Willsbach, 5. Mai. Am 13. ds. feiert der Männer- gesangverein hier seine Fahnenweihe. Angemeldet haben sich bis jetzt 16 Vereine mit ca. 600 Sängern. — Dieser Tage beschlossen die Müller hier in einer Versammlung einen Ausschlag der „Milter" von auf worüber unsere Bauern ordentlich „verschnupft" find. — Der dieser Tage hier stattgehabte Holzmarkt war mit 126 Wagen Pfählen und 35 Wagen Bauholz und Schnittwaren befahren. Pfähle kosteten per 100 Stück gesägte ^ 2.60—3 25, gespaltene 3.80—4.40. Der Uebersührung des Marktes muß es zugeschrieben werden, daß die anfangs geforderten Preise etwas zurückgingen und auch einiges unverkauft blieb. — Die Aussichten der Weingärtner sind keine ungünstigen, doch find sie leider nur ein Gegenstand de- Hoffevs.
Vom Oberland, 6. Mai. Dem Jugendschriftsteller Christoph Gchmid, der seiner Zeit in Obrrstadion bei Munde, kingen 11 Jahre als Pfarrer seines Amtes segensreich waltete und wo auch eine Reihe seiner schönsten Werke entstanden ist, beabsichtigt der katholische Lehrerverein Württembergs ebendort ein einfaches, würdiges Denkmal in der durch herrliche Kunstschätze des Mittelalters ausgezeichneten Kirche oder am Pfarrhofe zu errichten. Gaben werden von Lehrer Mobn-Oberstadion, der auch die Anregung zum Bau eines Denkmals gab, entgegengenommen.
Ulm, 7. Mai. (Korr.) Gestern fand hier eine Vertrauensmännerversammlung des Bundes der Landwirte statt, welche die Kandidatur für die auf 30. Mai anberaumte Ersatzwahl in den Landtag für den Wahlbezirk Amt Ulm dem Stadtschultheißen Haug von Langenau antrug. Derselbe hat die Kandidatur angenommen. Von einem volksparteiliche» Gegenkandidaten hört man noch nichts.
Berlin, 5. Mai. Die Unterkommission der Budgetkommission des Reichstags, welcher der Auftrag erteilt worden war. zu ermitteln, ob es möglich sei. die Kompensationsgeschäfte der Bankhalter zu besteuern, trat gestern nachmittag unter dem Vorsitze deS Abgeordneten Graf Stolberg (kons.) zusammen. Es wurde die Frage eingehend erörtert, ob die Schwierigkeiten einer solchen Besteuerung zu überwinden seien.
Nachdem die Budgetkommisston des Reichstage? mit 20 gegen 8 Stimmen einen vom Centrum «inge- drachten Antrag angenommen, wonach die geforderte Schlachtflotte bewilligt, die Vermehrung der Auslands flotte um 5 große und 5 kleine Kreuzer dagegen ge- strichen und die Material- Reserve um einen großen Kreuzer und zwei klein»
Kreuzer gemindert wird.
Nach dem Centrumsantrage sollen bestehen: die Scklacht- flotte aus 2 Flottenflagg- jchiffkN und 4 Geschwadern zu je 8 Linienschiffen, sowie 8 großen Kreuzern und 24 kleinen Kreuzern; die Aus- landSflotte aus 3 großen Kreuzern und 10 kleinen Kreuzern; die Materialreserve aus 4 Linienschiffen.
3 großen und 4 kleinen Kreuzern.
Durch diesen Beschluß erscheint die Zusammensetzung der zukünftigem deutschen Schlachtflotte gesichert. und aus diesem Grunde bringen wir unseren Lesern beistehend eines von fachmännischer Hand entworfenen tabellarischen Bil- des, wie sich die deutsch«
Schlachtflotte in Zukunft gestaltet. Aber aus unserem Bilde ist nicht nur dies, sondern auch noch folgendes zu ersehen:
Zunächst ist in demselben die Teilung der Schlachtflotten in die aktiven und die R-serveschlachtflotten zum Ausdrucke gebracht. Sodann find alle diejenigen Schiffe, die mit voller Bemannung in Dienst gehalten werden, durch schwarze Signatur des GchiffSruwpses hervorgehoben; es ist dies die gesamte aktive Tchlacklflotte einschließlich oller Torpedoboote, sowie die halbe Schiffszahl der Reservrslotte und von den Torpedobooten der letzteren stets das führende Boot einer jeden Division (Div'sionsboot).
Ferner sind in der Zeichnung alle Panzerschiffe und groß n Kreuzer, die die deutsche Marine besitzt, bereits in Anrechnung gebracht uud durch Namen bezeichnet. Diejenigen Schiffe, dir schon vom Stapel gelaufen, aber noch ,m Ausbau, also noch nicht verwendungsbereit sind, haben die Jahreszahl ihrer voraussichtlichen Fertigstellung neben ihrem Namen: der Rumps dieser Schiffe ist schräg weiß schrasfi t. Die noch auf Stapel b.findlichen, bereits in Angr ff genommenen Schiffsneubauten sind mit einem Buchstaben und dem Jahre ihrer voraussichtlichen Fertigstellung versehen, und ebenso, wie die noch im Ausbau befindlichen Schffe schrosfirt.
Weiter sind die schon jetzt verwendungsbereiten Schiffe (11 Panzerschiffe und 8 Küstenpanzer, sowie 7 große Kreuzer) mit Rauch v rsehen.
und man neigte sich zu einer zustimmenden Ansicht. In der nächsten Dienstagsitzung sollen bestimmt formulierte Anträge zur Erörterung gestellt werden.
Berlin, 6. Mai. An dem feierlichen Gottesdienst zur Großjährigkeits-Erklärung des Kronprinzen «ahmen zahlreich geladene Herrschaften und Würdenträger teil. Der Kaiser bestimmte die Bibelworte: „Sei fest, sei ein Mann, wahre der Hut des Herrn, deines Gottes, daß du wandelst in seinen Wegen, daß du klug seiest, in allem, was du thust und wo du dich hinwendest," über welche Oberhofprediger Drysander sprach. Derselbe führte ferner aus: „Unserer Zeit seien Männer nötig und Herrscher, die Männer sind. Nach den Tagen der sonnigen Kindheit würden andere Wogen das Lebensschiff des Kronprinzen umtoben. Wir wünschen ihm Glück zur Fahrt. Der Kronprinz möge sich halten an daS Gelöbnis bei seiner Konfirmation: „Ich schäme mich des Evangeliums von Christo nicht." So möge er d«n Eid der Treue leisten auf die altpreußische Fahne. Darauf folgte Chorgesanq, Gebet uud Segen. Dann setzte die Gemeinde und der Chor unter Begleitung deS Bläserkorps mit dem niederländischen Dankgebet ein, Posaunen schmetterten, Paukenwirbel dröhnten durch das Gotteshaus. GS folgte die Vereidigung. Oberst Plettenberg vom 1. Garderegiment, trat mit der Fahne seines 1. Bataillons vor den Altar und senkte die Fahne. Neben ihn traten die Generale Bock. v. Polach, v. Kessel und v. Moltke. Nachdem der Kaiser hin- zugetreten war erhob der Kronprinz die rechte Hand zum Eid, indem er die linke auf die Fahne legte. Generaladjutant v. Pleffen sprach den Fahneneid. Der Kronprinz sprach ihn mit lauter Stimme nach. Dann reichte der Kaiser dem Kronprinzen die Hand und küßte ihn zweimal auf die Wange, während der Kronprinz dem Kaiser die Hand küßte. Die Musik setzte «in mit dem Lied: „Wilhelmui von' Naffounen". Vom Lustgarten her dröhnten die Salutschüsse herauf. Nun schritten die Herrschaften zum weißen Saal« zur Gratulations- kour. Vor den Stufen des Thrones stand der Kronprinz zwischen dem Kaiser und der Kaiserin. Rechts vom Thron« nahmen die Fürsten und Prinzen Aufstellung. Kaiser Franz
Um die deutsche Schlachlflotte möglichst bald ihrer Organisation entsprechend vollzählig zu haben, werden bekanntlich auf dieselbe, die nur aus 4 Typ-n: Linienschiffen, großen Kreuzern, kleinen Kreuzern und Torpedobooten besteht, bereits alle vorhandenen Schiffe angerechnet, ohne Rücksicht darauf, daß ein sehr großer Teil derselben veraltetes bezw. minderwertiges Material darstellt. Diese Schiffe find in unserer Zeichnung durch Einklammerung der Namen kenntlich gemacht. Den 24 kleinen Kreuzern sind in der Zeichnung keine Namen beigesügt, denn in diese Klaffe rangiert fast alles, was Deutschland an Kreuzern, Stationsfahrzeugen und Avisos besitzt, eben aus Notbehelf.
In Zukunft soll die aktive Schlachtflotte bestehen aus: 17 Linienschiffen, von ca. 11000 Tonnen; davon vorhanden verwendungsbereit 6 und zwar „Kurfürst Friedrich Wilhelm", „Brandenburg", „Weißenburg", „Wörth", „Kaiser Friedrich HI." und „Kaiser Wilhelm II."; im Ausbau 3: „Kaiser Barbarossa" (der 1901 fertig wird), „Kaiser Wilhelm der Große" (1901) und „Kaiser Karl der Große" (1901); auf Stapel 3 und zwar v (1902), L (1902) k' (1903); ver- altet vorhanden 5 und zwar die nur 7400 Tonnen großen AuSfallkoroetten „Baden", „Bayern", „Sachsen" und „Württemberg", sowie die nur 5400 Tonnen große und zu langsame „Oldenburg".
Zur aktiven Schlachtflotte gehören ferner 4 große Kreuzer, als welche der Panzerkreuzer Fürst Bismarck, sowie die un-
Joseph und der König von Sachsen hatten sich zurückgezogen. Links standen die Prinzessinnen und die beiden jüngsten kaiserlichen Kinder, gegenüber dem Throne der Voc- tritt. das Pagenchor und die Schloßgarde. - Unter Musik- klängrn begann die Kour in der bekannten Reihenfolge durch Handdruck seitens des Kaiserpaares und des Kronprinzen u. s. w. Der Reichskanzler, Graf Bülsw und o. Wälder« see wurden ausgezeichnet. Mit dem Präsidenten deS Reichstags v. Ballestrem wechselte der Kaiser kurze Worte. Nach der Kour verließ der Hof den weißen Saal des Schlosses.
Berlin, 7. Mai. Der Kaiser geleitete gestern den König von Sachsen zum Bahnhof. Heute Nachmittag 5.20 Uhr reiste das deutsche Kaiserpaar nach Urville.
Berlin, 7. Mai. Der Herzog von Oports erhielt beim Galadiner den Schwarzen Adlerorden.
Ausland.
Paris, 7. Mai. Gegen die Elektrizitätsgesellschaft C. Lahmeyrr u. Co., deren große Dynamomaschinen auf dem Marsselde ausgestellt sind, wurde ein Bubenstreich ausgeführt. Die Gesellschaft sollte für das gestrige Nacht- fest die Beleuchtung der Monumrntalpforte übernehmen. Durch Hineinwerfen einer Menge KieS in die Maschinen sollte das Metall zum Erhitzen gebracht und eine Explosion der Maschine herbeigeführt werden. Die Ausführung des Bubenstreichs setzt technische Kenntnisse voraus.
Paris, 7. Mai. Der „Figaro" meldet: Der Handels» minister Millerand hat Anordnungen getroffen, daß alle für die Ausstellung bestimmten Gegenstände, die nicht vor dem 12. Mai eingeführt sind, nach dieser Frist nicht mehr zugelaffen werden.
Rio de Janeiro, 7. Mai. Der deutsche Gesandte veranstaltete aus Anlaß der Großjährigkeitserklärung des deutschen Kronprinzen ein Bankett, zu dem der Minister des Innern und die Mitglieder des diplomatischen Korps geladen waren.
New-Iork, 1. Mai. Nach einem Telegramm der „Morningpost" streikt in Chicago beinahe jeder Arbeiter
gepanzerten Panzerdeckschiffe Hertha, Freya und Viktoria Luise in Anrechnung kommen; sodann 12 kleine Kreuzer und 8 Torprdobootdivifionen von je 5 Torpedofahrzeugen.
Zur Reserveschlachtflotte gehören ebenfalls 17 Linienschiffe, 4 große, 12 kleine Kreuzer und 8 Torpedoboots- divistonen. Linienschiffe find für diese Reserveschlachtflotte gar nicht vorhanden, in Anrechnung gebracht werden hierauf die 8 nur 4500—4800 großen Küstenpanzerschiffe Siegfried, Beowulf, Heimdall. Odin, Frithjof, Aegir, Hildebrand und Hagen, letztere bekanntlich im Umbau. Auf Stapel befinden sich die 2 Linienschiffe 0 (fertig 1902) 6l (1903); gänzlich fehlen also hier 7 Linienschiffs. — Von den 4 großen Kreuzern sind für die Reseroeschlachtflotte nur die 3 ungepanzerten Kreuzer (Panzerdeckschiff) Hansa. Vineta und Kaiserin August« vorhanden; ferner steht Kreuzrr-Neu- bau ^ (fertig 1901) auf Stapel.
Die geplante zukünftige Organisation und Stärke der deutschen Schlachtflotte ist das Ergebnis eingehendster taktischer Erprobungen und krieg-strategischer Erwägungen; in unserem Bilde ist dieselbe in so übersichtlicher und klarer Weise dargestellt, und zwar unter gleichzeitiger sachlicher Unterscheidung des Wertes der verschiedenen vorhandenen oder im Ausbau befindlichen Schiffe, daß diese interessante Darstellung einen objektiv belehrenden und dauernden Wert besitzt.
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