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Montag, Mittwoch, Donnerstag und LamStag.
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Dkl GksrllschMtt
Amts- UN- Anzeige-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
74. Jahrgang.
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Gratisbeilagen: Das Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
Hages-Ieuigkeiten.
Deutsches Leich.
Nagold, den 29. Juni.
* Theater. Einen Treffer hat am Donnerstag Abend Frau Lina Aßmayr mit der Aufführung des Lustspiels „Im weißen Rößl" von Blumenthal und Kadelburg zu ihrem Benefiz gemacht. DaS Haus war wieder einmal auS- verkauft und damit war der Beweis erbracht, daß ein flotteS Lustspiel am besten zieht. Allen voran spielte Frau Aß- mayr mit großer Liebe die Wirtin z. „weißen Rößl"; sie erntete wie auch di, übrigen Darsteller reichen Beifall. Am Sonntag Abend kommt die Fortsetzung dieses Lustspiels unter dem Titel „Als ich wiederkam" zur Aufführung, wobei kein Zuschauer der DonnerStagS-Ausführung fehlen sollte, denn dieser 2. Teil soll noch amüsanter sein. —
Sicherem Vernehmen nach findet in den nächsten Wochen im Landesgewerbemuseum in Stuttgart eine AuS« stellung der anläßlich der letzten Lehrlingsprüfungen verfertigten LehrlingS-(Gesellrn-)Arbeiten statt. Der Besuch dieser Ausstellung bietet namentlich für ländliche Handwerker sehr Interessantes. —
dem „Königlich Württembergischen Landeskalender" wird seit Jahren darauf hingewiefen, daß Württembergische Staatsangehörige, welche von der Heimat aus die Tätigkeit einer außerdeutschen Behörde in Anspruch zu nehmen wünschen, zu diesem Zwecke die Vermittlung des Württembergischen Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten mittels eines bei der zuständigen BezirkSstelle (Amtsgericht, Oberamt) anzubringenden Gesuches um „Verwendung auf diplomatischem Wege" in Anspruch nehmen oder auch unmittelbar an die im Auslande bestehenden Kaiserlich Deutschen Konsulate (Generalkonsulate, Konsulate, Vizekonsutate) sich wenden können. ES sollte im Grund« genommen einer besonderen Belehrung darüber nicht bedürfen, daß die Landes- ungehörigen nur in ihrem eigenen Vorteil handeln, wenn sie in ihren Angelegenheiten die einheimischen Behörden bezw. die Deutschen Konsulate, welchen naturgemäß die Wahrnehmung ihrer Interessen obliegt und welche zugleich auch die wünschenswerte Garantie für eine vorwurfsfreie und ersprießliche Sachwaltung bieten, in Anspruch nehmen. Denn so wie die ausländischen Konsuln in Deutschland berufen sind, die Angelegenheiten ihrer Landsleute und nicht diejenigen der Deutschen zu besorgen, haben ebenso andererseits die deutschen Konsuln im Ausland ihre Landsleute zu vertreten. Nichtsdestoweniger kommt es jedoch häufig vor, daß Württemberger ihre Vertretung in Erbschaftsange- legenhetten — namentlich in den Vereinigten Staaten von Amerika — nicht dem zuständigen Deutschen Konsul übertragen, und erst dann den richtigen Weg einschlagen, wenn fie im Verlaufe der Angelegenheit von der Geschäftsführung deS selbstgewählten Vertrauensmannes nicht befriedigt sind, insbesondere wenn sie hohe Vorschuß- und Gebühren-Forde- rungen zahlen sollen, ohne zu einem Ergebnisse zu gelangen. Allein dann ist rS meistens zu spät; denn eine solche Angelegenheit in daS richtige Geleise zu bringen, ist äußerst -schwierig und gelingt insbesondere bei den Amerikanischen
Die letzte Predigt.
Skizze von B. Rittweger.
Sie sind schon lange wieder allein, der alte Pfarrer und seine Frau, so allein wie im ersten Jahr ihrer Ehe. Aber damals war es die strahlende Einsamkeit der Morgenröte gewesen, jetzt ist es die wehmütige, verlöschende des Abends. Die Kinder, die in der Welt draußen zerstreut sind, reden zwar häufig zu: „Gönn' Dir endlich Ruhe, Vater, leg' Dein Amt nieder und kommt in die Stadt, in der stchs auch leben läßt," aber die Alten schütteln zu solchen Worten die Köpfe und lächeln sich an, und das Lächeln heißt: wie könnten wir anderswo sein, als hier in unserm lieben Nest! Der Pfarr- herr kann sich überhaupt kein Dasein ohne sein Amt vorstellen, und seine Gattin dünkt ein Sonntag, an dem sie nicht seiner Predigt lauschen kann, überhaupt kein Sonntag.
Heute ist wieder Sonntag und die Pfarrerin ist vormitt- tags zur Kirche gewesen. Sie geht abwechselnd mit der Magd, einen Sonntag am Vormittag, einen am Nachmittag. Im schwarzen Festkleid, das einer lange vergangenen Mode angehört, erscheint sie den biedern Dörflern wie die verkörperte Würde und Vornehmheit. Sie hat, der Dorfsitte gemäß, der sie sich von jeher angepaßt, soweit wie möglich, ein Sträußchen auf dem Gesangbuch liegen gehabt. Die Bauernweiber thuns, um den Schlaf durch den Duft zu verscheuchen — im Winter genügen ein paar wohlriechende Blätter von dem Scherben auf dem Fensterbrett dazu. Die Pfarrerin thuts nur, weil es so Sitte ist, denn sie hat nicht nötig, sich gewaltsam munter zu erhalten. Nicht, daß sie am Nachmitt-
ttazol-, Samstag den 3V. Lrun
Rechtsverhältnissen sehr selten. Die Beteiligten haben eS aber dann lediglich sich selbst zuznschreiben, wenn die Sache eine für fie ungünstige Wendung genommen hat. ES kann deshalb nicht eindringlich genug davor gewarnt werden, derartige Angelegenheiten in anderer Weise, als der Eingang- bezeichneten, zu betreiben.
Wildberg, 28. Juni. (Korr.) Heute früh 8'/- Uhr entgleiste zwischen Wildberg und Thalmühle in dem Tunnel auf bis jetzt unaufgeklärte Weise die vordere Maschine von zwei Leermaschinen, welche täglich von Horb nach Pforzheim fahren. Der Tender der entgleisten Maschine wurde zusammengedrückt. Die Hintere Maschine blieb im Gleis, doch wurde der Tender derselben durch den Anprall ebenfalls au- dem Gleis geworfen. Verletzungen kamen nicht vor. Das Gleis ist eine bedeutende Strecke zerstört. Der Personenverkehr wird durch Umstrigen aufrecht erhalten. Der Güterverkehr wird über die Gäubahn geleitet. Der Betrieb dürfte, da die Arbeiten beschwerlich find und nur langsam vor sich gehen können, bis morgen früh wieder in vollem Umfang ausgenommen werden, da bereits Werkstättepersonal mittels HtlsSzugs an der Unfallstelle eingetroffen ist.
—t. Bern eck, 28. Juni. Am Dienstag wurde der auch auswärts bekannte und um seines ruhigen, biedern und soliden Charakters willen allgemein geachtete Bäckermeister Mich. Kalmbach hier zu Grabe getragen. Derselbe stand erst im 56. Jahr. Er macht« seinerzeit den deutsch- franzöfischen Krieg mit, auS dem er gesund zurückkehrte. Vor einem Vierteljahr stellte sich bei ihm die Wassersucht ein, an deren Folgen er auch erlag. Sein ehrendes Leichenbegängnis war ein sprechender Beweis von seiner allgemeinen Beliebtheit. Die Militörvereine von hier, Ebhausen, Martinsmoos und Spielberg waren mit ihren Vereins- sahnen erschienen, um dem verstorbenen Veteranen von 1870/71 daS Geleite zu seiner letzten Ruhestätte zu geben. Namens des hiesigen Militärverrins legte H. Stadtschultheiß Weil einen Kranz am Grabe des Entschlafenen nieder.
Stuttgart, 28. Juni. (Korr.) Der Windthorstbund beschäftigte sich in einer gestern Abend stattgehabten Ver- sammlung mit der Frage der kommenden LandtagSwahlen.
Vaihingen a. F., 26. Juni. (Korr.) Mit den Re- novirungsarbeiten an unserer Kirche wird nun in den nächsten Tagen begonnen werden. Die Kirche soll von innen wir auch von außen vollständig ne« hergerichtet werden.
Möhringen, 26. Juni. (Korr.) Man hört in letzter Zeit viel davon, daß auf unserer Markung am Bahnhof neue Fabriken gebaut würden. Es kann sich jedoch nur darum handeln, daß wir im nächsten Jahr ein Fabrikgeschäft bekommen, da eine Stuttgarter Firma auf ihrem hier am Bahnhof gelegenen Platze ein solches zu erstellen beabsichtigt.
Nach der „Frkf. Ztg." soll Oberbürgermeister Hegelmaier dem Vorstand der Deutschen Partei in Heilbronn mitgeteilt haben, daß er entschlossen sei, als Kandidat aufzutreten. — Nach der „Weinsb. Ztg." wird im Oberamt Weinsberg neben dem seitherigen Abg. Hege als volksparteilicher Kandidat der Reichstagsabg. Prof. Hoffmann-Stuttgart austreten.
tag den abgearbeiteten Weibern ihr „bischen Kirchenschlaf" mißgönnte. Doch ihr — nie hätte ihr je Schlaf in die Augen kommen können, wenn er predigte, er, der den Inhalt ihres Lebens bildete, zu dem sie noch jetzt nach ^jähriger Ehe aufschaute, wie zu einem höhern Wesen. „Vater", so nennt sie ihn, seit ihr erster Bub das Licht der Welt erblickt, und was sie für den Gatten fühlt, die ganze demütige Liebe und Unterordnung, die ihrer Meinung nach einer Pfarrfrau noch mehr geziemt als anderen Frauen, das liegt alles in dieser Bezeichnung: Vater.
Nach beendigtem Gottesdienst zu Hause angelangt — der Pfarrer hat noch eine Taufe — bindet sie eine große Schürze über das Festkleid, nach der Küche zu schauen. Die Christel hat ihre Schuldigkeit gethan. Weder ist der Braten angebrannt, noch das Kompot aus selbstgedauten Kirschen; auch die Klöße liegen bereits wohlgerundet, mit Mehl bestreut, fertig zum „Einlegen" auf deni Nudelbrett. Nach ein paar lobenden Worten verläßt die Hausfrau die Küche und begiebt sich in das freundliche Wohnzimmer. Sie schaut nach dem Wege, den der Vater kommen muß, mit einer gewissen Unruhe im Herzen. Es ist etwas geschehen heut in der Kirche, was sie bedrückt, ängstigt, kränkt. Und sie ist im Zweifel ob sie es dem Vater sagen soll oder nicht. Sie mochte ihm nicht weh thun, denn er hats natürlich nicht bemerkt bei seiner Kurzsichtigkeit, aber verschweigen? Muß sie es ihm nicht sagen, damit er am nächsten Sonntag seine Zuhörer mit zürnenden Worten aufrüttele aus ihrer Gleichgiltigkeit? Die böse neue Zeit! Lieber Gott, ja, am Nachmittag da schlafen die Weiber von alters her so ziemlich
1900.
Friedrichshafen, 28. Juni. (Korr.) DaS Königliche Hoflager wird, neuerer Bestimmung zufolge, auf den 13. Juli inS hies. Schloß verlegt. S. Maj. wird am 22. Juli mit Oberhofmarschall v. Wöllwarth den BezirkSkriegertag in Tettnang mit seinem Besuch beehren. — Sestern Abend hatten 56 Turner und Feuerwehrleute ihre erste Anleitung und Uebung zur Beihilfe beim Luftschiffausstieg in der Ballonhülle durch Offiziere der Luftschifferabteilung erhallen und heute Abend sind fie zur Wiederholung einberufen. Sämtliche Dampsbootverwsltungen führen am Tage deS Aufstiegs Sonderfahrten so rechtzeitig auS, daß etwa um 8 Uhr früh die Dampfer vor Manzell eintreffen. Die württ. Dampf- schiffahrtSinspektion setzt ihre Exlrafahrt auf 7" morgens fest, so daß der von Stuttgart 7^ kommende Schnellzug Anschluß hat. Gegen Voreinsendung deS Betrags nebst Porto können Fahrkarten zum 1. Platz mit 1.35 zum 2. mit 90 i) bei der SchiffSoerwaltung bestellt resp. abge- holt werden. Der Tag des Aufstiegs wird noch geheim gehalten.
Vom Bodensee. 27. Juni. Der Plan einiger Fabriken in Winterthur, den Rheinfall bei Schaffhausrn industriellen Zwecken nutzbar zu machen, findet in der Stadt keine Unterstützung und hat bereits zu lebhaften Protestkundgebungen geführt.
Dresden, 28. Juni. Die DreSd. Nachr. schreiben: Zahlreiche Blätter verbreiten über das Befinden des Königs Nachrichten, die den Thatsachen nicht entsprechen und falsche Schlüffe über den derzeitigen Krankheitsverlauf heroorzu- rufen geeignet sind. DaS Leiden des Königs ist ein schmerzhaftes, das der hohe Herr in größter Ergebung erträgt. Die Königin ist ihrem Gemahl eine treue Pflegerin. Gestern hob sich das Befinden derart, daß der Patient bei einer Zigarre einen Spaziergang im Garten der Villa Strehlen unternehmen konnte.
-j- Die sommerliche Stille macht sich auf dem Gebiete der inneren deutschen Angelegenheiten immer intensiver bemerkbar, denn wenig genua giebt rS da von einigermaßen erwähnenswerteren neueren Vorgängen zu verzeichnen. Als sicher gilt jetzt die Ernennung des langjährigen Chefs des kaiserlichen MilitärkabinetS General von Hahnke zum Präsidenten des am 1. Oktober seine Wirksamkeit beginnenden Reichsmilitärgerichts in Berlin; allerdings soll es dem Kaiser nur schwer werden, auf die bewährten Dienste Ge- neral v. Hahnke's zu verzichten. Was die viel Staub aufwirbelnde Angelegenheit der Neubesetzung der infolge Pensionierung des Dr. v. Bartsch erledigten Stellung eines Unterstaatssekretärs im preußischen Kultusministerium anbelangt. so scheint in dieser Beziehung noch keine Entscheidung erfolgt zu sein. Dagegen soll zum neuen Unterstaatssekretär im preußischen Ministerium des Innern an Stelle des von diesem Posten scheidenden Geh. Oberregierungsrats Braunbehrens der Ministerialdirektor Dr. v. Bischoffshausen endgiltig ousersehen sein. — Der preußische Finanzminister Dr. v. Miquel beging am 24. Juni das zehnjährige Jubi- läum seiner ministeriellen Wirksamkeit in voller geistiger Frische und bemerkenswerter körperlicher Rüstigkeit. — Die großartige sünshundertjährige Feier des Geburtstages Johannes GutenbergS in Mainz hat am 26. Juni mit einer
alle miteinander während der Predigt, aber Vormittags! Es ist wohl wahr: auch in dieses stille Dorf dringt der Geist der Gottlosigkeit!
Nach kurzer Welle setzen sich die zwei Alten gegenüber,
allein, wie vor vierzig Jahren, wie nun schon seit langer
Zeit wieder. Aber heut erscheint dem Pfarrerherru etwas anders, als bisher. Forschend sieht er seine Frau an; sie ist so still, so gedrückt, sie hat noch kein Wort über seine
Predigt gesagt. Nicht, daß er gerade auf Lob wartete, aber
es gehört doch dazu, daß sie, nachdem sie ihm gegenüber Platz genommen, anhebt: „Aber, Vater, das war heut eine Predigt, ich mein, so hält'st Du's lange nicht gekonnt." Seltsam, daß sie heute nicht daran denkt. Nach eitler Weile hebt er forschend an: „Was ist denn mit Dir, meine liebe Alte? Du bist so still heute."
„Ach, Vater, ja, ich bin, es drückt mich so, daß in unserer Gemeinde nicht mehr alles ist, wie's sein soll. Sieh, Du hast doch heute so schön gesprochen, so eindringlich, wie lange nicht, und ich kanns gar nicht begreifen, daß, ja, ich bringS kaum heraus, daß die Burgern, die junge, weißt Du, während der Predigt geschlafen hat, ordentlich geschna cht hat sie —"
„Nun, nun, hat sie nicht ein krankes Kind gehabt? Sie wird müde gewesen sein vom Nachtwachen."
„Das könnt möglich sein, aber, sichst Du, die Lisbeth vom Nachbar Lind, ich mags kaum sagen, das junge frische Ding, die hat auch geschlafen. Du mußt am nächsten Sonntag einmal ordentlich wettern, damit das nicht einrcißen kann, das unchristliche Wesen.
(Schluß folgt.)