werde aber aufhSren neutral zu sein, wenn Truppen und Kriegsmaterial dort gelandet werden könnten. Der „Eclair" fordert den Minister des Aeußern, Delcafsö, auf, die Initiative zu einem entschiedenen diplomatischen Vorgehen zu ergreifen.
-j- Die Thatsache, daß England von Portugal die Beförderung englischer Truppen und von Kriegsmaterial von dem Hafenplatze Beira in Portugiesisch-Ostafrika mittels der Eisenbahn nach Rhodefia auf Grund vertragsmäßiger Abmachungen nachgesucht und die Erlaubnis hierzu auch erhalten hat, ist jetzt v»m portugiesischen Minister des Aeußeren in der DienstagSfltzung der Lissabon» De- putirtenkammer offen zugegeben worden. Zur Beschönigung dieses offenbaren NeutralttätSbruches Portugals gegen Transvaal führte der Minister allerhand an, u. A. wie- er darauf hin, Portugal habe von seiner Gestattung deS nachgesuchten Durchzuges englischer Truppen durch portugiesisches Gebiet der TranSvaal-Regierung „loyal" Mitteilung gemacht, und behauptet er im Uebrigen, Portugal sei in dieser ganzen Angelegenheit höchst korrekt verfahren. Schließlich feierte der Minister mit überschwenglichen Worten die englisch-portugiesische Freundschaft. — Jedenfalls brandmarkt sich diese verächtliche Handlungsweise gegenüber Transvaal von selbst!
London, 4. April. Der Prinz und dir Prinzessin von Wales sind (über Brüssel) nach Kopenhagen abgerrist.
Brüssel, 4. April. Auf den Prinzen von Wales wurde bei seiner Ankunft im hiesigen Bahnhof von einem unbekannten Menschen geschossen. Der Prinz blieb unverletzt; der Thäter wurde verhaftet. — Ueber den Mordanschlag werden noch folgende Einzelheiten gemeldet: Der Prinz von Wales war mit dem Expreßzug von Calais um 4 Uhr 45 Min. hier eingetroffen und dann etwa 30 Minuten in Begleitung zweier Sekretäre in der Haupthalle deS Bahnhofs auf- und ab- gegangen. Mit dem um 5 Uhr 15 Min. nach Köln ab- gehendrn Expreßzug fuhr der Prinz weiter, als plötzlich Schüsse fielen. Der Zug wurde sofort angehalten. Unter de« Publikum entstand eine große Aufregung. Es wurde frstgestellt, daß weder der Prinz noch sonst jemand verwundet wurde. Der Bahnhofinspektor eilte auf die Schüsse herbei und gab dem Thäter einen Schlag auf den Arm, bevor er den 3. Schuß abgeben konnte. Zwischen beiden entstand rin Ringen. Der Thäter wehrte sich und versuchte, sich frei zu machen. Mehrere Personen eilten zu Hilfe, entwaffneten den Angreifer und machten ihn dingfest. Der Prinz zeigte sich zweimal am Fenster deS Salonwagens und fragte, ob der Angreifer verhaftet, sei. Man bejahte dies. Kurz darauf setzte sich der Zug in Bewegung. — Der Verhaftete ist ein 16jähriger Flaschner, Namens Sipido, und wohnt in der Rue de la Forge in St. GilleS, einer Vorstadt van Brüssel. In seiner Tasche fand man eine Anzahl anarchistischer Papiere. Er erklärte, daß er die Absicht gehabt habe, den Prinzen zu töten, und über seine That keine Reue empfinde. Er sei bereit, dieselbe noch einmal zu verüben. Der Staatsanwalt traf alsbald am Thatort ein, um den Verhafteten, der vorläufig im Polizeibureau deS Nordbahnhofs untergebracht ist, zu vernehmen. Einer Meldung zufolge erklärte Sipido wörtlich: „Ich habe geschossen, weil der Prinz o. Wales Tausende in Transvaal umkommen läßt. Ich habe dessen Opfer rächen wollen und bedauere nicht, dieses Attentat gegen den Prinzen verübt zu haben, der sich zum Mitschuldigen der unmenschlichen Politik ChamberlainS gemacht hat."
Brüssel, 5. April. Alle Blätter verurteilen in schärfster Weise dos Attentat. Die „Gazette" schreibt: „Das ganze belgische Volk wird mit Nachdruck die ebenso haffens- werte wie m,qualifizierbare, wahnsinnige That verdammen, deren Gegenstand der Thronerbe einer befreundeten Nation war, dir uns so viele Dienste erwiesen hat." — Der „Patriote" schreibt: „Der schlimmste Feind Belgiens hätte nicht- Schlimmere- ersinnen können." — Die „Chronique" sagt, Belgien könne in keiner Weise verantwortlich gemacht werden für die That eines Narren oder Unsinnigen. — König Leopold richtete an den Prinzen eine Depesche, in der er seinem Bedauern über den Mordanschlag Ausdruck giebt. Der Minister des Aeußeren stattete dem britischen Gesandten einen Besuch ab.
Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz.
Kapstadt, 4. April. Gestern fanden hier sowie in anderen größeren Städten der Kapkolonie und von Natal Massenversammlungen statt, bei denen Resolutionen, welche die Einverleibung der Burenrepubliken fordern, begeisterte Annahmen fanden. Als die Teilnehmer der hiesigen Versammlung, in welcher der Bürgermeister den Vorsitz führte, im Zuge von derselben zurückkrhrten, begegneten sie dem Ministerpräsidenten Schreiner und empfingen ihn mit Heulen und Pfeifen. Schreiner flüchtete in ein
CafehauS und gelangte schließlich in daS Parlamentsge- bäude. Hier hörte er mit entblößtem Haupte daS Absingen der Nationalhymne an, worauf die Menge sich wieder beruhigte.
Springfontain, 4. April. Es ist Grund zu der Annahme vorhanden, daß eine Anzahl feindlicher Truppen in der Nähe der Bahnverbindungslinie zwischen Springfontain und Bloemfontain umherschwäcmt. General Gatacre bereitet sich vor, jedem Versuch deS Feindet, die Verbindungslinie Roberts' abzuschneiden, entgegen zu treten.
London, 4. April. Lord Roberts Beileidstelegramm aus Anlaß des Tode- Jouberts ist an den Präsidenten Krüger gerichtet und lautet wie folgt: „Ich habe soeben die Nachricht von General Jouberts Tod erhalten und wünsche, sofort Ew. Ehren und den Burgherrn der Südafrikanischen Republik mein aufrichtiges Beileid bei diesem traurigen Ereignisse darzubieten. Ich möchte Sie bitten, General Jouberts Familie bei diesem traurigen Verlust den Ausdruck meiner respektvollsten Sympathie zu überwachen und ihnen gleichzeitig zu versichern, daß alle Klaffen Ihrer Majestät Truppen in Südafrika mein Gefühl tiefen Bedauerns teilen, ob deS plötzlichen und vorzeitigen Ende? eines so hervorragenden General-, welcher sein Leben dem Dienst seines Vaterlandes widmete und dessen persönliche Tapferkeit nur noch übertroffen wurde durch seine menschliche Führung und ritterliche Haltung unter allen Umständen".
Bloemfontein, 4. April. Die Division TolvilleS und die Kavallerie FrenchS sind hieher zurückgekrhrt. ES ist alles ruhig. Die Zerstörung der Wasserwerke wird große Unbequemlichkeit verursachen. Es wird nötig sein, mit dem Wasser zum Baden sparsam umzugehen. Doch ist reichlicher Vorrat an Trinkwaffer vorhanden.
London, 5. April. Nach einem Bericht der Liver- pooler „Daily Post" habe die Königin Lord Roberts den Befehl gegeben, in erster Linie jetzt Mafeking zu befreien. Die Befreiung sei in den nächsten 2 Wochen zu erwarten.
New-Aork, 4. April. Das „New-Aork Journal" veröffentlicht ein Telegramm auS BuschmanSkop, worin gemeldet wird, daß der Führer deS Burenkommandos, welcher die Engländer in den Hinterhalt gelockt haben soll, Karl Reichmann, Hauptmann auS dem Heere der Vereinigten Staaten sei und die Truppen der Buren als amerikanischer Militärattaches begleitete. Ein Telegramm desselben Blattes auS Washington meldet: DaS dortige KriegSamt halte obige Meldung für unglaublich, obgleich dar Kriegsamt in letzter Zeit nichts von Reichmann gehört hat.
Prätoria, 5. April. Am 2. ds. erfolgte eine Bekanntmachung der Regierung, daß alle britischen Ein- wohner Johannesburgs, StoktburgS und Krügersdorps innerhalb 48 Stunden, alle übrigen mit ihren Familien heute das Land zu verlassen haben. Diese Anordnung bezieht sich nicht auf die in den staatlichen Bergwerken beschäftigten britischen Unterthanen.
Zwei englische Offiziere, Hauptmann Haldane und Leutnant Le Mesurier, sind aus der Gefangenschaft in Prätoria entflohen und in Lourenzo Marques einge- troffen. Sie hatten einen Tunnel unter ihrem Zimmer in der Musterschule gegraben und waren durch diesen ins Freie gelangt. Obgleich furchtbar erschöpft, machten sie sich auf den Weg nach Delagoa-Bai, wobei sie sich stets in der Nähe der Eisenbahn hielten. Verschiedene Male gerieten sie in Gefahr, wieder gefangen zu werden. Einmal mußten sie sich in einem Fluß, bis zum Nacken im Wasser, eine halbe Stunde lang versteckt halten und ein anderes Mal, als sie unter einer Decke auf einem Güterwagen verborgen waren, hob ein Wächter einen Teil der Decke auf. Sie litten schwer unter Nahrungsmangel und die Reise wurde noch dadurch verzögert, daß Le Mesurier gleich nach der Flucht sein Fußgelenk verstaucht hatte.
Kleinere Mitteilungen.
Hall, 5. April. (Korr.) Der seit Januar d. I. flüchtig gegangene und vom K. Amtsgericht Hall «egen Diebstahls und Betrugs im Rückfall steckbrieflich verfolgte Dienstknecht Friedrich Holl von Vekberg. hies. Oberamts, wurde in Karlsruhe aufgegriffen und gestern in daS hies. Gerichtsgefängnis eingrliefert.
Pforzheim, 5. April. (Korr.) Ueber das Vermögen deS Cigarrenhändlers Heinrich Schäfer hier wurde das Konkursverfahren eröffnet.
Wimmenthal, 5. April. (Korr.) Zwischen hiesigen und Dimbacher Rekruten kam eS zu Streitigkeiten, wobei daS Messer eine große Rolle spielte. 3 hiesige Rekruten, wovon 2 gestochen sind, wurden in Untersuchungshaft nach Weinsbrrg ins Amtsgerichtsgefängnis eingrliefert.
Von der schweizerischen Grenze, 5. April. (Korr.) Am letzten Sonntag wurden in Zürich mittelst Einbruchs Schuld- und Sparkassenscheine im Betrag von 4100 sowie Kleider und Schmucksachen, ebenfalls im Wert von 4000 ^ gestohlen. Von dem Thäter hat man noch keine
Spur. Die Sparkaffrvscheine lauten zum Teil auf die Württemb. Sparkasse, zum Teil auf die Oberamtssparkosse Oberndorf und die Darlehenskasse Fluorn, OA. Oberndorf.
Station Ratzenried, 4. April. (Korr.) Der Knecht deS Okkonomen Fravnkewalt in DrttiShofen Tde. Waltershofen fuhr gestern Vormittag aus der hiesigen Bahnstation a n. als gerade ein Zug von Wangen onsrchr. Die Pferde scheuten und der Knecht kam so unglücklich unter das Gefährt, daß derselbe schwer verletzt in den Spital nach KiffS- legg verbracht werden mußte.
Pforzheim, 6. April. (Korr.) Gestern Nachmittag 2 Uhr ging das erste diesjährige Gewitter über unsere Stadl. Dasselbe gab sich kund in Donner und hagelartigem Schneegestöber. — Mit der im Juni und Jult stattfindenden Bäckerei-, Konditorei- und Kochkunstausstellung ist auch eine Lotterie verbunden. 20 000 Lose ü 1 ^ werden auSgegeben. Der Hauptgewinn beträgt 3000 ^
Vom Bodensee, 6. April. (Korr.) Infolge der Kälte ist in manchen Orten der Seegegend die Aprikosenblüte zerstört worden. Auch letztes Jahr war die Ernte der Aprikosen wegen Vernichtung der Blüte durch Erfrieren ganz unbedeutend.
Meißen (Sachsen), 3. April. Der praktische Arzt vr. mkä. Fiedler hatte sich vor 14 Tagen bei der Operation eines tuberkulösen Geschwürs im städt. Krankenhause eine kleine Rißwunde an der linken Hand zugestoßen. Da dieselbe rasch verheilte, beachtete Dr. Fiedler das Vorkommnis nicht weiter. Als Anfang »origer Woche sich Schmer- zen an der Hand einstellten, wurden dieselben zuerst als gichtisch angesehen, bald aber erkannten Dr. Fiedler und andere herbergerufene Aerzte, daß eine Blutvergiftung vorlag. Eine in der Dresdener Diakonissenanstalt sofort vorgenommene Operation kam zu spät. Sestern starb der beliebte, vielgesuchte Arzt, ein Bild kräftiger Männlichkeit, erst 41 Jahre alt mit Hinterlassung einer starken Familie.
Breslau, 3. April. Ein furchtbares Verbrechen wurde in Bischwitz (Kreis Ohlau) verübt. Ein mit 14 Jahren Zuchthaus vorbestrafter Mann setzte einen Strohschober in Brand und lockte dadurch die männliche Bewohnerschaft zur Brandstelle, um währenddessen auf Diebstahl auS- zugehen. In einem Hause, wo er einbrach, traf er eine Frau mit ihrem Sohn an, beiden spaltete er mit einer Axt den Kopf. Bei seiner Verhaftung machte der Brandstifter und Doppelmörder einen vergeblichen Selbstmordversuch.
Liverpool, 2. April. Ein dreister Raub ist am Freitag in einer der ersten Hotels Liverpools, dem Adelphi- Hotel auSgeführt worden. Die Prinzessin von Leiningen und ihr Gemahl, Oberst Atkinson, waren dort abgestiegen. Sie hatten sich zum Pferderennen bei Aintree begeben und als sie am Abend zurückkehrten, fanden sie den Koffer, in dem sich die Juwelen der Prinzessin im Werte von 4000—6000 Lst. befanden, erbrochen und alle Juwelen gestohlen. Eine Belohnung von 100 Lst. ist für die Auffindung derse lben auSgesetzt worden.
Landwirtschaft, Handel und Verkehr.
Eßlingen, 4. April. Der heutige Baummarkt war bei mittelmäßiger Kauflust wieder stärker befahren. Im ganzen waren 1250 Bäume aufgestellt. Bezehlt wurde für Apfel- 1.00—1.80 Birnen-1.20-1.60 Zwetschgen 30—50^f, Pflaumen-1.00—1.20
Zwergbäume 0.60—1.20 per Stück, Johannis- und Stachelbeeren per 100 Et. 3—4 Reben per 100 St. 1.50—6.00 ^
Untertürkheim, 4. April. Am Güterbahnhof wurde heute ein Waggon Tafelobst zu 15 pro Ztr. verkauft.
f- Der Getreidemarkt. (Berichtswoche nach den Märkte» von New-Uork, Berlin, Leipzig u. s. w. vom 30. März bis 1. April 1900.) Die Haltung des Getreidemarkte« ist zur Zeit eine unentschiedene und schwankende. Das rauhe Wetter und zeitweilige bessere Preise in Amerika und England bewirkten, daß auch in Deutschland und Oesterreich die Weizen und Roggenpreise etwas anzogen, es trat aber immer bald wieder eine Abschwächung auf den alten Preisstand ein, da es an genügender Kauflust fehlte und billigere Roggen- und Weizenangebote aus Rußland und Rumänien Vorlagen. Man kann daher im Großen und Ganzen die Weizen- und Roggenpreise als dieselben wie in der Vorwoche bezeichnen. Dasselbe gilt von Gerste, Hafer und Mais. _
Verzeichnis der Märkte in der Umgegend.
Vom 9.—14. April 1900.
Calw: 11. Vieh-, Roß- und Schweinemarkt.
Neuenbürg : 11. Vieh- un d Gchweinemarkt._
A»«k«rS-GrSffa«»g«n.
K. Amtsgericht Hall. Bauer Christian Klotz, Inh. eines gemischten Warengeschäfts in Sulzdorf. — K. Amtsgericht Heilbronn. Sophie Bodammmer, Spezereihändlerin in Thalheim. — K. Amtsgericht Lsutkirch. Adelheid Häßler, Söldncrswwe. in Jllerbachen^ Gde. B erkheim ._
Auswärtige Gestorbene.
Hugo Horn, Chordirektor an der Marienkirche, 72 I. a.; Marie Schilpp, geb. Ebinger, 51 I. a., Stuttgart. — Eduard Wohlf ahrt, Bankkassier, 56 I. a., Jlshofen. _
Hiezu eine Beilage und da- P l auderstübchen Nr. 14.
Druck und Verlag der S. W. Zaisrr'fche» Buchhandlung (E«tl Zaifer) Nagold. — Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur.
Nagold, Oberamtsstadt.
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