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Auflage 198« Preis »ierteljährl. hier mit LrSgerlohn 9(1 im Bezirk 1 ^ außerhalb d. Bezirks 1 ^l20

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Dkl GksklWsttt.

Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberarnts-Bezirk Nagold.

74. Jahrg««-.

JusrrtionS- Gebühr f.d. einspaltig« Ziel» auS gewihul. Schrift oder deren Raum bei einmalig. Einrückung 2 bei mehrmalig, je S

Gratisbeilagen: DaS Plauderstübche» «ud

Schwäb. Landwirt.

110 .

Amtlicher.

A« die eva«g. Pfarrämter.

Die jährliche

Bezirkssynode

findet Heuer Mittwoch de« 1. August statt.

Tagesordnung:

9 Uhr EröffnungSgotteSdienst (Kirchgang vomZellerhaus" auS.) 10 Uhr Verhandlungen im Zellerhaus: Wahlen zur Landessynode, UrberfichtSbericht,Ktrchenausficht".

Die theologische Disputation

findet Dounerstag de« L. Aug. von 10 Uhr an statt.

Nagold, den 17. Juli 1900.

Evang. Dekanatamt: Römer.

Hages-Neuigkeitm.

Deutsches Leich.

Nagold, den 17. Juli.

Z Eine harmonisch und würdig verlaufene Feier veran­staltete unser Liederkranz gestern Abend im Waldhorngarten, w ,zu der vorangegangenen Einladung in diesem Blatte Folge gebend außer den Sängern und Sänger-Frauen eine groß« Anzahl passiver (Ehren-) Mitglieder mit Familirn-Angehö- rigen sich eingesunden hatten. Galt es doch, sich miteinander zu freuen über den verhältnismäßig glänzenden Erfolg des beim mufikliebenden hiesigen Publikum längst gut angeschrie- brnen Liederkranzrs. so dieser Verein durch Eroberung eines II. Preises beim Gausängerfest in Rottweil zu verzeichnen- hat, eine Leistung, die umso höher onzuschlagen ist, wenn man bedenkt und weiß, wie sich andere Vereine schon zum wiederholtenmal «nd jahrelang vergeblich um einen Preis abgemüht haben, um vielleicht erst beim dritten Anlauf sich einen solchen zu erringen. In begeistert ausgenommen«»: schwungvoller Rede feierte insbesondere der von den Sängern des Liederkranzes hochverehrte Mufikoberlehrer Hegel« (Ehren­dirigent dieses Vereins) den schon beim ersten Versuch trotz der bed-ulenden Konkurrenz erzielten schönen Preiserfolg und damit den erst seit Mai den Liederkranz dirigirenden unermüdlich und eifrig thätig gewesenen Lehrer Blum, auf den der verehrte Redner ein wohlverdientes, von der ganzen Gesellschaft kräftig unterstütztes Hoch ausbrachte. Dos Aus­schußmitglied Karl Reichert, Sägwerkbrsitzer, brachte im Ginne der Ehrenmitglieder dem Verein mit freundlichen Worten herzlichen Glückwunsch zum Ausdruck und gab der Hoffnung Raum, es möge dem Liederkranz das Errungene ein Ansporn zu weiterem Thatendrang sein. Mit gewohn­ter Begeisterung für die edle Gangeskunst sprach sich in ähnlichem Ginne der dem Liederkranz stets zugeneigte Stadt­schultheiß Brodbeck aus, dabei der Vorstandschaft gedenkend, die sich keine Mühe verdrießen ließ, zu ihrem Teil zu dem Gelingen beizutragen. Auch ihr galt ein Hoch. Der Vereins­vorstand, OberamtSpfleger Rapp, dankte allen den freundlichen Rednern für ihre liebenswürdigen, ehrenden Worte mit einem Hoch auf di« Ehreumitglieder, diese bittend, sie möchten auch inskünftig dem Verein ihr Interesse zuwenden und wie bisher Freud und Leid mit ihm teilen. Weiter sprachen noch Maler Hespeler, den Altmeister Hegels, und Stadtpfleger Lenz, den dem Verein stets wohlgeneigten Stadtvorstand, sowie Gchreinermstr. Ehr. Braun, die Feuerwerker des abends feiernd. Einleitend mit seinem Wahlspruch:Wahr das Wort, rein der Sang, treu das Herz mein Lebenlang" brachte der Verein den zahlreichen Anwesenden sein herrliches Preislied Wem Gott will rechte Gunst erweisen", und andere Ehöre, welche in Rottweil als Maffenchöre bei der Gesamtauf­führung zum Vortrag kamen, z. B.:Das ist der Tag des Herrn",Ach du klarblauer Himmel", Was Hab' ich denn meinem Feinsliebchen gethan" zu Gehör. Es waren diks Kompositionen, mit denen der Verein zeigte, daß er sowohl dem Musik-Klasfiker als auch dem Volkslied Verständnis entgegenzubringen weiß. Ein« hübsch arrangirte italienische Nacht (Lampions- und bengal. Beleuchtung) und ein brillantes Früerwerk machte den Veranstaltern alle Ehre. Wir schließen diesen Bericht mit dem Wunsche, es möchte der Liederkranz auf seinen frischen Lorbeeren nicht ausruhen, sondern weiter­streben in fernem edlen Thun, er möge auch fernerhin wachsen, blühen und gedeihen! An der nötigen opferwil­ligen Unterstützung seiten- materiell gutfituirter Sanges- freunde hoffen wir wird ek ihm wohl nicht fehlen!

8. Gau sängerfest des Württemb. Schwarzwaldgau- sängerbundeS. Nachdem schon seit mehreren Wochen die Vorbereitungen zum großen Sängerfeste in Rottweil ge­troffen waren, fand dasselbe gestern unter überaus reger Beteiligung und begünstigt vom herrlichsten Wetter statt.

Nagold, Mittwoch der» 18. Äuti

Schon am Samstag Abend waren verschiedene Vereine eiu-

getroffen, um an dem Frstbanquett, welches in der Lirder- halle abgehalten wurde, teil zu nehmen. Der Morgen wurde durch Tagwache und Böllerschüsse eingeleitet. Gleich nach 7 Uhr trafen 3 Extrozüge mit den Sängern aus nah und fern «in. Die Stadt war aufs reichste geschmückt und beflaggt. Um 10 Uhr begann das Wettfingen und Lauerte bis etwa 1 Uhr nachmittags, worauf sich alle Vereine und Festteilnehmer zum Festessen bezw. zur Mittagstafel begaben. Um 3'/, Uhr war großartiger Festzug, eröffnet durch 3 Vorreiter und 3 Mufikkorps. Der Zug begab sich zurück nach dem Festplatz, wo die einzelnen Vereine abwechselnd mit Musik und Gesang den Nachmittag verbrachten, wäh­rend das Preisgericht sich beratend zurückgezogen hatte. Dasselbe bestand aus den Herren Seminar-Mufikoberlehrer Hegele auS Nagold. Musikdirektor Weinhardt-Reutlingen und Kgl. Musikdirektor Zoller-Ehingen. DaS Resultat deS Wettgesangs ist folgendes:

Gauvereine.

Volksgesang. 1. Preis Trossiugen Germania mit SS Punkt, 2. Preis Sulgen Frohsinn mrt 49 P 2. Pr. Lauterdach Frohsinn mit 49 P., 2. Pr. Schwenningen Eintracht mit 46 P.. 2. Pr. Kie­bingen Liederkranz mit 44,S P., 2. Pr. Hailfingen Liederkranz mit 44 P., 2. Pr. Ergenzingen Liederkranz mit 41 P., 2. Pr. Wehingen Gesangverein mit 41 P.

Höherer VotkSgesang. 1. Pr. Schramberg Lyra mit S7 P., 1. Pr. Oberndorf Frohsinn mit S4 P., 1. Pr. Trossingen Har­monie mit S4 P., 2. Pr. Freudenstadt Männerchor mit S3 P., 2. Pr. Tuttlingen Harmonie mit S2,S P., 2. Pr. Nagold Liederkranz mit S2 P., 2. Pr. Sulz Liederkranz mit 51 P.. 2. Pr. Ebingen Eintracht mit S1 P., 2. Pr. Tuttlingen Kath. M.-Ber. mit SV P., 2. Pr. Horb Liederkranz mit 46 P.

Kunstgesang. 1. Pr. Schwenningen Frohsinn mit 69 P., 1. Pr. Schwenningen Liederkranz mit 68 P., 2. Pr. Tuttlingen Liederkranz mit 6V P., 2. Pr. Oberndorf Liederkranz mit S4 P.

Vereine außer Gau.

Volksgrsang. 2. Pr. Haigerloch Liederkranz mit 49.S P.

Höherer VolkSgesang. 2. Pr. Konstanz Badenia mit S2,S P., 2. Pr. Billingen SängerkreiS mit 52 P., 2. Pr. Gailingen Eintracht mit 49 P.

Kunstgesang. 2. Pr. Haigerloch Sängerbund mit 57 P., 2. Pr. Hechingen Mufikverein mit 47,ö P.

Ein Festball in der Liederhalle beschloß die Feier drs gelungenen Festes.

Sündringen, 16. Juli. Eine recht würdige Ab- schiedsfeisr veranstalteten am vergangenen Sonntag im Wirt­schaftsgarten des Herrn Bürklezum Rößle" hier die Ge­meinden Gündringen und Unterschwandors ihrem scheiden- den hochwürdigen Herrn Pfarrer Snau:. wozu sich die hochwürd. Geistlichkeit, die Herrn Lehrer und Bürger der Nachbargemeindrn zahlreich eingefunden hatten. Schultheiß Kiefer eröffnete den Rednerreigen und übergab dem H. H. Pfarrer unter Worten des Dankes für sein segensreiches Wirken in hiesiger Gemeinde ein seitens der Gemeinde gestiftetes schönes Gopha. Derhies.DarlkheuSkaffenoerein.deffrnGründer und Vorstand der Scheideude seit 14 Jahren ist, ließ durch den Vorsitzenden des AusfichtsratS Herrn Kaufmann Lohrer eine goldene Uhrkette überreichen. Mit bewegten Worten dankte der hochwürdige Herr Pfarrer der Gemeinde für das ihm während seiner 24jährigen Thätigkeit «ntgegenge- brachte Vertrauen und die reichen Geschenke und bat auch seinem Nachfolger jederzeit mit derselben Liebe und Achtung zu begegnen. Der hochw. Herr Pfarrer Reiter von Voll­maringen, ein KurSgenofse und Freund des Scheidenden, brachte einen schwungvollen Toast aus denselben aus, in den die ganze Versammlung einstrmmte. Nickt wenig trug der Kirchenchor durch die sehr gut zu Gehör gebrachten Gesangsvorträge zur Hebung der Feststimmung bei. DaS Kapitel Horb hatte für den alleroerehrlen Herrn ebenfalls einen Abschied geplant, waS jedoch von demjelben in seiner bescheidenen Weise abgtlehnk wurde. (H. Chr.)

t. Vom hintern Wald, 17. Juli. Die Heuernte ist nun auch bei uns zum größten Teil beendigt. Die Regentage der zwei letzten Wochen waren ungünstig für die Einbringung des HeueS, hoben aber unseren Feldern wieder genügende Feuchtigkeit gebracht. DaS an den letzten Tagen eingebrachte Heu ist von vorzüglicher Qualität. Wenn auch mitunter ein Wagen mit nicht ganz dürrem oder trockenem Heu ringesührt wurde, darf man doch im großen Ganzen mrt dem heurigen Heuet zufrieden sein.

Herrenberg, 16. Juli. Unter den nach China ab­stehenden deutschen Truppen befindet sich auch der z. Zt. in Cannstatt in Garnison befindliche Artillerist Hörmann von Oeschelbronn. Gestern nachmittag wurde «in Arbeiter aus Gültstein (gebürtig von Bondori> wegen Verdachts, sein zwei Monate altes Kind vergiftet zu haben, hier ein­geliefert.

Aus Stuttgart wurde neulich folgende intereffante Gerichtsentsckeidung b«tr. Ttreikunteistützung berichtet. Wäh­rend des MöbelarbeitrrstreikS waren verschiedene Arbeiter

1S00.

vor der durch die Streikleitung verkündeten Beendigung deS

Streiks in ihre früheren Arbeitsverhältuiffe zurückgekehrt. Für die vorher auS der Streikkaffe erhaltene Unterstützung wurden sie deshalb vom Kassierer zur Rückzahlung ange­halten. aber ohne Erfolg, denn das Gericht sprach in zwei Instanzen auS, daß sie hiezu nicht verpflichtet seien. Das Landgericht sagt in seiner umfangreichen Begründung u. a.: Der Z 152 der Gewerbeordnung hebt all« Verbote und Strafbestimmungen gegen Gewerbetreibende, gewerbl. Ge­hilfen, Gesellen u. Fabrikarbeiter wegen Verabredungen u. Bereinigungen zum Behuf- der Erlangung günstigerer Lohn- und Arbeitsbedingungen, insbesondere mittels Einstellung der Arbeit und Entlassung der Arbeiter auf und bestimmt in Absatz 2 weiter, daß jedem Teilnehmer der Rücktritt von solchen Vereinigungen und Verabredungen freistehe und daß aus letzterem weder Klage noch Einrede stattfiude .... Die eigenen Einräumungen de- Klägers, daß vielleicht schon von Anfang an beabsichtigt gewesen sein möge, von denje­nigen, welche beim Streik ausharren, die Beträge nicht zu­rückzuverlangen, daß aber die Geldempfänger gleich bei Em­pfang der Unterstützung belehrt worden seien. Saß jedenfalls von den Streikbrechern daS Geld werde zurückoerlangt werden, lassen erkennen, daß die Form des Darlehens lediglich zu dem Zwecke gewählt worden ist. um zu verdecken, daß e« sich bei den hiagegebenen Beträgen um Streikunterstützungen handelte, deren Rückforderung im Wege der Klage dem Ausgeführten zufolge nach H 152 der Gewerbeordnung ausgeschlossen ist.

Cannstatt, 12. Juli. Einen erfreulichen und nach­ahmenswerten Beschluß faßten gestern die bürgerliche» Kol­legien. Infolge einer von der Einwohnerschaft ergangenen Anregung zur Gründung einer VolkSbibliothek mit Lese­saal wurde auf Veranlassung deS Oberbürgermeisters be­schlossen, «inen BibliotheksondS auzulegen, dem vorerst jährlich 200 zngewiesen werden; ferner wurde der Bwliothek ein städtisches Lokal in Aussicht gestellt. Der Beitrag zur bestehenden Bolksschulbibliothek wurde von 50 auf 100 erhöht und der Beitritt zum Verein für Volksbildung (Sitz in Berlin) erklärt.

Gchramberg, 13. Juli.Kommt er, oder kommt er nicht?" Diese Frage beschäftigte hier schon seit Wochen viele, besonders ängstliche Gemüter. Nun ist dir Frage gelöst. Er kommt nicht". Nämlich unser Schloßberg, oder bester gesagt unser Felskegel, den die Ruine Nippenburg krönt. Vor Wochen entdeckte da ein Entdecker an der südlichen Seite genannten Felsens (Gaishalde) ganz bedenkliche Riffe und konnte man besonders nach Regenwetter in seinem Innern deutlich das Ausfallen der Schweißtropfen des Felsens vernehmen. Große Aufregung! Wenn der Felsen kommt, so kommt auch die Ruine und dies dauert sogar nicht mehr lange. Jv höchstens 14 Tagen Hot Schramberg einen Berg­sturz, gleich dem von Goldau oder von Langen am Arlberg, so hört man berichten. Mit Fernrohr oder Feldstecher be­waffnet, zog mancher aus, daS drohende Unheil von der gegenüberliegenden Lauterbachstraße aus in Augenschein zu nehmen. Die Meinung von Leuten, denen diese Felspartte seit Jahren genau bekannt war, und diese Riss«, wie solche auch auf andern Seiten deS Felsens schon lange zu finden find, für alt hielten, konnte nicht zur Geltung gelangen. Glücklicherweise wurde an die Ergreifung von Vorsichts­maßregeln qedacht und solche der Gutsherrschaft zur Pflicht gemacht. Diese stellte demDeutsch. Volks dl." zufolge Sie Entscheidung über die Verpflichtung der Kgl. Regierung des TchwarzwaldkreiseS tu Reutlingen anheim, in deren Auf­trag vergangenen GamStaa Professor Dr. Fraas aus Stutt­gart in Begleitung eines Referenten der Kgl. Kreisr-gierung eine eingehende Prüfung deS Gesteins vornahm. Und siehe da: der Fels kommt in 14 Tagen noch nicht:Er hält noch ein paar Millionen Jahre". So wenigstens ist daS Urteil der zünftigen G-ologie.

Karlsruhe, 16. Juli. Die hier zusammrngetreteneu beiden Freiwilligen-Kompagnien für das ostasiatffche Expeditionskorps werden morgen nachmittag nach dem Tr rp« penübungsplotz bei Hagenau befördert, wo sie mit den Kom­pagnien aus Elsaß-Lothringen im Bataillonsverband« vereint werden und bis zur Abfahrt nach Bremerhaven verbleiben. Um 4 Uhr 45 Min. morgen nachmittag erfolgt die Verab­schiedung auf dem Kasernenhof des Leibgrenadie'.regiments, zu welcher auch S. K. H. der Großherzog sein E scheinen m Aussicht gestellt hat. Der Abgang deS Zuges ist 6 Uhr 5 Minuten.

München, 13. Juli. Der von der Luftschiffer-Lbteilung zu Uebungszwecken benützte Drachenballon stieg nach den Münch. Bl. heute Freitag Morgen bet der Militärschwimm- schule mit Leutnant Reiser im Korb aus. Kaum hatte er 200 Meter Höhr erreicht, als sich das 1000 Meter lange, von 100 zu 100 Meter abteilbare Kabel loSlöste und der Ballon durchging. Mil dem Ballon war ein Soldat in der