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Der GklrlMttt.

Amts- und AnseigeBlatt für den Gberamts-Bezirk Nagold.

74. Jahrgang.

Insertion--Gebühr f. d. einspaltige Züle aus gewöhn!. Schrift oder deren Ran« de» einmalig. Einrückung »i/, bei mehrmalig, je «

Gratisbeilagen: DaS Planderstübche» und

Schwäb. Landwirt.

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Amtlicher.

Bekanntmachung.

Mit Rücksicht auf die weitere Verbreitung der Maul« und Klauenseuche in Warth find heute weiter folgende allgemeine Schutzmaßrrgeln angeordnet worden.

1) Sämtliche Wiederkäuer und Schweine in der Ge­meindemarkung Warth werden unter polizeiliche Be­obachtung gestellt und dürfen ohne obrramtliche Ge­nehmigung aus der Gemeindemarkung nicht entfernt werden. Jedoch wird den Besitzern seuchensreier Gehöfte die Bewirtschaftung ihrer auf angrenzenden Markungen gelegenen Grundstücke gestattet.

2) Das Durchtreiben von Wiederkäuern und Schweinen durch die Gemeindemarkung Warth wird verboten, desgleichen

3) die gemeinschaftliche Benützung von Brunnen, Tränken und Schwemmen für Wiederkäuer und Schweine.

Vorstehendes wird unter Hinweisung auf die bekannten Folgen der Zuwiderhandlung gegen die ergangenen An­ordnungen zur öffentlichen Kenntnis gebracht.

Nagold. den 7. Juli 1900.

K. Oberamt. Schöller, Amtm.

Eisenbahnassistmt Aicheler in Nagold wurde zum Eisenbahn- sekrrtär in Herlbronn befördert.

Die II. theologische Dienstprüfung haben u. a. mit Erfolg er­standen: Wilhelm Eberwein, Vikar in Wildberg, Julius Epeer, Lehrer am Missionshaus in Basel, Eduard Wandel, Vikar in

ödwpingen.

Bei der ersten Dienstprüfung für Volksschullehrerinnen ist u. a. für befähigt erklärt worden: Maria Bücher von Gmünd.

Deutsche Interessen und deutsche Kulturaus- gaben in China.

^ Schon feit einem Menschenalter ist der deutsche Handel mit Ost- und Südafien in einem bedeutenden Wachstum begriffen, und diese wirkungsvolle Thatsache hat auch Deutsch­lands Interesse für China geweckt. Aber wenn wir dabei anläßlich der Ermordung deutscher Missionare auch zur Besitzergreifung des Kiautschou-Gebiets auf der chinesischen Halbinsel Schantung geschritten sind, so gipfelt doch das deutsche Interesse nicht in einer Eroberung und Ausbeutung chinesischer Provinzen, sondern es besteht in der Aufgabe, China mit Hilfe deutschen Unternehmungsgeistes, deutschen Kapitals und deutscher Kultur zu erschließen, woraus dann notwendiger Weise für Deutschlands Handel und Industrie eine Menge Gebiete ersprießlicher Thätigkeit entstehen müssen. Einige Häfen und Städte, Plantagen und Bergwerke, Eisenbahnen und Wasserstraßen in China muß Deutschland besitzen, um entsprechenden Einfluß im Reiche der Mitte üben zu können und um sich nicht von den anderen Groß- Mächten dort verdrängen zu kaffen, aber immerhin verlangt dos deutsche Interesse nicht die Eroberung, sondern die Erschließung Chinas. Zum Vorteile ist dies zunächst ganz allgemein für den Welthandel, an welchem Deutschland her­vorragenden Anteil nimmt. Außerdem sind aber in China zum Segen für die Chinesen wie auch zum Vorteil für

Quer durch die Weltausstellung.

Von Theodor Heine.

(Fortsetzung.)

(Nachdr. verb.)

' Die Fassade des Palais zur Rechten mag angehen: sie ist in einem blumigen Rokokostil gehalten und enthält hübsche Einzelheiten. Die Fassade des Palais zur Linken des französischen hat gar keinen Stil sie ist alle fünfzehn Meter in einem anderen Stil gebaut. Auch die Fassaden an dieser Straße sind an einzelnen Stellen mit Wandmale­reien geschmückt. Man ist allgemein der Ansicht, daß die ganze architektonische Anlage auf der Jnvaliden-Esplanade am wenigsten gelungen erscheint.

In dem Palast zur Linken haben die Franzosen heimische kunstgewerbliche Objekte fast durchweg ein wenig eintönig in großen Ausstellungsschränken untergebracht. In der Mitte der Halle haben sie eine große Anzahl von Kojen für die Zimmereinrichtungen geschaffen. Die fremden Mächte da­gegen haben in ihrem Palais für möglichste Abwechslung gesorgt. Jedes Land hat sein Gebiet vom Nachbargebiet zu trennen und als abgeschlossenen Raum auszugestalten ge­sucht. Die Schweizer dekorierten ihren ganzen Raum mit geschnitzten Gestellen aus weißem, teilweise bunt bemaltem Holz, die Amerikaner errichteten weiße Säulenkolonnaden, die Dänen haben sich mit einer wahren Stadtmauer um­geben, die Oesterreicher schufen eine farbig sehr fein abge­stimmte Anlage mit einer großen Treppe und sehr viel ein-

Nazold, Montag den S. Juli

die Europäer, bez. Deutschen in China noch besondere große und wichtige Kulturaufgaben zu lösen. Man mache sich doch einmal eine Vorstellung davon, daß China größer und volkreicher als ganz Europa ist, daß es ferner die größten Erzlager und Kohlenschätze der Erde besitzt, daß es aber fast noch gar keine Eisenbahnen hat und sich in seiner gesamten wirtschaftlichen Kulturentwicklung ungefähr in dem Zustande befindet wie Europa vor sechshundert Jahren. Einer solchen Lage der Dinge in China gegen­über müssen ja alle alten kräftigen Kulturstaaten in Thä­tigkeit treten, denn im Völkerleben gilt das eiserne Natur- grsetz des Kampfes um das Dasein ebenso wie im Leben der Menschen, um in Bezug auf Deutschlands mächtig wachsende Bevölkerung und Versorgung derselben, durch Handel und Industrie kann doch das deutsche Reich nicht auf die Teilnahme an der Erschließung Chinas verzichten, zumal eS gegenüber der skrupellosen Art wie England, Rußland, Frankreich, Amerika und Japan in Ostasten, Länder und Inseln annektieren, eine Thorheit und Verblendung wäre, wenn Deutschland nicht auch realistisch Vorgehen, sondern etwa nur idealistisch für Fortschritt und Kultur schwärmen würde. Eine ideale Seite hat Deutschlands Kulturausgabe in China trotzdem, sie besteht in der Be­kämpfung der Barbarei durch die Ausbreitung des Christen­tums in China.

Hages-Aerrigketten.

Deutsches Leich.

Nagold, den 9. Juli.

(Einges.) VomTchwarzwaldverein. Die Mitglieder des hiesigen Bezirksvereins dürsten folgende Notizen interessieren. Bei der letzten Generalversammlung im Hotel zur Post stellte sich als betrübendste Thatsache heraus, daß in Folge von größeren Neuanlagen und namentlich durch das Schwarz- waldvereiusfest im vorigen Jahr rin Defizit von rund 250 ^ vorhanden war. Wenn nun der Verein für dieses Jahr in seinen Arbeiten nicht lahmgelegt werden sollte, so galt es. dieses Defizit auf außerordentliche Weise zu beseitigen. ES wurde der Gedanke angeregt, zur Deckung des Defizits eine Sammelliste herumgehen zu lassen und an die Opfer- Willigkeit der Mitglieder und der Einwohnerschaft überhaupt zu appellieren. Und dieser Gedanke setzte sich prächtig in die Thal um; der Erfolg der Sammelliste ist glänzend: das Defizit ist vollständig gedeckt, ja es hat sich sogar ein kleiner Ueberschuß ergeben! Es soll deshalb auch im Namen des Vereinsausschuffes allen Gebern der herzlichste Dank gesagt sein. Erfreulich war, daß bei dieser Gelegenheit auch einige neue Mitglieder gewonnen wurden, so daß die Mitgliederzahl, einschließlich der auswärtigen Mitglieder, sich heute auf 157 beläuft; es ist dies der höchste Stand, den di« Mitgliederzahl bisher erreicht hat. Anschließend daran darf die Bemerkung nicht unterdrückt werden, daß es überaus wünschenswert wäre, wenn die Mitgliederzahl noch mehr stiege; denn die Mitgliederzahl und die Leistungen deS Vereins stehen im geraden Verhältnis: je mehr Mit­glieder es find, desto mehr kann geleistet werden. Der Be-

zelnen Zimmern. Auf keine andere Abteilung aber ist so viel Mühe verwendet worden, wie auf die deutsche, die Professor Hoffacker eingerichtet hat und die rund um einen freien, mo- faikgedecktenEhrenhof" aufgebaut ist, in dessen Mitte sich ein schmiedeiserner Adler erhebt und in dessen zwei Ecken an der Rückwand große Nachbildungen der beiden Maison- schen Reichstagsritter stehen.

Man kann von der Jnvaliden-Esplanade mit einer Hoch­bahn und mit einemrollenden Trottoir" direkt zum Mars­felde fahren. Wer noch nicht müde ist, thut besser, zur Seine zurückzukehren und am Ufer entlang zu wandem. Wenn man auf dem linken Ufer bleibt, kommt man nun zunächst zu den Repräsentations-Häusern der auswärtigen Mächte. Sie stehen eines eng neben dem andern in 2 Reihen auf einer Galerie über dem Wasserspiegel.

Im Innern fast all' dieser Paläste kann man die selten­sten Kunstschätze bewundern und in den Räumen unter der Galerie in der Nähe des Wasserspiegels die nationale Kochkunst der einzelnen Staaten in landestümlich ausgestat­teten Restaurants studieren.

Dieser Palastreihe gegenüber liegen auf dem rechten Seineufer der Palast der Stadt Paris im französischen Rathausstil die beiden Treibhäuser der Gartenbau-Aus­stellung und das Palais der Kongresse. Die beiden Treib­häuser sind ganz reizend. Es sind luftige Bauten aus Glas und grün gestrichenem Eisen mit offenen Erkern an der Wasser­seite. In diesen Erkern werden Blumen blühen. Zwischen den beiden Treibhäusern befindet sich eine schöne freie Ter­rasse. Von ihr aus steigt man auf Felsentreppen in eine

isoo.

zirksvrrein Nagold sollte auf mindestens 200 Mitglieder

gebracht werden. Rege sich jeder, den eS angeht, daß diese Zahl noch in diesem Jahre voll wird! Und eS mögen sich recht viele durch diese Mahnung getroffen fühlen! Denn dieser Zuruf soll nicht nur denen gelten, die noch nicht dem Verein beigetreten find, nein! er richtet sich auch an die Vereinsmttglieder, daß jeder in seinem Bekanntenkreise da­rauf auSgeht. möglichst viele Mitglieder dem Verein zuzu­führen. Der Vorstand und Schriftführer sehen also in nächster Zeit möglichst sielen Anmeldungen entgegen! Mit den für diese- Jahr verbleibenden Mitteln sollen nicht nur die bestehenden Anlagen und Weg« in Stand gehalten, be« ziehungsweis« verbessert werden, sondern eS soll auch ein größeres Werk in Angriff genommen und zur Ausführung gebracht werden: es wird in diesem Jahr ein naher und bequemer Weg in den Wald gebaut werden vam Durchlaß in der Herrenbergerstraße in den Wald auf den Wolfsberg. Alle Vorbereitungen find getroffen, die nötigen Verhand­lungen sind abgeschlossen, und sobald die Feldverhältniffe es gestatten, wird die Arbeit zur Ausführung gelangen. Zum Schluffe möge zur Nachricht dienen, daß der Bezirks- verein Nagold am Sonntag den 1. Jali am Jahresfest des Tchwarzwaldoereins in Oberndorf sich mit einer schönen Anzahl von Mitgliedern beteiligt hat. Man muß es den Oberndorfer» lassen: sie haben sich angestrengt, ihre Gäste würdig zu empfangen. Schmucke Gchwarzwälderinnen in den verschiedensten Trachten standen zum Willkomm auf dem Bahnhof und schmückten die Gäste mit Wald- und Blumensträußchen; mit Musikbegleitung ging es zum Früh­schoppen auf den Rosenberg, wo ein heiteres Leben sich entwickelte. Ebenso war das Festmahl im Gasthof zum Bären zahlreich besucht und wurde durch verschiedene Tisch­reden gewürzt. Auf der Barbarahalde, einem nahe bei der Stadt gelegenen schönen Platz im Walde, wo zugleich die Gchießhalle sich befindet und wohin sich die Festteilnehmer nach dem Essen im Festzuge begaben, konnte man ein reges, volksftstliches Leben beobachten. Doch kann nicht verschwiegen werden, daß für die eigentliche» Festteilnehmer bezüglich der Platzfrage rc. nicht so gut vorgesorqt war wie voriges Jahr in Nagold, überhaupt haben wir Nagolder den wohlthuen- den Eindruck mitgenommen, daß unser Fest im Vorjahr jeden Vergleich wohl aushalten kann. Diese Jahresver­sammlungen dienen aber nicht nur dem Vergnügen md geselligen Verkehr, sondern eS wird regelmäßig auch ernste Arbeit geleistet. So tagten auch diesmal im Rathaus­saal in Oberndorf die Vertreter der einzelnen BezirkSvereine und es ging teilweise recht lebhaft zu bei diesen Verhand­lungen. Das Nähere hierüber werden die Mitglieder im Vereinsblatt finden. Hier sei nur hervorgehoben, daß als Festsrt für das nächste Jahr Horb bestimmt, der Zentrali- sationSgedanke abgelehnt und daß namentlich dem Projekte näher getreten wurde, daß die Arbeiten der einzelnen Be- zirksoereine eine größere Einheitlichkeit gewinnen sollen da­durch, daß eine Karte ausgenommen werden soll, auf der nach rinheillichem Plane Wege und Wegbezeichnungeu den ganzen Schwarzwild hindurch von Nord nach Süd und von West nach Ost in Gemeinschaft mit dem badischen Gchwarzwaldoerein festgestrllt werden. Eme Kommission

unterirdische Grotte hinab; das Aquarium der Stadt Paris. In grünlich beleuchteten Felsengängen sieht man dort unten hinter Glaswänden die Fische, Polypen und Schildkröten zwischen den Gewächsen, die den Meeresgrund bedecken. An einer Stelle liegt im Wasser einuntergegangenes Schiff". Wer dann aus dieser Unterwelt wieder zumrosigen Licht" hinaufgestiegen ist, kann in einerStraße von Paris", hinter den Treibhäusern und dem Kongreßpalast, Pariser Speziali­täten, Montmartre-Cabarets, künstlerische Puppentheater und Aehnliches kennen lernen.

Sinn immer weiter an der Seine entlang! Man kommt an dem Palais der Armee- und Marine-Ausstellung, an einem Pavillon der Presse, an einem Pavillon der englischen Geschützfirma Maxim, aus dem eine Riesenkanone heraus- blickt, vorüber. Drüben, auf dem rechten Ufer, liegt das Vieux Paris", ein nicht allzu gelungenesAlt-Paris", das mehrere Theatersäle und-viele Wirtshäuser birgt. Wenn man noch den wunderhübschen deutschen Schiffahrtspavillon, aus dessen Dach ein mächtiger, von einem Schuckert'schen Scheinwerfer gekrönter Rotsandtstein-Leuchtturm hoch empor­ragt, einen großen, noch sehr unfertigen Bau der Geschütz­gießerei Schneider-Creusot und einige andere Bauten gesehen hat, ist man beim Pont de Jena angelangt. Auf dem linken Ufer dehnt sich das weite Marsfcld aus, auf dem rechten Ufer steigt der Trocaderohügel schräg aufwärts.

Der Trocaderohügel trägt die Kolonialausstellung. Dort sind die weißen Paläste von Tunis, Algier, Jndochina und anderen Kolonien aufgebaut.

(Fortsetzung folgt.)