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GchwLb. Landwirt.

74. Jahrga«g.

^ 39.

Bekanntmachung.

Die Räude unter der Schafherde des Schäfers Johann Georq Stempfle in Ebhausen ist wieder erloschen.

Nagold, den 8. März 1900.

K. Obrramt. Schüller, Amtm.

Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und den Bereinigten Staaten von Nordamerika.

j- Die ungünstige Behandlung, welche die Regierung der Vereinigten Staaten der deutschen Wareneinfuhr zu Teil werden läßt und die hauptsächlich deshalb so v-rstim- rnend wirkt weil die Vereinigten Staaten anderen Ländern den Zuckerzoll ermäßigt haben, veranlaßt die deutschen Wirtschastspolitiker, die Handelsbeziehungen zwischen Deutsch­land und den Vereinigten Staaten einer Kritik zu unter­ziehen und die Fragen eines Zollkrieges mit Amerika zu erwögen. Richtig ist ja, daß im verflossenen Jahre die deutsche Warenausfuhr nach den Vereinigten Staaten wieder auf 386 Millionen Ma>k gestiegen ist, aber vor 10 Jahren avar unsere Einfuhr noch Amerika noch bedeutender, so daß die Dinge chatsächlich so liegen, daß die deutsche Ausfuhr nach Nordamerika etwas zurückgcgaugen ist, während sich die amerikanische Ausfuhr nach Deutschland mehr als ver­doppelt hat. Die Ausfuhr der Vereinigten Staaten betrug in dem letzten Jahre nahezu 700 Millionen Mar k. Amerikas Aussuhr-Uebei schuß beträgt also gegenüber Deutschlands Ausfuhr jährlich über 300 Millionen Mark. Dabei weiß Jeder, der dir einschlägigen Verhältnisse nur einigermaßen verfolgt, daß die Ausfuhr der Vereinigten Staaten nach Deutschland keineswegs mehr, wie früher, ausschließlich in Rohprodukten brstiht, die wir von ihnen gegen Jndustrie- erzeugniffe eintauschen, sondern daß Amerika auf dem besten Wege ist, auch auf industriellem Gebiete aus unserem Ab­nehmer unser Conkurrent zu werden, und zwar ein sk upel- loser Conkurrent. Unsere Industrie, die fick jetzt noch gegen die Beschränkung der amerikanischen Vieh- und Ge­treideeinfuhr sperrt, wird diese industrielle Conkurrenz mit jedem kommenden Jahre stärker zu fühlen bekommen. Welcher von beiden Staaten hat also da das stärkste Interesse den Zollkrieg zu vermeiden? Soll man unter diesen Umständen geflissentlich die Augen vor der Tharsache verschließen, daß Amerika der Reihe nach allen anderen Staaten zollpolitische Vergünstigungen gewährt, die es uns vorenthält, offenbar um uns mürbe zu machen? Oder soll es Deutschland auf einen Zollkrieg mit den Vereinigten Staaten von Nordame­rika ankommen lassen? Diese Frage muß ernstliÄ in Be­tracht gezogen werden, zumal eine eingehende Untersuchung ergeben könnte, daß Amerika von einem Zollkriege mehr Nachteil hat als Deutschland. Um klar zu sehen muß allerdings erst sestgestellt werden, wie hoch der Betrag an Getreide, Petroleum und sonstigen Rohprodukten bei der amerikanischen Ausfuhr ist.

Deutscher Reichstag.

Der Reichstag beschäftigte sich am Dienstag zunächst mit Der 2. Lesung der Vorlage über die Konsulargerichtsbarkeit, welcher Gegenstand indessen im Handumdrehen erledigt wurde, denn auf Antrag des freis. Abg. Schräder nahm das Haus den gen. Gesetz­entwurf ohne jede Debatte in der Komm.-Fassung gleich im Ganzen an. Die Erörterung von Petitionen füllte die gesamte übrige Sitzung aus. Von ihnen riefen sowohl die Petition deS Bundes deutscher Frauenvereine zu Leipzig, detr. dir einheitliche Gestaltung des deutschen Vereins- und Bersammlungrechts, als auch einige Petitionen, welche die Einführung des Befähigungsnachweises im Baugewerbe verlangten, eine ausgedehnte Debatte hervor. Im Sinne der erst­erwähnten Petition sprachen die Redner der Freis., der Nat.-Lib. und der 8oz.-Dem., wobei es wiederum zu der bei Reichstagsver- handlungen über das VereinSthema anscheinend unvermeidlichen Erörterung der bekannten mecklenburgischen Zustände kam. Schließ­lich wurde dir Petition gegen die Stimmen der Rechten der Reg. zur Berücksichtigung überwiesen, »ährend die Komm. Uebergang zur Tagesordnung beantragt hatte. WaS die Petitionen betreffs Ein­führung des Befähigungsnachweises im Baugewerbe anbelangt, so traten in der ziemlich lebhaften Diskussion hierüber die Abg. Werner (Antis), Dr. Hahn (B. d. Landw.), Pauli (ReichSp.), Bindewald (Antis.), Gröber (Z.), und Kettner (nat.-lib.) für diese Forderung ein, anderseits bekämst«« die Soz.-Dem. Frohne und Stolle, sowie der freis. Volksp. Dr. Pachnicke die Einführung des Befähigungs­nachweises für das Baugewerbe als im Widerspruch mit den mo­dernen Zeitanschauungen stehend. Die Debatte endete damit, daß der Reichstag die betr. Petitionen, entsprechend dem Anträge der Komm., der Reg. teils als Material teils zur Berückfichligung überwies. Am Mittwoch genehmigte das HauS den Gesetzentwurf Aber die Konsulargerichtsbarkeit endgitlig und befaßte sich ferner mit Rechnungssachen u. s. w.s

Hages-Aeuigketten.

Deutsche« Leich.

Nagold, 10. März. '

Von derDeutschen Zentrale für Bestrebungen zur Be- «ndigung des BurrrlkriegS in München" erhielten wir For- rnulare zugesandt zur Sammlung von Unterschriften

Nagold, Samstag de« 1v. März

(von Männern und Frauen) als Erklärung für Been­digung des Krieges in Südafrika. Die Zeichnunasliste liegt in unserer Revaktionsstube auf, auch geben wir Zeich­nungslisten zur Sammlung von Unterschriften ab. Dl« mit Unterschriften versehenen Listen sollen bis Mittte März nach München eingesandt werden. (D. Red.)

Immunität gegen Maul- und Klauenseuche. Prof. Dr. Winkler in Gießen empfiehlt, der deutschen land­wirtschaftlichen Presse zufolge, als Mittel zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche gut abgekochte Milch von Tieren, welche an Maul- und Klauenseuche erkrankt sind, an andere Tiere zu verfüttern. Zur Immunisierung eines TiereS sind nach Prof. Winkler für Kleinvieh 23, für Großvieh 46 Liter der gut abgekochten Milch pro Tag und Tier erforderlich und die Milchverfütterung etwa 8 Tage lang anzuwenden. Der Landwirtschaftliche Provin- zialverein in Oberhessen Hot dem genannten, als Tierarzt und Forscher erfahrenen Prof. Winkler die Mittel zu wei­teren Versuchen bereits zur Verfügung gestellt. Die Aus­führung des neuen Verfahrens ist höchst einfach, so daß sich jeder Landwirt leicht selbst von der Wirksamkeit des­selben überzeugen kann. Tritt also in einem Gehöfte die Maul- und Klauenseuche auf, so müßte man sofort die Milch der erkrankten Tiere in abgekochtem Zustande an sämtliche gesunde Tiere des verseuchten Gehöftes wir auch an alle übrigen Viehbestände der an- und umliegenden Gehöfte zur Bersütterung in der oben angegebenen Menge und Zeit abgeben.

Calw, 8. März. (Korr.) Der Alldeutsche Verband entfaltet hier eine rege Thätigkeit. Dem Verband gehören nach kurzem Bestehen 37 Mitglieder an. In der gestern stattgefundenen ersten Versammlung wurde Betriebsinspektor Dr. Supper zum Vorstand, Oberamtsarzt Dr. Müller zum Vizevorstand und ObrramtSpfleger Fechter zum Schriftführer und Kassier gewählt. Das städtische Wasserwerk verzinst und amortisiert sich in höchst befriedigender Weise. Die Verwaltung hat deshalb bei der steigenden Rentabilität die Wafferzinse um 10°/» ermäßigt, was von der Bürgerschaft gerne acceptiert wurde.

Herrenalb, 7. März. Eine warme Quelle ist, wie ein Korrespondenzbureau mitteilt, in Bad Herrenalb von Düsseldorfer Ingenieuren gegraben worden, wovon man sich viel für Herrenalb verspricht. Grund und Boden soll bereits erworben und eine Aktiengesellschaft zur Ausnützung im Entstehen begriffen sein.

Stuttgart, 5. März. Am 1. Oktober d. I. tritt im preußischen Armeebereich die neue Militärstrafgerichts- ordnung, mit welcher das öffentliche Verfahren ver­bunden ist, in Kraft. Mit diesem Termin, der auch für die übrigen deutschen Armeebezirke maßgebend ist, wird das neu« Militärgericht jedenfalls auch in Württemberg seine Thätig­keit eröffnen. Für die Justizbehörde unseres Armeicorps ist infolge der Oeffentlichkeit der Prozesse nun auch die Anstellung von 5 Gerichtsschreibern vorgesehen, die im Range eines Militärbeamten stehen. In Preußen rekrutiert sich diese Beamtenkaregone bei den bürgerlichen Gerichten schon länger aus den Kreisen der Militäranwärter; die hiezu geeigneten Leute werden zuvor zur Prüfung rhrer Qualifi­kation ein Jahr informatisch bei den Zioilgerichten beschäftigt. Für die beim württemb. Armcecorps zu schaffenden Gerichts- schreiberstellr kommen, wie bereits bestimmt ist, ebenfalls nur Militäranwärter in Betracht.

Stuttgart, 6. März. Eine Umfrage über die kon­zessionierten Gast- und Schenkwirtschaflen e-luß im Nov. 1898 der Magistrat der Stadt Dortmund an die Ver­waltungsbehörden von 261 Gemeinden lnzw. Wohnplätze im Deutschen Reich, welche bei der Volkszählung von 1895 mehr als 15000 Einwohner zählten. Dabei kamen auch 9 württ. Städte in Betracht. Nach der für die letzteren sich ergebenden Statistik entfielen in dem genannten Jahre auf eine Wirtschaft in Stuttgart 175, in Ulm 149, in Heilbronn 116, in Eßlingen 131, in Cannstatt 160, in Ludwigsburg 150, in Reutlingen 118, in Gmünd 132, in Göppingen 86 Einwohner. Unter den 30 Großstädten mit über 100006 Einwohnern steht Stuttgart mit 175 Ein­wohnern auf eine Wirtschaft an 13. Stelle. Stärker als Ulm sind von 28 Gemeinden mit 4050000 Einwohnern nur 4, stärker als Heilbronn ist von 28 Gemeinden mit 3040000 Einwohnern nur eine (WormS) mit Wirtschaften gesegnet.

Gtuttgart, 8. Marz. (Korr.) Auf ein an die deutschen Zentralorganisationen gerichtetes Ansuchen hat der Vorstand des deutschen Buchdruckerverbandes 10000 zur Unter- stützung der österreichischen Bergarbeiter abgeschickt.

Die Stichwahl zwischen Hieber und Hinderer, im Oberamt Welzheim, findet nach amtlicher Bekanntmachung am Freitag den 16. d. M. statt.

1900.

Berlin, 9. März. Es vollzieht sich eine Entfrem­dung zwischen Petersburg und Berlin; der Zar ist verstimmt gegen Deutschland, weil er von ihm eine kräftigere Unterstützung seiner FriedenSideen er­wartet hätte. Seine deutschfeindliche Umgebung nützt diese Verstimmung als Mittel um ihre Zwecke zu fördern. Seine Gemahlin ist englisch gesinnt. So wird man neben der Entwicklung der Bezieh­ungen Deutschlands England und Frankreich gegen­über auch diejenigen mit Rußland aufmerksam zu verfolgen haben.

Die Leutenot auf dem Lande. Der gegenwärtig in Berlin tagende deutsche Landwirtschastsrat hat über die Leutenot auf dem Lande verhandelt und folgende Vorschläge angenommen:Die Arbeiternot hat gegenwärtig auf wei­ten Gebieten des Deutschen Reichs einen solchen Grad er­reicht, daß dadurch die Fortführung einer großen Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe in Frage gestellt wird. Um dieser Not willen ist es unumgänglich notwendig, alsbald Maßnahmen aus dem Gebiet der Gesetzgebung und Ver­waltung zu treffen, welche zur Bekämpfung des Uebsls ge­eignet erscheinen. Als solche sind besonders zu empfehlen: 1) zur Beseitigung des akuten Arbeitermangels: a. weitere Zulassung ausländischer Arbeiter, jedoch unter Wahrung der nationalen Interessen; b. Rücksichtnahme bei Bornahme größerer Arbeiten seitens des Staats (Eisenbahn- und Ka­nalbaute» u. s. w.) auf den Arbeiterbedarf der Land­wirtschaft; o. Einschränkung der den zur Reserve über­tretenden Militärpersonen erteilten Fceifahrtbewilligung nach dem Ort ihrer künftigen Niederlassung. 2) Zur organischen Besserung der Arbeiterverhältnisse nimmt der deutsche Land- wirtschaftSrat Bezug auf seine früheren Verhandlungen und Beschlüsse betreffend: Gestndemaklerwesen, Organisation des ländlichen Arbeitsnachweises, Kontraktbruch, Geßhaft- machung der Arbeiter, Anteil der Landarbeiter am Roh- und Reinertrag der Wirtschaft. Wohlfahrtseinrichtungen für die Arbeiter; und er bringt weiter in Vorschlag: Die Begründung von bäuerlichen Gemeinden mit gemischter Be­sitzverteilung für die Gegenden des vorherrschenden Groß­grundbesitzes, sowie Berücksichtigung des landwirtschaftlichen Arbeiterbedarfs bei Festsetzung der SchulunterrichtSzeit auf dem Land, unbeschadet der Ziele des Volksschulunterrrchts. 3) Der deutsche LandwirtschaslSrat beschließt: in Erwägung, daß es im allgemeinen nationale» Interesse liegt, das un­geregelte Einströmen der Arbeitsuchenden vom Lund in die Städte und Industriezentren planmäßig zu verhüten, beim Reichskanzler dahin vorstellig zu werden, daß a. eine Be­schränkung der Freizügigkeit statlfindet in der Weise, d«ß junge Leute unter 18 Jahren nicht ohne ausdrückliche Ge­nehmigung der Eltern oder Vormünder ihre Heimat ver­lassen dürfen und auch da nur dann, wenn dir Aufnahme in ein festes Arbeitsverhältnis nachgewiesen wird; d. auf den Erlaß gesetzlicher Bestimmungen Bedacht genommen wird, wonach der Zuzug in die Stadt nicht anders gestattet wird als bei dem Nachweis einer Wohnung, die den sitt­lichen und hygienischen Anforderungen entspricht; e. im weite»en Ausbau der Arbeiterschutzzesetzgebuag die Ver­wendung jugendlicher Arbeiter in der Industrie mehr als bisher eingeschränkt werde."

Ä,s«li»Äd.

Brüssel, 8. März. Reisende, welche mit dem Mii- tagSschnellzuge von Paris eintrafen, behaupten, der ehe­malige Artlllrriehaupkmann Alfred Dreyfus habe sich im Zugs befunden. Dreyfus soll von hier nach Gent weitergereist sein.

Belgrad, 7. März. Eine Mitteilung der Wiener Pol. Korr. auS Sofia tritt bestimmt den Gerüchten von einer bevorstehenden Unabhängigkeitserklärang Bul­gariens entgegen. Gewiß wünschten alle Bulgaren, daß dc»S Ideal ihrer Unabhängigkeit einmal eine Verwirklichung erfahre, aber die Unklugheit, dies jetzt im Stadium der Unreife zu versuchen, sollte man der Regierung in Sofia nicht zumaten. Solange eine solche Aktion nicht alle Aus­sichten eines Erfolges darbiete und solange insbesondere nicht die Zustimmung aller in Betracht kommenden aus­wärtigen Faktoren zuverlässig erwartet werden könne, werde eine derartige Aktion de» Lenkern Bulgariens nicht r> rlockend erscheinen.

Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz.

London, 7. März. Die Abendblätter veröffentlichen eine Depesche auS Durban, wonach eine englische flie­gende Kolonne vom Zululaud aus in Transvaal eingebrochen ist. 60 Buren wurden in einen Hinterhalt gelockt, aus dem sie mit einem Verluste von 7 Mann flohen. Andere Burenabteilungen wurden zersprengt. DaS Land