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Montag, Mittwoch, Donnerstag und SamStag.
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Irr GchlljWrr.
Amts- und Anzeige-Blatt sur den Oberamts-Bezirk Nagotd.
74. Jahrgang.
JnsertionS-Sebühr f. d. einspalttge Zeile auS gewöhn!. Lchrist oder deren Rau« bei einmalig. Einrückung 9 bei mehrmalig, je 6
Gratisbeilagen: DaS Plauderstübcheu und
Schwäb. Landwirt.
28.
Amtliches.
Bekanntmachung.
Die über den Gemeindebezirk Oberschwandorf wegen der Mau!- und Klauenseuche verhängten allgemeinen Maßregeln (Gesellschafter Nr. 19) sind heute wieder aufgehoben worden.
Den 17. Frbr. 1900.
K. Oberamt. Schöll er, Amtmann.
Die Wahl deS Stadtarztes Dr. Ulmer in Nagold zum DistriktS- arzt der Gemeinden Tbhausen, Rohrdorf, Jselshausen, Emmingen, Mindersbach und Pfrondorf, OA. Nagold, ist am 15. Febr. 1900 von der kr. Regierung des Schwarzwaldkreises bestätigt worden.
Deutscher Reichstag.
-j- Der Reichstag setzte am Mittwoch die tags vorher begonnene Spezialberatung des Kolonialetats fort. Es standen am genannten Tage die mit dem Kolonialetat zusammenhängenden Eisenbahnpofi- tionen auf der Tagesordnung. Die Diskussion drehte sich hauptsächlich um die Eiscnbahnforderungen für Deutsch-Ostafrika. Abg. Dasbach vom Z. erklärte sich gegen die meisten der betr. Forderungen, namentlich aber gegen die projektierte Zentralbahn, behauptend, daS Geld für diese ostafrikanischen Bahnbauten würde doch umsonst ausgegeben sein. Auch Abg. Richter ließ sich in dem gleichen Sinne vernehmen, ebenso Abg. Bebel (soz.), während die Abg. Graf Arnim (ReichSp.), Graf Stolberg (kons )> Stockmann (Reichsp.) und Dr. Siemens (fr. Ver.) im Allgemeinen zu Gunsten der projektierten Bahnbauten sprachen. Reg.-seitig verteidigte der Kolonialdirektor Dr. ». Buchka die Eisenbahnforderungen für Ostafrika, auch sein Amtsvorgänger, der jetzige Unterstaatssekretär v. Richthofen, trat mit Entschiedenheit gegen die projektierten Bahnbauten «in. Abg. Freese von der fr. Ver. dagegen mahnte, nur mit äußerster Borsich' an die Ausführung solcher Projekte zu gehen, Deutschland habe große Ausgaben auf anderen Gebieten zu machen. Im weiteren zeitigte die Debatte noch eine polemische Auseinandersetzung zwischen den Abg. Dr. v. Siemens und Dr. Oertel (B. d. Landw.) über die Leistungsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft, worauf das Haus den Titel „Betriebsausgaben für die bestehenden Eisenbahnen" genehmigte, die Forderungen für die Usambarabahn und für die geplante Linie Dar-es-Salam—Mrogoro aber, entsprechend einem Anträge Richter, zur nochmaligen Prüfung an die Budgetkomm. zurückverwies. Am Donnerstag erörterte der Reichstag zunächst die weiteren Eisenbahnpofltionen des Kolonialetats.
-j- Der Reichstag erledigte am Donnerstag den Rest des Kolonialetats debattelos und wandte sich dann der Spezialberatung der Reichseisenbahnverwaltung zu. Bei Kap. 87 Tit. 1 der fortdauernden Ausgaben: „Chef des Reichsamtes für die Verwaltung der ReichS- eisenbahnen (ohne Besoldung)" ergoß sich eine förmliche Hochflut von allerlei Wünschen und Beschwerden auf den preußischen Eisenbahnminister v. Thielen, der hierbei nach allen Seiten Rede und Antwort zu stehen hatte. Eine Hauptrolle in der Debatte spielte die vom Abg. Dr. Müller-Sagan (fr. Volksp.) zur Sprache gebrachte schwebende Angelegenheit einer Reform der Personentarife, welche Reform auch in einem besonderen von Dr. Müller und Genossen gestellten Anträge befürwortet wurde. Neben dem schon genannten Abg. plaidierten auch die Abg. Hauß (Elsäßer), Riff (sr. Ver.) und Schräder (fr. Ver.) für eine Aenderang und Vereinfachung der Personentarife, während sich die Abg. Graf zu Stolberg-Wernigerode (kons.), Gamp (Reichsp.) und Graf Bernstorff-Lauendurg (Reichsp.) gegen eine Verbilligung dieser Tarife erklärten. Eisenbahnmin. v. Thielen ließ sich in der beregten Frage dahin vernehmen, daß der Bundesrat zwar einer Vereinfachung nicht aber einer Ermäßigung der Personentarife geneigt sei, indem er namentlich auf die bedenklichen finanziellen Rückwirkungen einer solchen Herahsetzung -er Tarife auf die Einnahmen der Staatsbahnverwallung hinwies. Zugleich hob aber Thielen hervor, daß es nach Durchführung einer Refonn der Personentarife keine Rückfahr-, keine Saison-, keine Bade- und keine Sountagskarten mehr geben würde. Im Uebrigen galten die Auslassungen des Min. verschiedenen von den elsäßischen
Nagold in der 2. Halste des 19. Jahrhunderts.
(Fortsetzung.)
Er galt damals als der älteste Student in Württemberg; 46 Semester hatte er auf Hochschulen in Tübingen und in Heidelberg zugebracht, zuerst als Theologe, dann als Rcgi- minalist und schließlich als Jurist. In weitesten Kreisen bekannt unter dem Namen „Kanon" war der „Kanonenmaier" jahrzehntelang ein Biedermann und heiterer Gesellschafter in Nagold gewesen.
Die Eröffnung der neuen Eisenbahnstrecken Pforzheim- Calw und Nagold—Horb am 1. Juni wäre in Nagold fast spurlos vorbeigegangen, wenn nicht in letzter Stunde der Gewerbeverein die Einladung hätte ergehen lassen, sich an der von den Calwern veranstalteten Feier zu beteiligen. Ein Extrazug führte die Festtcilnehmer, darunter sehr viele Nagolder, von Calw nach Pforzheim und nach kurzem Aufenthalte daselbst wieder zurück nach Calw. Bei dem nun folgenden Festessen in der Restauration von Michael konnten die Vorzüge der neuen Linie Pforzheim—Horb als kürzester Verbindung vom Rhein in die Schweiz nicht laut genug gerühmt werden.
Im Juni bildete sich im Oberamt Nagold und Horb ein Bienenverein, dessen Vorstand der Bienenzüchter Wehrstein in Gündringen war. Der junge Verein zog bald weitere Kreise und blühte als Schwarzwaldbienenverein fort.
Etwas harmloser als der Bäckenstrike verlief die Arbeitseinstellung der Turm- und Posaunenbläser im August. Um 7 Kr. für den Blastag wollten sich die damaligen Bläser
Nagold, Montag den 19. Februar
Abg. vorgebrachten Uebelständen in der Verwaltung der Reichs- Eisenbahnen. Die gesamte Debatte verlief schließlich in eine Diskussion über die Gehallsverhältnisse der Eisenbahntelegraphisten, worauf der Titel „Besoldungen" und noch einige andere Etatspositionen Genehmigung fanden.
Hages-AemgLetten.
Deutsches Reich. ''
Nagold, 19. Februar.
* Große Freude herrschte gestern Abend im Lokal deS Jünglingsvereins, wo Herr Pfarrer Sigwart von Emmingen vor sehr zahlreicher Versammlung seine im Jahre 1898 gemachte Reise in's gelobte Land in prächtigen Lichtbildern vorsührte, die Herr Sigwart an Ort und Stelle photographisch ausgenommen hatte. Herr Pfarrer Sigwart gab zu jedem Bilde klare, gewandte und zum Teil ausführ, liche Beschreibungen. Großer Dank gebührt dem verehrten Herrn Pfarrer, der sich die Mühe nicht verdrießen ließ, um unserer lieben Jugend, besonders aber auch den Erwachsenen, einen schönen Abend zu bereite«. —
Der Bericht über die gestern stattgesundene Generalversammlung des Landw. Bezirksvereins folgt in nächster Nummer.
Freudenstadt. 13. Febr. Von der Gesandtschaft der südafrikanischen Republik in Brüssel, welcher wir die 1. Rate der von uns veranstalteten Sammlung zur Pflege verwundeter und zur Unterstützung der Hinterbliebenen gefallener Buren im Betrag von 120. — zugehen ließen, ist heute früh bei uns ein Schreiben eingelaufen, in welchem der Gesandte Dr. Leyds namens seiner Regierung und seiner kämpfenden Landsleute seinen allerherzlichsten Dank auSspricht. Er schließt mit den Worten: „Die allgemeine Teilnahme und die überwältigenden Beweise von Sympathie, deren sich in diesen Tagen schwerer Prüfung die beiden Süd-Afrikanischen Republiken in so reichem Maße erfreuen dürfen, sprechen deutlicher denn alles andere für die gerechte Sache die meine Landsleute so einheitlich verfechten, und für ihr gutes Recht; sie müssen uns daher von doppeltem Werte und als moralische Stütze ebenso herzlich willkommen sein, wie in der Eigenschaft notlindern- dsr Liebesgaben."
Kanzler v. Schönbecg in Tübingen hat nach der „Tüb. Chronik" den beiden Landtagsabgrsrdneten von Tübingen Stadt und Amt gegenüber, als ste mit einer Glückwunsch- deputation der Tübmger Stadtvertretung bei ihm waren, erklärt, daß er als Mitglied der Abgeordnetenkammer einer Fraktion nicht beitreten werde, da er dies mit seiner Stellung als Vertreter der Universität im Landtag nicht für vereinbar halte. — Kanzler v. Weizsäcker war bekanntlich Mitglied der Fraktion der Deutschen Partei; ebenso sind die kathol. Geistlichen Domkapitular Stiegele und Dekan Koll- mann Mitglieder der Centrumsfraktion.
Aidlingen, 15. Febr. Wahr werden soll es bei unS mit dem längstbegehrten Schulhausneubau. Derselbe wird noch in diesem Sommer erstellt.
Stuttgart, 13. Febr. Wenn es bisher aus Grund der sich wiedersprechenden Blättermeldungen noch als zweifelhaft erscheinen konnte, ob der Landtag schon Ende März
keinen Schnupftn und Katarrh mehr holen. Da aber manches religiöse Gemüt an das Abblasen des Chorals gewöhnt war, mußte sich der Gemeinderat schließlich zn einer kleinen Erhöhung der Bezüge verstehen.
Im August wurde auch der Ban einer neuen Straße über Jselshausen nach Haiterbach, schvn längst ein sehnlicher Wunsch der Haiterbacher, ausgeschrieben, und zwar zunächst bis zum Schafhaus.
. Bei dem großen Brande, der am 23. Aug. in unserer Nachbarstadt Wildberg 11 Gebäude in Asche legte, eilte auch unsere Nagolder Feuerwehr mit Extrazug zu Hilfe. Leider fand bei diesem Brand ein Nagolder Bürger durch Abstürzen seinen Tod.
Ein bewegter Tag war der 2. September: Landwirt- ! schaftliches Fest, Sedanfeier und Kinderfest wurden gleich- ! zeitig abgehalten. Der Vorstand des Militär- und Veteranen- ^ Vereins, Verwaltungsaktuar Wurst, schloß seine Rede auf dem Stadtacker mit folgenden Worten: Solange die Friedenseiche auf unserem Festplatze grünt, wird ein dankbarer Bür- gersinu den 2. September festlich begehen.
In den gleichen Monat fällt auch die Gründung des Verschönerungsvereins, welchem sofort 40 Mitglieder beitraten.
Das schönste Fest sah der kürzeste Tag des Jahres: Mitten im Winter die Kirchweih am Thomasfeiertage! Trotz der reichlich fallenden Schneeflocken waren zahlreiche Festgäste von nah und fern herbeigeeilt. Zum letztenmale versammelte sich die Gemeinde in der alten Stadtkirche, die mehr als 500 Jahre lang dem Gottesdienst gedient hatte. Mit tiefer Rührung lauschten die Zuhörer, die das Haus
1900
oder erst nach Ostern zusammentreten würde, so darf jetzt als sicher angenommen werden, daß dir Stände erst in der dritten oder vierten Woche des April ihre Plenarberalungen wieder aufnehmen werden. Daran wird auch die Wiedereinbringung oder Nichteinbringung der Steurrgrsetze nichts ändern. Auf keinen Fall ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß der gegenwärtige Landtag sich noch einmal mit denselben zu beschäftigen haben wird. Für die nächsten Wochen verlautet nichts von dem Zusammentritt von Kommissionen.
Stuttgart, 16. Febr. Verwaltungskurs 1899/1900. Mit dem heutigen Tag hat der staatliche Venvaltungskurs 1899/1900 sein Ende erreicht. Die Prüfungen finden voraussichtlich Ende April statt.
Nr. 7 des Regierungsblatts für das Königreich Württemberg, ausgegebrn Dienstag, den 13. Frbr. 1900, hat folgenden Inhalt: Königliche Verordnung, betreffend die Vollziehung der gesetzlichen Vorschriften über die StaatS- schuldenverschreibungen auf den Inhaber. Vom 26. Januar 1900. — Königliche Verordnung, betreffend die Ermächtigung der Gemeinde Rommelshausen, Oberarms Cannstatt, und der Teilgrmeinde Steinheim, Oörramis Marbach, zu Erhebung örtlicher Verbrauchsabgaben von Bier. Vom 2. Februar 1900. — Bekanntmachung des Justizministeriums, betreffend die Ernennung eines stellvertretenden Mitglieds des gewerblichen Sachverständiaenvereins für Württemberg. Baden und Hessen. Vom 3. Februar 1900 — Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, betreffend die Be- suxnisse der Aichämter. Vom 30. Januar 1900. — Berichtigung.
Nürtingen, 19. Febr. In der Gomcinderatsfitzung vom 17. ds. wurde Herr Aff. Ernst Völmle (früher in Nagold) einstimmig zum Verwaltungsratsschreibsr gewählt. (Wir gratulieren bestens hiezu. D. Red.)
Eßlingen, 15. Febr. (Korr.) Unsere gegen 15 Zlr. schwere große Kirchenglocke, die nun schon seit ca. 400 Jahren in Verwendung ist, wurde kürzlich aus ihrem Glocken- stuhl entfernt, da bis zum 1. April eine prachtvolle neue Glocke, die wir einer edlen Stiftung verdanken, aufgehängt werden soll. Dieselbe wird in der bekannten Glockengießerei Kurz in Stuttgart gegossen.
München, 14. Febr. Nachdem bereits vor einigen Tagrn an den Ministerpräsidenten von Crailsheim ein schwere Drohungen enthaltender anonymer Brief aus Postkreisen gekommen war, wurde gestern ein neues Bubenstück gegen ihn verübt, indem im Ministerpalais am Promenadeplatz acht F-nster der Front eingeworfen wurden.
H a l l e a. S., 16. Febr. An die WerkLbefitzer ist eine Eingabe der Braunkohlenbergleute abg.sandt worden, deren wichtige Forderungen folgende sind: 1. Eine Lohn- zulage von 10°/» für olle Arbeiten über und unter Tage. 2. Vom 1. April 1900 ist die eigentliche Arbeitszeit um eine Stunde zu verkürzen. 3. Möglichste Ausgleichung der Gedingsätze nach dem Grundsätze: Für gleiche Arbeit ist auch der gleiche Lohn zu zahlen. 4. Bessere Wetter Ventilation, durchgesührt bis zu den Oertern. 5. Einrichtung von ausreichenden Waschanstalten (Einzelbrausebäder) und erwärmten Umklkideräumrn; Stillung von Verbandstoffen und TranSportwagen für Verletzte. 6. Lieferung von hin-
bis auf den letzten Platz füllten, den ernsten Worten des Helfers Elsäßer, der seiner Rede die Worte zu Grunde legte: Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit! Auch gab derselbe eine interessante Geschichte des altehrwürdigen Gotteshauses und reihte hieran Mitteilungen über die Geistlichen, die im Laufe der Jahrhunderte darin gewirkt hatten. Nachdem das letzte Amen verklungen und zum letztenmale die Töne der alten Orgel den Kirchengenossen das Geleite bis an die Pforten gegeben, ordnete sich der Zug zur neuen Kirche. Von der alten Kirche bis zur neuen waren Tannenbäumchen gesteckt, deren beschneite Gipfel dem Zug den Weg wiesen. An den Stufen, die zur Kirche hinaufführen, war eine Ehrenpforte angebracht mit der Inschrift:
! Unfern Eingang segne Gott! Oben allgekommen sangen die
! Festgenossen: Thut mir auf die schöne Pforte, worauf der Bauherr, Oberbanrat Landauer, die Schlüssel dem Kameral- verwalter Colb von Reuthin und dieser dem Dekan Freihofer übergab. Bald waren die 2000 Sitzplätze besetzt, und nach dem Eingangsgebet verlas Dekan Freihofer vom Altar aus den 24. Psalm aus der von den Geistlichen der Diözese gestifteten Prachtbibel; seiner darauf folgenden Predigt legte er Psalm 26, 6—8 zu Grunde. Der Predigt folgte die Taufe zweier Knaben und eines Mädchens, vorgenommen von Dekan Schüz aus Herrenberg; die Schlußansprache hielt Prälat Georgii aus Tübingen.
1875.
Anläßlich eines bei Seifensieder Harr im Januar vorgekommenen Brandes taucht zum erstenmal der Gedanke einer Wasserleitung ans. (Forts, folgt.)