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Der GeMschksttt

Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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SchmiL. Landwirt.

^ 58.

Nagold, Montag den 8. April

1900.

Deutscher Reichstag.

-j- Der Reichstag ist drreitS am Mittwech, nach Erledigung der 8. Lesung des EtaS, in seine Osterferien gegangen; die nächste Sitzung findet am Dienstag den 24. April statt, für welche u. a. die 1. Lesung deS umgearbeitrten Gesetzentwurfes, betr. die Bekämpfung gemein­gefährlicher Krankheiten, auf der Tagesordnung steht. Die letzte Arbeit des Hauses vor seiner österlichen Ruhepause, die 2 Sitzungen umfassende S. Beratung des Etats, ging im allgemeinen sehr rasch und glatt in ziemlich interesseloser Weise vor. Höchstens wäre die kleine Ueberraschung zu verzeichnen, welche der Echatzsekretär Frhr. v. Thielmann dem Hause bei Erörterung deS PostetatS durch dir Erklärung bereitete, die verbündeten Reg. müßten sich die volle Freiheit der Entschließung darüber wahren, ob von der ihnen zu- gesprochrnen Vollmacht zur Einführung des Postcheckverkehr- Gebrauch zu machen sei, welche eigenartige Stellungnahme der verbündeten Reg. in der beregten Frage von dem gen. Reg.-Bertreter mit dem Hinweise darauf begründet wurde, daß die vom Reichstage in der 2. Etatslesung beschlossene Erleichterung der Gebühren für den Postcheckverkehr auf die Einnahmen der Postverwaltung aus Post­anweisungen bedenklich zurückwirkrn würde. Im Uebrigen fanden sämtlich« Spezialetats unverändert in der Fassung 2. Lesung Ge­nehmigung ; zuletzt wurden noch das Etatsgesetz, die Vorlage über die Verwendung überschüssiger Reichseinnahmen, der Etat im Ganzen und «ine ganze Reihe von Resolutionen zu demselben angenommen. Bon den im Reichstage schon längere Zeit schwebenden Vorlagen sind zunchäst in 2. Plenarlesung noch durchzunehmen die Novelle zur Straf- und Zivilprozeßordnung, die verschiedenen Novellen zur Unfallverficheruugsgesetzgrbung und natürlich auch die Flottenvorlage, di« aber soeben erst von der Budgetkomm, in Angriff genommen worden ist. Der 3. Lesung harrt noch das Fleischbeschaugesrtz, während die lex Heinze in der 3. Lesung infolge der Obstruktion der äußersten Linken einstweilen stecken geblieben ist. Die Verstän­digungsverhandlungen zwischen der Reg. und der Reichstagsmehr- hrit über diese beiden Vorlagen ruhen zur Zeit gänzlich; das endgiltige Schicksal der gedachten Gesetzentwürfe ist demnach höchst ungewiß.

Hages-Aeuigketten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 2. April. Mit d m Neu- und Umbau -«S Genesung-Heims Waldeck «ird noch einem Ausschreiben der Verdingung von Bavarbeiten seitens des Kgl. Garnison- baubeamtrn (s. Inserat) in Bälde begonnen werden.

Calw, 30. März. In der gestrigen Sitzung der bürg. Kollegien wurde der Gehall des OrtSoorstands, Landtags- Abg Haffner, von 3000 auf 4000 ^ erhöht.

Stuttgart, 30. März. Neuerdings verlautet in par- lamertanschkn Kreisen mit Bestimmtheit, daß der Landtag am 18. April (Mittwoch nach dem Osterfest) wieder zu- sammentrelen soll; die Dauer der Tagung wird auf etwa 0 Wochen veranschlagt, so daß die Abgeordneten kaum länger als bis zum Ende deswunderschönen Monats Mai" zusammensein würden.

Stuttgart, 30. März. In Nr. 17 des Regierungs­blattes vom 24. ds. Mls. wi,d eine mit Allerhöchster Ge­nehmigung Seiner Majestät des Königs vom 12. dS. Mts. «rgangene Bekanntmachung des Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens, betreffend die Titel- und die Rangver­hältnisse der Lehrer an Gelehrten- und Realschulen, ver­öffentlicht, welche im wesentlichen folgende Bestimmungen enthält: In erster Linie ist der TitelKollaborator" beseitigt worden; die Lehrer dieftr Stufe führen künftig, wenn sie an Gelehrtenschulen angestellt sind, den Titel

Präzeptor", wenn sie an Realschulen angestellt find, den TitelReallehrer" mit dem Rang auf der IX. Stufe der Rangordnung. Den Lehrern auf den eine akademische Bildung erfordernden Hauptlehrstellen der unteren und mitt­leren Klaffen der Gelehrtenschulen sodann kommt von jetzt an der TitelOberpräzeptor", den Hauptlehrern an den entsprechenden Klaffen der Realschulen der TitelOber­reallehrer" je mit dem Rang auf der VIII. Stufe der Rangordnung zu. Für einen Teil dieser Lehrer kann bis zu einem Dritteil der Gesamtzahl nach 12jähriger ständiger Dienstzeit der Titel eines Professor- auf der VIl. Stufe der Rangordnung in Vorschlag gebracht werden.

Stuttgart, 1. April. In der Osterwoche wird die vom Württ. Gartenbauverein in der Gewerbehalle zu Stuttgart veranstaltete Frühjahrspflanzenausstellung einen Anziehungspunkt für die Blumenfreunde aus dem ganzen Lande und weiterher bilden. Bereits sind an sämt­liche deutsche Gärtnerkreise Einladungen ergangen und bei dem Ansehen und der ho^en Blüte der württ. Gartenbau­kunst steht auch aus den Reihen der außerwürttembergischen Gärtner ein zahlreicher Besuch zu erwarten, umsomehr als die Osterfeiertage hiezu besonders Gelegenheit bieten. Nach den großartigen Vorbereitungen sowie nach den immer sich mehrenden Anmeldungen von Ausstellern zu schließen, wird diese Ausstellung an Bedeutung nicht Zurückbleiben hinter der großen Jubiläumsausstellung, welche der Verein im Jahr 1889 zu Ehren des 25jährigen Regierungsjubiläums deS Königs Karl veranstaltete und die ihm ehrenvoll« An­erkennung eintrug. Die Eröffnung erfolgt am Oster­mittwoch, 11. April, voraussichtlich in Gegenwart des Königs, des Protektors des Vereins, der Schluß ist auf Ostermontag den 16. April festgesetzt. WaS die einheimische Gartenkultur an blühenden Pflanzen aufbringen kann, wird hier vereinigt sein. Kunstvoll arrangierte Bergpirtieen mit Wasserfällen und Springbrunnen werden dem Gesamtbilde reiche Abwechslung und frische Lebendigkeit verleihen. Unter ollem werden unsere großen Gärtnereien mit dem Massen- kultus spezieller Pflanzen hervorragendes Interesse bean­spruchen. Voran stehen die K. Schloß und Wilhelma- gärtnerei, für deren Beteiligung S. M. der König nunmehr die Erlaubnis erteilt hat. Letztere Gärtnerei wird neben ihren berühmt gewordenen Azaleen- und Camelienflor auch die seltene Wilhelma-Rhododendron zur Schau bringen. An Größe und Umsang schließt sich dieser Abteilung die ebenso interessante 15 gw umfassende Sammlung von Warn- und Kalthaus- sowie Freilandfarren der im Besitz der Großfürstin Wera befindlichen Villogärtnerei Berg an. Aber auch die privaten Gärtner stehen nicht zurück. C. Faiß-Feuerbach, der sich vornehmlich mit der Flieder(Zy nnken). Zucht befaßt und hierin einen schwungvollen Export nach Rußland etc. betreibt, bringt von dieser Pflanze 20 Sorten in 100 Exemplaren zur Schau, deren Aufstellung eine Fläche von 25 gnr beansprucht. Eine weit größere Abtei­lung erstellt G. Scherermann-Heilbronn mit 60 gm Koniferen der seltensten Art. Eßlingen wird durch Rich. Grupp mit einem prächtigen Orchideenflor vertreten sein. In das PreiSrichtrrkollegium, dem eine große Zahl Ehrenpreise und über 7000 ^ zur Verfügung stehen, find die bedeutendsten

Vertreter des Gartenbaus auS Südwrstdeutschland berufen worden.

Kirchheimu. T., 30. März. Ein ähnlich herbes Ge­schick wie die Familie des Oberförsters Mündler in Obern­dorf ereilte gestern diejenige deS Forstrats Tritschler hier. Vorgestern Nachmitttag starb die Gattin desselben an den Folgen der Influenza im Alter von 6S Jahren und gestern folgte Herr Forstest Tritschler i« Tode nach. Derselbe ist einer Lungenentzündung erlegen und hat ein Alter von 75 Jahren erreicht. Tritschler bekleidete früher am hiesigen Forstamt längere Jahre die Stelle de- Forst- rats und lebte in den letzten Jahren als Pensionär hier.

Vom Bezirk Waiblingen, 31. März. (Korr.) Gestern starb der auch in weiteren Kreisen bekannte frühere Abgeordnete des Bezirks Waiblingen, Oekonom Weis haar in Strümpfelbach. Derselbe gehörte dereinst im württ. Land­tag der Deutschen Partei an. Mit ihm ist ein tüchtiger Landwirt, ein patriotisch gesinnter und redlich handelnder Mann aus dem Leben geschieden. Bor kurzem beging der Verlebte seinen 70. Geburtstag. Er ist einem Influenza- Anfall erlegen.

Vom Truppenübungsplatz, 30. März. (Korresp.) Bis fernd war für die Wälder des Schießplatzes, die wie der ganze Uebungsplatz Eigentum deS deutschen Reiche- find, ein eigener ReichS-Forftbeamter angestellt. Dieser Posten wurde Heuer nicht mehr besetzt; denn die mancherlei AuS- forstungrn, die in den Vorjahren nötig waren, um das Gelände für die Infanterie- und Artillerieschießübungen brauchbar zu machen, find durchgeführt, und nur noch der winterliche Holzschlag, bei dem die Bewohner der an den Schießplatz grenzenden Orte guten Verdienst finden, wird vorgrnommen. Der Truppenübungsplatz hat aus seinen 36 Quadratkilometern Bodenflächr sehr ausgedehnte und großen­teils schlagfähige Buchen- und Tannenbestände, die zusammen einen Wett von reichlich 4 Millionen Mark repräsentiren, also eine Summe, die nur wenig hinter dem Kaufschilling für den ganzen Uebungsplah, der bekanntlich 5 Millionen Mark betrug, zurückdlnbt.

Vom Bodensee, 31. März. (Korr.) -Dem auf dem Heuberg, südlich der Donau auf dem Hochplateau zwischen Sigmaringen und Tuttlingen, früher herrschenden Wasser­mangel ist nunmehr gründlich abgeholfen worden durch ein großartiges Wasserversorgung-Werk, das seine Hauptstation im wildromantischen Donauthal zwischen Beuroa und Hausen hat, wo die Thalmühl« zuc Pumpstation ausgebaut wurde. DaS Werk versorgt 11 Gemeinden, 10 badische und 1 würt- tembergische (Neuhausen, OL. Tuttlingen), mit 6200 Ein- wohnern. Zur nachträglichen Feier dieses Ereignisse- fand in Beuron eine Festlichkeit statt, an welcher Vertreter der württemb. und bad. Behörden teilnahmen.

A»st«r«d.

-j- Der UrteilSspruch deS Berner Schiedsgerichts in der Delagoabahnfrage lautet, derSchw. Telegr. Ag." zufolge, auf Zahlung eines Schadenersatzes in Höhe von 15 314 000 Frcs. seitens Portugals an die englisch-ame­rikanische Interessengruppe. Die Londoner Blätter find trotzdem mit diesem Schiedsspruch unzufrieden; sie behaupten

Nagold in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

(Fortsetzung.)

Am Sonntag den 30. August feierte derselbe Verein unter Teilnahme der ganzen Stadt sein 25jähriges Bestehen in glänzender Weise und am Sonntag den 6. Dezember endlich wurde die dem Verein von Seiner Majestät verliehene silberne Erinnerungsmedaille in feierlicher Weise an die Fahne geheftet.

Die Aufhebung der Flößerei, schon längst ein Herzenswunsch der Wasserwerksbesitzer, kam ihrer Verwirklichung wieder einen Schritt näher. Von den verschiedenen Versammlungen in denen die Interessenten und die Vertreter der Regierung mit­einander verhandelten, tagte auch eine in unserer Stadt am 28. Februar, und am 23. Juli hielt im Gewerbeverein der Landtagsabgeordnete, Regierungspräsident a. D. v. Luz, einen Vortrag über den Entwurf eines Gesetzes über die Benützung öffentlicher Gewässer.

Die Gründung eines Vereins für Geflügelzucht im Januar und eines Fischereivereins für das obere Nagoldthal im Sep­tember bezeugten die hohe Wichtigkeit, welche die Leitung des landwirtschaftlichen Bezirksvereins mit Recht auch diesen land­wirtschaftlichen Nebenbetrieben beilegte.

Am ersten Sonntag des November wurde von der Kanzel herab der Gemeinde der Plan der elektrischen Kirchenbeleuchtung vorgeschlagen und mitgeteilt, daß von ungenannter Seite be­reits 100 ^ zu diesem Zweck gestiftet seien.

1897.

Drei Gedenkfeiern wurden im ersten Viertel des Jahres abgehalten.

Eine Schubertfeier zur Erinnerung an den 100jährigen Geburtstag des berühmten Tondichters unter Mitwirkung eines bekannten Konzertsängers fand im Januar im Seminar statt.

Im Februar feierte die evangelische Christenheit in Kirche und Schule den400. Geburtstag des Reformators Mclanchthon.

Der 22. März endlich war dem Andenken des großen Kaisers Wilhelm gewidmet, welcher vor 100 Jahren das Licht der Welt erblickte. Das weihevolle Fest, das aus die­sem Anlaß Nagolds Bürgerschaft in der Turnhalle beging, ist noch in aller Teilnehmer Gedächtnis. Am Vorabend des Festes erstrahlten die Ruinen von Hohennagold im Glanze bengalischen Lichtes.

Einen schönen Abschluß der patriotischen Feste, welche das laufende Jahr und die beiden Vorjahre gebracht hatten, bildete die Sängerfahrt des Liederkranzes nach dem Niederwalddenkmal.

In der Sitzung der beiden bürgerlichen Kollegien vom 16. Juni wurde die Kanalisation in der ursprünglich vorgeschla­genen und empfohlenen Form nun doch genehmigt. Zwar war es nicht mehr möglich, den Strang durch die Hauptstraße zu ziehen; er sollte durch die Hintere Gasse geführt werden, so daß ein Herausreißen der noch keine 2 Jahre im kühlen Erden­schoß ruhenden Zementröhren nur vom Hettler'schen Hause bis zur Köhlerei notwendig wurde. Der Beginn der Grab­arbeiten verzog sich übrigens noch bis zum nächsten Jahre.

Im Juli wurde die Schwarzwaldvereinsanlage auf dem kühlen Berg bei Emmingen durch ein Volksfest eingeweiht.

Nach langen Debatten stimmte am 31. Juli die Amts­versammlung für die Erbauung eines Bezirkskrankenhauses.

Der Neubau eines Postgebäudes, für welches ohne den

Bauplatz mit 8000 ^ die Summe von 26000 in den Etat eingestellt war, wurde im August begonnen und noch in diesem Jahr unter Dach gebracht.

In den ersten Tagen des Christmonates wurde durch einen liturgischen Gottesdienst die Kirchenbeleuchtung eingeweiht. 103 Glühlampen, darunter 20 am Kronleuchter erhellten jetzt die Kirche. Die Gesamtkosten ohne den von einem hiesigen Wohl- thäter gestifteten Kronleuchter hatten 1585 ^ 20 ^ betragen, von welcher Summe alles bis auf einen kleinen Rest durch frei­willige Gaben und Kirchenopfec aufgebracht worden war.

Nachdem auf einer Eisbahnversammlung im Hirsch ein Stamm von Abonnenten auf 3 Jahre sich verpflichtet hatte, beschloß am 3. November der Gemeinderat die Herstellung einer Eisbahn auf städtische Kosten, und bereits am 27. Dezember wurde dieselbe eröffnet.

1898.

Die Mädchenmittelschule, seither Privatunternehmen mit städtischer Unterstützung, stand zu Anfang des Jahres wieder vor einer Krisis. In einer Bürgerversammlung am 22. Feb­ruar wurde beschlossen, die bürgerlichen Kollegien um Ein­richtung einer städtischen Mittelschule zu bitten. Letztere Bitte wurde vom Gemeinderat und Bürgcrausschuß zwar abgelehnt; aber die Eltern und Freunde der Schule sicherten in einer Versammlung vom 21. März durch große Opferwilligkeit den Bestand derselben bis auf weiteres.

Eine weitere Veränderung im Schulleben der Stadt ging im Mai vor sich. Nach Errichtung zweier neuer Lehrstellen wurde die Präparandenanstalt in Staatsverwaltung über­nommen. (Schluß folgt).