tagsruhe in denjenigen Privatwerkstätten von Spandau, in welchen die Versandkisten angefertigt werden, aufgehoben. Auch in den Artillerie-Depots wurde den ganzen Sonntag bis zum Anbruch der Dunkelheit gearbeitet. Zur Lieferung sind auch Berliner Holzbearbritungssabriken herangezogen worden, weil die Verpackung und Versendung in denkbar kürzester Zeit bewerkstelligt sein muß.

London, 9. Juli. Nach einem Telegramm derCen­tral News" aus Taku vom 3. Juli wird aus Peking be­richtet: Die Chinesen stellen hundert moderner Krupp'scher Geschütze auf den hohen Mauern auf, um die Gesandt­schaften zu bombardiren. Nur 25 Japaner sind in Peking. 300 chinesisch« Christen und die Japaner find im Hause des Prinzen Eit gegenüber der englischen Gesandtschaft. Der Fluß trennt sie davon. Die Entfernung beträgt 100 Meter. Die Zahl der chinesischen Truppen in Peking be­läuft sich auf ungefähr 50 000 Mann.

Brüssel, 9. Juli. Eine hier eingegangene Depesche aus Shanghai vom 9. ds. Mts. meldet: Einem chinesischen Blatte zufolge seien die Truppen des Prinzen Ching in Peking eingetroffen, um die dortigen Europäer zu ver­proviantieren und gegen die Ausrührer zu verteidigen.

London, 9. Juli. Die Abendblätter melden auS Tientsin vom2.Juli: DieverbündetenStreitkräfte wurden heute von chinesischen Plänklern sehr beunruhigt. Um die letzteren heranzulocken, wurde gestern eine gemein­same Rekognoszirung gemacht. Eins Abteilung Russen ging in nördlicher Richtung 2 Meilen auf den Bahnhof zu, vor. Eine kleinere Abteilung rückte in nord-östlicher Richtung vor. Infolge von Mißverständnissen unter den Generalen der verbündeten Streitkräfte, welche gemeinschaftlich vorgeben sollten, wurden diese einige Zeit von dem Vormarsche zurück- gehalten. Inzwischen hatten die vorgerückten russischen Truppen einen heftigen Gegenangriff seitens der kai­serlich chinesischen Truppen aus der Eingeborenenstadt auS- zuhalten. Die Russen hielten unter großen Schwierigkeiten die Angreifer tapfer im Schach bis Verstärkungen eintrafen. Die Chinesen unterhielten während 2 Stunden eine furchtbare Kanonade aus schweren Geschützen, welche aus den Stadtwällen ausgestellt waren, jedoch nur unbe­deutenden Schaden anrichteten. Gleichzeitig rückte eine starke chinesische Abteilung vom östlichen Teile der Stadt vor. Die Europäer richteten ihr Hauptaugenmerk auf die Zurückweisung des Angriffs von Norden. Inzwischen rückten die Chinesen auf 100 Urrds an die Pontonbrücke bei der französischen Niederlassung heran und nähme« daselbst eine beinahe undurchdringliche gedeckte Stel­lung ein, von wo sie ein heftiges Gewehrfeuer eröffnten. Es folgte ein verzweifelter Kampf zwischen ihnen und den Russen, welche die Brücke mit einem Galling-Geschütz zu verteidigen suchten. Die Russen behaupteten ihre Stellung bis zum Eintreffen zweier russischer Kompagnien, worauf sich die Chinesen zurückzogen. Die englischen und übrigen fremden Truppen griffen in gedeckten Stellungen vom anderen Ufer aus an, waren aber nicht im Stande, wirksam auf die Angreifer zu feuern, da dieselben fast ganz unsichtbar waren. Das Gefecht war am späten Nachmittag beendet. Der Feind erlitt beträchtliche Verluste, aber die russischen Verluste sind größer als die feind­lichen, jedoch kamen auf russischer Seite meist leichte Ver­wundungen vor.

London, 10. Juli. Nach einer Meldung derDaily Mail" aus Shanghai besteht kein Zweifel, daß Prinz Ching den Europäern in Peking hilft und General Auvglu auch mit seinem Eirfluß für sie eintritt, die aus die englische Gesandtschaft gerichteten schweren Geschütze sollen darum noch nicht in Thätigkeit gesetzt worden sein, weil Prinz Ching und Junglu alle Munition weggenommen und ent- sernt haben.

Glatz, 10. Juli. Dem Generalstabsoffizirr der 1. Di­vision, Frhrn. v. Reitzenstein wurde der Rest seiner Festungshaft erlassen und derselbe sogleich dem Stabe des neuen Expeditionskorps nach China zugeteilt.

Shanghai, 10. Juli. Nach Meldungen aus offi­zieller chinesischer Quelle übernahm die Kaiserin am 30. Juni die Regierungsgewalt wieder uud eruarmte Dnuglu

zum Premierminister. Sie saudte eine» Läufer, welcher 100 englische Meilen täglich zurücklegte, «ach Nanking, «m den Bizekönigrn der Naugtse-Proviuzeu für ihre Treue zu dankeu und ihnen zu empfehlen, die Fremden um jeden Preis zu schützen.

London, 10. Juli. Dis Rkutrrsche Bureau meldet aus Tientsin vom 3. ds.: Chinesischen Quellen zufolge er­griffen die Fremden in Peking von dem vierte» Prinzen- palsst Besitz, welcher der britischen Gesandtschaft gegenüber­liegt und sie beherrscht. Im Palast fanden die eingeborenen Christen, welche vor den Boxern flüchteten, Zuflucht.

N e w - I o r k, 10. Juli. Der amerikanische Konsul Grodnow in Shanghai telegraphiert, der Gouverneur von Schantung mache bekannt, daß die Gesandtschaften in Peking am 5. Juli noch gestanden hätten und daß die Aufrührer sich zerstreuten. Grodnow bemerkt dazu, man schenk« der Meldung nicht allen Glauben.

London, 11. Juli.Daily Expreß" meldet: Die Chinesen haben am 4. Juli Tientsin mit 75000Mann und 100 Geschützen angegriffen. Tientsin wurde von 14000 Mann der vereinigten Truppen verteidigt. Die Russen und Japaner hatten die stärksten Verluste. Von einer russischen Kompagnie Infanterie in Stärke von 120 Mann wurden mit Ausnahme von 5 Mann Alle ge­tötet oder verwundet. Große Verluste hatte auch das deutsche Kontingent. Die Verluste der Engländer betragen 30 Mann. Die Deutschen sandten 250 Kranke und Verwundete, meist von Gcymours Kolonne, in großen Flußbooten nach Taku. Die Chinesen erneuerten den Angriff auf Tientsin am 6. Juli mit 2 vierzölligen Batterien. Es gelang der Artillerie der vereinigten Truppen, dieselben nach 8stündigem Kampfe zum Schweigen zu bringen.

London. 11. Juli.Expreß" meldet aus Shanghai: Aus den Informationen,. welche die chinesischen Beamten haben, ergebe sich, daß zwischen der Kaiserin-Witwe u. dem Prinzen Tuan ein Krieg bis aufs Messer geführt werde. Die Abschrift eines Dekretes kam in Shanghai an. In demselben lobt Tuan die Tapferkeit seiner loyalen und ergebenen Boxer. Er ernennt in dem Dekret den Prinzen Tuan mit der eisernen Kappe und die Prinzen Jfaiskan und Kanyi zu Kommandanten der 3 Haupt­abteilungen der Boxer. Die Ausländer seien schwach und zum Tode erschrocken. Die Boxer sollten sie mit einem Schlage zu Boden werfen, sie züchtigen und Keinen am Leben lassen.

Kleckere Mitteilungen.

8.6.8. Stuttgart, 11. Juli. Die unter'm 8. Juli gebrachte Nachricht, daß Bankier Becker infolge großer Ver­luste durch Börsenspekulationen zuerst seine Frau und dann sich erschossen habe, muß dahin benachrichtigt werden, daß kein pekuniärer Anlaß vorlag, und Becker sich zuerst und dann seine Frau sich selbst erschossen hat. Sie liebten sich, waren aber beide exaltirter Natur, sodaß die That nach kurzem Zwist offenbar in geistiger Umnachtung geschah. Ohne Gewähr!

Stuttgart. 11. Juli. Bon dem Humor eines Oberndorfer Schneidermeisters (oder ist es «in heiteres Mißverständnis?) will ich Ihnen doch Kenntnis geben. Ein Stuttgarter Fleischermeister, welcher sein Geschäft mit Maschinenbetrieb einrichtete, setzte in denSchwarzwälder Boten" eine Annonce: Eine Fleischwiegr fünf Schneider billig abzugeben. Darauf schrieb ein Oberndorfer Schnei- dermeistrr: Er wäre gerne bereit, diefünf Schneider" in Arbeit zu stellen, wenn er sie bilttg bekommen könnte, es müßten aber Rockschneider sein. (Schw. B.)

Calw, 10. Juli. In verflossener Nacht verunglückte der 23 Jahre alte, bei Joh. Herter in MartinsmooS be- dienstete Fahrknecht Joh. Broß von Göttelfingen, welcher mit Stockholz von Zwerenberg nach Martinsmoos fuhr. Das Gespann war ohne Lenker nach Hause gekommen, worauf sich der Dienstherr sofort auf die Suche machte und an einem Grobenrand den Unglücklichen bereits ver­schieden vorfand; er war vom Wagen überfahren worden.

Tübingen, 10. Juli. (Korr.) Wegen widernatür­

licher Unzucht wurde der ledige 26 Jahre alte Biersührer Tchmid von Ofterdingen OA. Rottenbürg, im Dienste bei Bierbrauereibesitzer Marquardt hier, verhaftet und dem K. Amtsgericht übergeben.

Gmünd, 9. Juli. D'r Verbrecher, welcher, wie ge­meldet. am Samstag Abend zwischen Lorch und Waldhausen die 22 Jahre alte Rosine Kotb von Weiler überfallen, aas­geraubt und durch 14 Stichwunden schwer verletzt hat. ist verhaftet und heute Abend bei dem K. Amtsgericht Gmünd eingeliefert worden.

Lorch. 11. Juli. DieRemszeitung" meldet: Rosine Kolb ist nicht gestorben. Ihr Befinden wechselt zwar. eS ist jedoch fast mit Sicherheit anzunehmen, daß sie am Leben erhalten werden kann. Heute morgen i/rll Uhr und auch auf den 3 Uhr Zug waren viele Leute auf den Beinen, um den in Gmünd verhafteten Verbrecher, der hieher geliefert werden sollte, zu sehen; ec soll jedoch erst morgen Vormittag an den Ort seiner ruchlosen Thac geführt, und wenn möglich, auch seinem Opfer gegenübecgestellt werden.

Göppingen, 8. Juli. Von einem herben Schicksals­schlage wurde die hiesige Bartholome'sche Familie betroffen. Gestern früh verschied noch längerem Leiden an den Folgen einer Herzerkrankung Uhrmacher Aug. Bartholome, wenige Stunden später folgte dem Gatten die Gattin in den Tod, die mittags verschied. Auch ft- erlag, demG. W." zufolge, einer Herzkrankheit. Beide Ehegatten suchten kurz vor ihrer letzten tätlichen Erkrankung in Bad Nauheim Genesung, je­doch vergeblich.

Pforzheim. 10. Juli. Der Kuriosität halber glauben wir unfern Lesern die vomPf. Beod." gemeldete Nach­richt nicht vorenthalten zu sollen, daß es in der Waldgegend oberhalb Lisbenzell, Beinberg. Obrrlengenhard geschneit hat.

Ein blutiger Kampf zwischen Zigeunern wird aus Budapest gemeldet: Die aus 12 Köpfen bestehende Zigeunsrbande Bunko wollt« vom Torontaler Comitat auf emer Fähre über die Theiß setzen. Als die Zigeuner bei der Fähre eintrafen, brachte dieselbe eben vom anderen Ufer die aus 8 Familien bestehende Zigeunertruppe Garközy, wel­che nach Torontal sich begeben wollte. Als die Banse des Bunko jener des GarkSzy ansichtig wurde, bewaffnete sie sich mit Heugabeln und Wagendeichseln und fiel beim Landen der Zigeunertruppe Sarközy über letztere her. EL enrspann sich nun ein wilder Kampf, bei wrlchem 3 Männer und zwei Frauen erschlagen und 8 Zigeuner schwer verwundet wurden. Die unversehrt Gebliebenen flüchteten.

KoukurS-Gröffuuuge«.

K. Amtsgericht Neresheim. Nachlaß des -j- Joseph Ruf, Pri­vatiers in Demmingen.

Auswärtige Gestorbene.

Michael Walker, 69 I. a., Pfrondorf. J»hs. Ruof, Ober­lehrer a. D., Thailfingen, OS. Balingen. Jonas Adler, Pri­vatier. 67 I. a., Stuttgart. Antonie v. Acker, geb. Beckh, Cann­statt. «In Amerika: Johanna Hunn, geb. Marquardt, aus Altenstadt, OA. Calw, 42 I. a.; Wilhelmine Schüler, geb. Zinser, aus Baiersbronn, 44 I. a., New-Aork. I. 8. Maier, Professor am K. Schullehrerseminar Künzeisau, Stuttgart.

Das allbekannte Hettler'sche Posthandbuch, mit RrdaktionS- schluß per Juni, also alle Neuerungen enthaltend, ist soeben bei unserer Redaktion eiugelaufen. Wir können dieses von der Beneral- direktion der württembergischen Posten und Telegraphen revidierte, vom Generalpostmeister und dem bayrischen Berkrhrsministrrium »arm befürwortete Werk mit bestem Gewissen empfehlen. Der zehnte Jahrgang ist durch zahlreiche Abbildungen von Musterfor­mularen bereichert worden und das vortreffliche Buch hat in seiner aparten Eigenheit, wodurch es vollkommen konkurrenzlos dasteht, nichts eingebüßt. Vielmehr ist es noch praktischer geworden und deshalb wird es, nach wie vor, in keinem Kontor und in den Amts­stuben keiner Behörde entbehrt werden können. Die das Buch herstellende Firma Grsiner L Pfeiffer, Kgl. Hofbuchdrucker in Stuttgart, haben sich ein weiteres Verdienst dadurch erworben, daß sie neben der bisherigen broschierten und gebundenen Ausgabe auch eine solche mit dem gesetzlich geschützten Registersystem von König L Co. veranstalteten (drosch. 3 geb. 4^(>. Mit diesem Blitz­register ist in Bezug auf bequemes Nachschlagen und sofortig:? Auffinden jeder Materie das Ei de- Kolumbus erreicht. Es exi­stieren vom Hettler'schen Postbuch Ausgaben fürs Reich, für Bayern, für Württemberg, sowie Sprzialausgaben für Berlin, Köln, Nürn­berg rc.

Vorrätig in der 8. W. Zaiser'schen Buchhandlung, Nagold.

'Druck und Verlag der T. W. Zaiser'schrn Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold. Für die Redaktion veramwortlich: K. Paur^

Amtliche »ad Primt-LekanntulLchMgen.

Revier Wildberg.

Nudelstamucholz-Berkauf.

Am Tamstag de« 21. Juli, mittags 12 Uhr im Schwarz­waldbräuhaus in Wildberq auS StaatSwald Klosterwald Abt. ob. Erlachbrrg. Vogelfang. Kohlplattenteich, Gaisburg Abt. unt. Burg­berg, unt. Thalberg, Bulacher Steigle, Gmeindsberg u. Scheidholz:

665 St. Langholz mit Fm.: Forchen 54 II., 154 III., 84 IV. 6 V. Kl.; Fichten und Tannen: 2 I., 26 II., 40 III., 104 IV., 26 V. Kl.

28 St. Sägholz mit zus. 11 I.. 12 II.. 6 III. Kl.

Sämtliches Holz ist gereppelt, das Holz aus Schlägen angerückt und wird auf Verlangen im Distrikt Klosterwald von Forstwart Klink in Oberjettingen, in den übrigen Waldteilen von Forstwart Hönnige in Wildberg vorgezeigt. Auszüge und Losverzeichniffe können vom Kameralamt Altensteig bezogen werden.

Revier Altensteig.

Brennholz- und Reis-Verkauf.

Am Freitag de« 1». Juli, inachm. 4 Uhr in derLinde" in Schönbronn aus StaatSwald Buhler Abt. 15 Buhleracker, 23 Miß, 30 Buhlerhang, 31 Binsenteich und 82 Kalköfele,

Rm.: 4 Gchtr., 99 Prgl., 6 Anbruch, 60 Reis und Schlagraum.

^or«»rLL»rv bei 8 W. Zaiser.

Mindersbach.

Farrenverkauf.

Am SomStag den 14. Juli 1900, nachm. 1 Uhr ver­kauft die Gemeinde einen schweren

Farven

zum schlachten.

Den 10. Juli 1900.

8emei«derat.

Vorstand Köhler.

Dessert- un- Stärkungsweine

Malaga,

fonlwein

unlsrsuvtit unä bvgulaekloi in 3 Flaschengrößen bei:

HVeHrvlm Hars.

Kirchstr. H

Altensteig Stadt.

Nadelstammholz-Verkauf

auf dem Stock im Submisfionswege.

Aus Stadtwald Priemen Abt. 10. Pflanzzarten, Abt. 16 Kugel- mißlr, Abt. 18 Thanbachhalde kommen unter den für den Verkauf von Stammholz auf dem Stock aus den Staatswaldungen im 'Wege deS schriftlichen Aufstreichs festgestellten Bedingungen in verschied. Losen zum Verkauf:

1000 Stück Nadelholzstämme mit ca. 1450 Fm.

Der Holzschlag ist ausgezeichnet und kann täglich durch den Stadt­förster brzw. durch den Waldschützen vorgezeigt werden.

Angebote sind schriftlich und versiegelt mit entsprechender Aufschrift versehen bis spätestens

Samstag de« 14. Juli ds. Fs.,

«achmittags S Uhr

bei dem Stadtschulth.-Amt hier einzureichen, woselbst zu gleicher Zeit die Eröffnung stattfindet, welcher die Submittenten anwohnen können. Nähere Auskunft erteilt auf Verlangen die Sladtförsterei.

Den 9. Juli 1900.

Stadlschultheißenamt:

Welker.