Aro. 150.
62 . Jahrgang.
Amts- unä IntekkigenAkatt für äen Kezir^.
Erscheint Kierrrtas, Do»«er»tsg L Ssmstag.
Dir EinrückungSgebükr beträet ö p. Zeile im Bezirk, sonst 12 A.
Donnerstag, äen 22. Dezember V87.
j Abonnementspreis halbjährlich 1 ^ 80 durch i die Post bezogen im Bezirk 2 80 H, tonst in
i ganz Württemberg 2 ^ 70
Avo«nements-Ei«ladilvg.
Dem „CalrE Wochenblatt" werden auch im nächsten Jahre die wichtigsten politischen und anderen Ereignisse telegraphisch mitgeteilt, welche oft in letzter Stunde ausgenommen in kurzer Zeit Zu Händen unserer Leser gelangen. Auch bezüglich des übrigen Inhalts glauben wir den Anforderungen unserer Leser in befriedi- digender Weise entsprochen zu haben, wofür wir in der stets wachsenden Abonnentenzahl einen vollgiltigen Beweis erblicken.
Wir laden hiemit zum Abonnement wiederholt sreundlichst ein.
Aie WeöcMion.
Im militärpflichtigen Alter stehende Handlungsreisende haben nachzuweisen, daß der Erteilung einer Legitimationskarte militärdienstliche Hindernisse nicht im Wege stehen.
Calw, 20. Dezember 1887. K. Oberamt.
Supper.
Die Gemeindebehörden
werden benachrichtigt, daß Bezirksfeuerlöschinspektor Claus im Lauf des Januar 1888 in den einzelnen Gemeinden zur Beratung darüber erscheinen wird, was zur Erfüllung der hinsichtlich des Feuerlöschwesens bestehenden gesetzlichen Anforderungen zu geschehen hat. Derselbe wird die Gemeindebehörden vom Tag seines Erscheinens rechtzeitig in Kenntnis setzen.
Calw, 20. Dezember 1887. K. OberamtZ'
Supper.
Amtliche Wekcmrrtmcrchungen.
'UolitifcHe WcrcHrichtsn.
Bekanntmachung,
betreffend die Ausstellung von Kegitirnatioriskarteu an Geschäftsreisende für das Kalenderjahr 1888.
Diejenigen Personen, welche Gewerbelegitimationskarten für das Jahr 1888 zu erhalten wünschen, werden ausgefordert, ihre Gesuche rechtzeitig zu stellen.
Die Ausstellung der Legitimationskarte erfolgt nur auf Antrag des Inhabers des stehenden Gewerbebetriebs. '
Für denjenigen, welchem die Legitimationskarte ausgestellt werden soll, ist ein Zeugnis des Ortsvorstehers des Wohnorts desselben darüber vorzulegen, daß keine der in § 57 Z. 1—4 und § 576 Z. 2 der R.-G.-O. be- zeichneten Tharsachen vorliegen.
Das von dem Ortsvorsteher auszustellende Zeugnis hat weiter die Firma des betreffenden Geschäfts zu enthalten, sowie eine Beurkundung darüber, daß das Geschäft zur Gewerbesteuer beigezogen ist.
Für Ausstellung der Gewerbelegitimationskarte wird gemäß '?ar. Nr. 35 des allg. Sportelgesetzes vom 16. Juni 1887 der Betrag von 5 Mark ' boben werden.
Deutsches Reich.
Berlin, 18. Dez. Die Aeußerungen, welche Prof. S ch r ö t t e r in Wien vor einigen Tagen über die Krankheit des Kronprinzen gethan, werden von hiesigen Sachverständigen und solchen Personen, die über den thatsächlichcn Zustand des hohen Kranken durch eingehende Berichte aus der unmittelbaren Umgebung desselben genau unterrichtet sind, leider als durchaus zutreffend bezeichnet. Vor allem ist, nie ja wohl endlich auch von allen Seiten zugegeben wird, die Richtigkeit der Anfangs Nov. von den in San Remo versammelten Aerzten aufgestellten Diagnose nunmehr unbestreitbar. Man sollte aber jetzt auch in der Presse aufhören, immer aufs neue im Volke Hoffnungen zu erwecken, für welche es an jeder Berechtigung fehlt und deren Fehlschlagen hinterher den Schmerz nur verdoppelt. Richtiger ist gewiß, wie es der Kronprinz selber thut, dem Unvermeidlichen mit offenem Auge entgegenzusehen. Die Krankheit ist, das steht jetzt unzweifelhaft fest, keine andere, als die seinerzeit von den Aerzten erkannte, und unsere Hoffnungen können daher nur dahin gehen, daß es mit Gottes Hilfe und bei der kräftigen Beschaffenheit des Kronprinzen der ärztlichen Kunst gelinge, das Leben des geliebten Thronerben noch auf eine lange Reihe von Jahren zu erhalten. Erfreulich ist es ja immerhin schon, daß ein operatives Vorgehen auch jetzt
Z-euill'eton. «-chdr»-°-rb°.-n.,
Humoreske von Engen Gavain.
(Fortsetzung.)
„Warten", sagte der Telegraphist, der eben mit der Abfertigung einer Depesche beschäftigt war. Dann wendete er sich an Friedrich nach seinem Begehr. Mit Nachdruck wiederholte Friedrich seine Frage. Der Telegraphist, der natürlich nicht aus dieser Frage klug werden konnte, anderseits aber keine Zeit hatte, sich auf eine lange Unterhaltung einzulassen, antwortete nur kurz: „Nein." Dann machte er eine verabschiedende Handbewegung und Friedrich trollte sich. Um nur ja keine Zeit zu verlieren, wendete er sich jetzt nach dem Billetsch alter.
„Wohin?" fragte der Billeteur, als Friedrich salutierend an den Schalter trat.
„Nach Leipzig", antwortete Friedrich unwillkürlich.
„Zweiter oder Dritter?" fragte der Billeteur weiter.
,,Wir fahren Schlaf-Koupee", sagte Friedrich nicht ohne einen gewissen Stolz.
„7 Thlr. 8 Sgr.", sagte der Billeteur, ein Billet auf das Brett werfend.
Verwundert starrte ihn Friedrich an, dann ermannte er sich, salutierte nochmals und sagte seinen Spruch her. Daß die Billeteure nicht die angenehmsten Leute sind' weiß wohl Jeder; das ist auch gar nicht, mit Rücksicht auf ihren sauren Dienst, zu verwundern. Wie der Billeteur das dumme, freundlich grinsende Gesicht Friedrich's sah, der keine Miene machte, das Billet in Empfang zu nehmen, reckte der Beamte seine Rechte zum Schalterfenster hinaus und im nächsten Augenblick sauste eine solenne Ohrfeige auf Friedrich's Wange hernieder.
„Er Esel, ich will ihn lehren, mich zu foppen", rief der erboste Billeteur.
„Ich danke", murmelte Friedrich instinktiv und zog ab.
Wehmutsvollen Herzens schritt er nach der Garderobe, die als solche ein großer
Schild kennzeichnete. Die Thür war verschlossen, aber ein Zettel besagte, „bitte zu schellen." Das that denn Friedrich auch in ausgiebigster Weise, und alfobalv kam aus der entgegengesetzten Seite der großen Halle ein altes Weib herangewackelt und fragte nach den Wünschen des Schellenden. Friedrich brachte mit unerschütterlicher Ruhe seinen Spruch an.
„Dummerjahn", zetterte die Alte, will er wohl machen, daß er forttommt; halte er Bettelleute zum Narren und nicht eine arme, alte Frau, marsch fort, oder ich rufe die Polizei."
Wie ein begossener Pudel zog Friedrich ab, sich möglichst rasch aus dein Bereiche der schimpfenden Alten bringend. Als er, schon ziemlich entmutig durch seine Mißerfolge, sich nun an den Restaurateur wandte, wurde ihm ebenfalls keine besonders freundliche Antwort zu Teil. Der Pottier warf ihm einen „langen Esel"
! an den Kopf und drehte sich kurz von ihm ab, und der Weichensteller, der kurz vor ^ der Ausfahrt des Zuges seinen Platz hatte, gab ihm, nachdem er ihm bemerkt, daß § er sein Gewäsch nicht verstehe, einen kräftigen Rippenstoß mit der Mahnung, sich nicht ! auf den Schienen herumzutreiben, wenn er nicht etwa eingesperrt sein wolle. So i gelangte der Arme wieder auf den Perron. Es war gerade fünf Minuten vor Ab- ! fahrt des Zuges, als der Assistent auf den Perron geeilt kam und nach dein Jn- ^ spsktions^Lüreau stürzte.
i „Da ist der Mann, sagte der Schreiber und wies auf unsern eben eintrcten-
den Friedrich.
„Ah, Sie bringen mir gewiß 'Nachricht von meinem Jungen, nicht wahr! Wie geht es ihm, ist er gesund, ist er verwundet?"
„Das weiß ich nicht", antwortete Friedrich mit einem breiten Grinsen, „aber ich wollte 'mal fragen, ob Sie nicht Grüße von Heran Rittmeister von Berneck an meinen Hauptmann haben?"
„Unverschämter Bursche!" brauste der Assistent auf, „solcher Dummheilcn wegen werde ich aus dem Bette geholt. Wie können Sie sich solche Witze mit mir erlauben!"
„Aber Sie müssen doch die Grüße haben", meinte Friedrich weinerlich.
„Esel, es hat sich Jemand mit Ihnen einen Scherz gemacht."
„Aber mein Hauptmann hat mir doch gesagt —"