Erschein!

Montag, Mittwoch, Donnerstag und SamStag.

Auflage 1950 Preis vierteljährl. hier mit Trägerlohn 90 im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 ^ 20 -f. Monatsabonnements nach Verhältnis.

Itt GesrllslhMr

Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagotd.

74. Jahrgang.

Insertions-Gebühr f. d. einspaltige Zeile auS gewöhn!. Schrift oder deren Ran« bei ««malig. »tnrüSung » bet mehrmalig, je S

Gratisbeilagen: DaS Plandrrstübchen und

Schwäb. Landwirt.

88 .

Württrmderzilcher Landtag.

(125. Sitzung.)

Bizepräfident Dr. Kiene eröffnet die Sitzung um 3'/. Uhr. Am Min.-Tifch: Staatsrat v. Weizsäcker und Oberlonsistorialrat Binz. Behufs Teilnahme an dür ReichstagSverhandlungen find beurlaubt: Payer, Hähnle, Hieber, Konrad tzaußmann u. Schrempf. Zunächst wird die Wahl deS neu gewählten Abg. Haug-Ulm Amt für legitimiert erklärt und der neue Abgeordnete in das HauS ein­geführt und beeidigt. Es wurde wieder eine Reihe von Petitionen erledigt. Die Bitte des Rechtsanwalts Dr. Hirsch und Genoffen in Ulm um Rrvifion der die Rechtsverhältnisse der Juden betr. Gesetzgebung wurde nach dem Referat des Frhrn. v. Gemmingen und nach Anhörung der verschiedenen Erklärungen seitens der Regierung und der Abgeordneten Prälat von Schwarzkopf, Nuß- baumer, Schick, Betz, v. Geh und Rembold der Regierung zur Er­wägung übergeben. Der Gemeinderat Göppingen hat um Ver- willigung der Rosten zur Erbauung einer neuen, mindestens 15 Meter breiten Brücke über die Fils gebeten. Diese Petition, über welche der Aba. Lang referierte, rief eine sehr lebhafte und ausge­dehnte Diskussion hervor. Schließlich wurde die Petition zur Kenntnisnahme überwiesen. Zwei Eingaben der Stadt Ulm u. s. w., sowie der Gemeinden des Oberamts Neckarsulm um Uebrrnahme der Bau« und Unterhaltungsarbeiten an der Donau und am Nek- kar wurden der Wofserrechtskommisfion zugewiesen. Eine Petition des Rektors Conz-Cannstatt betreffend die Staatszulagen zu den Gehalten der wissenschaftlichen Lehrer und Kollaboratoren wurde zur Kenntnisnahme übergeben. Ein Antrag Rembold betreffend Bitte um Abänderung des Art. 81 des Beamtengesetzes von 1876 wurde in der von der Kommission vorgeschlagenen, etwas verän­derten Fassung angenommen, nachdem der Finanzmin. v. Zeqer er­klärt hatte, daß bereits eia diesbezüglicher Gesetzentwurf ausgear­beitet sei. Nächste Sitzung: Donnerstag vormittags 9 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen wieder mehrere Petitionen, sowie ein Bericht über die Prüfung der ständischen Rechnungen für 18SS/9S. Schluß 6-/, Uhr.

Hages-WeuigKeitm.

Deutsches Leich,

Nagold, den 8. Juni.

* Unter Bezugnahme auf den gestern gebrachten Aufruf betreffend die bevorstehenden Wahlen zur Handelskam­mer können wir nun Mitteilen, daß dieselben für den Be­zirk der Handelskammer Ealw, zu welcher Nagold gehört, auf Montag den 18. Juni festgesetzt find. Die Zahl der zu wählenden Kammermitglieder beträgt 9.

* Die Aufführung von Charley'S Tante brachte eine» vollen Erfolg für den Benefizianten Hrn. Schauspieler Karl Aßmayer; das Stück bewährte seinen guten Ruf, den eS sich auf seinem SiegeSzu- durch alle Bühnen erworben, und fand auch hier ein zahlreiches und entzücktes Publikum.

*Wie wir hören, wird der Württ. Jngenieurverein <ca. 200 Personen) mit Musik vomKühlen Berg" her am Sonntag Nachmittag 2 Uhr hier eintreffen und daS Mit­tagessen im Hotel zurPost" einnehmen.

-r. Am Sonntag den 10. d. M. findet in Freuden- stodt bie Hauptversammlung des Württ. Fischerei- verein- in Verbindung mit einer Fischereiausftellung statt, welche letztere auch von Mitgliedern deS Nagolder FischereioereinS beschickt werden wird. Die Hauptversamm­lung, der eine reichhaltige Tagesordnung zu Grunde liegt, beginnt nachmittag- 2 Uhr. ES werden u. a. Vorträge gehalten über die Nahrung von Bachsaibling und Bachfo­relle und über die gemachten Erfahrungen bei Versendung von Fischen in abgeschlagenem Zustande. Auch wird Be­schluß gefaßt über die unentgeltliche Verteilung von Fisch- eiern und Jungbrut an die Bezirk-Vereine. Die Mitglieder des Nagolder FischereioereinS werden zu zahlreiche« Besuch dieser Verhandlungen hiemit «och eingeladen.

* Wegen WildernS wurde gestern rin Einwohner von Beihingen an« hiesige Amtsgericht eingeliefert.

Ealw, 7. Juni. I« Laufe der Winters und Frühjahrs wurde das Hötel Waldhorn hier auf seinem nördlichen Flügel renoviert und die Räumlichkeiten bedeutend erweitert, so daß sich die Gäste in verschiedentlich auSgestatteten Zimmern ganz nach Wunsch bewegen können. Der Haupteingang befindet sich auf der Ostseite; betritt man da» HStel von der Brücke au-, so kommt man jetzt nach einem kleinen Vorraum in daS bisherige Buffetzimmer, doS etwa» vergrößert ist. rechts an- schließend befinden sich zwei neu entstanden« Lokale. DaS «ine ist zu einem Billardzimmer eingerichtet, da- andere dient «IS Bierrestaurant. DaS letztere ist durch eine angebaute Ve­randa über der Nagold zu einem luftigen, prächtigen Zimmer gemacht und wohl daS freundlichste Lokal im Hause geworden. Die Ausstattung und Einrichtung der neuen Restauration«- lokale ist den Anforderungen der Neuzeit entsprechend, elegant und gediegen. Der ganze Umbau macht einen vorzügliche« Eindruck und erhöht den guten Ruf deS altrenommierten Hause- Kuom.

Schramberg. 4. Juni. Gestern und heute hielten die evang. Arbeitervereine Württemberg- hier ihren 10. Ver­

Nagold, Samstag den 9. Juni

bandstag unter Vorsitz von Stadtpfarrer Weitbrecht-Heil- bronn und in Anwesenheit von Ministerialrat v. Mosthaf als Vertreter de- Ministeriums de- Innern. Der Verband zählt jetzt 45 Vereine mit fast 4000 Mitgliedern. Die nächste Haupt­versammlung wird in Hall stattfinden.

Vom RemSthal, 5. Juni. Unsere mit Fruchtansätzen übervoll behangenen Obstbäumen, insbesondere den Apfel­bäumen droht eine große Gefahr. Der etwa- aufmerksame Beobachter bemerkt fast an jedem Baum kleinere Raupen­nester und werden sich diese immer mehr ausbreiten. Rat­sam wäre eS daher für jeden Baumbefitzer, diese Schäd­linge möglichst bald zu vernichten, indem man die befallenen Aestchen abschnridet und die Brut vertilgt.

Heidenheim, 8. Juni. Nächsten Dienstag und Mitt­woch findet dahier der 15. VerbandStag de- Landes­verbands der Wirte Württembergs, welchem in be­teiligten Kreisen mit lebhafter Spannung entgegengesehen wird, statt. Ist doch seit der vorjährigen Tagung in Frrudenstadt die Umgeldsfrage ihrer Lösung entgegengesührt worden, allerdings nicht im Sinne der Wirte, sondern mehr im Sinne der Regierung, und dürfte eS interessant sein au- fachmännischem Munde zu hören, in welcher Weise sich die am grünen Tische beschlossenen Erleichterungen in der Praxis fühlbar machen werden. Gleich interessant für jeden »ürtt. Wirt find die übrigen Punkte der Tagesord­nung, von welchen wir nur erwähnen, die Verbandssterbe­kaffe, die Regelung de- Flaschenbierhandels, die Haftpflicht­versicherung, über die Lieferung der Kohlensäure durch die Brauereien, das Stellenvermittlungswesen rc. rc., alle- Punkte, zu deren Lösung jeder Wirt durch seinen Besuch deS VerbandStagS beitragen sollte. Daß neben dem Ernst der Arbeit auch die Geselligkeit zu ihrem Rechte kommt, dafür bürgt der Heidenheimer WirtSverein, der nichts ver- säumt hat, daS Fest aus'- Beste vorzubereiten und der dir württ. Wirte aus- gastfreundlichste empfangen wird. Den Schluß bildet ein Besuch der hochinteressantenCharlotten- höhle" im benachbarten Hürden.

Pforzheim. 6. Juni. Eine edle Wohlthäterin wurde heut« unter großen Ehren zu Grobe getragen, Frau Emma Jäger Witwe. Dieselbe bestimmte von ihrem großen Ver­mögen nahezu eine halbe Million Mark zu gemeinnützigen Zwecken. 300000 ^ wurden für ein VolkSbad, 100000 für ein ev. Gemeindehaus, 2S000 ^ für den Verschöne» ungiverein, 5000 für die freiw. Feuerwehr u. a. von der edeldenkenden Dame vermacht. Natürlich find die Ver­wandten und sonstigen Nahestehenden nicht leer auSgegangen.

Köln, 7. Juni. Die Konferenz der Vertreter der Han- delSkammer bildete eine 9gliedrig« Kommission zur Ver­handlung mit dem Kohlensyndikat wegen Abstellung der Kodlennot.

Berlin, 7. Juni. Die Konferenz für die Reform deS höheren UnterrichtSwesenS in Preußen wurde heute Vor­mittag im Kultusministerium durch den Minister Studt er­öffnet. Nach der Begrüßung der Erschienenen durch den Minister und nach einem Rückblicke de- GeheimratS Hinz- peter auf die Verhandlungen und Ergebniff« der 1890er Schülerkonferenz wurde in die Erörterung der Berechti- aungSsrage eingetreten. Di« Versammlung zeigte sich in überwiegender Mehrheit geneigt, der »om Minister zur Er­örterung gestellten Anerkennung der Gleichberechtigung der neunstufigen Vollanstalte« für den Nachweis der allgemeinen wiffenschastlichen Bildung grundsätzlich zuzustimmen, vorbe- haltlich deS Ausweises der besonderen Borkenntniffe für diejenigen Fächer, welche für rin erfolgreiches Studium den Besitz von solchen vorau-setzen.

^ Der Kaiser wohnte am Dienstag Vormittag, be­gleitet u. A. vom Kronprinzen von Griechenland, dem Exerzieren deS 1. GarderegtmentS z. F. auf dem Bornstedter Felde bei Potsdam bei. Nach der Rückkehr in daS Neue PalaiS nahm der Monarch daselbst den Vortrag deS LhesS deS AdmiralstabrS der Marine, DiederichS, entgegen, und empfing später den Gouverneur von Kamerun, v. Putt- kammer, sowie den Vertreter d«S deutschen Brrnnerei-Gr- werbe-, GanS Edlen Herrn zu Putlitz.

Die Kinder lernen heut« zu viel auf dem Lande. Diese Klagen wurden kürzlich in einer Versammlung deS Kreise- Rinden-Raven-burg in Herford variiert! Nachdem der Landtagsabgeordnete Weihe seinem Mißmut darüber Ausdruck gegeben hatte, daß die Prügelstrafe noch immer nicht eingrführt worden ist, empfahl Frhr. v. d. Recke die H«lbtagSschule, die ausreichend sei, um daS Nötige zu lernen. Nachmittag- müßten die Kinder in der Landwirt­schaft arbeiten können, v. Ohrimb stimmte dem zu: früher hätte man auch genug gelernt, und dann sei e- bei den weit auseinander liegenden Wohnungen in Westfale« für di« Kin­der eine Qual, wenn sie zweimal täglich zur Schule müßten. WaS sagen unsere Landwirte dazu?

1909.

Äustauö.

Wien, 6. Juni. In hiefigen diplomatischen Kreisen wird die Lage in Lhina sehr ernst aufgefaßt. ES ver­lautet, daß in Peking aller zur Flucht der Kaiserin-Mutter bereit sei.

Petersburg, 6. Juni. Gestern find von hier neuer­dings «ine große Anzahl Freiwilliger mit Waffen. Mu- nition und Zelten ausgerüstet nach dem südafrikanischen Kriegsschauplätze abgegangen, um an der Seite der Bu­ren den Feldzug mitzumachen.

Konstantinopel, 7. Juni. Der älteste Sohn deS deutschen Botschafter. Freiherr» v. Marschall, ist ver­gangene Nacht am Herzschlag plötzlich gestorben.

London, 7. Juni. DaSBureau Dalztel" meldet auS Shanghai:In Folge der Vorstellungen Japan'- wurde die Landung einer großen russischen Truppenwacht von den Kriegsschiffen in Tako verhindert. Der russische Gesandte ist bemüht, daS Tsung-li-Aarnen zu einem Gesuch um russischen Beistand zu bewegen. Doch ist dieses Aner- bieten noch nicht acceptiert. Die japanische Flotte wurde mobilisiert.

London, 7. Juni. Da- Tsung-li-Iamen hat seiner Gewohnheit gemäß geleugnet, daß Rußland seine Hilfe an- geboten habe. Rußland soll eS aber dennoch gethan haben. Die chinesische Regierung sei durchaus fähig, solche Hilfe an­zunehmen. Peking sei voll von Flüchtlingen.

Ti« ntsin, 6. Juni. Die Eisenbahnverbindung ist unter­brochen, weil die Brücken zerstört find. Heute find drei­zehn englische Seesoldaten mit einem Maximgeschütz, 50 Amerikaner und 74 Japaner hier von Taku ein­getroffen.

Tientsin, 6. Juni. Gestern ist oon Kosakenpatrouillen nach Tientsin die Meldung gebracht worden, daß 1500 Boxer sich anschicken, auf Tientsin zu marschieren, von de« sie noch 40 Kilometer entfernt find. Da die deutsche Kolo- nie einen schon in der Nacht möglichen Angriff besorgte, wurden auf ihre Bitten zwei Offiziere und vierzig Mann vomIltis" znm Schutze der Kolonie auSgeschifft. Alle Nachrichten auS dem Innern stimmen, lt.Kln. Z.", darin überein, daß die Bewegung der Boxer sich nicht gegen die eine oder die andere europäische Ration, sondern gegen alle Europäer überhaupt richtet, auf deren gänzliche Ver- treibung eS die mit den europäischen Machtoerhältniffen gänzlich unbekanten Leiter der Bewegung abgesehen.

Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz.

London, 6. Juni. Laut Nachrichten aus Johannes­burg erklären die Srubendirektoren, die Gruben seien nie­mals so gut beaufstchttgt gewesen, wie während de- KiiegeS. Man hat lt. Kln. Ztg. in den Gruben einen Aufruf Krügers gefunden, der dir Beschädigung der Anlagen untersagt.

London, 6. Juni. Lord Roberts meldet auS Prätoria vom 5. ds.: Die Besetzung der Stadt verlief in befrie­digendster Weise. Die britische Flagge ist nunmehr auf den RrgierungSgebäuden gehißt. Die Truppen fanden eine viel begeistertere Aufnahme, als ich erwartete.

Prätoria, 7. Juni. Präsident Steijn befindet sich an der Spitze bedeutender Strritkrästr östlich von Kroonstad und rückt gegen Wynburg vor.

London, 7. Juni. Nach einer Depesche derDaily Mail" au» Prätoria vom 2. Juni telegraphiert Präsident Steijn von einem Punkt südlich oon Kroonstadt, daß der Kampf bei BiddolfSberg nahe bei Senekal am 30. Mai für die verbündeten Buren sehr erfolgreich gewesen ist. 480 Engländer wurde» gefangen genommen. Sie ließen 36 Tote und 130 Verwundete auf dem Schlachtfeld«. Am folgenden Tage hatten die verbündeten Buren bei Lind- lty einen weiteren Erfolg, wobei sie 40 Engländer ge­fangen nahmen und 10 töteten. (Bei den oben erwähnten Gefangenen dürfte daS Bataillon Aeomanry eingerechnet sein.)

Kleinere MUeilungeu.

Mössingen, 7. Juni. (Korr.) Ein Bubenstreich ge­meinster Art wurde in einer der Pfingstnächte in der Fabrik von Uugerrr und Dietrich verübt. ES wurde nämlich in dt« Fabrikräume etngestiegen und dort an den Jequard« Maschinen Beschädigungen angerichtet. Vermutlich liegt ein Racheakt vor, und «S wäre zu wünschen, daß der oder die Thäter ausfindig gemacht »erden und zur Verantwortung gezogen werden könnten.

Ebingen. 6. Juni. (Korr.) Gestern nachmittag ent­stand zwischen 2 Arbeitern hier ein Wortwechsel, welcher in Tätlichkeiten auSzubrechen drohte. Ein hinzukommender Polizeisoldat wollte die beiden auSeinanderbringea, wurde hiebet jedoch von einem derselben sofort auf de« Bode« ge­worfen und ihm sein Seitengewehr entrissen. Personen, welche dem Polizeisoldaten zu Hilfe komme« wollte«, wur-