haben. Daß die Angekl. tüchtig mit Messern zugestochen hotten, vermochten sie nicht in Abrede zu ziehen. Der An­geklagte Georg Zürn behauptete Notwehr; ihm Hobe Ref. B. zuerst einen Slockschlag aus di« Stirne gegeben. Auf Grund der Hauptverhandlung wurden sämtliche Angeklagte für schuldig erklärt und demgemäß verurteilt. Kienle und Jakob Zürn zu je 9 Monaten und Georg Zürn zu 4 Mo­naten Gefängnis.

Tübingen. 18. Juli. Zur Nürtinger Blutthat. Unter dem dringenden Verdacht, das scheußlicke Verbrechen an den Kindern des Korbfabrikanten Sperr in Nürtingen verübt zu haben, wurde gestern ein in Nürtingen verhaftetes Individuum Namens Eckhardt hier eingeliefert, um im Beisein der Staatsanwaltschaft dem schwer verletzten kleinen Mädchen in der chirurgischen Klinik gegenübergestellt zu werden. Das Ergebnis dieser Konfrontation entzieht sich noch der Oeffentlichkeit. Eckhardt stellt seine Täterschaft in Abrede. Sehr zu seinen Ungunsten spricht die Thatsache. daß er bald nach der That den Verdacht auf einen, inzwi- schen als unschuldig erkannten älteren Mann zu lenken suchte, der infolgedessen von der erregten Bevölkerung schwer mißhandelt wurde. Auch sonst losten auf dem Verhafteten schwere Verdachtsgründe. Was die armen kleinen Opfer der bestialischen That betrifft, so erfahren wir, daß auch der Knabe am Unterleib verletzt ist. jedoch nicht so schwer, daß seine Uebersührung in die hiesige Klinik für nötig er­achtet wurde. Dem Mädchen geht es nach Lage der Um­stände leidlich, doch ist die Lebensgefahr immer noch nicht ausgeschlossen.

Stuttgart, 16. Juli. Zu dem Revolverattentat im Wilhelmatheater erhält dasN. Tagbl." von der Mutter des Thäters folgende Zuschrift:Franz Dallmayer ist nicht wie in einigen Lokalblättern gesagt war, Angehö­riger der ihm nicht unverwandten Familie Dollmayer, De­likatessenhandlung m München, sondern er ist mein Kind, Sohn der Frau Petronells Schümm und Pflegesohn des Friedrich Schümm, Schreibwarenhändler in Stuttgart. Er ist nicht stellenloser Handlungskvmmis, sondern er ist Tech­niker und in Stellung in der Rundstuhlsabrik von R. Stahl, Bahnhofstr. 167, dahier, wo er fleißig und tüchtig arbeitete. Er ist nicht geistig beschränkt, sondern er war während seines Schulbesuches in allen Klaffen- der erste Schüler. Seit zwei Jahren arbeitete er an einer Erfindung; er wollte die Blitz- und Hagelgefahr vermindern. Dieser Arbeit hat er im vergangenen Winter viele Nächte geopfert und im April d. I. ein Patent dafür eingereicht. Die anstrengende Arbeit und der nicht erzielte Erfolg mit dem Patent haben seinen Geist gestört. Mehrere Tage vor der That schon habe ich Herrn Doktor Rosner gerufen und mich mit ihm beraten, ob ich meinen Sohn nicht in das Bürgerhospital zur Beobachtung seines Geisteszustandes verbringen lassen solle, da er zwei Nächte im Freien umhergeirrt frühmorgens fahl und zerfallen heimgekehrt war. Daraus erhellt wohl zur Genüge, daß er keinMordbube", sondern ein armer, unglücklicher Kranker ist.

Kirchheim u. T., 18. Juli. Nach einer tropischen Hitze entlud sich gestern Mittag zwischen 12 und 1 Uhr ein heftiges Gemüter über unsere Stadt. Hiebei schlug der Blitz unter heftiger Detonation in ein neugebautes, be­wohntes Wohnhaus, glücklicherweise ohne zu zünden, da­gegen ist im mittleren und oberen Stock fast kein einziger Raum unbeschädigt geblieben. Einer Frau, welche in der Küche Geschirr reinigte, wurde der Lappen aus der Hand geschlagen, ohne daß dieselben Verletzungen erhielt. Das Gewitter war von einem wolkenbruchartigen Regen be­gleitet. der eirros Abkühlung und für die Vegetation die .ige Erfrischung brachte.

Plochingen, 16. Juli. Ein hier wohnhafter Bierbrauer hat gestern nochmiwg in der Nähe von Krummhardt seine 21jährige Ehefrau angeblich aus Scherz mit einem Revolver erschossen. Der Thäler ist verhaftet und nach Cannstatt einaelrefert worden.

Göppingen. 17. Juli. (Korr.) Gestern Nachmittag 3'/r Uhr ist im Brauhaus der Gastwirtschaft zum Hirsch hier (Eigentümerin die Aktiengesellschaft zur Krone in Lud­wigsburg) Feuer ausgebrochen. Das Brauhaus samt Kühlhaus ist abgebrannt und ein« größere Quantität Heu, Stroh und Haber vernichtet. Gesamtschoden ca. 16- bis 17 600 Brandstiftung wird vermutet. Ein Verdächtiger, der früher bei genannter Gesellschaft in Stellung war und sich mit dem Verwalter entzweit hatte, ist in Haft genom­men worden.

Lorch. 15. Juli. Die ledige Besitzerin der Walkers­mühle bet Lorch, Marie Anwärter, wurde heute von einem Pferd derart geschlagen und an die Wand geschleudert, daß nach wenigen Minuten der Tod eintrat.

Creqlingen, 18. Juli. (Korr.) In dem nahen Dorfe Lichtel sind gestern Mittag 1 Scheuer und mehrere Wohn­häuser abgebrannt. Die Entstehungsursache ist noch nicht ermittelt.

Bon der Tauber. 17. Juli. (Korr.) Ein schwerer Unfall ereignete sich heute in Tauberbockenfeld. Beim Entfernen einer Dachrinne fiel der 24jähr. Bauernsohn Lieb herab und erlitt einen Schädelbruch. Der Tod trat als­bald ein.

Saulgau, 14. Juli. Eine etwas aufregende Fahrt mackten gestern die Reisenden, die mit dem Motorwagen um 4 Uhr von hier über Hochberg nach Altshausen fuhren. Der Motorsührer verließ nämlich während der Fahrt den im vorderen Wagenteil befindlichen Maschinenraum, um der Hitze und den Benzindämpsen zu entgehen. Beim Eintreten in den Personenraum ließ er aber den Thürschlüffel aus Versehen im Vorderraum liegen; die Thüre schlug zu und s« konnte er nun nicht mehr zur Maschine gelangen. Er sprang nun mit eigener Lebensgefahr vom Motor ab, stürzte aber hiebei und mußte deshalb die Reisenden ihrem Schicksal über­lassen, die nun inz führerlosen Wagen gegen Hochberg und Altshausen fuhren. Bei der Durchfahrt durch Hochberg riefen die Passagiere dem dortigen Stationsvorsteher zu, daß sie ohne Führer seien. Letzterer telegraphierte nun sofort nach Altshausen, damit dort der Motor nicht auf Wagen aufstoße, durch Bremsschuhe aufgefangen oder im Notfall in ein geeig­netes Sackgeleise abelenkt werde. Die Reisenden machten nun in ihrer begreiflichen Aufregung alle Versuche vom Hin­terraum aus die Maschine zu hemmen. Mit der größten Anstrengung drehten sie an der kurbellosen Bremsstange, die sie entdeckt hatten, so lange, bis der auf Gefäll befindliche Wagen langsamer fuhr und zuletzt zum Stehen gebracht wurde und so das Aussteigen ermöglichte. Nun gingen sie zum Teil zu Fuß nach Altshausen, froh, daß sie mit der bloßen Angst davon gekommen waren. Mittlerweile war der Mo­torführer in, seinem Schrecken nachgesprungen und führte den Wagen vollends nach Altshausen weiter.

Pflummern, 17. Juli. (Korr.) In der Nacht vom 15. auf 16. ds. Mts. brannte das hiesige Schloß vollstän­dig nieder. Der ziemlich umfangreiche Bau, in welchem sich das Rathaus, sowie der große Käsereibetrieb von Gottl. Rehm und die Schlosserei von Maier befand, geriet in Brand, vermutlich infolge eines schadhaften Kamins. Im Gebäude waren große Quantitäten Brennholz untergebracht, welche sofort Feuer fingen, das unmöglich von den rasch herbeigeeilten Feuerwehren Riedlingen, Friedlingen und Grüningen gelöscht werden konnte, es gelang jedoch den angestrengten Arbeiten die stark bedrohten Nachbarhäuser zu sichern. Vernichtet wurde durch Feuer der größte Teil der im Rathaus aufbewahrten Bücher und Akten, daS meiste des Mobiliars und die großen Vorräte an Butter und Käse der Käserei. Erst gegen Morgen konnte das Feuer gelöscht werden.

Ellwangen, 16. Juli. (Korr.) Präzeptor Blust von hier wurde gestern Morgen in der Jagst ertrunken aufge­funden. Es liegt ohne Zweifel ein Unglücksfall vor.

Ahausen i. B., 18. Juli. (Korr.) Gestern Abend er­

trank beim Baden in der Ach rin e:ft kurze Zeit verheira- teter Arbeiter, vermutlich infolge eines Schlaganfalls. Die Leiche wurde gestern früh geborgen. Der Ertrunkene hinterläßt eine Witwe mit einem Kind.

Lörrach. 17. Juli. (Korr.) Gestern Nacht */r1 Uhr brannte im benachbarten Grenzach in der chemischen Fabrik von Hoffmann u. Co. das Magazin mit seinen bedeutenden pharmazeutischen Vorräten bis auf den Grund nieder. Der Schaden ist bedeutend, die Ursache noch unbekannt.

Vermischtes.

China.

Geschichtliche Ueberficht. (Forts.) Rußland war bei dem Friedensschluße von Simonoseki als Vermittler aufgetreten und erhielt zum Lohne für seine Bemühungen die Eilaubnis in der Mandschurei Eisenbahnen im Anschlüsse an die transstbirische Bahn zu bauen, die an diesen Strecken gelegenen Minen auszubeuten und durch die notwendige militärische Bedeckung zu schützen. Da­rauf stellten auch die anderen Mächte ihre Forderungen, hauptsäch­lich wohl, um ihren Jndustrieproduklen neue Gebiete zu eröffnen; so wurde China, das immer nach Ruhr und Innerlichkeit getrach­tet jetzt erst recht der Tummelplatz der Fremden, wo alle möglichen, Eisenbahnbau-, Industrie- und sonstigen Projekte gefaßr wurden. Deutschland besetzte im Jahre 1897 die Kiautsch«u-Bai und erhielt sie im Januar 1898 auf 99 Jahre in Pacht. Durch ein Abkommen mit China im März 1898 wurde Rußland Port Arthur und Talien- «av auf 25 Jahre verpachtet und für dieselbe Zeit nahm England den Hasen Wei-hai-wei in Besitz und erweiterte das Gebiet von Hongkong. Um diese vorteilhaften Erwerbungen auszugleichen, erhielt auch Frankreich die Bai von Kuang-tschou-wan auf 99 Jahre in Pacht. Als Ursache des Krieges, den jetzt die Staaten gegen China führen, wird derBoxer*-Ausstand bezeichnet, zu dessen Unterdrückung die chinesische Regierung keinerlei Maßregel ergriffen hat, denselben im Gegenteil sogar unterstützen soll. Die .Boxer­bilden nämlich einen jener Teheimbünde, deren Haupttendenz di» Schürung des Frewdenhafses unter der Bevölkerung ist, und die daher eine stete Gefahr für die in China ansäßigen Fremden sind. Das jetzige Staatsoberhaupt, Kaiser Tsait'ien Kuang-, wenn er es noch ist, entstammt der Mandschu-Dynastie Tstng, welche die einheimische Dynastie Ming im Jahre 1644 stürzt«. Geboren am 2. August 1872, bestieg er den Thron des .Reiches der Milte- am 22. Januar 1875 unter Vormundschaft der Kaiserin-Witwe Tßu-Hßi (geb. 17. Nowember 1834) und übernahm die Regierung im März 1887. Zufolge eines kaiserlichen Ediktes trat er dieselbe am 22. September 1899 wieder an die Kaiserin-Witwe ab, welche am 24. Januar I960 erklären ließ, daß der 14jährige Prinz Pu-Tsing, Sohn des Prinzen Tuan, zum Nachfolger des Kaisers bestimmt sei; damit sollte Kuang- als abgesetzt betrachtet werden. (Fs. f.)

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

Obstpreise nach dem Berichte der Zentralvermittlungsstelle für Obstverwertung in Stuttgart. Stuttgart: Lvxros-Markt bei der Markthalle am 14. Juli. Kirschen 812 ^s, Johannisbeeren 1015 -s, Stachelbeeren 6S Himbeeren 2025 Prestlinge

60 Heidelbeeren 810 Birnen (Glas) 18 per */, Lx. Berlin: LnAios Markt in den Zentralmarkthallen am 13. Juli. Kirschen, einheimische 1218 ^s, Thüringer 1016 Johannis­beeren 1015 ^s, Stachelbeeren 1513 Himbeeren 1523 Erdbeeren, einheimische 2040 Walderdbeeren 5070 4, Hei­delbeeren 1618 per Lx. Zufuhren genügend. Markt etwas flauer, Preise wenig verändert.

Horb, 16. Juli. Die gegenwärtige Witterung ist dem Ge­deihen der Hopfenpflanze zuträglich. Es ist anzunehmen, daß auch diejenigen Pflanzungen, welche bis jetzt im Wachstum noch sehr zurück waren, daß solche von dem Versäumten noch manches nachholen können. Die eigentliche, für die Hopfenpflanze günstige Witterung nnt warmen Nächten hat derselben bis jetzt immer gefehlt.

Konk«r--Kröffu«uge».

K. Amtsgericht Stuttgart-Stadt. Franz Saupp, Kaufmann, Inh. einer Werkzeug- und Eisenwarmhdlg. hier, Marienstr. 12*/,. K. Amtsgericht Nürtingen. Christian v. Au. Metzger in Neuen­haus. K. Amtsgericht Waldsee. Karl Maigler, Mühlebesitzer in Oberziegelbach, Gde. Ziegeldach, z. Z. mit undek. Aufenth. abwes.

Auswärtig«! Gestorbene.

Chr. Hang, Wildbrethändler, Tübingen. Luise Schäffler, geb. Scholl, Wwe.; Wilhelmine Ebner, geb. Dihm, Wwe., 80 I. a.. Cannstatt. Christian Calmbach, 69 I. a., LudwigSburg- Neuenbürg.

Hiezu die BeilageSchwäbischer Landwirt" Nr. 14

SUII-rilyen -vu-yyanblnng (Eanl Zaiser) Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: K. Haur.

Amtliche und Privat-Sekarmtwirchungerl.

Revier Enzklösterle.

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am Samstag den 28. Juli imWaldhorn" in Enzklösterle aus Staotswold Wanne. Süßkopf, Langehardt, Kälberwald (Tcheidholz) 1) »orm. 11 Uhr Schichtderbholz Anbruch: 6Rm. eich.,51 Rm. buch., 290 Rm. Nadelholz, sowie 20 Banstaugen (Fo.) I. bis HI. Kl.

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Am Montag den 23. d. M, vorm. 9 Uhr

kommen auf hiesigem Rathause im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf:

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mit 3 schönen Zimmern und sonstiger guter Einrichtung; ferner

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(dieses auf den Abbruch). Beide Gebäude gehören der Gemeinde.

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werden ca. MO qm Pflasterarbeit vergeben.

Nachmittags 2 Uhr

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Liebhaber sind eingrladen.

Den 17. Juli I960.

Stadtschultheißenamt:

Hermann.