs be- findliche Kriegsschiffe geschützt werden."
Berlin, 18. Juli. Die Nordd. Mg. Zig. meldet: Staatssekretär Graf Bülow sah sich veranlaßt, der hiesigen chinesischen Gesandtschaft bekannt zu geben, daß ihr bis auf weiteres nicht mehr gestattet werden könne, ch ffcierte oder in verabredeter Sprache abgefaßte Telegramme obzusenden u. daß offene Telegramme vor der Absendung dem Staatssekretär zur Genehmigung der Beförderung vorzulegen seien. — S. M. S. „Bussard" ist am 17. dS. in G braltar ange« kommen und geht am 20 ds. nach Port Said in See. Die 2. Division des 1. Geschwaders ist am 17. ds. in Gibraltar ang, kommen.
Berlin, 19. Juli. Ein von Korea nach London zurück- gekehrter Reisender erklärte, Rußland werde, wenn die Mobilmachung seiner Armee beendet sein werde, 3 50000 Mann an der Grenze der Mandschurei aufstellen. — Die Petersburger Berichte über die chinesischen Einfälle in Ostfibirien erregen in London Bestürzung.
Köln, 19. Juli. Der Köln Ztg. meldet man aus Berlin, was in China vocgehe, werde immer unbegreiflicher. Einfach mrt Protest zurückzuweisen, sei die jangebliche Denkschrift der Gouverneure an die Zentralregierung, ander hervorgeht, daß man für Ermordung de- deutschen Gesandten mit einem Entschuldigungsschreiben sich glaubt ab- finden zu können. Ueber solche Tollheiten diskutiere man nicht. Desgleichen zeug« von nichtsnutziger Bauernschlauhrit