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,, Donnerstag «nd SamStag.

Auflage 1980 Preis vierteljährl. hier mit Lrägerlohn Y0 im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 ^20

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^ M.

Der GrlrlWstkr

Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

74. Jahrgang.

Nagold, Donnerstag den 19. Juli

JnsertionS-Gebühr f. d. einspaltig, Züle a«S gewöhnt. Schrift oder deren Raum de« einmalig. Einrückung 9 bei mehrmalig, je S

Gratisbeilage«: DaS PlaudrrstWcheu und

Schwäb. Landwirt.

19V0.

Amtlicher.

Die Gemeindebehörden

werden unter Hinweisung auf den Ministerialerlaß vom 9. Dezember 1898 (Min.-A.-Bl. S. 406) beauftragt, das Verzeichnis der Anträge auf Verleihung de- Feuerwehr- dirnstehreuzeicheus nebst den erwachsenen Akten bis 10. Au­gust d». IS. hierher vorzvlegen.

Nagold, 17. Juli 1900.

K. Oberamt. Schöller, Amtm.

Die diesjährige Konkursprüfung haben u. a. bestanden und sind in das evangelische Seminar Schönthal ausgenommen worden: Friedrich Ettwein, Sohn des Rotgerbers in Altensteig, Karl Faist, E. d. Mühlebefitzers in Altensteig, Paul Schmidt, S. d. Kameral- verwalters in Altensteig, Eugen Stössler, S. d. Bauern in Ober-

Hages-Meuigkeiten.

Seatsches Leich.

Nagold, den 19. Juli.

* Wie wir erfahren. befinden sich unter den nach China ausmarschierten Truppen auch zwei Töhne hiesiger Stadt. Es find dies: rin Sohn des verstorbenen Polizeisoldaten Proß und ein Sohn des Waldschützen Gchuon. Mögen sie im fernen Ostofien als wackere Soldaten in ihrem Teil zur Ehre der deutschen Waffen beitragen und einst als Sieger wohl und munter in die Heimat zurückkehren.

Wildberg, 18. Juli. (Einges.) Zu dem am 29. Juli statlfindenden Gaulurnfest haben sich bis jetzt angc- mrldet IS Vereine mit ca. 400 Turnern; hievon beteiligen sich am Einzelwettturnen 37 Turner und 19 Zöglinge, am Vereinswettturnen 11 Vereine. Nachmittags sofort nach Ankunft des Fefizugs auf dem Festplatz werden die Maffen- stabübungen vorgeführt. Bei günstiger Witterung ist rin lebhafter Besuch des Festes zu erwarten.

Calw, 16. Juli. Gestern Abend nahm hier die 17. Versammlung des württ. Forstvereins ihren offiziellen An­fang mit einer geselligen Vereinigung der Teilnehmer im Gasthof zum Waldhorn. Zur Teilnahme sind ca. SO Forst- beamte angemeldet. Für heute ist eine Exkursion in die Reviere Liebenzell und Hirsau geplant. Der Exkurfionsweg beginnt w Monbach Neuhausen und zieht sich durch die Waldungen rechts der Nagold über den Kaffeehof bei Lie- benzell nach Hirsau. Morgen folgen sodann die öffentlichen Verhandlungen im Vereinslokal, bei welchen u. o. Oberförster Ramm-Herrenberg über »Rationelle Düngung der Forst­gärten" und Amtsanwalt Dreiß-Herrenberg überdie wich- tigsten Bestimmungen des bürgerl. Gesetzbuchs und seiner württemb. Nebengesetze im Hinblick auf Forst- und Jagd­verwaltung" sprechen.

Calw, 17. Juli. (Korr.) Gtadtschultheiß und Land- tagSabgeordneter Haffner. der seit mehreren Wochen schon schwer erkrankt war, befindet sich erfreulicherweise aus dem Wege der Besserung. Unter den nach China gesandten Streitkrästen befindet sich der Sohn der Frau Lammwirt Schwämmte hier, welcher als Matrose in Kiel gedient hat.

Rottenburg, 17. Juli. (Korr.) Gestern Abend ver­ließ der Chef des Kultdepartements, Herr Staatsrat Dr. von Weizsäcker die Bischossstadt, woselbst er vormittags '/,12 Uhr zu einem Besuch beim hochwürdigsten Herrn Bischof eingetroffen war. Anläßlich dieses Besuches ver­sammelte Seine bischöfliche Gnaden die hochwürdigen Mit­glieder des Domkapitels und den Herrn Syndikus zu einem Mahle im bischöflichen Palais. Mit dem hohen Gast be­sichtigte letzterer in Begleitung des hochwürdigsten Bischofs die bischöflichen Kanzleiräume und das Priesterseminar, welcher Besichtigung Besuche beim Domherrn und dem Syndikus folgten. Möge der hohe Besuch Beziehungen des bischöf­lichen Stuhls zu der kgl. Staatsregierung anbahnen, bezw. befestigen, welche der Diözese, wie dem württ. Heimatlande zum Segen gereichen.

Tübingen, 18. Juli. Privatdozent Dr. Küttner wird sich, nachdem die Verhandlungen nunmehr zum end- giltigrn Abschluß gediehen sind, nächsten Monat im Auftrag des Roten Kreuzes nach China begeben. Es ist ihm die Leitung eines großen Lazarets übertragen, das in Tfintau (Kiautschou) eingerichtet wird.

Stuttgart. 16. Juli. Den schriftstellerischen Nachlaß deS verstorbenen Oberbürgermeisters v. Rümelin hat dessen Gemahlin Nothalie Rümelin-Oesterlen dem Schriftsteller und sozialdemokratischen Reichtstagsabgeordne- ten Wilhelm BloS, einem langjährigen treuen Freund ihrer Familie, zur Durchsicht und Ordnung übergeben. Außer Aussätzen, Vorträgen und Gedichten verschiedensten Inhalts befindet sich in dem Nachlaß auch eine größere sozialpolitische Arbeit. Herr Blos beabsichtigt, unter Mitwirkung von Frau Rümelin, eventuell eine Auswahl von teils schon ge­druckten teils noch ungedruckten Arbeiten des verstorbenen

Oberbürgermeisters von Stuttgart in Buchform herauszu­geben.

Stuttgart, 17. Juli. (Korr.) Dr. Clemens, Ober­lehrer in Wolfenbüttel, der nach einer 5jährigen Amtsperiode als Vorsitzender des Deutschen Gäbelsberger Stenographen, bundes bei dem nächste Woche in Dresden stattfindenden VI. Deutschen Stenographentag sein Amt niederlegen wird, ist als Nachfolger des vor einem halben Jahre verstorbenen Oberregierungsrat Prof. Krieg zum Vorstand des Kgl. Stenographischen Instituts zu Dresden, der einzigen wissen­schaftlichen Staatsanstalt für Stenographie, ernannt worden. Diese Berufung ist von unabsehbarer Tragweite für die gegenwärtige, aus Einigung der verschiedenen Stenographie- Systeme gerichtete Bewegung.

Stuttgart. 18. Juli. Die Hofschauspielerin Eleonore Brnzinger-Wahlmann ist heute früh in Tübingen an Herzschwäche im Alter von 57 Jahren gestorben.

Stuttgart. Unter den jungen Geistlichen beider Konfessionen, die in diesem Monat im hiesigen Militärlazaret eine 4wöchige Urbung mitmachen, war der Wunsch hervor­getreten, sich auch gelegentlich mit dem Werk der Einführ­ung von Krankenpflegekästen (Charlotte) in Landgemeinden näher bekannt zu machen. Zu diesem Zweck wurde der Schrift­führer des Komites nach Stuttgart geladen und gab den Teilnehmern des Kurses einen Ueberblick über den Stand der Verbreitung und sonstige Ausklärungen. Hierauf wurde unter seiner Leitung ein ausgestellter Musterkasten und das zur Ausleihe von Krankenpflegemitteln auf daS Land bestimmte Zentroldepot besichtigt, sowie der an das K. Hoswasch« Haus angebaute Dampssterilisier-Apparat. Die saubere und praktische Zusammenstellung erregte das ungeteilte Interesse der Teilnehmer, die nicht verfehlen werden, für weiteres Be­kanntwerden dieses segensreichen Unternehmens in den Land­gemeinden Sorge zu tragen.

Allmendingen, 17. Juli. (Korr.) Seit Wochen herrschen hier und in der Umgegend in ausgedehnter Weise die Masern. In mehreren Fällen traten dieselben in bös­artigem Grade aus, sodaß einige Erkrankte denselben er­lagen. Hier ist nahezu ein Drittel der Schulkinder durch die Seuche vom Unterricht ferngehalten und ist deshalb die Schule vom Kgl. Obrramtsphysikat auf drei Tage ge­schloffen.

Gaildorf, 17. Juli. Heute vormittag wurde in Mittel- fisch ach durch Oberamtmann Majer von hier di« feierliche Amtseinsetzung des zum Schultheißen dieser Gemeinde gewählten Revifionsasfistenten Knabe aus Nagold vorge­nommen.

Crailsheim, 17. Juli. Gestern abend 6 Uhr pas­sierten über 100 Mann Württemberg. Freiwillige für China »nsern Bahnhof. Die Mannschaften, welche nur kurzen Auf- .nthalt hatten, wurden von hiesigen Bürgern reichlich bewirtet. Alle waren fröhlichster Stimmung und sangen bei der Ab­fahrt dos LiedDeutschland, Deutschland über alles." Auf dem Bahnhof hatte sich ein sehr zahlreiches Publikum ein­gefunden.

Ulm, 16. Juli. Der Frage des Wetterschießens will man auch in unserer Stadt näher treten. Vün Neu- Ulm aus wurde die Sache durch die Eingabe eines dortigen Bürgers an den Magistrat angeregt. Auch der landwirt­schaftliche Bezirksverein Ulm hat in seiner letzten Versamm­lung die Frage berührt. Der Vorsitzende konnte hiebei Mit­teilen, daß das Gouvernement einem Versuch nicht abgeneigt sei, und so dürfte der Anregung, von der Wilhelmsburg aus einmal ein Wetterschießen zu veranstalten, Folge gegeben werden.

Ulm, 17. Juli. Dir beiden Wiener Distanz.Faß­roller, Kaufmann Enzmann und Cafetier Trebsche, die um 5000 Kronen gewettet haben, ein 256 Kilo schweres Faß in 50 Tagen von Wien nach Paris zu rollen, sind gestern abend hier eingetroffen und haben im Hirsch Quar­tier genommen. Von der nahezu 1400 km langen Strecke haben die Beiden in 24 Tagen etwas über die Hälfte zu­rückgelegt. Der Weg war anfänglich durch ununterbroche­nes Regenwetter sehr schlecht. Doch hoffen die Unternehmer, trotzdem sich der eine derselben den Fuß verstauchte, bis zur gegebenen Frist in Paris einzutreffen.

Vom Bodensse, 18. Juli. (Korr.) Zur Bildung der nach China bestimmten gemischten Brigade stellte das Bataillon in Lindau 1 Unteroffizier und 8 Mann, daS Regiment in Konstanz 1 Sergeanten, 2 Unteroffiziere, 1 Lazaretgehilfen, 2 Gefreite, 2 Spielleute und 21 Mann. Die Stadt Lindau hat jedem der ausziehenden Freiwilligen ein Geldgeschenk und ein Andenken in Form eines mit dem vergoldeten Stadtwoppen geschmückten, gefüllten Cigarren­etuis überreichen lassen. Die Mannschaften sind bereits abgerrist.

Konstanz. 16. Juli. Prälat Schftyer, der hochver­diente und berühmte Erfinder der Weltsprache, hat für

unser« nach China reisenden Soldaten ein kleines aber sehr praktisches Handwörterbuch versaßt, worin die für den täglichen Umgang gebräuchlichen Worte in fünf fremden Sprachen mit jeweiliger Angabe der Aussprache, angegeben find, nämlich in Französisch, Russisch, Englisch, Chinesisch und Japanisch und endlich in Volapück. Das Büchlein ist zweifellos sehr wichtig und kann unseren VaterlandSoer- tridigern in China, wo sie ja mit allen möglichen Nationen zusammentreffen und zusammen kämpfen müssen, sehr gute Dienste leisten; will ein deutscher Soldst einem mitkämpfendrn französischen oder japanesischen u. s. w. Kameraden einen Ausdruck mitteilen, so darf er nur in Schleyers Lexikon Nachsehen, den er leicht in der Rocktasche überall mittragen kann, da er nur die gebräuchlichsten Worte enthaft. Die gestern Früh 3 Uhr von hier nach China auSgezogenen Soldaten des hiesigen Regiments haben sich auf Anraten ihrer Vorgesetzten fast alle das Schleyrr'sche Büchlein an­geschafft. das der Verfasser extra für das jetzige Vorgehen gegen China in den letzten Tagen zusammenstellte und drucken ließ; eine edle, patriotische Thal und eine eminente geistige Leistung, die alle Anerkennung verdient.

Heidelberg, 16. Juli. (Korr.) Gestern Nachmittag landete auf seiner ersten Fahrt von Heilbronn hierher mit zahlreichen Gästen an Bord das PersonenbootNeckar" der Neckordampfschisfahrtsgesellschaft Heilbronn am festlich geschmückten Neckarstaden. Mit dieser ersten Fahrt ist der regelmäßige Personenverkehr auf dem Neckar eröffnet. Das Boot legt zu Thal ca. 20 Km., zu Berg nahezu 10 Km. per Stunde zurück und fährt wahrscheinlich vorerst jeden Sonntag früh ab Heilbronn nach Heidelberg und nachmittags zwischen Heidelberg u. Eberbach, an Markttagen zwischen Heidelberg und Eberbach, bezw. Neckarsteinach. Auf allen Zwischenstationen kann aus- und eingestiegen werden. DaS zweite, den Personenverkehr auf dem Neckar vermittelnde Boot, gleichfalls im Besitz der Neckardampf. schiffahrtSgessllschaft.Das KSLhchen von Heilbronn", fährt bekanntlich schon seit mehreren Wochen; dasselbe wird voraussichtlich Donnerstag früh ab Heilbronn bis Mann­heim und Sonntags nach Bedarf verkehren. Letzteres Schiff fährt in der Regel noch Güter unter Deck.

Berlin, 17. Juli. Bei der Abfahrt des Kriegs­schiffes Wittekind aus Port-Said kam es zu sehr erfreulichen Kundgebungen seitens eines franzö­sischen Truppentransportdampfers, der gleichfalls auf dem Wege nach dem Kriegsschauplatz begriffen war. Dem Lokalanzeigec wird hierüber gemeldet: Die Musik des deutschen Dampfers intonierte die Marseillaise, auf beiden Seiten traten dir Wachen unter Gewehr und salu­tierten. Plötzlich kam Leben in die Reihen der Franzosen, ein immer stärker anfchwellendes, wahrhaft frenetisches Hurrah tönte aus tausend Kehlen herüber, die Mannschaften schwenkten ihre Mützen, die Offizier« ihre Tropenhelme. Interessant ist übrigens, daß die Uniform der Franzosen, Deutschen und Portugiesen di? gleiche ist.

Da man in Nagold vor Kurzem Gelegenheit hatte im Theater des Direktors Aßmayr die modernen Lustspiel- fabrikanten Schönthan, Kadekburz etc. kennen zu lernen, so dürfte ein Bericht imSchw. Merk." über die Aufführung von KotzebueSDeutschen Kleinstädtern" im Berliner Theater interessieren. Es heißt da:Es gehört heutzutage zum guten Tone, bei dem Namen Kotzebue mißbilligend den Kopf zu schütteln oder mitleidig die Achseln zu zucken. ES liegt in diesem Urteil ein gut Teil Pharisäerhochmut. der recht kläglich wirkt, wenn man an die Beifallsstürme üenkl, die etwa ein Kadelburg und Genossen allabendlich bei un­serem biederen Publikum zu entfesseln wissen. Wer ist Kadelburg? Ein Kotzebue, ein ganz, ganz kleiner Kotzebue. ein Zwerg, dem gegenüber der Theaterliebling unserer Vor- fahren wie ein Riese erscheinen will, ei» Epigone im Ver­gleich mit ihm, dem Klassiker. Das war die Erkenntnis, die uns durch die Aufführung von KotzrbuesDeutschen Kleinstädtern" im Berliner Theater vermittelt wurde. Es soll hier keine Apologie des Viel verkannten und Vielge­schmähten gegeben werden. Ein Dichter war er nicht, aber ein Kenner der Anforderungen und Wirkungen des Theaters, wie es vielleicht keinen zweiten gegeben hat, ein Techniker ersten Rangs. Bei seiner bekannten Mc ffenprodukuon hat er nahezu die ganze Skala der möglichen Lustspiel- und Schwankmotioe durchlaufen, und seine Werke find so natur­gemäß zu den brauchbarsten Kompendien füc Lustspielsabri- kanten aller Zeiten geworden. Aber keiner von ihnen hat ihn erreicht in der Eleganz seiner Effekte, in der Geschick­lichkeit und der leichten Ironie seiner Situationskomik. Der Eindruck ähnelt dem des Kunstfreundes, der sich zum ersten Mal vor das Originalbild gestellt steht, das er bisher nach mehr oder weniger unzulänglichen und kindischen Kopien zu beurteilen geneigt war. Daher die stürmische, geradezu sensationelle Aufnahme! In der That bergen dieDeutschen