Erscheint

Montag, Mittwoch, Donnerstag und SamStag.

Auflage 1980 Preis vierteljährl. hier mit TrLgerlohn 9V im Bezirk 1 ^!, außerhalb d. Bezirks 1 ^ 20 -f. MonatsabonnementS nach Verhältnis.

Der GchlMtn

Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

74. Atchr-a«-.

Insertion S-SbeLhr f. d. einspaltige Ziele a«S gewöhn!, vchrist oder deren Raum bei einmalig- Einriltkung S bei mehrmalig.

«ratiSbeilagen: Da- Plauderstübchen und

SchwLb. Landwirt.

ss.

Einladung zum Abonnement.

Mit dem 1. Krrtt 1900 beginnt wieder ein neue» AK»Mt«»r«t auf den wöchentlich 4 Mal erscheinenden

Gesellschafter"

Amt*- «nd Anzeigetrlatt sämtlicher staatlicher «nd städtischer Kehärde« de- Oderamt« N«»S-ld,

sowie verschiedener Behörde«, namentlich der Forstämter in den Oberämtern Cal«, Frendenstadt, Neuenbürg, Herren« -erg, Horb, wozu wir freundlichst einladen.

DieMirrerr i» China" und der leider immer noch dauerndeKriegl in Südafrika" sorgen dafür, daß der Lesestoff auch in der sogen. Gauregurkeozeit ein spannender -leibt; auch werden wir darauf bedacht sein, den unterhal­tenden Teil stets zu einer wahre Erholung bietenden Lektüre ,u gestalten und demnächst mit einer kleine«, hnma- »istische« Skizze im Harrptdlatt beginne«.

Der Gesellschafter"

und demSchwäbische« Karrdrvirt" vierteljährlich in Nagold mit Trägerlohn 90 --Z, im Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 20 Alle Postanstalten und Postboten

Nehmen Bestellungen entgegen.

Hochachtungsvoll

die Redaktion -esGesellschafter".

Amtlicher.

Nagold.

Aushebung der Militärpflichtigen.

Das diesjährige Aushebungsgeschäft findet am

Donnerstag den 28. Juni

und am

Samstag de« SO. Juni

je vormittags von 8 Uhr an auf dem Rathaus i« Nagold statt.

Am erste« Tage kommen die Reklamierte», die olS dauernd ««tauglich erklärten, die zum Landsturm und zur Grsatzreserve vorgeschlagenen Militärpflichtigen,

am zweite» Tag die als tanglich bezrichneten Militär- Pflichtigen zur Vorstellung.

Die Ortsvorsteher erhalten die Wrisung, die vor dir K. Ober-Ersotzkommisfion zu beordernden Militärpflichtigen, über welche ihnen besondere Verzeichnisse zukomme« werden, mit dem Anfügen vorzuladen, daß sie bn Vermeidung der gesetzlichen Strafen und Rechtsnachteile an den genannten Tagen je vormittags V'/» Uhr auf dem Rathaus in Nagold zu erscheinen haben. Auch sind die Militärpflich- Ligen auf dis Bestimmungen der Wehrordnung §§ 65 Z. 3, 71 Z. 7 und 72 Z. 3 aufmerksam zu machen, wornach Versuche Militärpflichtiger zur Täuschung gerichtlich bestraft werden, die Entscheidung der K. Oberersatzkommisfion end- giltig find und jeder in den Grundlisten dcs Aashebungs- brzirks enthaltene Militärpflichtige berechtigt ist, im Aus­hebungstermin zu erscheinen und der Oberersatzkommisfion etwaige Anliegen vorzutragen.

Ferner haben die OrtSvorsteher daraus hinzuwirken, daß die Militärpflichtigen mit reiugewascheuem Körper und reiner Wäsche erscheinen. Diejenigen Militärpflich­tigen, welch« an Schwerhörigkeit zu leiden behaupten, haben das Innere der Ohre» gründlich zu reinigen, um eine Untersuchung derselben zu ermöglichen.

Ortskundige Fehler der Militärpflichtigen (geistige Beschränktheit, Epilepsie rc.) sind soweit solche nicht schon bei der Musterung zur Sprache gebracht wurden «or der Aushebung dem Unterzeichneten anzuzeigen. Bei Schwerhörige«, Nervenleideude«, Stotterern, Geisteskranken oder Taubstummen verlangt die Kal. Oberersotzkommission Vorlage von ärztliche« Zeugnisse«.

Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß Familienver- hältnifse halber ein Militärpflichtiger niemals zum Train bestimmt wird und daher derartige Gesuche wertlos sind.

Die Eröffnungs«rk«»den der Vorladung der Militärpflichtigen sind unter Anschluß der Los- «ngsscheine spätesten- bis 24. Juni hierher v»r- znlege».

Militärpflichtige, welche sich answärtS aushalten, dürfen nicht von anderen Bezirken hieher zur Aushebung berufen werden, sind vielmehr zu belehre«, daß fie sich am Orte ihres danerude« (nicht bloß vorübergehenden) Aufenthalts -ur Stammrolle anzumelden und zur Aushebung;» stellen haben.

Nagold, Samstag den 23. Juni

Sodann haben die Ortsvorsteher darauf zu achten, daß

kerne Scheinverzüge Vorkommen. Bei denjenigen Mili­tärpflichtigen, welche vor der Aushebung sich wieder nach Hause begeben, ist sich daher zu vergewissern, ob sie nicht in der Absicht gekommen find, um an der Aushebung teil­zunehmen und hernach wieder an ihren frühere» Ort zurückzukehren. ES ist daher von jetzt an bei jeder Nenanweldnug zu berichten, ob nicht ein Scheinver­zug des Militärpflichtigen vorliegt.

Von der Beiztehung der Ortsvorsteher zum Aushebung?« geschäft wird auch Heuer abgesehen.

Endlich werden die Ortsvorsteher beauftragt, die Stamm­rolle« pro 1898, I89S und 1900 nebst de« Ge- bnrtslisten und Beilage« zum Zweck der Prüfung durch den Lioilvorsitzenden der Kgl. Oberersatzkommission zuverlässig bis 24. Juni ds. Js. an das Oberamt einzusenden.

Sollten in neuerer Zeit Strafen gegen Militärpflich­tige erkannt worden sein, so wären solche in den Stamm­rollen nachzutragrn und dem Oberamt in besondere« Bericht anzuzeigen.

Nagold, den 14. Juni 1900.

K. Oberamt. Ritter.

Seine Majestät der König haben am 16. Juni d. I. aller­gnädigst geruht, auf die katholische im Patronat der Krone befind­lich» Pfarrei Denkingen, Dekanats Spaichingen, den Pfarrer Gnant in «ündringen, Dekanats Horb, zu ernennen.

Hages-Hleuigkeiten.

Deutsches Leich.

Nagold, den 22. Juni.

In Nro. 89 d. Bits, berichteten wir über die von der Hauptversammlung des Börsenvereins der deutschen Buch­händler gemachte Kundgebung gegen den Versuch, die Recht- schreibung des Bürgerl. Gesetzbuchs dem deutschen Volke aufzudrängen. Auch führten wir die zwei von Gymnafial- rektor Erbe in Ludwigsburg im N. Tgbl. hiezu geschriebe­nen Artikel an. Dieser bekannte Sprachkenner sagt nun darüber:So soll also für die Rechtschreibung von Tausenden deutscher Beamten künftig ein Gesetzbuch maßgebend sein, dessen Verfasser und Hersteller gar nicht berufen waren,, auf diesem Gebiet Regeln auszustellen, und auch selbst nicht im entferntesten daran dachten, solche geben zu wollen. Als ob es qar keine deutsche Sprachwissenschaft und noch gar keine Regel für die Schreibung des Deutschen gäbe, läßt man den reinen Zufall oder die Laune einiger Abschreiber und Setzer darüber entscheiden, welches Kleid unsere herr­liche Muttersprache fortan tragen solle!" (Elbe, die dro­hende Verschlimmerung des Rechtschreibelends im deutschen Reich. Stuttgarter Neues Tagblalt Nr. 114. 115; Sonder­druck von H. Lindemanns Buchh. in Stuttgart kostenlos zu beziehen.) Der Gedanke, aus einem Gesetzbuch Rechtschrei­bungsregeln abzuleiten, hat bereits Gestalt gewonnen in einem von einem Berliner Oberpostassistentennach den maßgeben­den Werke», besovders nach den aus dem Bürgerlichen Ge­setzbuch sich ergebenden Regeln" bearbeiteten alphabetischen Wörterbuch. Wie Rektor Erbe sachkundig nachweist, be­deutet diese Schreibart fürs erste in vielen Punkten einen höchst bedauerlichen Rückschritt gegen unsere amtlichen Re- geln; sie enthält zweitens viele sehr bedenkliche Widersprüche; sie stellt fürs dritte aus ihrem ungenügenden und vielfach ungeeigneten Stoff mehrfach Regeln zusammen, die unbedingt zu verwerfen find. ES sei darum diese Rechtschreibungals eine Schöpfung zu bezeichnen, die für die Schule so wenig als für den geschäftlichen Verkehr empfohlen werden könne". Daß eine derartige mangelhafte Rechtschreibung nicht zur Einführung gelange, wird man von der Einsicht der maß­gebenden Behörden, besonders der UnterrichtLverwaltungen, ja zuversichtlich erwarten dürfen. Geschähe eS dennoch, so würde eine solche Rechtschreibung jedenfalls nur von kurzem Bestand sein können. Aber auch für eine jede andere würde das zutressen. Denn die Frage ist vom wissenschaftlichen Standpunkt ouS jetzt noch rn keiner Weise spruchreif. Es wird deshalb eine vorsichtige Behandlung dringend geboten erscheinen. Die Verhältnisse liegen ja auch heute auf dem Gebiet der Rechtschreibung durchaus anders, als bei deren Regelung im Jahr 1880. Herrschte damals völlige Unord­nung, mußte darum jeder Versuch, rine Einheit zu schaffen, mit Freude begrüßt werden, so würde heute eine in stetiger Ausbreitung und wachsender Bedeutung begriffene Einheit zerstört werden, ohne daß rine andere, geschweige denn eine bessere an ihre Grelle träte. Ein wirklicher Fortschritt bc- dürfte langer Vorbereitungen und kann nur auf wissenschaft­licher Grundlage mit der Zeit erreicht werden. Bis dahin ist es das einzig Richtige, die Rechtschreibung von 1880, da wo sie noch nicht gilt, einzuführen. Denn diese Recht­schreibung hat thatsächlich eine solche Ausdehnung im ganzen

M0.

bürgerlichen Leben erfahren, daß nur noch die Behörden sie

anzunehmen brauchen, um die deutsche Einheit auch in dieser Beziehung beinahe zu vollenden.

-s- Haiterbach, 21. Junt. Vorgestern hielt der unter Leitung der Frl. Krauß stehende 5. Wanderkochkurs hier seine Schlußprüfung ab. DaS zahlreiche Erscheinen der Gäste bewies aufs neue, welch reges, stets wachsendes Interesse für diese segensreiche, nützliche Einrichtung besteht. Der theoretische, wie praktischeTeil der Prüfung lieferte wieder, wie zu erwarten war, ausgezeichnete Ergebnisse, und den Koch­schülerinnen selbst leuchtete die Helle Freude aus den freundl. Augen heraus, wenn fie all daS Gelernte nochmals in kurzen Umrissen, Kochrezepte. Haushaltungskunde etc., vortragen durften. Weil nun bekanntlich der Weg zum Herzen oft durch den Magen geht, so hatte auch diesmal daS lukullische Mahl die beste Stimmung hrrvorgerufen, die sich bald im Männerchor, bald im heiteren Gesang der Schülerinnen selbst kundgab und die schöne Feier würdevoll abschloß. Möchten sich bald wieder genügend Teilnehmerinnen finden; eine jede der früheren Schülerinnen ist ja selbst die beste Empfehlung, und gewiß bietet daS fleißig« Erproben de- Gelernten stets aufs neue Gelegenheit, sich mit dankbarer Freude des sechs­wöchigen Kurses und der tüchtigen Lehrerin zu erinnern.

Herrenberg, 20. Juni. Heute nachmittag trafen di« unter Leitung des kommandierenden Generals, General­leutnant Fchr. v. Falkenhausrn, auf einer taktischen Uebungs- reise im vorjährigen Manöoergelände begriffenen Offiziere hier ein. Dieselben werden bis morgen hier Quartier be­ziehen.

Frankfurts. M., 22. Juni. Auf kaiserliche» Befehl wurde hier bei verschiedenen Infanterieregiment«« angr- fragt, wer sich freiwillig einem zu bildenden Expeditions­korps nach China anschließen will. Es haben sich in Folge dieser Aufforderung so viele Mannschaften gemeldet, daß nur 3 Mann von jeder Kompagnie berücksichtigt werden können. (Die gleiche Anfrage dürfte wohl bei allen In- fanterieregimentern erfolgt sein.)

Berlin, 20. Juni. Nach derTimes" ist der bekannte Major v. Reitzenstein, früher deutscher Grneralstabsofsizier, der in Südafrika bei den Buren mitfocht, nach seiner Rück­kehr nach Deutschland im Mai vor ein Kriegsgericht gestellt und zu sechs Monaten Festungshaft verurteilt worden, die er in Glatz zu verbüßen hat.

Die Sensationsnachricht von der angeblichen Ermor­dung deS deutschen Gesandten in Peking, v. Ketteler, erweist sich als unwahr. Die in Münster lebende Mutter Herrn v. Ketteler's erhielt die telegraphische Nachricht, daß ihr Sohn am Leben sei. _

Ausland.

Petersburg, 21. Juni. Der Minister deS Aeußern Murawiew ist heute früh plötzlich gestorben.

Aus London wird dem B. T. berichtet: Friedrnsver- sucheEnglands beiTransoaal find mißlungen. Un­ter anderem wurde dem Präsidenten Krüger die Versicherung erteilt, daß, wenn er sich ergebe, er im Lande bleiben dürfe. Staatssekretär Rritz lehnte die Botschaft ab.

Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz.

London, 20. Juni. Lord Roberts trlegraphirt aus Prätoria vom 20. dS.. daß die Vorhut Hunters am 18. ds. Mts. KrügerSdorp, ohne auf Widerstand zu stoßen, besetzte. Lord Methuen, welcher einen großen Tronsporr nach Heilbronn geleitete, schlug gestern eine Truppe der Buren unter Christian Drwrt in die Flucht, welch« sich bemühte, ihm den Einmarsch in Heilbronn zu verwehren. Huttons berittene Infanterie eroberte 2 Geschütze deS Kommandanten DuplessiS. Die Eisenbahn und d,e tele- graphische Verbindung mit Kapstadt sind wieder vollständig hergestellt und die Läden in Johannesburg geöffnet. Der Handel wird täglich lebhafter.

London, 20. Juni. Man befürchtet, daß die chinesische Krisis die Buren zur Verlängerung des Widerstandes er- mutigen muß. Die Buren haben Ficksburg, den schwächsten Punkt in RundleS Kordon, angegriffen. Man befürchtet, daß ihnen der Durchbruch nach Süden gelingen wird.

London, 21. Juni. Das Reutersche Bureau meldet auS Prahsu (Goldküste) vom 19. ds.: Ern Teil der west­afrikanischen Truppen unter Führung de» Hauplmanns Wil­son wurde auf dem Marsche von Bekwai nach Kweffa am 10. Mai bei Effenkwante angegriffen. Der Feind wurde völlig geschlagen. Wilson und 10 Mann getötet, 27 Mann verwundet.

Die Krisis in China.

London, 20. Juni. DieTimes" meldet in ihrer 2. Ausgabe in Shanghai vom 20. d». Mts.: Ein durch Kourierdienst des Eisenbahndirektor» Sheng überbrachte«