Hausen eine neue Kraftanlage zu erstellen und dem Rhein« fall 15 Kubikmeter Wasser in der Sekunde zu entziehen, veranstaltete der Verschönerung-verein Schaffhausen und die Sektion «Randen" des Schweiz. Nlpenklubs unter dem Vorsitz de< Obersts Ziegler eine Protestversammlung. Bis zum Bau der Bahn am Rheinfall bestanden dort nur zwei kleinere Werke, rin, Mühle «nd ein Eisenwerk, welche schon vor etwa 20 Jahren errichtet wurden. Die Lluminiumge- sellschaft stellte dann 1887 dar Begehren, de« Rhein 75 Kubikmeter in der Sekunde entziehen zu dürfen. Dem Be« gehren wurde nur zum kleinsten Teil entsprochen und gleich­zeitig mit dem Kanton Zürich vereinbart, daß am Rhein- soll keine Konzession ohne Zustimmung beider Kantone er­teilt werden solle. Die Aluminiumgesellschaft hat vielfach Mißstimmung erregt. Man glaubte, sie bringe eine große Industrie und viel Verdienst in den Kanton; sie beschäftigt aber bloß 100 Arbeiter und »erpestet durch ihre giftigen Dünste die ganze Eegend. Auch hat die Gesellschaft einige 100 Fässer Lement in den Rhein geworfen und so das Wasser auf die andere Seite gedrängt. Dadurch wurde der Gemeinde Neuhausen daS Trinkwaffer für ihre Wasser­versorgung entzogen. Für diese Urbergriffe wurde die Gesellschaft mit nur 500 FrS. gebüßt. Würde jetzt wieder die Konzession zu einer industriellen Anlage erteilt, so be- steht große Gefahr, daß der Rheinfall an seiner Großartig­keit einbüßt. Die Versammlung beschloß, den Regierunge­rat aufzufordern, er möge verhüten, daß dem Rhein oberhalb des Rheinfalls weiteres Wasser entzogen und daß diese großartige Naturerscheinung, welche einen wachsenden Frem- denzufluß nach Schaffhausen leitet, einem vorübergehenden materiellen Gewinn geopfert werde.

Konstantinopel, 26. Juni. Gestern Nachmittag brach in der inneren Umschließung des MdizpalasteS Großfeuer aus. Der Palast des verstorbenen Gahzi Osman, sowie mehrere kleine anstoßende Konaks brannten nieder. Der Sultan sah dem Feuer von einem Fenster seines Palastes zu und erteilte wiederholt durch Adjutanten Anordnungen. Die reguläre Feuerwehr sowie 50wilde" Feuerwehren eilten herbei. L«tz1rre wohl nur in der Erwartung einer reichen Geldvergütung. Alle Minister begaben sich sofort in den Mldizkiosk. Tausende von Menschen belagerten di» Straßen und Höhen am Mdizkioik. Es kam kein Zwischen­fall vor.

-s Die zwischen der Türkei und den übrigen Balkan- staateu entstandene Streitfrage der türkischen Differential­zölle schwebt zum Teil noch immer. Nur Bulgarien gegenüber bekundet die Pforte Entgegenkommen in dieser Angelegenheit, indem Unterhandlungen wegen eines besonderen türkisch, bulgarischen Handelsvertrages eingeleitet worden find. Da­gegen hat der türkische Ministerrat beschlossen, an de« Differentialzöllen für die Waren aus den übrigen Balkan- floaten festzuhallen, waS bereits einen neuen Proteststurm der diplomatischen Vertreter derselben in Konstantinoprl bei der Pforte zur Folge gehabt hat.

Von den Philippinen wird berichtet, daß die einzige Bedingung, unter der den Filipinos Amnestie gewährt werden soll, die ist, daß sie den Treueid leisten und die Souveränität der Vereinigten Staaten anerkennen. Nur diejenigen, die daS Krirgsrecht verletzten, sollen von der Amnestie ausgeschlossen sein. Eine Proklamation dieses Inhalts wird überall auf den Inseln angeschlagen werden; man erwartet eine allgemeine Uebergabe. DaS Amnestie- angebot soll für 90 Tage Gültigkeit haben. Jeder Mann, der »in in gutem Zustand befindliche- Gewehr abliefert, soll 30 PesoS erhalten.

Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz.

London, 26. Juni. In Folge telegraphischer Störungen ist der amtliche Bericht über die Wegnahme eines von 150 Hochländer begleiteten englischen Konvois von 50 Wagen, welche zwischen dem Rhenostor und Heil­bronn erfolgte, dem Kriegsamte erst heute zugkgangen. Lord Roberts berichtet, daß der Konoois umzingelt wurde. Der Befehl habende Offizier sandte um Hilfe nach Vredevertraad. Es wurden sofort Verstärkungen abgesandt, die aber von den überlegenen Streitträsten des Feindes zurückgeschlagen wurden. Roberts bestätigt ferner, daß ein Angriff auf das Derbyshire-Regiment stattgrsunden habe. Die Engländer, hätten dabei 36 Tote und 111 Verwundete verloren. Die Uebrigen seien gefangen genommen worden.

Berlin, 26. Juni. DaSBeil. Tagebl." veröffent­licht einen Brief eines KriegSkorrrspondentrn in Transvaal, in welchem über das am 12. Mai bet Zandriver stattgr- funvene Gefecht berichtet wird. In diesem Gefecht wurden vom deutschen KorpS im Burenheer Leutnant Baron von Brache!, Leutnant Günther, und Leutnant Teichmann ge­tötet. Verwundet wurden Oberst Lorentz, Leutnant von Lachstedt, Leutnant von Wrangel, Leutnant Pontinus, Ba­ron Woff und Werbe. Die Verwundeten liegen im deut- schen Hospital zu Prätoria.

Die Krisis in China.

London, 25. Juni. Nach einer Meldung auS Shang­hai schätzt man die Zahl der um Peking versammelten chinesischen Truppen auf 360000 Mann mit 300Kreuzot-, 80 Krupp- und 150 Moximgrschützrn (?). Außerdem sollen dieselben großartige Vorräte an Munition haben.

London, 26. Juni.Daily Telegraph" meldet aus Shanghai, Beamten schätzen die Zahl der Aufständischen auf 3 Millionen. Sie glauben an rin Gerücht aus chine­sischer Quelle, daß ein neuer Kaiser bereits proklamiert sei. Die chinesische Regierung soll sich monatlich 20,000 Waffen haben liefern lassen. (?)

Berlin, 26. Juni. Wolffs Telegraphen-Bureau erfährt: Nach einem heute Vormittag eingetroffenen Tele­

gramm des deutschen Konsul in Tschifu, soll sich Admiral Seymour mit den Gesandten 20 Kilometer von Tientsin entfernt befinden und von Boxern und chinesischen Soldaten hart bedrängt werden. DaS HilfSkorpS zur Aufnahme SrymourS hat am 24. ds. Tientsin »erlassen, nachdem das Entsatzkorps von Toku am 23. ds. Nachmittags in Tient­sin eingezogen war.

Berlin, 26. Juni. Die deutsche Kolonie in Hong, kong hat telegraphisch um die allerhöchste Erlaubnis nachge- sucht, in Anbetracht der Lage in China, der dortigen eng­lischen Regierung ihre Dienste zur Ausrechterhaltung der Ordnung anzubieten. Der Kaiser erteilte die erbetene Er­laubnis.

Berlin, 26. Juni. DaS offiziöse Wolff'sche Telegraphen­bureau erfährt: Ein Telegramm des kaiserlichen Gou­verneurs aus Kiautschou von gestern meldet, nach chinesischen Quellen seien die Entsatztruppen unter Admiral Seymour in Peking eingetroffen.

London, 26. Juni. Nach einem Telegramm der Daily Mail besteht die Verwundung des Kommandanten LanS vom Iltis" in einem Schuß ins Bein.

London, 26. Juni.Daily Expreß" meldet aus Tschifu vom 25.: Nach soeben eingetroffenen Nach­richten sind 3000 chinesische Truppen in Eilmär­schen von Taku kommend in Tientsin eingetroffe« zur Verstärkung der Boxer und der chinesische» Truppen.

London, 26. Juni. Die Blätter veröffentlichen ein Telegramm ausShanghai vom 29. ds., welches besagt, der englische KreuzerTerrible" traf dort von Taku ein und berichtet: Einer Streitmacht von 800 Sikkos und 200 Walisischen Füsilieren ist es gelungen, die Verbindung mit den deutschen, amerikanischen und russischen Truppen, welche von den Chinesen an zwei vorhergehenden Abenden unge­fähr 9 Meilen von Tientsin abgeschnittrn waren, herzu­stellen.

Tschifu. 26. Juni. Die hiesigen Ausländer glauben, daß die chinesische Armee unter Lungsuhfieng, die kürzlich den Muhamedaneraufstand unterdrückte, sich vollzählig der Boxerbewegung angeschloffen hat. Man nimmt an, daß 60 000 gut bewaffnete chinesische Soldaten um Peking und Tientsin versammelt find. Di« chi- nefischen Offiziere verkünden prahlend, daß sie 400000 Soldaten zur Verfügung haben. Die Ausländer in China haben den dringenden Wunsch, daß 100 000 europäische Truppen, davon mindesten- 50000 Manu für Peking, in China zusammengezogen werden. Auch find sie für eine große Flottenkundgebung, um die noch schwankenden chine­sischen Kausleute zu beeinflussen. Die von Admiral Sey­mour befehligte Truppe soll mit Mundvorrat für 1 Woche und 150 Patronen für den Mann abmarschiert sein. In­folge der Berichte über die Erfolge der Chinesen gegenüber den Mächten befinden sich die Massen in wachsender Er­regung. Eintrrffende Kaufleute berichten, daß in Niutschwang die Boxers in den Straßen exerziren. Wie sich herausge- stellt Hai, haben die Soldaten deS chinesischen Heers Geschütze und Ausrüstungsgegenstände an die Boxer verkauft. Der englische Konsul in Futschau hat die Bitte um Entsendung von Kriegsschiffen ausgesprochen. Das englische Kriegs­schiffTerrible" und 2 japanische Kreuzer find in Tschifu eingetroffen, wodurch sich die Lage gebessert hat. Das hies. Fremdenviertel wird von 2 mit Krupp'schen Geschützen aus- gestatteten chinesischen Forts beherrscht.

Tschifu, 27. Juni. Reuter. ES heißt, die Chine­sen rücken auf Niutschwang vor.

London, 27. Juni. Aus Shanghai wird ge­meldet: Ein kaiserliches Edikt befiehlt dem General Ni die Forts von Taku wieder zu erobern. Dies erklärt die große Bewegung, welche sich unter den chinesischen Truppen zeigte.

Berlin, 27. Juni. In militärischen Kreisen erhält sich demLokal-Anzeiger" zufolge daS Gerücht, daß außer den beiden auf Kriegsstärke gebrachten Geebataillonen weitere Lruppenabteilungen in die chinesischen Gewässer ent- sandt werden sollen. Man spricht von 6000Mann. Dasselbe Blatt meldet aus Wilhrlmshafen, die Mobilma­chung vollzieht sich in vollster Ruhe.

Washington, 25. Juni. 300 Marinesoldaten gehen von Manila nach Taku ab. Das KanonenbootPrinceton" erhielt Befehl, nach Ewatau, Futschau, Amoy und sodann nach Shanghai obzugehen, um zwischen jenen Orten die telegraphische Verbindung herzustellen.Princeton" soll sich jeden Augenblick für den aktiven Dienst bereit halten.

London, 27. Juni. Den letzten Meldungen aus Taku zufolge halten die russischen Truppen immer noch die Eisen­bahnstation besetzt.

Shanghai, 25. Juni. In Taku find 8000 Manu europäischer Truppen, darunter 1200 Deutsche, gelandet. Wie verlautet, find die Russen bei Tientsin am 22. mit einem Verlust von 120 Toten und 300 Verwundeten zu- rückgrschlagen worden. Aus guter Quelle verlautet, die britische Regierung habe der chinesischen zugrfichert, sie werde im Vangise-Thal« keine Mannschaften landen, außer zu dem Zwecke, die chinesische Regierung bei der Unterdrückung von Ruhestörungen zu unterstützen.

Washington, 26. Juni. (Reutennrldung.) 300 Marinesoldaten gehen von Manila nach Taku ab. DaS KanonenbootPrinceton" erhielt Befehl, nach Swatau, Fu- tscha«, Lmoy und sodann nach Shanghai abzugehen, um die telegraphische Verbindung zwischen jenen Orlen herzu­stellen.Princeton" soll sich jeden Augenblick für den ak­tiven Dienst bereit halten.

Yokohama, 16. Juni. (Reutermeldung.) DaS Mi­nisterium hielt gestern eine Beratung über die Lage in China ab. Welcher Beschluß gefaßt wurde, ist unbekannt.

Der Präsident verlangte die Entsendung einer Truppenmacht,, welche genügt, um die Verbindung zwischen Taku und Pe­king herzustellen.

Nagold, 27.Juni, nachm. 3 Uhr45 Min. (Priv.-Telegr. desGesellschafter".) Der deutsche Konsul in Tschifu telegra­phiert nach Berlin: Admiral Seymour ist 14 Kilo­meter vo» Tieutfi» umzingelt; er v erlangt 2VVV Mau« Verstärkung, welche unter Russenkommando am LS. Juni aus Tschifu ausrückteu.

Kleinere Mitteilrmgeu.

Tübingen, 20. Juni. (Schwurgericht.) Auf der Anklage­bank erschienen gestern, im vierten Fall der Tagesordnung, zwei Italiener, die Bahnbauaufseher 1) Gtacomo Eavtane aus Pieve d'Alpago, wohnhaft in Altdorf, OA. Nürtingen, 2) Luigi Diminelli aus Montebello, wohnhaft in Bempflingen. Beide stanben unter der Anklage des versuchten Totschlags. Saviane war beschuldigt, er habe am 15. Mai d. I. zu Altdorf erstens den Diminelli vor­sätzlich tüten wollen, indem er aus seinem Revolver in der Wirtschaft zum Lamm" auf kurze Entfernung auf ihn einen scharfen Schuh abgab, den fliehenden Diminelli verfolgte und alsbald wieder einen scharfen Schuß und in der Folge noch mehrere scharfe Schüsse auf rhn abfeuerte, ohne indessen ihn zu treffen, zweitens einen andern mit der Begehung eines Verbrechens wider das Leben bedroht zu haben, indem er, seinen Revolver in der Hand, zu dem Bauer« Wilhelm Knüll von Altdorf, den der Schultheiß Thum von dort ersucht hatte, den Angeklagten wegen seiner Schüsse gegen Diminelli frstzunehmen, sagte:Du schlechrer Kerl, Dich schieß' ich gerade auch tot." Die Anklage gegen Diminelli ging dahin, er habe am gleichen Tage und am selben Orte den Saviane mit einem Dolch- meffer vorsätzlich tüten wollen und der diesem zur Hilfe herbeige­eilten Ehefrau desselben einen tiefen Stich in den linken Unterarm »ersetzt, was eine vierwöchige Arbeitsunfähigkeit derselben zur Folge hatte. Prof. Dr. Tattaneo auS Stuttgart steht den Angeklagten als Dolmetscher zur Seite. Der Angeklagte Saviane antwortete aus die Anklage, er sei mit Diminelli zusammengetroffen; letzterer habe ihn von der Versöhnung mit einem Freunde abhalten wollen, und weil er nicht darauf eingegangen sei, sei Diminelli mit einem Dolchmefser auf ihn losgegangen und habe wiederholt nach ihm gestoßen, dabei fei ihm des Saviane Ehefrau in die Arme gefallen. Er (Saviane) habe jetzt einen Schuß abgegeben, um dem Diminelli bange zu machen; treffen haue er ihn nicht wollen. Bei der Ver­folgung habe er noch mehrere Schüsse gegen Diminelli abgegeben, dabei aber den Revolver i« die Luft gehalten. Diminelli brachte zu seiner Verteidigung vor, er habe sich in dem von Saviane pro­vozierten Streit bloß gegen dessen Angriffe «ehren wollen, dessen Frau habe er auS Versehen verletzt. Es waren 9 Zeugen und 3 Sachverständige geladen. Srstere sagten übereinstimmend, die Sache habe sich so schnell abgewickelt, daß sie nicht im stände seien, nähere Angaben zu machen; ein Teil der Zeugen bekundete, daß Diminelli die größere Schuld an den Vorkommnissen trage; es sei nicht wahr, daß Diminelli zuvor von Saviane mit Faustschlägen traktiert worden sei. Die Aufregung de- Saviane sei begreiflich, da er geglaubt haben mochte, seine Frau sei von Diminelli tödlich verletzt worden, denn Diminelli habe mit aller Macht zugefloßen. Oberförster Münst als Sachverständiger bezeichnet« den Revolver als eine Schußwaffe, deren Treffsicherheit eine sehr geringe sei; die von ihm untersuchte Munition gehöre zu der schlechtesten, so daß man den Angaben d«S Saviane nicht entgrgentreten könne, wenn dieser behauptete, der Revolver sei bloßzum Bangemachen" benützt worden. Die ärzt­lichen Sachverständigen begutachteten, daß die bei Diminelli Vor­gefundene von ihm alS bei jenen Vorgängen davongetragen bezeich­net« Wunde rin alteS Geschwür aus früherer Zeit sei, daß dagegen die Wunde der Frau Saviane anfänglich bevenklrch gewesen sei, der HeilungSprozeß sich aber als gut verlaufend erwiesen habe. Nachdem die Geschworenen von den an sie gestellten Fragen auf Totschlag, Bedrohung und fahrlässige Körperverletzung, nur bei dem Angeklagten Diminelli die Frage auf versuchten Totschlag bejaht, bei beiden Angeklagten alle übrigen Fragen verneint hatten, wurde Diminelli wegen dieses Verbrechens bei Zulassung mildernder Um­stände zu der Gefängnisstrafe von 4 Monaten verurteilt. An dieser Strafe geht 1 Monat der erlittenen Untersuchungshaft ab. Saviane wurde srergesprochen und sofort aus der Haft entlassen. Rechts­anwalt Liesching verteidigte Saviane, Rechtsanwalt Dr. Hayum Diminelli. Ankläger war Hilfsstaatsanwalt Frank. Buchdruckerei- besttzer Laupp jr. fungierte als Obmann der Geschworenen.

Tübingen, 27.Juni. (Schwurgericht.) Wegen Verbrechen­des gemeinschaftlich verübten betrügerischen Bankerutts und ähnlicher Handlungen standen gestern vor den Geschworenen: Die früheren Besitzer des Birkenhofs, Gde. Gächingen, OA. Urach, der Bauer Christian Länge und dessen Bruder Jakob Länge, sowie die bei­derseitigen Ehefrauen, ferner die Schwäger Wilhelm Brökel, Bauer von Böhringen, und Christian Munderich, Bauer von Donnstetten, OA. Urach. Die Brüder Länge erwarben im Jahre 1896 den Birkenhof mit über 100 Morgen Güter samt Fahrms um den Preis von 43000 zu gemeinschaftlichem Eigentum. Aus dem Erlös ihrer frühere» Anwesen machten sie eine Abschlagszahlung, so daß ihre Schuld noch 25000 ^ betrug. In Ermanglung weiteren Betriebskapitals gerieten die neuen Besitzer bald in Zahlungsver­legenheiten ; sie suchten sich Darlehen zu beschaffen, aber alles war vergebens. Unglückssälle im Stall blieben auch nicht aus. Die mehrfachen Versuche, den Birkenhof wieder zu verkaufen, scheiterten wohl deshalb, weil der Hof in der ganzen Umgegend verschrien war. Bon seiten des früheren Besitzers Rau wurde die Kaufschuld von restlichen 25 000 gekündigt, 5000 ^ auch gleich zur Klage gestellt. Der Viehhändler Abraham Löwentbal aus Buttenhausen, von dem die Angeklagten Länge Pferde und Kühe bezogen, anfangs gegen Barzahlung, später auf Kredit, forderte noch Biehkausschillinge in Höhe von 2400 und wurde auch klagend. Die zwischen Löwenlhal und den Angeklagte« abgeschlossenen Verträge, mitunter sehr eigentümlichen Inhalts, fanden vor Gericht eingehende Erör­terung. Die beiden Angeklagten Länge sahen jetzt voraus, welches Schicksal ihnen bevorstehe, sie zogen nun ihre beiden Schwäger zu Rate und nun folgten die zur Anklage gestellten Vorfälle. Christian und Jakob Länge waren nun beschuldigt, sie haben als Schuldner, über deren Vermögen am 12. und 13. März 1900 das Konkursver­fahren eröffnet worden war, in Kenntnis ihres konkursmäßigen Zustande- und in der Absicht, ihre größtenteils gemeinschaftlichen Gläubiger zu benachteiligen, in der Nacht vom 27.-28. Februar 1900 VermögrnSstücke verheimlicht und bei Seite geschafft, indem sie ihren in jener Nacht mit Fuhrwerken herbeigeeittrn Schwäger» sie Früchtevorräte an Dinkel, Haber und Gerste im Werte von ca. 150 ^ aufluden und in deren Behausung verbringen ließen, außer­dem das Vieh, 2 Kühe, 1 Rind und 2 Kälber, ihren Schwägern mit dem Aufträge ausfolgten, solche zu verkaufen und die Erlöse auszubewahren, bis der Konkurs fertig fest Der Erlös aus diesem Vieh betrug über 600 ^ Die Ehefrauen der Länge waren der Beihilfe beschuldigt, ebenso die beiven Schwäger; letztere überdies eines Verbrechens im Sinne deS Z 242 der KonkurSordaung. Die beiden Angeklagten Länge bestritten nicht, daß sie am 27. Februar aller Barmittel, um ihre Gläubiger zu befriedigen, entblöst waren,, sie wollen aber trotzdem durch ihre Handlungen keineswegs die Absicht der Släudigerbenachteiligung gehabt haben; die Krucht- vorräte habe man allerdings aus dem Grunde in die Wohnungen ihrer Schwäger verbracht, damit man nachher für sich und die Familien Länge noch etwas zum leben habe. Die Schwäger Brökel und Munderich bestritten die Kenntnis über die schlimme Vermö-