Erscheint

Montag, Mittwoch, Donnerstag und SamStag.

Auflage: !RXi,

Preis vierteljährl. hier mit Trägerlohn SO -ri. im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 SO -s. Monatsabonnements nach Verhältnis.

Dkl GejklMtkl.

Amts- und Anzeige-Blatt für de» Oberamts-Bezirk Nagold.

74. Jahrga«g.

JnserttonS-Sebühr s. d. einspaltige Zeile au- gewöhn!. Schrift oder deren Ran« bet rinmalig. Einrückung S bei mehrmalig, je «

SratiSbetlagen: DaS Plauderstübchen und

Schwäb. Landwirt.

/U 27.

Nagold, Samstag de« 17. Februar

19ÜÜ.

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Nagold.

Die Feier des Geburtsfestes Seiner Majestät des Königs

wird am Sonntag, de« 25. Fedrnar, begangen werden.

Der ^estgottesdienst beginnt vormittags SV- Uhr, der Festzug vom Rathaus aus in die Kirche vormittags 9'/« Uhr, Nachmittags 12-/4 Uhr Festessen im Gasthof zurPost".

D e Unterzeichneten beehren sich zu zahlreicher Beteiligung an diesen Festakten hiemit ergebenst einzuladen.

Den 16. Februar 1900.

Oberamtmann Witter. Dekan Wömer. Oberamtsrichter Sigel.

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Ämttichrs.

Bekanntmachung.

Die Abhaltung deS auf 21. ds. Mts. fallenden Bieh- «arktS in Alteutzeig ist wegen größerer Verbreitung der Maul- und Klauenseuche verboten worden.

Den 16. Febr. 1900.

K. Oberamt. Sch öl! er, Amtmann.

Bekannlmachung.

Durch Beschluß vom heutigen ist für den Bezirk Freuden­stadt das Umhrrtreiben von Rindvieh und Schweinen im Hausierhandel bis auf weiteres verboten worden.

Freudenstadt, den 15. Febr. 1900.

K. Oberamt. Bames.

Infolge der zweiten Dienstprüfung für Volksschullehrer ist u. a. zur Versetzung von Schuldiensten sür befähigt erklärt worden Allgaier, Albert, Stellvertreter rn Psrondorf.

Dmsscher Rrichstag.

-j- Der Reichstag genehmigte am Dienstag ohne Debatte zunächst die Vorlage, brtr. die teilweise Aufhebung der Freundschafts-, Schiff­fahrt?- und Handelsverträge Deutschlands mir Samoa, Tonga und Zanzibar, in dritter Lesung endziltig. Dann erörterte das Haus in der Gpezialberatung den Kolonialetat, wobei die mitvorgelegte Denkschrift über die Verwaltung unserer Kolonien eine Debatte über die Vorbildung der Kolonialbeamten, über die von einander abwei­chenden klimatologischen Verhältnisse in den deutschen Schutzgebieten im Westen AsrikaS u. s. «. hervorrief. Dann fand zuerst der Etat für Deutsch-Ostastika Erledigung, derselbe wurde in allen seinen Teilen unverändert nach den Komm.-Beschlüssen genehmigt. Die DiZcussion betraf fast nur die Frage, ob es sich empfehle, Moham­medaner als deutsche Hilfsbeamte in Ostasrika zn verwenden, was von den Abg. Graf zu Stolberg-Wernigerode (kons.), Dosbach (Z.), Stockmarin (Reichsp.) verneint wurde, während die Abg. Bebel (soz.-dem.) und Dr. Müller-Tagan (fr. Bolksp.) die Verwendung des mohammedanischen Bevölkcrungselements befürworteten. Seitens der Komm, lagen zum Kolonialetat für Ostafrika verschirdrne Re­solutionen vor, welche u. a. verschlagen, dir unteren Kolonialbeamten aus der eingeborenen christlichen Bevölkerung zu entnehmen, sowie auf die Vorbildung des einheimischen Elements für diese Laufbahn nach bestimmten Grundsätzen Bedacht zu nehmen. Die Abstimmung über die genannten Resolutionen wurde einstweilen verschoben, im Uebrigen genehmigte das Haus auch den Etat für Deutsch-Ostafrika unverändert. Debattelos fanden hierauf die Etats für Kamerun und Tog» Genehmigung, während sich beim Etat für Deutsch-Süd- weftasrika eine längere Debatte über den bekannten, jetzt vom Abg. Bebel zur Sprache gebrachten Fall deS Leutnants Prinzen Urenberg entspann, der einen eingeborenen Diener in brutalster Weise zu Tod gemißhandelt hat. Sämtlich« Redner hierzu ohne Unterschied der Parteistellung verurteilten diese Brutalität aufs Schärfste, wobei es nicht an tadelnden Bemerkungen gegenüber der Kolonialverwaltung, daß sie zu wenig sorgsam in der Auswahl der Kolonialbeamten verfahre, fehlte. Kolonialdirektor Dr. v. Vuchka verteidigte sich gegen letzteren Vorwurf in ziemlich matter Weise; hinsichtlich des Falles Arrnberg erklärte er. daß daS Verfahren gegen den Prinzen eingeleitet sei und daß er sich in Untersuchungshaft befinde; weitere Mitteilungen könne er vorläufig nicht machen, wenn er keine Pflicht- Widrigkeit begehen wolle. Nachdem noch ein Wortgefecht zwischen den reichsp. Abg. v. Kardorff und Dr. Arendt einerseits und Herrn Bebel anderseits wegen des Falles Peters stattgefunden hatte, wurde der Kolonialrtat für Eüdwestafrika bewilligt; debattelos endlich nahm das HauS die Etats für Neuguinea, die Karolinen u f. w. an. Am Mittwoch erledigte der Reichstag die noch «stierenden Positionen des Kolonialetals. Die Wahlprüfungskommission deS Reichstages hat die WahldesAb g. v. Stumm (Reichsp.), welcher Len 6. Wahlkreis deS Regierungsbezirkes Trier vertritt, beanstandet.

Hages-Aeuigketten.

Deutsches Leich.

Nagold, 16. Februar.

* Wenn wir mit Rücksicht auf früher getäuschte Er­wartungen den auf gestern Abend anqekündigten Vortrag des Herrn Dr. Edward Walter, Universttätslektors auS Lund, überTransvaal und den Oranje-Freistaat" mit «inigrm Mißtrauen besuchten, so wurden wir um so

angenehmer berührt und hochbefriedigt von dem Gehörten. Der Redner gab eins Urbersicht aus der Geschichte von Südafrika (1494 Entdeckung desKaps der guten Hoffnung" durch die Portugiesen; 1652 erste holländische Ansiedelung in Kapstadt; 1815 Abtretung der Kapkoloni« an England) in großen Zügen und verknüpfte damit die Schilderung der Schicksale der Buren, welche sich (1652) am Kap nieder­gelassen hatten. Dieselben wanderten 1836 vom Kap nach Norden (Natal), wurden aber schon 1840 dort von den Engländern angegriffen, welche Natal zur Kapkolonie hin­zufügten. Auch der Oranje-Freistaat wird 1848 van der Kapkolonie annektiert. Die Baren ziehen weiter nach Norden, den Vaalfluß überschreitend, wonach sie ihre neue HeimatTransvaal" (Transüber) benennen. Jrtzt eist (1852) gründen sie einen Staat Transvaal, welcher anerkannt wird, ebenso 1854 der Oranje-Freistaat. Der Redner spricht sachlich, aber nicht ohne Verurteilung der Gewaltpolitik der Engländer über alle diese Ereignisse, die in diplomatischen und Waffsnkämpfen daS Burenvolk zur Selbständigkeit führen. Redner schildert sodann die ferneren Bedrückungen der Buren, die gar nichts wollen, denn als freie Bauern arbeiten, die Annexion Transvaals 1877 und dessen Befreiung von der englischen Herrschaft 1879. Am 16. Dezember 1880 proklamieren die Buren die Südafri­kanische Republik. Es entsteht ein Krieg, in dem die Eng­länder verschiedenemale, entscheidend aber am 26. Febr. 1881 bei Majuda geschlagen werden, wodurch Transvaal den Buren zurückgegeben wird, aber die Engländer behalten die Oberhoheit und ernennen eine Kgl. Kommission. Da wer­den 1886 die Goldfelder entdeckt und damit beginnt die eigentliche Geschichte der Südafrikanischen Republik, damit kommt die Hochflut der Ausländer, der Abenteurer in das Land. Die Buren fragen gar nichts nach dem plötzlich entdeckten Reichtum ihres Landes, denn anspruchslos wie sie als holländische Bauern sind, wollen sie auch jetzt nur arbeiten und von dieser Arbeit leben; sie wollen ihr patriarcha­lisches Farmenleben Weiterführen wie am Beginn. Ihr Präsident Krüger, bislang ebenfalls ein bedächtiger Land- mann, hat nun neben der plötzlich aus der Erde gewachsenen Großstadt Johannesburg in Pretoria (genannt nach dem Anführer Pretorius) seinen Regierungssitz aufgeschlagen und regiert mit seinem Staatssekretär Reitz und nnemVolkS- rasd" sein Land. Die Goldfelder geben j tzt indirekt den Anlaß zu neuen Bedrückungen seitens der habgierigen Eng­länder. Krüger hatte sich im Vertrag von 1884 gegen jede Einmischung in die inneren Angelegenheiten deS Lan­des verwahrt und nun (1894) wollten die Uitländer (Aus- länder) das Wahlrecht. 1895 folgt der Einfall Jamesons, welcher mit seiner Bande gefangen genommen, von Präsident Krüger aber den Engländern zur Aburteilung überlaffen wird. Von da an aber wußte Krüger, daß die Engländer weiterschüren würden und rüstete und befestigte. Er that gut daran, denn von dieser Zeit an (1896) begannen die Winkelzüge der geldgierigen Gchacherpolitik der englischen Chamberlain. Rodhes u. Cie., die zum gegenwärtigen, von England ungerecht heraufbeschworenen Kriege führten. Wenn man die klaren, sachlichen Ausführungen deS Redners hierüber verfolgte, so empörte sich jedes bessere Gefühl über die Tewaltthätigkeit und die Lügenhaftigkeit, mit der die englische Regierung gegen di« braven, anspruchslosen Buren gehandelt hat, dann spürte man ein inniges Gefühl der Sympathie, welches man schon lange für die Buren hatte, neu und stärker erwachen. Möge diesem tapferen, um sein heiligstes Gut, um Vaterland und Freiheit kämpfenden armen Burenvolk der Sieg werden!! Eine Reihe ausgezeichneter Lichtbilder, die der Redner mit trefflichen Erläuterungen begleitete, veranschaulichten

Land und Leute von Transoaal und des Oranje-Freistaates. Der langanhaltende Beifall war wohlverdient.

* Wie aus dem Anzeigeteit ersichtlich, wird der Turn verein mit seinen diesjährigen Theateraufführungen am nächsten Dienstag den 20. ds. beginnen. Das erste und auch das zweite aufzuführende Stück sind Lastspiele von G. v. Moser, die ihre Zugkraft auch jetzt bewähren dürften, zudem es sich beim Turnverein darum handelt. auS dem Erlös der Aufführungen einen Fond zur Anschaffung einer neuen Fahne zu schaffen.

Alten steig, 14. Febr. Ein neues Eisenbahn­bau-Projekt ist nunmehr ausgetaucht. Gestern nach­mittag fand in Erzgrube eine zahlreich besuchte Ver- sammlung von Vertrauensmännern statt, w'lche sich mit den einleitenden Schritten befaßte, um das Projekt der Ver­längerung der Nagold-Altensteiger Bahn das Nagoldthal entlang bis Erzgrube und Anschluß in Klosterre:ch?nbach der Verwirklichung entgegenzusühren. Zunächst wurde ein Komitee gewählt, welches die erforderliche Agitation kräftig in die Hand nehmen soll. Wie man uns mitteilt, war die Versammlung voll guter Zuversicht, denn die obwaltenden Verhältnisse, welche für die Notwendigkeit und Zweckmäßig­keit einer Fortsetzung der Bahn bis Klosterreichendach sprechen, sind schwerwiegende. In einer demnächst statt­findenden allgemeinen Versammlung der Interessenten soll eingehende Verhandlung gepflogen werden. Zahlreich war die gestrige Versammlung in Erzgrube besucht! Und warum sollte eS nicht so sein, da eS sich um nichts geringeres, als um eine Eisenbahn handelte, die den müden Wanderer von Altensteig ins obere Nagoldthal, ja hinüber ins Murgthal bringen soll? Die vertretenen Gemeinden schritten sofort zur Wahl von Vertrauensmännern, welche unter sich wieder einen engeren Ausschuß, bestehend aus den Herren: Pfarrer Kentner (Trömbach) als Vorsitzender, Stadtschultheiß Welker (Altensteig), Gägwerkbesitzer Bücking (Schrrnbach), Holzhändler Wurster (Jgelsberg), Schultheiß Schwämmle (Fünfbronn), Gutsbesitzer Johs. Pfeifle (Göttel- fingen), Schultheiß Sackmann (Besenfeld), wählten. Dis Auf­gabe der Vertrauensmänner ist. innerhalb kürzester Frist d-m engeren Ausschuß Bericht zu erstatten, ob die einzelnen Gemeinden mit dem Projekt einverstanden, event. auch be­reit sind finanzielle Handreichung zu thun. (Grenzer).

Stuttgart. 15. Febr. Graf ZeppelinS lenk­bares Luftschiff. Das auf dem Bodens,« im Bau be­griffene lenkbare Luftschiff des Grafen ». Zeppelin gehk, wie dem Berliner Tageblatt aus Friedrichshafen geschrieben wird, seiner Vcllrndung entgegen. Der mächtige Aluminium­ballon ist fertizgestellt, ebenso die L-rnkoorrichtung. Das Luftschiff liegt immer noch in dem zu seiner Zusammen­setzung besonders erbauten gewaltigen Brrtterhause, daS etwa 300 Meter in den See hineingebaut ist und nur mittels Schiff erreicht werd-n kann. Der Tag des Aus­fluges steht noch nicht fest; doch verlautet, daß dieser im Laufe des Monats März erfolgen dürft«. Graf Zeppelin überwacht persönlich die letzten Arbeiten; er trifft selbst alle Anordnungen, soweit sie den Bau seines Luftschiffes betreffen, und steht mit hoher Erwartung günstiger Witterung ent­gegen, um mit dieser den Ausflug seines genial erdachten Ballons vornehmen zu können. In Fach- und technischen Kreisen neigt man zu der Annahme, daß durch die Efin- dung des Grafen Zeppelin daS Problem der Lenkback,ii der Luftschiffe gelöst sei. Graf Zeppelin und mit ihm s, - jenigen, die durch Gewährung von Mitteln das Unterne, men gefördert haben, sind von hohem Vertrauen sür di, Sache beseelt. Der Aufflug wird sich zu einem Ereignis in der äronautischen Welt gestalten. Es werden demselben Aeronauten auS allen Himmelsgegenden beiwohnen. Auch