Erscheint
Montng, Mittwoch, Donnerstag und Samstag.
Auflage I960 Preis vierteljährl. hier mit TrLgerlohn SV I, im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 ^ 20 I. Monatsabonnements nach Verhältnis.
62.
Dkl GchlWfler.
Amis- und Anzeige-Blat! für den Oderamts-Bezirk Nagold.
74. Jahrgang.
Nagold, Samstag den 21. April
JusertionS'Gebtihr s. d. einfpalttgr Zeile auS gewöhn!. Schrift »der deren Raum bet einmalig. Einrückung S I, bei mehrmalig, je « I.
SratiSbetlagen:
DaSPlanderstübche«
und
Schwäb. Landwirt.
1S6S.
Amtliches.
An die Ortsbehörde« für die Arbeiterverfichernng.
Nach tz 12 der AmtsversammlungSbeschlüffe vom 29. Juli 1899 wurde den mit dem Einzug der Beiträge zur Jnvaliditäts- und Altersversicherung für unständige Arbeiter beauftragten Personen (Ortsbehörden und Gemriadtdienern) mit Wirkung vom 1. bezw. vom 9. April an, eine Mehr- einzugSgedühr von 3°/« gewährt.
Die Einzußsstellen werden daher angewiesen, die hierauf bezüglichen Einzugsgrbühren unfehlbar bis 25. April bei der Amtspfiege zu liquidieren.
Nagold, den 19. April 1900.
K. Oberamt. Ritter.
Hages-WeuigLettm.
Deutsche« Leich.
Nagold, der, 21. April.
Von sitzt au erfolgt im innerwürttembergischen Verkehr die Hrrbecholung von Personen zur Abhaltung von Telephongesprächen nicht bloß bei den m,t Telephon betriebenen Telkgrapheuanstaltm und bei denjenigen öffentlichen Telrphonstrllen, an welche nicht zugleich Telephonttilnrhmer angeschloffen sind, sondern überhaupt bei allen öffentlichen Telephonstkllen. Bei Gängen im Ortsbestellbezirk und darüber hinaus bis zur Entfernung von 1 km werden 25 ^f, bei Gängen nach anderen über 1 km entfernten Orten die wirklich erwachsenden Auslagen vom Antragsteller neben der Sprechgebühr emgezogen. —
Gegen die Anordnung der Postverwcl'ungrn, daß die Quittungen der Empfänger bei Postanweisungen, Wertbriefen rc. rc. nicht mehr das Datum des Empfanges zu tragen brauchen, schreibt di- Deutsche Juristenzeitung, daß für den Rechtsverkehr hierdurch die Quittung in einem wesentlichen Punkte ihren Wert verliere; den« der Zeitpunkt deS Empfanges sei oft von größter Wichtigkeit. Aus diesen Gründen sollte die nme Verfügung besser wieder in Wegfall kommen. — Eine für di« raschere Abfertigung des Publikums on dev Postschaltern bemerkenswerte Neuerung ist seit 1. April eingeführt. Wenn man früher Geldsendungen, Postanweisungen, Wert- oder Einschreibbriefe in größerer Zahl zur Post auslieferte, so mußte der Annahmebeamte für jeden aufgeliefrrten Gegenstand eins besondere Quittung schreiben; nur Geschäftshäuser mit eigenen Büchlein waren hievon ausgenommen. Jetzt ist dies erfreulicherweise anders geworden; man erhält nunmehr eine Gesamlquittung über sämtliche eingelieferten Wertgegenstände ausgestellt. Diese Neueinrichtung hat im Reichspostgebiete schon früher bestanden.
Schietin gen, 20. April. (Einges.) In Anerkennung der heurigen, besonders gut ausgefallenen Schulprkfung bewilligten dir bürge,!. Kollegien dem Herrn Schullehrer Ungerer eine namhafte Geldprämie.
Tübingen, 17. April. Staatörat UrnversitätS- profrsfor Dr. v. Mandry ist um seine Entlassung auS dem württembergischen Sraatsdienst eingekommen. („Dieser Schritt ist,- so schreibt dazu der „Jpf", „zweifellos die Antwort auf die schnöde Uebergehung des hoch, verdienten und hochangesehenen Mannes bei Besetzung des Universitätskonzlerposter.S.")
Stuttgart, 17. April. Der württ. Müllerver- band hat zur Stellungnahme der süddeutschen Landwirtschaft drtc. Mehl- und Getreidebahntarif eine interessante Flugschrift hersusgegeben, welcher wir folgendes entnehmen: Die Flugschrift führt aus, daß di« Tarifgleichheit für Mehl- und Getreide die im ganzen Lande verteilten Mühle» befitzer geknebelt an die Großmüllerei in und bei Mannheim preisgebe, welcher Zustand steigende Verbitterung Hervorrufe. Die Flugschrift beruft sich daraus, daß Roheisen und Eisenwaren. Stahl und Stahlwaren durchaus nicht unter gleichen Tarifen von der Bahn befördert werden. Dasselbe sei der Fall bei Eementwaren und Crmrnt u. s. w. Die Fracht für Mannheim—Stuttgart betrage für 100 Doppelzentner Weizen 71 dagegen für die Vermahlungs-
Produkte hieraus nur 60 45 -I. und gerade dieser Um- stand habe die Gründung von Riesenmühleu am Endpunkt der Rheinwasserstraße, wohin um spottbillige Frachten ausländisches Getreide zu Wasser geschafft werde« könne, her» vorgerufen. Die Flugschrift berichtet nun über die Beschlüsse der Tariskommisfion der deutschen Eisenbahnbeiräte, woraus wir hervorheben, daß Süddevtschland daS Mehl von Norden her hauptsächlich auf dem Wasserwege bezieht. Eine Erhöhung der Mehlfracht sei unbedingt für Süddeutschland und Elsaß-Lothringen notwendig. Dir wohlthätige Beschränkung der früheren Handelsfreiheit durch Schutzzölle sollte im Innern nicht der Mästung weniger Großen dienen. ES svllten nicht durch staatliche Einrichtungen Auslands
geschäfte dem Schutzzoll zum Trotz besorgt werden dürfen. Auch dis süddeutsche Landwirtschaft habe ein großes Interesse daran, daß die Tarifzletchheit für Mehl- und Getreide endlich aufgehoben werde. Die Binnenmüller seien anerkannt die besten Abnehmer der Landwirtschaft, und der ungeheure Ernst der Lage fordere eine baldigste Beseitigung des schreienden Zustandes.
Stuttgart, 19. April, Dem Vernehmen nach wurde Minifterialdinktor Dr. v. Weizsäcker gestern Abend von S. M. dem König im Wilhelmspalast empfangen. Die Ernennung deS Dir. v. Weizsäcker zum Staatsminister deS Kirchen- und Schulwesens dürste demnächst brvor- stehen.
Aus den parlamentarischen Kommissionen. Im Druck erschienen ist der umfangreiche, vom Präsident v. Geßler erstattete Bericht der Kommission der Kammer der GtandeS- herren über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Benützung der öffentlichen Gewässer. Bekanntlich ist der erste Entwurf der schon im Jahre 1895 den Ständen vorgelegt wurde und in der zweiten Kammer eingehend beraten worden war, in der Kammer der Standeshercsn in der ubgelaufenen Legislaturperiode nicht mehr zur Behandlung gekommen. Im März v. I. unterbreitete die Regierung sodann dem Präsidium der Kammer der Standesherren einen neuen Entwurf, der im wesentlichen dem Entwurf von 1895 mit den seitens der Kammer der Abgeordneten beschlossenen Aenderungen entspricht. In de« Bericht wird nur betont, daß dir Kammer der Standesherren keinerlei Veranlassung zu einem grundsätzlichen Widerspruch gegen den neuen Entwurf habe, da dieser das bestehende Recht nach Thuulichkeit zu schonen und wohlerworbene Rechte aufrecht zu erhalten such« und, soweit er neue Vorschriften enthalte, den Interessen der Landwirtschaft und der Industrie in gleicher Weise gerecht zu werden sich bemühe. Entsprechend diesen einleitenden Bemerkungen find die von der Kommission beschlossenen Aenderungen meist nur formeller und redaktioneller Natur. — Auch der Bericht der volkswirtschaftlichen Kommission der zweiten Kammer über den Antrag Devtler und Gröber, betr. die Einführung einer auf Freiwilligkeit gegründeten Viehversicherung mit Staatsunterstützung, welcher der Regierung zur Erwägung empfohlen wird, ist im Druck erschienen. Berichterstatter über den Gegenstand sind die Abg. Deutler und Frhr. v. Herman.
Untertürkheim, 17. April. Heute nachmittag fuhr S. M. der König hier an und legte, wie alljährlich, auf das Grab der Fräulein Haußmann, einer langjährigen Dienerin seiner Mutter, der Prinzessin Katharine und Tochter deS verstorbenen Pfarrers Haußmann von hier, an ihrem Todestage einen prächtigen Kranz nieder.
Vom mittleren Neckar, 17. April. (Korr.) Unlauterer Wettbewerb. Im Juli 1899 errichtete die Firma Gebr. Endriß, Leder- und Schuhwarenfabrik in Kleineislingen, welche in Ulm und Göppingen Verkaufsläden besitzt, in der Frredrichftraße beim Bahnhof in Eß- lingen einen VerkausSladen mit Tchmllsohlerci. Schon im November 1899 zeigte die Firma in der Sßlinger Zeitung einen „Großen Ausverkauf in Schuhwaren in sämtliche» Artikeln für Herren, Damen und Kinder" mit Verkauf unter Fabrikpreis bis zu 20°/» Rabatt an und erzielte dabei wonatkche Einnahmen von 6—800 ^ einschließlich der Reparaturen. Durch diesen Ausverkauf senden sich die Eßlinger Schtlhmacherureister geschädigt; sie ließen durch Mittelspersonen verschiedene Artikel kuusiu und stellte« dabei fest, daß z. B. ein Paar Herrenschnürstiesel zum Fabrikpreis von 8.50 ^ zum Verkausswert von 11 im Ausverkauf 13 ^ kosteten. Ebenso kostete er« Paar Frauenschnürstiefel im Fabrikpreis von 6.50 ^ im Ausverkauf 8.50 ein Paar Frauenspangenschuhe im Fabrikpreis von 3 im Verkausswert 4 im Ausverkauf 4.50. Unter Vorlegung von « Paar gekünsten Schuhwaren stellten die beauftragten Schuhmachermeister Jmm. Berner und Gotth. Jestngrr in Eßlingen Strafanzeige wegen unlauteren Wrtt- bewerbS beim Kzl. Schöffengericht und erkannte dasselbe nach obiger Beweisaufnahme und Beiziehung deS Schuh- warenfabrikanten Haueisen aus Stuttgart als Sachverständigen gegen den Schuhwarensabnkanten Albert Endriß in Kleineislingrn unterm 19. März 1900 zu Recht, daß der Angeklagte zu einer Geldstrafe von 100 zur Tragung sämtlicher Kosten und zu einer Buße von je 30 ^ an die beiden Kläger verurteilt sei, zugleich wurde die einmalige Veröffentlichung des Urteils in der Eßünger Zeitung angeordnet; gegen dieselbe Firma ist auch in Ulm eine Strafanzeige wegen unlauteren Wettbewerbs erstattet worden.
Ulm, 17. April. Am letzten Samstag begab sich eine Abordnung der bürgerl. Kollegien bestehend auS Ov.-Meister Wagner, LandtagSabg. Komm.-R. Mayser und B.-Ä.-Ob- manu Teichmann nach Stuttgart, um dem Kriegsminister Gen. d. Ins. Frhr. Schott v. Lchottenstein die Mitteilung
zu machen, daß drr bürgerlichen Kollegien der Stadt Ulm unterm 5. April beschlossen haben, dem Kriegsminister in dankbarer Anerkennung seiner Bemühungen uni das Zustandekommen des Vertrags betr. die Niederlegung der inneren Umwallung Ulms das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Die Abordnung überreichte dabet dem neuen Ehrenbürger ein Bild seiner Geburtshauses, dar in Ulm steht. Der Ehrenbürgerbrief wird später folgen. Vielleicht darf daran erinnert werden, daß der Vater des Kriegsministers, Reg.- Dir. Frhr. Schott v. Schottenstein, ebenfalls Ehrenbürger von Ulm war.
BomBodensee, 18. April. (Korr.) Im letzten Jahre belief sich die Zahl der in den Bergen Umgekommenen auf 63 Personen, 4 mehr als im Jahre 1898. Die Unglücksstätten erstrecken sich auf die deutsch-östecreichischen und Schweizer Alpen. — Auf Ziteigl einem Wallfahrtsort in der Gemeinde Galux, Oberhalbstein, soll eine Anlage für schweizerische Alpenflora in Angriff genommen werden. Der Zweck derselben ist 1. Sicherung der einheimischen Flora, besonders der selteneren Arten, 2. Sammlung der Alpenpflanzen an einem Orte, wo die Flora bei einem einmaligen Ausflugs in kurzer Zeit überblickt werden kann, 3. Ermöglichung eines genauen Studiums derselben, 4. Physiologische Versuche, z. B. Veränderungen der Pflanzen, wen« diese von niederen Standorten nach höhere« verbracht werden.
Berlin, 18. April. Freiherr v. Reitzenstein, Major irn Generalstab der 11. Division, ist vom südafrikanischen Kriegsschauplatz nach Deutschland zurückzekchrt. Fchr. o. Reitzenstein hat im Burenlager den Feldzug mitzemacht.
Graudeuz, 18. April. Der „Graud. Gesellige" meldet auS dem durch den geheimnisvolle» Mord des Gymnasiasten Winter in Aufregung versetzten Städtchen Könitz: 200 Reservisten wurden dort einquartiert. Da größere Ex- cesse befürchtet werden, wurde polizeilich angeordnet, daß alle Gchankstätten 8 Uhr Abend» zu schließen haben.
Rathenow, 19. April. Der General der Kav. v. Ro send erg ist heute Mittag gestorben.
A>n»i«»h.
Paris, 17. April. Bon den Betrachtungen, die in den Pariser Blättern anläßlich der Eröffnung der Weltausstellung angestellt werden, find die des Matin für deutsche Leser besonders interessant. Das Blatt wendet sich an alle Völker und schreibt über die Aussichten der deutschen In- dustrie folgendes: Es ist klar, daß die Fremden, sobald sie bei uns auSstellen. nur ihr Bestes zeigen und daß st« sich anstrengen. Erfolge wieder wett zu machen, die wir bei ihnen errungen haben. Auf diese Weise werden die bis zur Leichtfertigkeit gastlichen Pariser auch der erschreckenden Verherrlichung der deutschen Industrie beiwohnen, und sie werden geneigt sein, sich oo: ihr zu beugen. Sie srlbst haben in wunderbarer Weise die Interessen der Raffe gefördert. die sie am meisten zu fürchte« haben, weil sie die zeugungsfähigste und die arbeitsamste aller unserer Nachbarn ist. Die deutsche Industrie wird derartige Erzeugnisse vorsühren, daß alle Märkte der Welk, die bisher noch für Frankreich offen waren, Gefahr laufen, zugunsten Deutschlands verschlossen zu werden. Deutschland hat friedlich geschafft, während die Franzosen sich stritten, nachdem sie von der Wunde, die man ihnen geschlagen hatte, noch nicht einmal geheilt waren. So konnten sich deutsche Unternehmungen entwickeln, dir die Franzosen kaum in Angriff nehmen können. Deutschland konnte seine alten Preise dorr aufrecht erhalten, wo die Franzosen dis ihrigen verdoppeln mußte«. So wird die Ausstellung den Ruhm Deutschlaads verkünden, statt den Frankreichs. Aus unseren Ruinen wird sich Deutschland mit Kraft erh-ben. Warum sollten sich bei einer solchen Sachlage die Deutschen nicht freuen nach Paris zu kommen und zu genießen?
Paris, 18. April. Gestern Abend folgten die in Pari« anwesenden zahlreichen deutschen Aussteller der Einladung des Reichskommiffars Richter zu einer geselligen Zusammenkunft im Spatenbräu drr Ausstellung. Deuffen- Krefeld sprach dem Gastgeber Hierselbst den herzlichen Dank der Versammelten für seine Bemühungen um die deutsche Ausstellung aus. Die Versammlung sandte an den Kaiser folgendes Telegramm: „Die deutschen Aussteller find mit der deutschen Kolonie nach schwerer arbeitsreicher Zeit zum ersten Male vereint und sprechen Eurer Majestät, dem mächtigen Schirmherr« der deutschen Arbeit ihre unterthä- nigste und begeisterte Huldigung auS. NamenS der deutschen Aussteller und der deutschen Kolonie. Richter."
Paris, 19. April. Nach der Trauerfeier für den Obersten Villebois-Mareuil demonstrierten die Nationalisten für General Mercier. Die Polizei schritt ein. General Rercier bestieg eine Droschke, deren Pferde von Polizisten mit der Hand geführt wurden, um einen Unglücksfüll in dem Gedränge zu vermeiden. Die Nationalisten faßten die-